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— sie kehrt vielleicht nie wieder — ich darf sie also nicht ungenützt vorübcrgeheu lassen — ich darf es nichts — Wenn ich Hedwig nur unterrichten könnte?" — Er erhob sich und ging lebhaft aus und ab. — „Wie mache ich das nur?" — „Hm", sagte er nach einer Weile. „Da Brauser doch von allem 'unterrichtet ist
— könnte er ja vielleicht einige Zeilen an sie — ja, das geht, das geht wahrhaftig!" rief er freudig, setzte sich an den Schreibtisch, nahm ein Octavblättchen, schrieb einige Zeilen, legte es in gleicher Form wie das Lotterieloos zusammen und suchte nach einem Couvert. Dadurch wurde der zusammengefaltete Brief dem, von Brauser mehr nach vorne gezogenen Loose ziemlich nahe gebracht.
„Nun, seid Ihr fertig? Mein Bootsmann ist draußen, Euch zu geleiten," rief der wieder eintretende Brauser.
„Gleich, gleich," sagte Herrmann, mit dem Couvert in der Hand sich zu ihm wendend; „doch hätte ich Euch noch um eine Gefälligkeit zu bitten. Euch ist Marlows Haus nicht verboten und einen Borwand findet Ihr wohl leicht. Ich habe der Geliebten versprochen, gegen vier Uhr vorüber zu gehen; damit sie nun nicht umsonst am Fenster meiner harrt und sich meines Ausbleibens wegen ängstigt, thätct Ihr mir Wohl den Gefallen und suchtet dieses Briefchen," er faßte, ohne sich ganz zu wenden, nach dem Briefe, erwischte aber das Lotterieloos und schob es, weiter sprechend, statt des Briefes in das Couvert — „recht bald in ihre Hände zu spe- dircn?"
„Ei das wird nickt schwer werden und soll gleich geschehen. Doch eilt Euch."
„So bin ich beruhigt" sagte Herrmann, wendete sich, schob die Papiere rasch zurück um dann den Schreibtisch sogleich zu schließen, wodurch der Brief vollends verdeckt und ihm aus den Augen gerückt wurde; siegelte das Couvert vermittelst einer Oblate auf dem leergewordenen Platze, drückte schnell sein Petschaft darauf und sagte, indem er es Brauser überreichte: „So, Ihr wißt ja wohin es gehört, also ist es besser ohne Adresse. Vorsicht brauche ich Euch ja nicht weiter zu empfehlen."
„Pa — ein alter gewiegter Bursche weiß was er zu thun hat. Der Bote ist sicher, verlaßt Euch darauf. Aber macht, die Zeit verstreicht, Ihr habt noch einen weiten Weg heute und wenn Euch Jemand zuvorkäme. —" Er schob den Brief in seine Brieftasche.
„Ich bin bereit" sagte Herrmann die Klappe erhebend und den Schreibtisch schließend. „Adieu und vergeßt nicht, recht bald."
„Ja, ja", erwiderte Brauser und geleitete ihn zur Thüre hinaus.
Es ist dem Leser nun bekannt, wodurch Herrmann verhindert, am Rendezvousplatze nicht erschienen war, worin aber der Grund lag, daß der Brief nicht zur rechten Zeit in Hedwigs Hände gelangte, dürften wir, fassen wir die Folgen davon ins Auge, eben wohl fast als eine Fügung betrachten.
13.
Die Herrmann so warm angepriesene Speculation Brausers mit dem amerikanischen Kausfahrer war zwar keine Erfindung desselben; doch herrschte darin der nicht unwesentliche Unterschied, daß das Schiff nicht heute, wie er gesagt, sondern im günstigsten Falle erst morgen bei Nieuwe Tiep anlegte. Der Vortheil war möglicher Weise ebenfalls bedeutend. Aber Brauser war es, bei der Nähe der großen Loos-Ziehung hauptsächlich darum zu thun, Herrmann so schnell und sicher als möglich zu entfernen und fern zu halten, um ganz freien Spielraum ku gewinnen. Als er mit demselben hinausgeschritten war, schien es ihm doch sicherer, ihn bis zum Bollwerke zu geleiten, in den Kahn steigen und mit dem Begleiter abfahren zu sehen; dann konnte er ohne Furcht in dessen Wohnung vornehmen, was er wollte.
Er verwickelte Herrmann deßhalb so in ein Gespräch, die Schiffsladung betreffend, daß es schien, als folge er demselben'unbewußt und am Bollwerke angelangt ausrufen konnte: „Potz Wetter! Nun bin ich gar bis hierher mitgegangen! Na, schadet nicht, Ihr habt dadurch noch bessere Einsicht gewonnen und ich hätte ja doch fast denselben Weg machen müssen wegen —" er deutete auf die Brusttasche, wohin er Portefeuille und Briefe an Hedwig gesteckt hatte. Ihr wißt ja —"
„Herrmann legte besorgt den Finger auf den Mund. „Ver
steht sich", murmelte Brauser, „wie abgemacht, alles unter uns. Na, glückliche Fahrt und gute Verrichtung!"
