167

Theater-dtoti;

Das hiesige Publikum hat in kürzester Zeit sich'rcm Vernehmen nach einen großen Kunstgenuß zu erwarten, der sich ihm durch das Auftreten des Herrn I. Winter in einer seiner früheren Glanz­rollen bieten wird. Es ist dieß ein großes Opfer, das der Herr Winter seinen hiesigen Freunden und dem Publikum bringt, mit 78 Jahren sich noch dem Unbehagen einer Rolle auszusetzen und gibt das beste Zcugniß, wie hoch derselbe das hiesige Publikum schätzt. Mit Bestimmtheit läßt sich vom hiesigen Publikum erwar­ten, daß cs dieß Opfer zu würdigen weiß und dem Bühnen-Ve- teran nach Verdienst und Würden in einem dicht gefüllten Hause am besten seine Hochachtung bezeugen kann. Die vorgestrige Auf­führung des Schauspiels:Der Muttersegen" legte wiederum Zeugniß ab, wie tüchtige Kräfte die Gesellschaft besitzt und wie sehr sie den Beifall des Publikums verdient. Da die Gesellschaft nur noch kurze Zeit in unserem Städtchen verweilt, so dürste es im Interesse eines jeden Kunstfreundes sein, wenn Einsender die­ses ihn auf das Nepertvir der nächsten Vorstellungen aufmerksam macht, unter denen man auch das hier so sehr beliebte Schauspiel: Dorf und Stadt" gelesen. C. B.

Tagesereignisse.

Die Eröffnung der ordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts- Hofes zu Ulm im zweiten Vierteljahr 1862 ist auf Montag, den 30. Juni,. Morgens 9 Uhr, festgesetzt.

Hall, 26. Mai. Am Sonntag, den 4. Mai, Abends 9 Uhr, erhielt ein junger Mensch aus.Rieden zu Uttenhofen auf der Straße in Folge von Neckereien von einem Steinbrucharbeiter 3 Stich­wunden in die rechte Seite und ist vorgestern gestorben. So viel man erfährt, ist der Thäter durch sein blutiges Messer alsbald der That überführt worden und wird nun der gerechten Strafe nicht entgehen. Gestern Nachmittag zwischen 4 und 5 Uhr entlud sich über der hiesigen Stadt ein Gewitter in einem heftigen Sturm und wolkenbruchartigen mit etwas Hagel untermischten Regen. In dem 1 Stunde von hier entfernten Torfe Untermünkheim traf der Blitz den Kirchthurm, fuhr aber Funken sprühend, jedoch ohne zu zünden, an dem Blitzableiter herab und zerschmetterte das an sei­nem Fuße angebrachte Holzkästchcn.

Darmstad t. Tie Berathungen unserer zweiten Kammer,über den vom Justizministerium vorgclcgten 475 Artikel zählenden Ent­wurf einer Strafprozeßordnung haben nach 4 umfänglichen Sitzun­gen ihr Ende gefunden. Der Entwurf, welcher die großen Grund­sätze der Mündlichkeit, Oeffcntlichkeit und des Schwurgerichts fest­hält und sie erweitert, war von der großen Mehrheit der zweiten Kammer, deren Antrag ihn veranlaßt hatte, mit erklärtester Billi­gung ausgenommen worden. Er wurde mit 42 gegen 6 oder 7 Stimmen angenommen.

Frankfurt a. M., 26. Mai. Auch das Appellationsgericht

hat die von der kurhessischen Regierung gegen den Redakteur des Frankfurter Journals erhobene Anklage wegen Verleitung zur L-teuerverweigerung zurückgewiesen. Der Oberstaatsanwalt hat daraus die Nichtigkeitsbeschwerde an die dritte Instanz angezeigt. Frankfurt a. M., 28. Mai. Der Generalkongreß deutscher Industriellen stimmte mit 37 gegen 35 Stimmen für unbedingte Annahme des französischen Handelsvertrags. (Schw. M.)

Kassel, 27. Mai. In Folge einer bei Minister Volmar

stattgehabtcn Besprechung sämmtlicher Minister haben diese gestern ihre Entlassungsgesuche überreicht. Man glaubt, daß der österrei­chische und bairische Gesandte, um weiteres Vorgehen Preußens abzusebnciden, diese Entlassung für absolut nothwendig erklär: hät­ten. Die Annahme der Entlassung ist zweifellos. Die Nachfolger sind noch unbekannt. (Tel. d. Schw. M.)

Berlin, 27. Mai. Die Marschbefehle für die nach Kurhes-

scn bestimmten Truppen sind nach der Kölner Zeitung allseitig zu- rückgenommcn. (St.-A.)

Berlin, 26. Mai. Abgeordnetenhaus. Der Finanzminister hat den Handelsvertrag mit Frankreich vorgelegt. Die Regierung hoffe auf die Zustimmung aller Zollvereinsregicrungen, und sei für diesen Fall rechtlich gegen Frankreich gebunden. Der Vertrag sei ein Fricdenswcrk zur Annäherung der Nationen.

