143
Tagesereignisse.
— Calw, 14. Mai. In der gestrigen Turnversammlung wurde beschlossen, die von den hiesigen Frauen und Jungfrauen dem Turn- Verein bestimmte Fahne am Pfingstmontag einzuweihen, womit zugleich ein Turnfest mit Preisturncn der zu einem Gau vereinigten Turnvereine von Weil d. Stadt, Böblingen, Nagold, Altenstaig, Wildberg, Neuenbürg und Calw, verbunden wird.
— Stuttgart, 8. Mai. (4. Sitzung der Kammer der Abgeordneten, unter dem Vorsitze des Alterspräsidenten Römer. Ein- gelausen sind Petitionen einer großen Anzahl von Weingärtnern, Weinproduzenten und Weinhändlern zu Stuttgart gegen den französisch-preußischen Handelsvertrag. Ferner eine Eingabe von Fri- ckenhofen und mehreren anderen Orten des Bezirks Gaildorf, ebenso von Plochingen und aus den Bezirken Göppingen und Kirch- heim um Aushebung des bisherigen Verbots religiöser Versammlungen, welche Eingaben nicht an die Petitionskommission, sondern aus den Antrag Hölder's um ihrer Wichtigkeit willen an die staatsrechtliche Kommission verwiesen werden. Fetz er zeigt an, daß die Geschästsordnungskommission sich konstituirt, ihn zum Vorstand, Frhrn. v. Hofer zum Stellvertreter ernannt habe. — Die Kammer geht zur Tagesordnung über. Schott entwickelt seine Motion auf geheime Stimmgebung bei Abgeordnetenwahlen. Es sei nun einmal, sagt dabei der Antragsteller, zu viel verlangt, daß die große Menge ihre Ueberzeugung so fest aussprechen solle, daß sie dieselbe gegen alle und jede Anfechtung zu behaupten vermöge. In England habe ein jeder Beamter, welcher in eine Wahl sich einmische, Kassation zu gewärtigen. In der Schweiz sei geheime Stimmgebung cingeführt, und dieUebelstände, die man daraus habe Vorhersagen wollen, seien nicht eingetreten. Ferner bemerkt der Redner, daß unsere Oberamtmänner einen großen Stab (Aktuare, OA.- Pflegcr, OA.Wegmeister, Feuerschauer re.) um sich haben, mit welchem sie auf die Wahlen einwirken können, und daß wieder auch bei den letzten Wahlen mancherlei Beeinflussung vorgekommen sei, das Kapitel von Straßenbauten, Eisenbahnen, Postverbindungen in dem Bezirke wieder eine Rolle den Oppositionskandidaten gegenüber gespielt habe. Die Regierung aber nehme, so viel er wisse, keinen Anstand daran, wenn die Oberamtmänner bei den Wahlen agiti- ren; als im Geiste der Verfassung gelegen könne er aber eine solche Betheiligung nicht erkennen. Durch diese Betheiligung der Oberamtmänner an den Wahlen werde Mißtrauen, Erbitterung, Vergiftung des politischen Lebens erzeugt. Die Einführung geheimer Stimmgebung, schließt Schott, wäre nach seiner Meinung eine große Wohlthat für die Oberamtmänner, für die Wähler, für die Abgeordneten aus Seiten der Negierung, ein großer Gewinn für unser Versassungsleben überhaupt. Schott verlangt und die Kammer beschließt, daß die Motion, welche er in freier Rede entwickelt hat, an die staatsrechtliche Kommission gewiesen werde. — Tie Kammer schreitet zu der Wahl einer Petitionskommission von 7 Mitgliedern. In dieselbe werden berufen: v. Schad, Bahrhammer, Golther, Kauslcr, Tinkelacker, v. Mehring, Erath. (Dieser bei Stimmengleichheit durch das Loos mit Zimmerle.) — Tie Kammer schreitet zur.Wahloeiner volkswirthschastlichen Kommission, bestehend aus 7 Mitgliedern. In dieselbe werden berufen: v. Varnbüler, Mchl, Defsner, Ammermüller, Duvernoh, Schäffle, Beckh. — Um 12 Uhr traten die Mitglieder der Kammer der Standesherren, ihren Präsidenten an der Spitze, in den Saal. Das Haus konstituirt sich zur Ständeversammlung unter dem Vorsitze des Grasen v. Nechberg. Auf der Tagesordnung steht die Wahl einer Staatsschuldenverwaltungskommission, in welche 1 Mitglied der Kammer der Standesherren, 4 Mitglieder der Kammer der Abgeordneten zu wählen sind. Gewählt werden: Frhr. von Wächter-Spittler, Frhr. v. Hofer, Mitinacht, Troll, Jdler. Die Mitglieder der Kammer der Standesherren entfernen sich wieder,
— Tie Kammer der Abgeordneten unter dem Präsidium Röme r's schreitet zur Wahl einer aus 5 Mitgliedern bestehenden Konimission zur Prüfung der Sustentationskasse-Rechiiungcn. Gewählt werden: Heim, Schuldt, Lupbergcr, Frueth, Steinbuch. — Stuttgart, 9. Mai. (5. Sitzung.) Das Diarium enthält Petitionen gegen den französisch-preußischen Handelsvertrag von dem Fabrikanten Wocher in Jberg; von Uhlbach; von Münster bei Cannstatt; von Stuttgart; von Mühlhausen. Ferner Petitionen von unständigen Lehrern aus den Diözesen Eßlingen, Geißlingen, dem Amtsdckanat Stuttgarts um zeit
gemäße Gehaltserhöhung. Ferner Petitionen aus Erdmannshausen, Waiblingen, Wolfsholden, Hoheneck, Frankenbach, und eine Petition ohne Unterschrift und Datum, um Aufhebung des bestehenden Verbots religiöser Versammlungen. — Eine Motion der Abgg. A. See- ger und Hölder verlangt, die K. Regierung zu bitten, die Wahl des Abgeordneten der Städte Rerktlingen und Heilbronn für nichtig zu erklären und die Einleitung zu neuen Wahlen zu treffen (wegen der Zusammensetzung der dortigen Wahlkollegien, und weil die Wahl der Wahlmänner zweiter Klasse gar nicht zu Stande gekommen.) Geht an die Legitimationskommission, auf ausdrückliches Verlangen We- ber's, zugleich mit der Prüfung der Wahl des Abg. für die Universitätsstadt, wo dieselben Verhältnisse obwalten. — Frhr. v. Varnbüler zeigt an, daß die volkswirthschastliche Kommission sich konstituirt, ihn zum Vorstand, Duvernoh zum Stellvertreter ernannt habe. — Ein K. Geheimerathsrescript eröffnet, daß die Regierung auf die ihr von dem Ausschüsse gemachte Anzeige, daß bei der Wahl für den Bezirk Welzheim Bestechungen vorgekommen sein sollen, Untersuchung eingeleitet habe. — Der Tagesordnung gemäß werden in. die staatsrechtliche Kommission berufen: Wiest, Probst, Hölder, Gest- ' ler, Weber, v. Gemmingen, Mittnacht, Duvernoh, v. Hierlinger. In die Kirchen- und Schulkonimission: v. Hauber, v. Leugner, Mack, Dinkelacker, Hofer, Ammermüller, Schall. In die Kommission für innere Verwaltung: v. Varnbüler, Oesterlen, Frueth, Mäulen, Lup- berger, Schnitzler, Steinbuch, Hirt, Eberhard. (Schw. M.)