Der Kahn stieß ab und fuhr den Kanal hinauf. Brauser aber war hier zu bekannt um sogleich zurückzugehen. Man ries ihn hier, -ries ihn dort an, und er blieb hier und dort sitzen da er sich jetzt ganz sicher wußte. Des Briefes Besorgung war für ihn von keiner Wichtigkeit: ob Herrmanns Geliebte einmal ein halbes Stündchen unnütz am Fenster stand, und vergebens auf das Vorübergehen des Geliebten wartete, oder nicht, schien ihm zu unbedeutend, um deßhalb eine angenehme Gesellschaft zu verlassen, so hatte er zuletzt des Briefes wirklich ganz vergessen, und ging, als es dämmerte, nach Herrmanns Wohnung zurück.
Hier warf er sich auf einen Stuhl. „So," sagte er, „jetzt bin ich hier unumsckränkter Herr, und wo man Herr ist, kann man schalten und walten wie man will. Ich denke so zu schalten, daß was dabei herauskommt." Er zog die Brieftasche hervor, „Da ist ein Loos — und dort," er deutete ans den.Schreibtisch — „liegt das zweite." „Welches von beiden mit einem größeren Gcwinnste herauskommt, ist das Weinige. Er weiß die Nummer nicht — Niemand kann mir also was anhaben. Albernes Volk bleibt doch ewig das verliebte Volk. Vergessen stets über das Liebesglück das Lebensglück — dazu gehört Geld. Sind ewig leichtgläubig, wenn man ihren Hoffnungen und Wünschen schmeichelt, sehen und hören nicht mehr was um sie vorgeht, und machen es dem Klugen fast zu leicht, sie zu betrügen. — So weit wäre ich also gelangt, jetzt noch ein glücklicher Zug, und ich bin ein gmachtcr Mann. Bei dieser Speculation kann ich ja nur gewinnen. Nein, alle Teufel — ich gewinne ja doch eigentlich nicht allein — Loose und Speculation ist Compagniegeschäft mit Reiner — ich muß im glücklichen Falle mit ihm theilcn. — Ich muß, — wer zwingt mich denn dazu? — Ich will auch nicht. — Im unglücklichen Falle, wenn beide Loose durchfallen — will ich theilen, — sonst mag er behalten was er hat, und ich behalte was ich habe. Wiiw es ihm dann zu lange in London auf mich zu warten, so mag er mich suchen. Jeder ist sich selbst der N ächste." (Forts, folgt.)
Vom 1. Juli an treten folgende Etl'llNdtkUllgtll
ein:
1) Stuttgarter Eilwagen ver Leonberg:
Abgang aus Calw 5 Uhr früh. Ankunft in Stuttgart 10"V.M.
2) Nach Pforzheim:
Abgang aus Calw 5v- Uhr früh. Ankunft in Pforzheim 8" N.M. (zum Anschluß an den um 9V< Morg. nach Karlsruhe abgehenden Zug und die um 10 Uhr nach Mühlacker abgehende Post).
Abgang aus Pforzheim um 3'/-r Uhr Nachmittags (mit Influenz der um 3 Uhr von Mühlacker ankommenden Post und des um 3-" Nachmittags von Karlsruhe eintreffendcn Zugs. — Ankunft in Calw um 6'Z Uhr.
3) Nach Nagold über Wildberg:
Abgang aus Calw 7 Uhr Abends. — Ankunft in W ild- berg um 10" Nachts. (In Wildberg 5 Minuten Expe- ditivnszeit.)
Abgang aus Nagold 1 Uhr früh. — Ankunft in Calw um 4" früh.
Bei den übrigen Eilwagen-Kursen treten keine Aenderungen ein und hat bei den seitherigen Abfahrts-, beziehungsweise Ankunftszeiten sein Verbleiben. _
Frankfurter Gold-ConrS vom 27. Mai.
fl, kr,
Pistolen , , , . 9 377r 38'/, Fricdrichsd'or , 9 55'/,—56'^
Holland. 10 fl,-Stücke 9 44 -45
Nand-Dukaten , , , 5 32'/,-33'/^
LO-Frankenstücke , , 9 227!, -23 '2
Engl, Sovereigns , , N 49 -53
Prcuß, Kassenscheine . l 45 45'/,
C 0 nrs
der k. w. Staatskassen-Urrwnltuag für Goldmünzen.
Unveränderlicher CourS: Württ, Dukaten , , 5 fl, 45 kr,
Ber ändert ich er Conrs:
Dukaten.5 fi. 31 kr,
Preuß, Pistolen , , , 9 fl, 54 kr
Andere ditto . . , 9 fl. 37 kr
LO-Frankenstücke . , , 9 fl. Lt kr,
Stuttgart, 15, Mai 1862,
K. Staatskassenverwaltang.
Gottesdienste.
Sonntag, den 1. Juni. Vorm, (Pred.): Hr- lehre mit den Töchtern 2, Klaffe, — Nacknn. kVibe
Dekan Heberle.j— Kinder. Nachm. (Bibelstd.): Herr Helfer Rlegcr,
Ncdigirt, gedruckt und verlegt von A, Del sch leig er.
Da« Lalwer Wochenblatt erscheint wöchentlich zweimal, nämlich Mittwoch n Samstag,
Adonnementsvreishalli,
jährl,54kr„durchdi-Pvs
bezogen inWürttemberc
1 st, 15 kr, — Einzelm , Nummern kosten 2 kr.
Uro. 43
Amtliche ; An di
s Die Abonneir
den Staatsanzeig« ' stein Boten anhe: ; Calw, 31. N
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Gemäß Art. Mai 1852 ist h Calw als Bezirk » Gesellschaft „Th: worden.
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