Nicht zu übersehen.
Für bevorstehende Weihnacht erlaube ich mir schöne gute rauchfreie gedörrte Birnen (Hutzeln) im Gasthof zum Rößle in Calw zum Verkauf auszustellen, die sich sowohl zu Hutzelbrod als zur Erfreuung der Kinder sehr gut eignen. Die Preise sind billig. Muster, sehr entsprechend, und Preisangaben sind im Rößle einzusehen und Muster unentgeldlich zu haben.
Oberjesingen, 1t. Dez. 1858.
Dörröbsthandlung
J.M.Kirn.
Für Weihnachten.
„Pleibels Handbuch der Vater- landsklmde." Unter diesem Titel nt bei Schweizerbart in Stuttgart ein Buch erschienen, das mehr leistet als es verspricht. Gewiß eine seltene Erscheinung! Wir gestehen, Bücher, die über Württemberg undSchwa- ben handeln, immer mit einer gewissen Vorliebe zu ergreifen, denn „Schwabenland ist ja jedem Schwaben ins Herz gewachsen." Cr mag Hinreisen, wohin er will, es mag ihm noch so gut gehen m fernen Landen, sie bleiben ihm immer eine „Fremde"; seine Heimath ist Schwaben, seine Sehnsucht: der Anblick der schwäbischen Gebirge und der Umgang mit „im Vaterlande Geborner".
Als wir aber Pleibels Buch sahen, da meinten wir, Geographieen von Württemberg gebe es genug, und es wäre nicht nöthig, eine weitere hinzuzufügen. Und doch, wie wurden wir enttäuscht! Nicht eine „Geographie" von Württemberg gibt Plei- bel, auch keine „Geschichte" im engeren Sinn des Wortes, so wenig als eine „Zeittafel des württembergischen Fürstenstammes". Nein, er gibt ein! „Bild von Württemberg und Schwaben, wie es war und wie cs jetzt ist," ergibt „Württemberg, sein Land, sein Volk und sein Fürstenhaus", auf eine große Tafel gemalt, daß man ras Ganze in seiner
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Vergangenheit und Gegenwart zumal überschaut.
Er schildert uns den Schwarzwald mit seinen Seen und Flüssen, mit seinen Mineralien und Metallen, mit seinen Wäldern und Thiereu, mit seinen Männern und Weibern so anschaulich und übersichtlich, daß wir sie vor uns zu haben glauben. Ebenso thut er es mit der Alp, der Neckarebene und dem Donaugrunde. Dazwischen hinein flicht er die Geschichte und Sage des Landes, das Treiben und Thun der Gestorbenen und Lebenden, ihre Trachten und Gewohnheiten, ihre Religion, ihre Sitte und ihren Charakter, ihre Geschicklichkeit und ihre Thätigkeit, Alles, Alles flicht er zusammen, daß eö aussieht, wie ein lieblicher Kranz voll duftender Blumen, und doch nichts anderes ist, als ein Netz, in welchem er die genaueste Beschreibung von unserem Vaterlande gesammelt hat. Sollte ein solches Buch nicht als passendes Weihnachtsgeschenk empfohlen werden dürfen?
Papiergeld.
Nach dem Vorgang anderer Staaten ist zum Zweck der Vermehrung der Umlaufsmittel im Jahr 1849 dasjenige Papiergeld in Württemberg ausgcgeben worden, welches gegen-! wärtig bei den Kassen des Staats Ungezogen und gegen neues ausgewechselt wird. Bei Vergleichung mit > dem Papiergeld anderer Staaten zeigte sich unser Papiergeld viel zu frühe so beschmutzt und verdorben, daß seine Beschädigung weniger eine Folge fehlerhafter Anfertigung, als vielmehr eineFolge regelwidrigen Gebrauchs ist.
Der Mißbrauch besteht namentlich darin, daß Landleute, welche Papiergeld cinnchmcn und umsetzen, noch viel zu wenig mit passende,ch Brieftaschen versehen sind, daß sogar! Männer des Gewcrbestandcs Papier-! und Silber-Geld in einem Beutel! zusammcngeworf.en bei sich tragen! oder versenden, wodurch das Papiergeld beschmutzt, zermahlen oder zerfetzt wird. Hiedurch werden aber
keine werthlosen Papierstrcifen vernichtet, sondern das in der Anfertigung sehr kostbare Papier wird mißliebig und zu längerem Gebrauch untauglich, weßhalb die Beschwerlich keilen und Verluste bei der Einlösung und Umwcchslung sich in zu kurzem Zeitraum wiederholen.
Möge das neue so schön ausgestattete Papiergeld sich einer besseren Behandlung in allen Kreisen des Verkehrs, insbesondere durch reinliche, abgesonderte Verwahrung und Verpackung, erfreuen dürfen und eben darin derjenige Fortschritt kund gegeben werden, welcher im Papiergeld einen Theil des Volks-Vermögens erkennt.
Unterhaltendes.
Die Försterstochtcr.
(Fortsetzung.)
Am nächsten Tage thatWodzinsky, wie er zu Auguste gesprochen hatte und diese zeigte nach seinem Weggange eine solche Ruhelosigkeit und Seelenangst, daß cs einem aufmerksamen Beobachter wie Winkler nicht zweifelhaft sein konnte, wie sehr Augustens Gewissen mit ihrer Liebe zu dem Polen im Kampfe liegen mochte. Nicht minder fühlte auch Winkler sich ergriffen. Sollte er Augustens martervolles Ringen deren Eltern entdecken oder nicht? Dann konnte großesUnglückgeschehen, denn in der Hitze des Zorns war von dem sonst so gemüthlichen wackern Förster das Acrgstezu befürchten. Nach längererllebcrlegungbeschloßHeinrich, sich wieder auf die Lauer zu legen, und im Fall die Flucht des liebenden Paares doch noch ins Werk gesetzt werden sollte, derselben, auf Gefahr seines eigenen Lebens, hindernd in den Weg zu treten. Noch vor 11 Uhr und nachdem in derFörstcrwohnung Jedermann zur Nachtruhe sich begeben hatte, stieg Winkler aus dem Fenster seiner Schlafkainnicr ins Freie und nahm seinen Versteck ein, von welchem aus er die Thüre zum VogclstcUerhäuschen im Auge hatte.
„Was ist das?" fragte er sich betroffen, da er lciseTritte ans demWalde vernahm und bald darauf drei Män-