Auch zum Bekenntnisse des Geheimnisses?" fragte Hedwig schelmisch lächelnd.

Rein", erwicderte Herrmann fest und ruhig.Und dich Festhalten an einem geleisteten Schwur muß die Bürgschaft für all meine Schwüre sein."

Nun ja", sagte Hedwig,werde nur nicht so ernst und ge- wichtig, sonst fange ich gar an, mich vor Tir zu fürchten. Wer­tst denn Schuld, daß unser Gespräch diese Wendung nahm? Tu, Tu allein mit Deinen halben abgebrochenen Worten. Tu zeigst mir die Pforte zu unserem Glückstempel und zögerst, sic zu öffnen? Kannst Tu es verdammen , wenn meine Hand nach dem Drücker greift, verdammen, wenn der Geliebte mich auch daran hindern will, daß ich von ihm begehre, daß er sie öffne und mir mindestens einen Einblick in den Tempel gönne?"

T daß ich es dürfte, theure Hedwig I Ich risse ihn weit, weit ans, trüge Tich auf diesen Armen hinein und verschlösse ihn auf ewig hinter uns, damit wir ungestört glücklich sein könnten. Per giß das unbedacht gesprochene Wort, und vergib, daß ich Deinen Wunsch nicht erfüllen kann", sagte Herrmann und drückte ihre Hand an seine Lippen.

Vergeben, ja, was vergäbe die Liebe nicht gern? aber ver­gessen nein! Wer kann dem Geiste gebieten nicht zu den­ken? Und wenn ich nun in der Einsamkeit an Dich denke, und das geschieht immer, werde ich da nicht Deiner Hoffnung geden­ken müssen, die vielleicht unfern Glückstempel baut? Nicht wahr, Das verlangst Tu, auch nicht ernstlich und das könnte ich auch nicht." Sze wollte sich.wieder an ihn lehnen.

Indem ertönte ein Zeichen des Bettlers. Rechts und links ließen sich, nahende Tritte vernehmen.Tu erfährst die nächste Züsammenkunftsstunde durch den Bettler", flüsterte Hedwig noch erschreckt, drückte-Herrmanns'Hand und ging, den Schleier herab- lassend, schnell der Gegend' ihrer Wohnung zu. Herrmann trat noch an den. Bettler heran, reichte demselben jetzt ebenfalls eine Gäbe und beauftragte ihn dabei, sich am nächsten Sonnabend ja bei Zeiten und zuerst bei ihm einzustellen, bevor er zu Fräulein Marlow gehe, um ihm etwas mitzugeben, dann ging auch er sei­ner Wohnung zu, unbefriedigt mit einer Unterredung, welcher er mit solcher Sehnsucht entgegengeharrt, welche er sich so schön geträumt und welche als Liebesuuterhaltung gar nicht betrachtet werden konnte, überhaupt für das dabei Gewagte keinen Ersatz bot. Er­zürnte mit sich selbst, daß er die Veranlassung dazu gegeben, und ver­wünschte jetzt fast das Lotterieloos, welches Alles herbeigesührt hatte.

' Hedwig aber konnte den Gedanken an Herrmanns Gcheimniß gar nicht los werden. Angefachte Neugierde beim weiblichen Ge­schwebte ist und bleibt stets ein gefährliches Uebel, denn es reizt sie imuier zur Befriedigung derselben und läßt sie oft, diesen Zweck zu erreichen, die größten Thorheilen begehen. Hedwig hätte für­wahr leine Ausnahme den ihrem Geschlechte gemacht, wenn ihr nicht glücklicherweise durch des strengen Vaters Aussicht die Mittel zu extremen Dingen entzogen waren. Sie mußte sich in Geduld fassen^ wie schwer und schmerzlich ihr das auch wurde.

9.

Ter Schiffsmakler Carl Römer war indcß fast schon eine Woche in Praga.bei Herrmanns Schwester und Schwager angelangt und hatte die Familie so einzunehmen gewußt, daß er bei ihnen bereits mehr als ein Familienglied, keineswegs als ein Fremder behandelt wurde.

Ter Leser weiß bereits, daß er mit einer angenommenen Gut- niüthigkeit und Biederkeit selbst Weltleute zu täuschen wußte, wie viel leichter wurde ihm das hier, bei diesen wirtlich gutherzigen und gani arglosen Menscherw Tie Kinder herzten und küßten ihn, als er schon jahrelang bet ihnen wohne; denn er war mit ihnen Kind, ging aus jedes ihrer Begehren bereitwillig ein, spielte mit ihnen, daß es eine Lust war, und ließ sich zausen und rupfen, ohne ihnen jemals zu wehren oder sich über sie zu beklagen. Wer sich

so bei Kindern zu geben weiß, den machen sie immer gleich zu! vand-pukaten. ihrem Abgott und umschwärmen ihn so oft sie nur können. " '