Schweiz. Zürich, den 27. Mai. Das Organisationskomitc für das cidg. Freischießen von 1863 erläßt an alle Schweizerschü­tzen die Einladung zu einer (Versammlung auf den 1. Juni in

Olten, um zu berathen 1) über den Ort, von welchem, 2) über den Tag, an welchem und 3) die Uniform, in welcher der Zug nach Frankfurt angetreten werden soll.

Frankreich. Paris, 25. Mai. Es sind Befehle behufs Ab­sendung neuer Verstärkungen nach Cochinchina erlassen wor­den, ebenso zur Vorbereitung von Detachements zur Kompletirung der mexikanischen Expeditions-Truppen. Die Zurücknahme der Salzsteuer wird nach der Presse eine Armcereduktion von 4000 Mann, davon 2000 auf die römischen Truppen, zur Folge haben. Seit Kurzem gibt sich unter einem Theile der Pariser Garni­son eine auffallende krankhafte Ersche.nung kund. Die davon chc- fallenen Soldaten verlieren nämlich mit Untergang der Sonne bei­nahe vollständig die Sehkraft. Nun zeigen (sich Spuren dieses Nebels auch in Straßburg. Bei der Garnison der Citadelle allein hat man jetzt schon etwa 60 Fälle konstatirt.

Italien. Aus der Lombardei, 26. Mai. Die National­schützengesellschaften sind vorläufig aufgehoben worden.'.In Flo­renz wurden 44 Kisten mit Schießgewehren in Beschlag genom­men, mehrere Verhaftungen fanden statt. Am '17. Mai ereig nete sich in Ferrara eine ähnliche That wie die in Genua gegen den Bankier Parodi. Sechs Diebe begaben sich am Hellen Tage in das Haus eines sehr bekannten Bankiers dieser Stadt; sie ban­den alle Personen, die sie dort fanden und stahlen eine sehr bedeutende Summe. Auf das Geschrei einer Frau begab die Po­lizei sich in's Haus; sie verhaftete zwei Diebe und nahm ihnen 6000 Francs wieder ab.

Spanien. Madrid, 24. Mai. Man versichert, General Prim sei ermächtigt worden, sich in der Eigenschaft als spanischer Gesandter nach Mexiko zu begeben, seine Beglaubigungsbriefe aber nicht dem Präsidenten Juarez, sondern der cinzusetzcnden Regie­rungsgewalt zu überreichen.

Portugal. Lissabon, 26. Mai. Unruhen in Oporto (Hauptstadt der Provinz Minho, die seit einiger Zeit unruhig) wurden mit Gewalt unterdrückt._(Tel, d. Schw. M.)

Unterhaltendes.

Menschliches Wollen. Göttliches Walten.

Novelle aus der Wirklichkeit von Eduard Franke.

(Fortsetzung.)

Ihr seid durchaus ein moralisch guter Mensch. Das Mädchen müßte mit Euch glücklich werden, aber der alte Filz sicht nur Moralität und Eheglücksbürgschast im Gelde. Ja, die Naturen sind verschieden, Ihr habt vollkommen recht und eine Natur wie die Eure, verdiente wirklich das höchste Glück. Nun der Himmel wird auch ein Einsehen haben, hat es vielleicht jetzt schon und will Euch Gelegenheit durch diese Schiffsladung geben, ganz in Eurem Sinne den Alten zu gewinnen, denn der Vortheil, den Ihr ihm dadurch bringt, kann enorm werden."

Er hatte geendet, faltete das Papier, überreichte es Herrmann und sprach:Na viel Glück, ich wünsche es Euch von Herzen. Der Kapitän des Schiffes wird Euch auf diese Schrift unbedingt alles überlassen. Benützt diese Gelegenheit und klopft auf den Busch, wenn Ihr den Alten vergnügt seht. Ihr versteht mich schon."

Seid gewiß, ich werde nichts versäumen," sagte Herrmann und traf Anstalt, sich zum Gehen anzuschicken.

Ja so, Ihr geht," sprach Remer,hm, das ist doch eigentlich fatal für mich."

Wie so?" fragte Hcrrmann, stehen bleibend.

I nun", erwiederte Brauser.Ich hatte immer frei Quar­tier hier, so oft ich nach Amsterdam kam. Dießmal bleibe ich zwar nur zwei Tage bleibt Ihr nun hier, ließe sich das auch wohl machen, so aber"

Meine Abwesenheit soll Euch nicht beeinträchtigen. Behaltet den Schlüssel und benutzt das Quartier nach Gefallen."

Topp, das nehme ich an, so ordnet indessen, was Ihr etwa noch zu ordnen Habt, ich gehe während dem einer meiner Leute zu beordern, der Euch als Führer dient und dem amerikanischen Ka­pitän vorstellen soll. Gleich bin ich wieder zurück." Er ging. Herrmann ordnete seine Sachen.Mein Gott ries er Plötzlich was habe ich vergessen! Hedwig erwartet mich ja Nachmittags am Rendezousplatze ich kann ja heute nicht fort." Er warf sich aus einen Stuhl.Aber Brauser hat recht die Gelegen­heit ist günstig und als ob sie der liebe' Gott herbeiführcn wollte