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Tagesereignisse.

Calw, 14. Mai. In der gestrigen Turnversammlung wurde beschlossen, die von den hiesigen Frauen und Jungfrauen dem Turn- Verein bestimmte Fahne am Pfingstmontag einzuweihen, womit zu­gleich ein Turnfest mit Preisturncn der zu einem Gau vereinigten Turnvereine von Weil d. Stadt, Böblingen, Nagold, Altenstaig, Wildberg, Neuenbürg und Calw, verbunden wird.

Stuttgart, 8. Mai. (4. Sitzung der Kammer der Abge­ordneten, unter dem Vorsitze des Alterspräsidenten Römer. Ein- gelausen sind Petitionen einer großen Anzahl von Weingärtnern, Weinproduzenten und Weinhändlern zu Stuttgart gegen den fran­zösisch-preußischen Handelsvertrag. Ferner eine Eingabe von Fri- ckenhofen und mehreren anderen Orten des Bezirks Gaildorf, eben­so von Plochingen und aus den Bezirken Göppingen und Kirch- heim um Aushebung des bisherigen Verbots religiöser Versamm­lungen, welche Eingaben nicht an die Petitionskommission, sondern aus den Antrag Hölder's um ihrer Wichtigkeit willen an die staatsrechtliche Kommission verwiesen werden. Fetz er zeigt an, daß die Geschästsordnungskommission sich konstituirt, ihn zum Vor­stand, Frhrn. v. Hofer zum Stellvertreter ernannt habe. Die Kammer geht zur Tagesordnung über. Schott entwickelt seine Motion auf geheime Stimmgebung bei Abgeordnetenwahlen. Es sei nun einmal, sagt dabei der Antragsteller, zu viel verlangt, daß die große Menge ihre Ueberzeugung so fest aussprechen solle, daß sie dieselbe gegen alle und jede Anfechtung zu behaupten vermöge. In England habe ein jeder Beamter, welcher in eine Wahl sich einmische, Kassation zu gewärtigen. In der Schweiz sei geheime Stimmgebung cingeführt, und dieUebelstände, die man daraus habe Vor­hersagen wollen, seien nicht eingetreten. Ferner bemerkt der Red­ner, daß unsere Oberamtmänner einen großen Stab (Aktuare, OA.- Pflegcr, OA.Wegmeister, Feuerschauer re.) um sich haben, mit wel­chem sie auf die Wahlen einwirken können, und daß wieder auch bei den letzten Wahlen mancherlei Beeinflussung vorgekommen sei, das Kapitel von Straßenbauten, Eisenbahnen, Postverbindungen in dem Bezirke wieder eine Rolle den Oppositionskandidaten gegenüber gespielt habe. Die Regierung aber nehme, so viel er wisse, keinen Anstand daran, wenn die Oberamtmänner bei den Wahlen agiti- ren; als im Geiste der Verfassung gelegen könne er aber eine solche Betheiligung nicht erkennen. Durch diese Betheiligung der Oberamtmänner an den Wahlen werde Mißtrauen, Erbitterung, Vergiftung des politischen Lebens erzeugt. Die Einführung gehei­mer Stimmgebung, schließt Schott, wäre nach seiner Meinung eine große Wohlthat für die Oberamtmänner, für die Wähler, für die Abgeordneten aus Seiten der Negierung, ein großer Gewinn für unser Versassungsleben überhaupt. Schott verlangt und die Kam­mer beschließt, daß die Motion, welche er in freier Rede entwickelt hat, an die staatsrechtliche Kommission gewiesen werde. Tie Kammer schreitet zu der Wahl einer Petitionskommission von 7 Mitgliedern. In dieselbe werden berufen: v. Schad, Bahrham­mer, Golther, Kauslcr, Tinkelacker, v. Mehring, Erath. (Dieser bei Stimmengleichheit durch das Loos mit Zimmerle.) Tie Kammer schreitet zur.Wahloeiner volkswirthschastlichen Kommission, bestehend aus 7 Mitgliedern. In dieselbe werden berufen: v. Varnbüler, Mchl, Defsner, Ammermüller, Duvernoh, Schäffle, Beckh. Um 12 Uhr traten die Mitglieder der Kammer der Standesherren, ihren Präsidenten an der Spitze, in den Saal. Das Haus konstituirt sich zur Ständeversammlung unter dem Vor­sitze des Grasen v. Nechberg. Auf der Tagesordnung steht die Wahl einer Staatsschuldenverwaltungskommission, in welche 1 Mit­glied der Kammer der Standesherren, 4 Mitglieder der Kammer der Abgeordneten zu wählen sind. Gewählt werden: Frhr. von Wächter-Spittler, Frhr. v. Hofer, Mitinacht, Troll, Jdler. Die Mitglieder der Kammer der Standesherren entfernen sich wieder,