Tie Thomckr'schen Eheleute aber sogen daraus doppeltes Ver­trauen.Wer für Kinder ein Herz hat", sagte Marie zu ihrem Gatten,der ist ein guter Mensch und darum laß uns ohne Sor­gen sein.. Ließ, und daß Herr Reiner eigentlich noch gar nicht über die Ursache seines Hierseins gesprochen, erfüllt mich mit der

größten Zuversicht. Es thut seinem guten Herzen zu Weh, nach­dem er sich von unserer Lage überzeugt, des Geldes zu erwähnen, er erwartet gewiß, daß wir endlich selbst zuerst darauf kommen sol­len, und das wollen wir auch heute noch thun. Tu wirst sehen, ich habe mich nicht geirrt, wir dürfen der Zukunft ruhigentgegen blicken." Sobald nun eine Stunde kam, wo man ungestört sein konnte, leitete Marie das Gespräch auf ihren Bruder. Remer wußte Herrmanns schnelle Abreise als eine unbedingte Nothwen- digkeit hinzustcllen, dessen Charakter aber in solches Lickt zu brin gen, daß ihn eigentlich kein Vorwurf traf. Unglücksfälle, Schick salsschläge, denen der Mensch ja nie entgehen kann, hatten alles verursacht. -Tamil, das wußte er wohl, traf er gerade die Seite, deren Ton im Herzen der Thomar'schen Eheleute gleich gestimm­ten Wiederhall fand und der nun auch zur Aufklärung der Ursachen ihrer Lage und Zahlungsunmöglichkcit führte, in welchen die deut liche Bitte lag, nicht hart mit ihnen verfahren und ihnen Zeit zur Zahlung zu gönnen. Diese Erklärung, diesen sichern Einblick in die Umstände, hatte aber Reiner, ohne hart oder ungerecht erschei­nen zu wollen, durch sein bisheriges Benehmen erst erzielen wollen, um dann im Geheim seine Maßregeln zu treffen, während er öffent Uch der anscheinend ehrliche Biedere blieb.

Er hörte ihre Klagen und Hoffnungen gerührt und bewegt an, nährte die letzteren durch halbe Worte und tröstete auf gleiche Weise; ohne jedoch irgend welche Bestimmtheit auszusprechen. Dieß aber schien den Bedrängten schon genügend, mit Sicherheit auf die Er süllung ihrer Wünsche rechnen zu dürfen und Ruhe und Zufrieden­heit zog wieder in ihre Brust ein.

Um aber dem Leser einen vollkommenen Einblick in Nemer's herzloses, verworfenes Innere zu gewähren, lassen wir hier zwei Briese folgen, welche er gleich nach dieser Unterredung an Herr­mann und seinen Verbündeten, dem Schiffstapitän Brauser schrieb.

.Mein guter Herrmann! Glück auf und frischen Muth! Seit etwa zwei Wochen bin ich hier bei Deiner Schwester. Um sie über Dich und die Ursache persönlich zu beruhigen, welche Dich bewog, mir die Erbschafts - Vollmacht zu übergeben, habe ich un glückliche Spcculationen Deinerseits vorgeschützt und Dich nach Ame rika reisen lassen. Du mußt nuu auch hübsch dort bleiben und nicht etwa durch Briese diesseits des Meeres die Beruhigung stö­ren, welche ich so ihrer Brust eingehaucht habe.. Ich rufe Dich schon wieder, wenn es Zeit ist. Du weißt ja, es steht hier ganz in unserer Macht, den günstigen Wind hervorzuzaubern. Uebrigens darfst Du keine Angst haben. Du kennst mein gutes Herz und da ich mich überzeugt, daß eine erzwungene Auszahlung des Kapitals Deine Familie ruiniren würde, so werde ich nur die Hälfte zu er­halten suchen, was nicht schwer wird und mir für jetzhvollkommeii genügt. Aendert sich bis dahin, Du kennst ja unsere beiderseitigen Hoffnungen und Aussichten, manches, so lassen wir ihnen die an­dere Hälfte ganz und geben ihnen das schriftlich, damit sie nie mehr in Bedrängniß gerathen. Brauser setze ich davon ebenfalls in Kenntniß, ich kann nicht hart sein und er muß deßhalb ebenfalls sehen, wie er es einrichtet; auch habe ich schon Jemand, der die Hälfte auf die Vollmacht geben, und da er durch die andere Hälfte gedeckt genug ist, auch der Zinsen wegen Deine Schwester nickt drängen wird. Du siehst also, daß Du vollkommen beruhigt sein kannst. Meinen nächsten Brief schreibe ich Dir von London aus. Glück auf! rufe ich Dir zu: zuerst durch Frau Fortuna und dann Du verstehst mich dann folgt das Andere von selbst. Also Glück auf!" Tein Carl Remer. ^ (Forts, folgt.)

Frankfurter Gold CourS vom 10. April.

fl. kr.

pistofxn . . .

Fricdrichsd'or . .

Holland. Ivst.-Ktücke

20-Frankenkückc . Engl. Kovcrcigns . Preuss. Kassenscheine

9 3?'/, 38'/,

9 SS'/, SS', 9 43 44 S 31'/, 32'/, 9 2 « 2 l N 44 48 1 44'/,-4S'/,

C ours

der k. w. Staatvkajscn-Vrrwaltuas für Goldmünzen.

Unveränderlicher idoiir«: Wurlt. Dukaten . . 5 fl. 45 kr.

Veränderlicher <LvurS:

Dukaten.5 fl. 30 kr.

Preufl. Pistolen . . . 9 fl. 54 kr.

Andere ditto . . . . 8 fl. 36 kr.

20-Frankenstülke . . . 9 fl. 19 kr.

Stuttgart. 1. April 1862 K. Staatskassenverwaltung.

Gottesdienste.

Am Palmsonntag, den >3. April. Vorm. (Predigt): Herr Dekan H- b erle. Va»»>i tags ( Pred gt): Herr Helfer Riege r.__.

Ucdigirt, gedruckt und verlegt von A. Vclschläger.