164
von der Halbdämmernng, von der Straße aus ein Brief dicht an die Fensterscheiben geschoben wurde, dessen Aufschrift „An Fräulein Hedwig Marlow" deutlich durch die Glasscheiben in das Zimmer schaute. Es wurde ihm derselbe beim Weggehen dennoch wohl in die Augen gefallen sein, wenn sich die Dunkelheit nicht bereits so berabgesenkt hätte, daß man den Brief nicht sogleich erblicken konnte.
12 .
Herrmann hatte die mündliche Botschaft des Bettlers richtig- empfangen, doch war dieß nur geeignet, ihn mit der beängstigenden Frage zu erfüllen: Warum ihm die Geliebte dießmal die theuren Züge ihrer Hand entzog? Es mußte Wichtiges, vielleicht Gefahrdrohendes vorgcfallen sein, was sie dazu veranlaßte. Er sehnte sich mit desto größerem Verlangen nach dem Herannahen des verhängniß- vollen Montags, der Stunde des Rendezvous, die ihm allein Aufklärung bringen konnte. Endlich brach der Morgen desselben herein und das Wetter schien dem Stelldichein günstig werden zu wollen. Etwa neun Uhr früh pochte cs an seine Zimmerthüre.
Der Schiffskapitän Brauser trat zu ihm ein und begann ganz ungenirt: „Soeben bin ich von Lübeck zurückgckehrt und mein erster
Wetter!" rief er plötzlich abspringend. — „I das träfe sich ja ausgezeichnet. — Die ganze Ladung ist wie für den alten Habgier aus den Pelz geschrieben — der läßt kein Stückchen davon aus, wenn er es erfährt."
Brauser hielt absichtlich inne, schenkte sein Glas wieder voll und trank es gemächlich ohne weiter fortzufahren, aus. Man sah es Herrmann an, daß der Gedanke, zum erstenmale Gelegenheit zu finden, mit Marlow in eine engere Geschäftsverbindung zu treten und dadurch wieder in das Haus der Geliebten zu kommen, großen Eindruck auf ihn ausübte. Er wartete einige Secunden, ob Brauser nicht von selbst wieder anfangcn'werde; dieß lag aber offenbar nicht in dessen Absicht: er hatte den Funken hineingeworfrn; daß er zünden würde, war er überzeugt und wartete den Brand ruhig ab, um ihn dann zu vermehren, statt zu löschen.
„Wo ist der Capitain? Ich übernehme das Geschäft!" ries Herrmann ungeduldig.
„Kann mir's denken," sagte Brauser mit pfiffigem Lächeln. Kann Euch doppelten Dortheil bringen. Na und ich gönne cs Euch, freue mich sogar, daß ich dazu beitragen kann, denn der Ea- pitain hat mich beordert, ihm einen Mackler zu besorgen, bis er
Weg ist zu Euch, um zu sehen, wie cs Euch im neuen Amte geht. Abends anlegen werde."
Hoffentlich habt Ihr, wie Reiner, etwas zum Frühstücken bei der „Wohlan, gebt mir Vollmacht, ich fahre sogleich hinaus. Hand, es Plaudert sich dabei gemüthlichcr und ich habe Euch vielleicht nicht Unangenehmes mitzutheilcn. Also fahrt mit etwas vor."
Er rückte sich einen Stuhl zum Tisch, setzte sich und Herrmann trug etwas kalte Küche und eine Flasche Wein aus. Brauser langte sogleich zu.
„Mein Schiff," begann er nun, „liegt bei Nieuwe Diep, übermorgen lichte ich wieder die Anker und fahre weiter. Eigentlich bin ich nur hereingekommen um Euch zu besuchen und das Ende ver Lottericziehuug abzuwartcn. Morgen ist sie, und Ihr könnt Euch wohl denken, daß ich neugierig wegen des bewußten Loose bin, welches Ihr von Reiner —"
Herrmann sah ihn ganz überrascht an. „Ihr wißt" sagte er.
