Im Verlag der Braun'schen Buchdruckerei in Herrenberg ist so­eben erschienen und bei A Oel- sch lag er in Ca!w zu haben:

Fruchtpreis-Ausgleichungs- Tabellen

zwischen Centnern und Sckeffeln, wo­rin ohne Weiteres von jeder Markl- frucht ,u jedem Centnerpreis der Scheffel preis nach dem durchschnitt­lichen Gewicht zu sehen ist. .Auch sind praktische

Gewichts-Tabellen beigegeben. Verfaßt von I. G. Braun. Herrenberg 1861. Ta­schenformat 136 Seilen. Preis ge­heftet 27 kr. Dieses Werk wird sich bald von selbst empfehlen.

Unterhaltendes.

Tie arme Marianne und ihreZiegen.

(Ans denFeierstunden".)

Mit dem Volksleben, besonders niit dem Leben dererim Gebirge drinnen", sind sicherlich gar manche unserer Leser so wenig vertraut, daß ihnen auch ein kleiner Schattenriß, wie der, welchen wir hier folgen las­sen, willkommen sein wird.

Sie war sehr arm, die Marianne, aber unglücklich war sie deßwegen doch nicht. Im Gegentheil, gar manches stolze und reiche Fräulein halte Ursache gehabt, sie um ihr Glück zu beneiden!

Ihre Eltern hatte sie nie gekannt, denn Beide waren gestorben, als sie noch im Wiegeuklfsen lag. Von Ge­schwistern wußte sie eben so wenig, da ihre Mutter nur sie geboren hatte, und waö ibre Verwandten, wenn sie je welche besaß, betrifft, so leb­ten diese in entfernten Gegenden, da ibre Eltern von weither in ihre jetzige Heimalh gezogen war-n. So konnte man sie denn das vereinsamteste We­sen von der Welt nennen, das sich rein auf sich selbst und die Theil- nähme von Fremden angewiesen sah, und ihre Lage erschien um so trau­riger, als sie lediglich kein Vermö­ge» oder vielmehr nicht das geringste Eigenthum besaß. Hatte man roch

sogar die Kleider der verstorbenen Ellern verkaufen müssen, um nur die Beerdigungskosten derselben her­auszubringen!

Trotzdem aber war sie doch nicht verlassen, die kleine-elternlose Ma­rianne, denn eine alle Frau »ahm sie zu sich, als das Grab sich über Vater und Mutter schloß, und ver hieß ihr, die Stelle der Verstorbene» zu vertreten. Die alte Frau besaß nämlich auch Niemanden, au den sie sich hätte halten können, weder eine» Gatte», noch Kinder, noch Geschwi­ster, und so kann man sich leicht denken, mit welcher Liebe sie das junge Wesen, dessen Erziehung sie freiwillig übernahm, umfaßt haben mag. Aber freilich war diese Liebe auch Alles, was die gute Alte der Marianne bieten tonnte, denn ihr ganzes Besitzthum bestand in einer Hütte, wUchevielleichl mancher Stadt­bewohner für einen Hunde stall er klären würde, so wie in eine». Paar Ziegen, die den ganzen Tag mecker­ten, weil sie zu wenig Nahrung be­kamen. Doch so gering auch dieses Besitzthum erscheinen mag die Hülle halte nur zwei Räume, ein Stübchen, welches Wohn- und Schlaf­zimmer nebst Küche vorstellie, und nebenan ein Ställchen für die Zie­gen so bol cs der Marianne doch eine Heimalh und wie viele, viele Leute gibt es nichtin den Bergen" drinn, die ihrer Lebtage nichts Bes­seres gesehen haben?

So wuchs die Marianne ^ruf und gedieh recht fröhlich, obgleich ihre ganze Nahrung fast aus Nichts als Ziegenmilch bestand, in welche hie unv va als Leckerbissen ein we­nig Schwarzbrod getaucht wurde. Von solcher Speise halte die alte Frau schon seil vielen Jahren ge­lebt, denn ihr Verdienst als Tag- .löynerin konnte in den, kleinen Dörf­chen, in welchem ihre Hütte stand, natürlich nur gering sein, und sie durfte von Glück sagen, wenn nur die Milch und daS Schwarzbrod nie fehlte. Allein wenn der Bruder Schmalhans schon damals, als die Frau noch allein stand, nicht selten bei ihr einzukehren drohte, wie viel

^ mehr wird dicß erst der Fall gewe­sen sein, als die Milch und daS Schwarchrod mit einem weiteren Kost­gänger getbeilt werden mußten? Und'* dennoch gedieh die Marianne fgst sichtbarlich, denn ihre Pflegemutter hätte sich lieber den eigenen Bissen versagt, als daß sie daS Kind würde haben Hunger leiden lassen, und überdieß trug die Gemeinde, so arm und gering sie auch war, ein We­niges ium Unterhalt der Waise bei, so daß die alte Wittwe nicht auch noch für die Kleidung ihres Pfleg­lings besorgt sein mußte. UebrigenS auch in geistiger Bestehung blieb die Marianne nicht zurück, sondern sic zeigte sich bald so aufgeweckt, als die andern Kinder, mit denen sie spielie, zugleich aber so gutmüthig und freundlich, daß sie die Zuneigung der ganzen jungen Generation für sich eroberte. Am meisten jedoch strebte sie darnach, sich der Pflege­mutter nützlich zu erweisen, denn ihr Herz sagte lbr tagtäglich, wie viel sie dieser guten alten Frau zu dan­ken habe, und somit übernahm sie schon in sehr früher Jugend das Amt, die Ziegen der Pflegemutter in den Wald oder auf die Haide hin­aus zu führen und für sic die saf­tigsten grünen Plätzchen aufzusuchen, damit sie desto mehr Milch geben und die Kosten der Stallfülterung erspart seien. AIS sie älter und ver­ständiger wurde, verband sie mit die­sem Amte noch ein zweites, nämlich vas, dürres Holz zu sammeln, wäh­rend die Ziegen weideten, und der guten Mutter a!S Wintervorrath mit nach Hause zu bringen. Nicht sel­ten wurde sie auch von einigen et­was wohlhabenderen Nachbarn da­zu auserlesen, Eier und Butter oder was dergleichen mehr ist, nach der Siadt zu tragen und daselbst zu ver- werthen, wobei denn immer ein klei­ner Lohn für sie abfiel, den sie.na­türlich stets pflichtlich der Pflegemut­ter cinhändigte.

Auf diese Art vergingen die er­sten zwölf oder dreizehn Jahre ihres. Lebens, und zuletzt war sie die förm­liche Stütze ver guten alten Frau geworden, va kuese anfing, immer