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die Aufsicht und der Schutz über den düstern Wald anvertraut ist. Es war gegen das Ende des 18. Jahrhunderts, als der Förster Wege- ner nebst seinem Jägerburschen, Hein­rich Winkler, und zwei Jaghunden durch den mehr als fußhohen Schnee watete und in den schweigsamen Wald drang. Von den befiederten Sängern, welche in der schönen Jah­reszeit den Forst von anmuthigen Weisen erklingen lassen, war keine Spur mehr vorhanden. Nur selten, daß ein Rabe oder eine Krähe mit trägem Flügelschlag und krächzend aufflog und vergebens nach Nahrung sich umsah. Eines solchen schwar­zen Leichenträgers unter dem Vo- gelgeschlccht achteten heute die bei­den Jäger nicht, die einem ganz anderen Wild nachstrebten. Man hatte nämlich die deutlichen Spuren eines Bären entdeckt, welcher jeden­falls über die nahe polnische Gränze in das Preußenland hereingedrungen war und bereits manches Stück Wik zerrissen hatte. Das Verdienst, das Land von einem schädlichen Unthiere befreit zu haben, und der Ruhm, den eine solche That zu begleiten pflegt, reizten unfern Förster mehr als die von der Regierung auf die Erlegung eines Bären ausgesetzte Belohnung. Das zerfetzte, mit Blut benetzte und theilweise zusammenge­ballte Fell eines armen Rehes,, wel­ches die Hunde im Schnee aufstö­berten, zeigte den beiden Männern an, daß der fremde Gast hier ge- wirthschaftet hatte und wohl auch noch in der Nähe sei. Eifriger^ aber auch vorsichtiger setzten daher die Jäger ihren Weg fort. Da krachte ein Schuß in geringer Entfernung, dem bald ein zweiter folgte. Die beiden Hunde jagten unter lautem Gebell vorwärts und ihre Herren beeilten sich, so gut dieß der tiefe Schnee erlaubte, ihnen nachzukommcn. Nach Verlauf einer Minute gelang­ten die Jäger auf eine kleine Lich- rung, wo sie einen Menschen im wüthenden Kampfe mit einem Bären

trachtete mit den Vordertatzen seinen Gegner zu zerreißen, der aber mit den Kolbenschlägen seiner umgekehr­ten Doppelbüchse die lebensgefähr­liche Umarmung des Bären von sich abwehrte und dabei mit großer Gei­stesgegenwart und Geschicklichkeit die empfindliche Nase des Thieres zum Ziele seiner Schläge machte. Rothe, beträchtliche Blutspuren, welche, aus dem Dickicht nach der Lichtung füh­rend, den weißen Schnee färbten, verriethen, daß die vernommenen Schüsse richtig getroffen und ließen auf eine schwere Verwundung des Thieres schließen, in dessen tiefes Brummen sich ein lautes Aufstöhnen mischte. In dem Augenblicke, wo der Bär an den beiden, ihn wüthend anpackenden Hunden zwei neue Feinde bekam und dieselben durch ein paar Tatzenschläge unschädlich zu machen suchte, zog dessen erster Angreifer seinen Hirschfänger und machte dem bereits auf den Tod verwundeten Thiere durch einen raschen, kraftvoll und sicher geführten Stoß ins Herz den Garaus. Den Fall des Bä­ren begleitete ein lautes, schaden­frohes Lachen seines Todfeindes, der sich jetzt mit triumphirender Miene nach den herannahenven Jägern wendete.

Obgleich der Förster Wegener der Kühnheit und Geschicklichkeit des Bärenerlegers alle Ehre gab, so war es ihm doch nicht angenehm, sich von einemAndern zuvorgekommen zu sehen. Dahin schwand ja nunmehr seine Hoffnung auf Ruhm und Verdienst, die ihm das Erlegen des Raubthiers eingetragen haben würden. Daher redere er den Bärenschützen mit finstrer Stirne und barscher Miene an.-Wer seid Ihr? Wie kamt Ihr zu dem Kampfe mit dem Thiere? Wer er­lheilte Euch die Erlaubniß, das Recht dazu?"Wer?" wiederholtederZremde spöttisch.Die Nothwehr, mein Herr Förster. Auch konnte ich hinzufügen, die Regierung, welche nicht nur die Bärenjagd frei gegeben, sondern selbst eine Belohnung auf jeden erlegten

seid, so verzichte ich auf meine Be­lohnung und auf Alles, was sonst noch darum und daran hängt. Ich war im Begriff, Eure Wohnung auszusuchen und Euch meine Dienste anzubieten. Da trat mir Petz hindernd in den Weg und ich erlaubte mir, ihm das zu verbieten. Nehmt mich zu Eurem Jägerburschen an und schreibt diesen Bär auf Eure Rechnung, so haben wir beide unfern Willen. Daß ich weder ein ungeübter Schütze, noch ein Hasen­fuß bin, glaube ich Euch durch mein Probestück bewiesen zu haben."Habt Ihr Lehrbrief und Zeugnisse Eures bisherigen Wohlverhaltens aufzu­weisen?" fragte Wegener, dessen Gesicht sich aufheiterte.Ei wohl!" erwiederte der Fremde.Meine Papiereabcr sind in polnischer Sprache geschrieben, weil ich ein geborncr Pole bin und drüben gedient habe."

(Forts, folgt.»

C o ir r s

der K. W. Staatskajscn-Verwaltung für Goldmünzen.

Fester läours: Würt. Dukaten von 1840 bis 1848 .... 5 fl. 45 kr.

, Veränderlicher Cours:

1) andere Dukaten . . . 5 fl. 28 kr.

2) Friedrich'sdor . . . . 9 fl. 32 kr.

3) 20-Frankenstücke . . . 9 fi. 18 kr.

Stuttgart, 16. November 1858.

K. Staatskassen-Derwaltung.

Frankfurter Gold-Cours.

vom 17. November.

9. kr.

Pistolen ...... 9 33-34

FriedrichsNor . . . . 9 53-54

Holland. 10 st.-Stückk . 9 38 39

Dukaten.3 21 "',28'.,

20-Frankcnstücke . .

Engl. Kovercigns . . preußische Kassenscheine

9 18^ -19'/s, 11 3« 40 1 44 '/,-'/.

erblickten. Der Letztere hatte sich auf i Petz gesetzt hat. Wenn Ihr aber, seine Hi n terfüße empor g erichtet und l wie ich vermu the, der Förster Wegener-

Redtgirl, gedruckt und verlegt von A. Letschlä

Gottesdienst am 2t. November: Vormittags Herr Dekan Heberlc, Nachmittags Herr Helfer Ri eg er.

Briefkasten.

An K r ü p p c l e (?) in Pfzhm. Das einge - sandte Gedicht zum Wiegenfest am 20. Nov. kam verspätet an und konnte deshalb schon nicht aufgenommen werden, hätte jedoch über­haupt nicht berücksichtigt werden können, da die Tendenz des Blattes es nicht gestattet. Das Gedicht, sowie der beigeschlossene Thaier stehen Ihnen daher zur Verfügung.

Die Redaktion.

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