„Pah!" sprach Brauser gemächlich fortesscnd. „Wenn Remer mit mir die Speciilation machen will, wird er mir doch auch sagen woher das Geld kommt, was wir dazu nöthig haben. Na, mögt Ähr in jeder Beziehung durch das Loos gewinnen, wie wir tüchtig durch unsere Speculation zu prositiren hoffen. Eingeleitet ist die Sache schon, ein Paar Tausend Thalcr, schreibt mir Remer, schicke er demnächst und mehr brauchen wir vor der Hand nicht — was fehlen sollte könnt Ihr dann zuschießen, falls das Loos glücklich ist.
— Ihr habt es doch gut aufgehoben? Was ist es denn doch eigentlich für eine Nummer?"
„Es liegt da im Schreibtische," sagte Herrmann, ging hin, öffnete, ließ die Klappe hcrabfallen, nahm das Loos aus einem Scitensache. „Da ist es. Noch habe ich selbst nach der Nummer nicht gesehen. Sind die Hauptgewinnste gezogen, will ich es entfalten und mich überraschen lassen. Ein Nebengewinnst würde mich nicht glücklich machen, höchstens dazu dienen, die Vollmacht wieder cinzulösen. Es mag deßhalb hier liegen bleiben, bis die Entscheidung da ist. Er ließ das, von rechts und links über den Mitteltheil in kleiner Briefform zusammengelcgte Loos zu andern, mit demselben hervorgezogencn Papieren auf die offen bleibende Schrcibtischklappe fallen und wendete sich wieder zu Brauser. „Ihr sagtet vorhin, Ihr hättet mir wohl Angenehmes mitzutheilcn. Was betrifft es?"
.Brauser hatte das Loos nicht ans den Augen verloren. Um jedoch in Herrmann keinen Arg zu erweck,n, wendete er den Blick schnell wieder auf das Frühstück, that als ob er eines großen Bissens wegen nicht gleich antworten könnte, stürzte ein Glas Wein herunter und sagte: „So — jetzt glaube ich wärs genug. — Ja, von wegen des Angenehmen für Euch.'" — „Heute Abend noch legt ein amerikanischer Kausfahrer ebenfalls bei Nieuwe Diep an, befrachtet mit angenehmen Artikeln und noch ohne Makler; wäre der Remer gegenwärtig — die Prise wäre' gut und sollte ihm nicht entgehen — allein cs gehört besondere Waarenkenntniß zur Uebernahme und —"
„Traut Ihr diese Dem nicht zu, den Reiner zum Stellvertreter setzt?" sagte Hcrrmann etwas verletzt.
Das war es was in Brauser's Absicht lag, war cs was ihn gerade jetzt, zur Zeit der Lotterieziehung, hieber geführt hatte. Er wollte wissen wo sich das bewußte Lottcrieloos befand, wissen, wie weit sich Herrmann mit demselben bekannt gemacht und ihn dann soweit zu entfernen suchen, daß er freie Hand erhielt, das Loos, im Falle es glücklich sei, vertauschen zu können. Da Herrmaun dessen Nummer nicht einmal kannte, war jede Verdacbtsgefahr sogar beseitigt. Ging derselbe nach Nieuwe Diep, so konnte er vor Beendigung der Lotterieziehung nicht wiederkehren und handelte sich es für Brauser nun noch darum, die Sache möglichst bequem zu haben, welches ihm unter diesen Umständen, wie wir sehen werden, bei dem ganz arglosen Herrmann ebenfalls nur zu Wohl gelang.
„Dch Vollmacht will ich Euch gleich schreiben, da ist ja Papier und Tinte bei der Hand" sagte Brauser, ging zum offenen Schreibtisch, setzte sich, schielte dabei immer ans das noch daliegende Lotterieloos, ergriff eine Feder, zog ein Blatt Papier heran und zugleich das Loos etwas näher, ohne cs jedoch weiter zu berühren ; dann begann er zu schreiben. Dabei sagte er: „Ihr seid doch eigentlich ein kurioser Kauz, tauscht ein Lotterieloos ein, um zu gewinnen und wißt nicht einmal was Ihr für eine Nummer habt; das wäre mir nicht möglich."
