Tm'tt-Versammlmig

nächsten Dienstag.

C a l w.

Frachtsuhrwerk.

Einem geehrten Publikum mache ick hiermit die ergebene Anzeige, daß ich das Frachtfuhrwerk nach Stutt­gart aufgegeben habe und von nun an bloß noch nach Reutlingen fahre. Mit dem Bemerken, daß ich die mir übertragenen Frachten auf dieser Stre­cke stets pünktlich und reell besorgen werde, bitte ich, für das bisherige Zutrauen verbindlichst dankend, mir dasselbe auch für die Zukunft schen­ke» zu wollen.

Eßig, Fuhrmann.

Zirm Nohnoppen und Zetteln

suche ich eine gewandte Frauensper­son. Auch eine solche wird berück­sichtigt, welche mit einem dieser bei­den Geschäfte noch nicht ganz ver­traut ist, aber zum Lernen hiezu Lust und Geschick hat.

Dauernde Beschäftigung und gu­ter Lohn wirb zugcsichert.

Heinr. Rank.

Bäcker Gros hat

reine Milchschweine

zu verkaufen.

' C a l w.

Gut eingcbrachtes

Heu und Oehmd

hat zu verkaufen

Ehr. Schlatterer, Seifensieders Wtw.

Bäcker Gros bat

guten Dung

zu verkaufen.

Unterhaltendes.

Ei» ehrlicher Betrüger.

(Aus denFeierstimdni".)

Fortsetzung.)

Drei Minuten nachdem der Fremde die Thür hinter sich geschlossen hatte, war mein Commis bereits fort, und ich wieder in meinem Zimmer allein. Mein Kopf glühte, meine Pulse jag­

ten , meine Hände waren kalt wie Eis.

Ich war noch nicht Herr mei­ner selbst geworden, bis der Commis mit den Banknoten in der Hand zu mir eintrat. Er hatte das Geschäfis- lokal noch zur Zeit erreicht. Als ihm das Geld eingehändigt wurde, schlug es sechs Uhr, und mau er- theilke den Befehl, die Thüren zu schließen.

Nachdem ick die Banknoten über­zählt und cingcschlossen hatte, schien plötzlich mein besseres Selbst zurück- zukehren. Nie in meinem Leben, weder zuvor noch später, habe ich mir so harte Vorwürfe gemacht, als in jenem Augenblick. Wie undank­bar hatte ich mich gegen Herrn Sauntlecov's väterliche Güte bewie­sen. Ich halte ihn durch das nie­drigste, entschiedenste Mißtrauen in seiner und seiner Firma Ehre ge­kränkt, und zwar auf den Ausspruch eines völlig Fremden, eines Vaga­bunden, wie je Eurer gelebt hat! Es war Wahnsinn, purer Wahnsinn, gehandelt zu haben, wie ich cs ge- thau hatte. Ich konnte über mein eigenes, unbegreifliches Verfahren keine Rechenschaft ablegen. Da lag das Gelb sicher eingcschlossen in mei­nem Geldschrank, und machte mir die gerechtesten Vorwürfe, indem cs mir meine Undankbarkeit und gleich­zeitig meine Kurzsichtigkeit vorhielt, durch die ich die Freundschaft meines besten und gütigsten Freundes ver­scherzt batte.

Ich mußte unbedingt versuchen, den begangenen Fehler, so weit cs noch in meiner Macht stand, zu re- dressircn. Das fühlte ich jetzt deut­lich, und cs gab nur einen Weg, mich aus der Verlegenheit zu ziehen, in die mich meine Unbesonnenheit ge­bracht hatte. Ohne zu zögern nahm ich meinen Hut, eilte nach dem Van- kierhause, und wollte Herrn Saunt- leroy Alles offen bekennen.

Als ich an die Peivattbür des Geschäftölvkales klopfte und nach ihm fragt», sagte man mir, daß er seit zwei Tagen nicht dort gewesen sei Einer der anderen Chefs arbeitete aber noch in seinem Privatzimmer.

Ich ließ mich melden und fragen, ob er für mich zu sprechen sei. Er und ich waren uns fast ganz fremd, und ich mußte mich daher auf eine pein­liche und möglicher Weise für mich sehr demülhigendc Unterredung gefaßt machen. Jndeß das half Nichts. Ich wollte versuchen meinen Fehler gut zu machen, ehe der Sonntag hindernd dazwischen trat.

Der Portier kam mit der Bot­schaft zurück, der Herr möge sich nur hinein bemühen. Wie ich begann, wie ich überhaupt meine ganze Rede formirte, wie ich mich entschuldigte, weiß ich kaum zu sagen, denn ich war zu verwirrt , zu verlegen, zu schuldbewußt. Ich entsinne mich nur deutlich, daß ich mich schämte, des fremden Mannes Erwähnung zu thun, und ich deßhalb für meine Handlungsweise ein nachtheiliges Ge­rücht vorgab, das mir zu Ohren gekommen sei, und dem ich im Moment Gehör gegeben hätte, was ich jetzt lebhaft bereute, weil doch gewiß nur ein mutbwilliger oder böswilliger Bursche cs erfunden haben könne. Zn meinem größten Erstaunen schien der Chef die Unzulänglichkeit meiner Entschuldigungen gar nicht zu bemer­ken , und vergrößerte auch meine Verwirrung nicht durch irgend welche Fragen. Ein müder, zerstreuter Aus­druck, der mir gleich beim Eintreten aufgefallen war, lagerte auch jetzt noch auf seinen Zügen, und es schien ihm fast eine Anstrengung, sich selbst nur das Ansehen zu geben, als höre er mir zu. Und als ich endlich in­mitten eines Satzes stecken blieb, sagte er kur; aber höflich:

Sorgen Sie sich deßhalb nicht, Herr Trowbridge; und bitte keine Entschuldigungen mehr. Jeder be­geht einmal im Leben einen Fehler. Verlieren Sic weiter kein Wort da­rüber und bringen Sie uns Montag das Geld zurück, wenn Sie uns noch mit Ihrem Vertrauen beehren wollen.

Darauf blickte ec in seine Papiere, als ob er wünsche, wieder allein zu sein. Mir blieb natürlich Nichts übrig, als mich zu emvf' hlen. Ich ging leichtern Herzens nach Hause,