— Kirchheim u. T., 7. Mai. In der Nacht vom letzten April aus den 1. Mai brach Plötzlich an einzelnen Punkten des Abfalls unserer Alb ein so fürchterlicher Orkan aus, daß in den zur Stadtgemeinde Weilheim gehörigen Waldungen, welche gegen den Aichelberg hin liegen, ungefähr 80 kleinere und größere Tannen und ungefähr 18 stattliche Eichen radikal aus dem Boden gerissen, andere so entwurzelt worden sind, daß sie gefällt werden müssen. Dasselbe war in den schönen Buchenwalduugen am Aichelberg der Fall; der Sturm selbst und seine verheerende Wirkung blieb je- ovch auf kleine Distrikte beschränkt, war aber so heftig, daß die betroffenen Orte des Waldes, wie Augenzeugen versichern, einen: Verhau gleichen, ähnlich einem solchen, der als Hinderniß feindlicher Reiterei aufgeworfen wird. Der Sturm war lokal so beschränkt, daß man in der hiesigen Stadt gar nichts von demselben verspürte.
— In dem nahen Dorfe Notzingen kam am letzten Sonntag der traurige Fall vor, daß in Folge eines unbedeutenden Familienzwistes ein Sohn seinen eigenen Vater und seinen Bruder tödtlich verletzte. Beide Verwundete sind zwar noch am Leben, man fürchtet aber mit Grund für ihr Aufkommen. Der Thäter wurde alsbald verhaftet.
— Frankfurt a. M., 10. Mai. Die Bundesversammlung trat heute zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen, in welcher Oesterreich und Preußen den Antrag stellten, die kurhessische Regierung zu ersuchen, das unter dem 26. April angeordnete Wahl- verfahren einzustellen, um nicht dem Antrag vom 8. März vorzugreifen. Der kurhessische Gesandte verlangte unter Berufung auf §. 30 der Geschäftsordnung, daß die h. Versammlung ihre Beschlußfassung auf die nächste Sitzung verschiebe. Hieraus erstattete die Reklamationskommission Bericht über den Protest der Kasseler Wähler, welcher auf den Antrag derselben nunmehr (wie Preußen in der letzten Sitzung beantragt) dem kurhessischen Ausschuß zugewiesen wird.
— Berlin, 7. Mai. Nach den jetzt vollständig vorliegenden
Nachrichten über den Ausfall der Wahlen vertheilen sich die 352 Abgeordneten wie folgt: Fortschrittspartei 153, Fraktion Grabow 81, Fraktion v. Bockum-Dolffs und die übrigen Fraktionen des linken Centrums 51, katholische Fraktion 39 und polnische Fraktion 19 Abgeordnete. An eigentlich ministeriellen Abgeordneten sind nur neun auszufinden. Diese Zahlen sprechen am besten für sich selbst. Dem Weitern wird man in Ruhe entgegensehen können. Man hat an das Land appellirt, und das Land hat so einmüthig geantwortet, daß seine Stimme, wie man meinen sollte, nunmehr doch wohl Beachtung finden muß. Inzwischen sollen die beiden Häuser des Landtags bereits am Montag, den 19. d. M., zusammentreten. (Schw. M.)
— Köln, 9. Mai. So eben geht uns (sagt die „Koln.Z.") di- telegraphische Nachricht zu, daß die holländische Fabrikstadt Enschede niedergebrannt ist. (Weiterer Bericht wird folgen.)
Ucdigirt, gedruckt und verlegt von A. velschtäger.
Dos Lalrver Wochenblatt erscheint wöchent Ut, zweimal, „ämliil Mittwoch u Kamstag
'Uunnienienlonreislialb söhrl.5tkr.,r-urchdi-Pch bezogen inWürttember. 1 ft. 15 kr. — Einzeln Nnnnneru kosten 2 kr
Nrc». 3^
Amtliche
Flößc
Wegen der bl binden von Lang letzter Zeit erleid zum letzten d. D ginnt hernach v seitherige Wechsi Fahren.
Neuenbürg,
Verpachtung
Es werden streich verliehen Mittl Vor
die Krämer-i am Donk Vc
die Tuchmach Den 10. T St<
2)1.
Holz Am M V
werden in der 50 Klafter gel
im Aufstreich i Zusammen Bemerkt w an den Absuh Ernstmühl
2)2. Sch
2
An der ' bedeutende R
Der Kost
Die Tags ist auf
Mon
anberaumt.
Die Akk, Akkords-Verh weisen, wie
Auch kar Tagen von bei dem Sck nommcn we