lind Leben hassen. Sorgen wir, daß auch uns der Segen auf unserem Lebenswege nicht fcble, der immer nur derselbe sein wird, so wahr mir Gott helfe wenn Du in diesem felerlichen Augenblicke nichts gegen mich einwwenden hast..."

Georg!" rief Clara erschreckt.

Hast Du Mutl, , ein entbehr- ungSvolles Lebe» mit mir zu tbeilen, so werte mein Weib!"Ich bin hinübergcgangen über den Kamm auf Schweizer Bode» und habe die Hütte gesucht, wo der Sennenpater, der alte Matthias, wohnt und er hat cingewilligt, uns zu trauen..."

Und er ist draußen?"

Georg schaute aus der Thür, und von der Moosbank erhob sich eine stattliche Gestalt mit weißem Bart ein Capucinermönch, wel­cher den Segen ertbeilte, als er über die Schwelle der Hütte trat.

Das Mädchen schwieg, aber sie preßte heftig Georgs Hand in die ihre. Endlich sank sie auf die Knie und rief:Ja ich will Dein sein für ewig! Ich bin Dein Weib!"

Und sie schwuren sich ewige Treue. Er nahm einen Goldreif von seinem Finger, ein Geschenk von seiner Mut­ter, unv steckte ihn an den ihrigen. Sie sank an sein Herz, und der ehr­würdige Apostel de Firnenwelt hei­ligte den Bund der Verstoßenen.

Die Tage, die nun folgten, wer wollte sie schildern? Drängte sich nicht das Glück eines ganzen Lebens in jede flüchtige Stunde? Da war kein Morgen und kein Gestern. Tag für Tag schloß sich ihnen eine strah­lende Blüthe auf, deren Pracht Al­les vergessen machte, das Verwelkte wie das Knospende, denn eS gibt keine Erinnerung für die Glücklichen.

Das junge Paar besorgte gemein­sam den kleinen Haushalt. Clara war in ihrem engen Bereiche eine treffliche Hausfrau, und Geo g ver­sorgte die Vorratbskammer. Da die Berge ihnen nicht alle Bedürfnisse lieferten, so mußte er sich, wohl oder übel, bequemen, in die Tiefe zu stei­gen, um dasNölhige herbeiznschaffen Sein HeimathSdorf vermied er dabei

stets, und stieg lieber über Gletscher in das Firnmeer, um über eine Ein­buchtung des Kammes die andere Seite des Berges zu gewinnen, wo Niemand war, der ihn kannte.

Mit Ausnahme dieser nothwen- rigen Ausflüge seiner Jagden war k in Augenblick, der die beiden Lie­benden trennte, und schon diese kur­zen Pausen ihres Glückes währten ihnen eine Ewigkeit. Georgs Un­geduld war dabei noch großer, als die der jungen Frau. Wen» er in den Thälern war, so dünkte ihn die Luft drückend schwer, unv er meinte, es presse ihm das Herz zusammen. Ec konnte eS in der Tiefe kaum mehr ausbalten, und jubelte hocbauf, wenn er wieder droben stand zwischen Klip­pen und Wolken.

Aber es konnte ihnen doch auch nicht verborgen bleiben, daß ihnen hier nur ein sehr kurzer Aufenthalt vergönnt sei, wenn sie der Winter nicht in ihrem traulichen Zufluchtsort begraben sollte. Georg hatte mehrere Briefe an seine Freunde geschrieben, um sich und Clara irgendwo ein kärg­liches Einkommen zu verschaffen, sollte er sich auch Tag und Nacht mühen müssen. Aber er wartete immer ver­gebens auf Antwort. Es fehlte sei­nen Freunden zwar nicht an gutem Willen, aber der Zufall ist immer am kärgsten, wenn man zu ihm bit­ten geht. Diese Ungewißheit ver­bitterte ihm manchen Augenblick der Ueberlegung, der nur oftmals das Glück der Flitterwochen unterbrechen mußte. Doch eS war Georgs alte Natur, daß er alle kiese Gedanken mit einem Rucke von sich abschüttelte und mit neuer Seligkeit das Mäd­chen in seine Arme schloß, und da war alles Andere vergessen.

Aber cs war noch Etwas, das ihn bei seinen Wanderungen eifrig durchzuckte, und ihm oft alles Blut aus den Wangen trieb. Wenn er über daö starre Meer des Gletschers schritt, und oben nirgends ein Laut vernehmbar war, als der leise Schall seiner vorsichtigen Tritte, da hörte er eS oft in der Tiefe unter sich knistern und rauschen, als ob die

blinkende Masse Splitter für Split­ter unter seinen Füßen zerbräche. Dann aber riß sich mit donnerndem Gekrache eine lange Spalte auf, und alte, die er bei seinen früheren Wanderungen zu überspringen hatte, fand er plötzlich verschlossen. Der -Gletscher blieb sich keinen Tag gleich, es durchwebte offenbar diesen Rie­senbau ein dämonisches Leben. Und so oft er über die sviegelhelle Fläche schritt, bäumten sich die zackigen Wellen zu beiden Seiten immer höher an dem Felsen empor, der sie rechts und links eindämmte. Felsblöcke, die der Gletscher auf seinem Rücken trug, rückten bemerkbar' vorwärts, so daß Georg oft der Gedanke ankam, sie für Wanderer zu halten, die ihm auf seinem einsamen Wege entgc» genkämen. Es war Leben in ^ den Krystall gekommen, und er schwoll und wuchs sichtlich empor.

(Forts folgt.)

Das letzte Liebeswort.

Schließ' fest in Dein Herz, laß es nimmer fort

Eines Sterbenden letztes Li-beSwort<

Solch' Wort, wenn es wohnt indes Herzens Schrein,

Läßt Böses nicht und Schlechtes ein.

Und daß Dick ein Herz geliebt bis zum Tod, DaS richtet Dich auf in des Lebens Noth.

Wenn kein Herz in der Welt mehr für Dich schlägt,

Eine EiSwand sich um die Brust Dir legt,>

Dann das Wort Dir durü die Seele geht, Wie wenn durch das Eis der Thamvind weht.

Schließ' fest in Dein Herz, laß es nimmer fort

Des Sterbenden letztes LiebeSwo rt.

Auflösung der mathematischen Aus­gabe in Tlro. 100 V. I.

16 X 2 32 4 ^ 28.

32-s-12 44-j-4 48. ^

Gottesdienste

Am Sonntag, den 13. Januar;

Vormittags (Predigt): Herr De­kan Heberle. Kinderlehre mit den Söhnen 1. Classe. Nachmit­tags (Bibelstunde): Herr Helfer Rieger.

Redigirt, gedruckt und verlegt von A. Oelschläger.