„Die Naturen sind verschieden. Leichter Gewinn, leichter Verrinn. Macht oft viel schlechter als er gut macht. Was man mit Mühe erstrebt, schätzt man am meisten. Meine Sache nie gewesen, auf solchen Würfel mein Glück zu setzen. Ging den Tauschhandel auch mehr des Hicrbleibens, als des möglichen Gewinnes wegen ein. Wer einmal Spielglück hat, wird immer wieder zum neuen Versuch angereizt und verliert zuletzt nicht nur an Geld, nein auch meistens an Ehre, denn das zur Leidenschaft gewordene Spiel und der Verlust treibt ihn dann oft zu den entsetzlichsten Dingen. Mag schon deßhalb das Loos nicht früher mischen, weil ich es durch ein Unrecht an meiner guten Schwester erkaufte, und kann aus diesem Grunde auch nicht glauben, daß ein Segen darauf ruhe", sagte Herrmann.
(Fortsegnng folg'.!
„I nu, das
-aß Ihr lange genug
wollte ich zuerst damit nicht sagen, ich weiß ja, nug beim alten Marlow gewesen seid. — Alle
Frankfurter (Hold-Cvurs vom 26. Mai.
ft. kr.
Molcn .... 9 37'/2-88'/,
Frledrichsd'or ... 9 55'/,—59'f, Holland. 19 st.-Stiicke Nand-Pukntcn . .
2V-Fra»kenstncke .
Cngl. Kovcrcigns .
Proust. Kastcnschclnc
9 44 45 5 32'/, 33'
9 22'/„-23' II 9 53
I 45 45' ,
Court)
d-r k. m. Siaatskasen-V-rwalivag für Goldmünzen,
Nnveränrcvllchcr EourS: iPnrit. Dukaten . . 5 ft. 45 kr.
Veränderlicher Eonrs:
Dukaten.5 ft. 31 f>-
Prcnsi. Pistolen . . . 9 fl. 54 kr.
Lindere ditto - . . . 9 fl. 37 !r.
20 -FralikensIncke . . . 9 ft. 21 lr.
Stuttgart, 15 Mai ,862.
K. Staatskassenverwaltung.
Gottesdienste.
H i min el al> rtöfe st, den 29. Mai.
gewesen seid. — Alle
Nedigir!, gedruckt und verlegt von ei sch I ä,g er.
An, Himmelr'akrtöfest, den 29. Man Vormittags i Predigt) : Dekan Heberte. (Das Opfer ist für den Kir.b-nbaulvüd bestimmt.) — mittags (Gottcsd enst nm 2 Uhr): Herr Helfer Ri - g - r. _
Das Ealwer Wochen lilatt erscheint Wochen! lick zweimal, nämli, Mittwoch u. Kamst,'!
Abonnementsprelshall jährl.S4kr.,durchdlePo bezogen iiiWirttembe, Ist.'15 kr. — Einzel, Nummern kosten 2 ki
Amtliche
An d Nachdem die der letzten Wegs hinausgegeben sii sicher aufgesorde ' zu eröffnen und Beseitigung Sor tokolle mit speciel Nachvisitation de werden wird, bii zusenden.
Sollten die ordnung des Obi zu erheben Habei Tagen Vorlage . Den 30. M K
An d Die Ortsvo: welche den Sta, Schneebahnens Staatsstraßen u auf welchen Po Winter 1861/6Ü den erinnert, d Formular zu s mit nächstem B Den 30. M
z
Fa
Aus der Ve> Proß wird an Mitt Nachmit im Proß'schen ini öffentlichen verkauft werden etwas Büche: Betten, « werkszeng und circa Hiezu wer! laden.
Den 28. 2 K- Gericht Vlit. G
F
H o l
am 3 1) aus den 9 Rothbr