Tie Kammer der Abgeordneten unter dem Präsidium Röme r's schreitet zur Wahl einer aus 5 Mitgliedern bestehenden Konimission zur Prüfung der Sustentationskasse-Rechiiungcn. Gewählt werden: Heim, Schuldt, Lupbergcr, Frueth, Steinbuch. Stuttgart, 9. Mai. (5. Sitzung.) Das Diarium enthält Petitionen gegen den franzö­sisch-preußischen Handelsvertrag von dem Fabrikanten Wocher in Jberg; von Uhlbach; von Münster bei Cannstatt; von Stuttgart; von Mühl­hausen. Ferner Petitionen von unständigen Lehrern aus den Diö­zesen Eßlingen, Geißlingen, dem Amtsdckanat Stuttgarts um zeit­

gemäße Gehaltserhöhung. Ferner Petitionen aus Erdmannshau­sen, Waiblingen, Wolfsholden, Hoheneck, Frankenbach, und eine Pe­tition ohne Unterschrift und Datum, um Aufhebung des bestehenden Verbots religiöser Versammlungen. Eine Motion der Abgg. A. See- ger und Hölder verlangt, die K. Regierung zu bitten, die Wahl des Abgeordneten der Städte Rerktlingen und Heilbronn für nichtig zu erklären und die Einleitung zu neuen Wahlen zu treffen (wegen der Zusammensetzung der dortigen Wahlkollegien, und weil die Wahl der Wahlmänner zweiter Klasse gar nicht zu Stande gekommen.) Geht an die Legitimationskommission, auf ausdrückliches Verlangen We- ber's, zugleich mit der Prüfung der Wahl des Abg. für die Univer­sitätsstadt, wo dieselben Verhältnisse obwalten. Frhr. v. Varn­büler zeigt an, daß die volkswirthschastliche Kommission sich konsti­tuirt, ihn zum Vorstand, Duvernoh zum Stellvertreter ernannt habe. Ein K. Geheimerathsrescript eröffnet, daß die Regierung auf die ihr von dem Ausschüsse gemachte Anzeige, daß bei der Wahl für den Bezirk Welzheim Bestechungen vorgekommen sein sollen, Unter­suchung eingeleitet habe. Der Tagesordnung gemäß werden in. die staatsrechtliche Kommission berufen: Wiest, Probst, Hölder, Gest- ' ler, Weber, v. Gemmingen, Mittnacht, Duvernoh, v. Hierlinger. In die Kirchen- und Schulkonimission: v. Hauber, v. Leugner, Mack, Dinkelacker, Hofer, Ammermüller, Schall. In die Kommission für innere Verwaltung: v. Varnbüler, Oesterlen, Frueth, Mäulen, Lup- berger, Schnitzler, Steinbuch, Hirt, Eberhard. (Schw. M.)

Kirchheim u. T., 7. Mai. In der Nacht vom letzten April aus den 1. Mai brach Plötzlich an einzelnen Punkten des Abfalls unserer Alb ein so fürchterlicher Orkan aus, daß in den zur Stadt­gemeinde Weilheim gehörigen Waldungen, welche gegen den Aichel­berg hin liegen, ungefähr 80 kleinere und größere Tannen und ungefähr 18 stattliche Eichen radikal aus dem Boden gerissen, an­dere so entwurzelt worden sind, daß sie gefällt werden müssen. Dasselbe war in den schönen Buchenwalduugen am Aichelberg der Fall; der Sturm selbst und seine verheerende Wirkung blieb je- ovch auf kleine Distrikte beschränkt, war aber so heftig, daß die betroffenen Orte des Waldes, wie Augenzeugen versichern, einen: Verhau gleichen, ähnlich einem solchen, der als Hinderniß feindli­cher Reiterei aufgeworfen wird. Der Sturm war lokal so beschränkt, daß man in der hiesigen Stadt gar nichts von demselben verspürte.

In dem nahen Dorfe Notzingen kam am letzten Sonntag der traurige Fall vor, daß in Folge eines unbedeutenden Familien­zwistes ein Sohn seinen eigenen Vater und seinen Bruder tödtlich verletzte. Beide Verwundete sind zwar noch am Leben, man fürch­tet aber mit Grund für ihr Aufkommen. Der Thäter wurde als­bald verhaftet.

Frankfurt a. M., 10. Mai. Die Bundesversammlung trat heute zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen, in welcher Oesterreich und Preußen den Antrag stellten, die kurhessische Re­gierung zu ersuchen, das unter dem 26. April angeordnete Wahl- verfahren einzustellen, um nicht dem Antrag vom 8. März vorzu­greifen. Der kurhessische Gesandte verlangte unter Berufung auf §. 30 der Geschäftsordnung, daß die h. Versammlung ihre Be­schlußfassung auf die nächste Sitzung verschiebe. Hieraus erstattete die Reklamationskommission Bericht über den Protest der Kasseler Wähler, welcher auf den Antrag derselben nunmehr (wie Preußen in der letzten Sitzung beantragt) dem kurhessischen Ausschuß zuge­wiesen wird.

Berlin, 7. Mai. Nach den jetzt vollständig vorliegenden

Nachrichten über den Ausfall der Wahlen vertheilen sich die 352 Abgeordneten wie folgt: Fortschrittspartei 153, Fraktion Grabow 81, Fraktion v. Bockum-Dolffs und die übrigen Fraktionen des linken Centrums 51, katholische Fraktion 39 und polnische Fraktion 19 Abgeordnete. An eigentlich ministeriellen Abgeordneten sind nur neun auszufinden. Diese Zahlen sprechen am besten für sich selbst. Dem Weitern wird man in Ruhe entgegensehen können. Man hat an das Land appellirt, und das Land hat so einmüthig ge­antwortet, daß seine Stimme, wie man meinen sollte, nunmehr doch wohl Beachtung finden muß. Inzwischen sollen die beiden Häuser des Landtags bereits am Montag, den 19. d. M., zusam­mentreten. (Schw. M.)

Köln, 9. Mai. So eben geht uns (sagt dieKoln.Z.") di- telegraphische Nachricht zu, daß die holländische Fabrikstadt En­schede niedergebrannt ist. (Weiterer Bericht wird folgen.)

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