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Allgemeine Versorgungs-Anstalt

Ln Carlsrrrhe.

Diese gemeinnützige Anstalt, welche ihren Mitgliedern in den 3 äl­testen Altersklassen schon seit einer Reihe von Jahren eine jährliche Rente oder Zins von 80 bis 300 fl. aus einer vollen Einlage von 200 fl. befahlt, macht hiermit bekannt, daß der Beitritt zur dießjährigen JahreS- gesellschaft noch bis zu Ende dieses Monats geschehen kann. Auch Nach­zahlungen von bereits cingetrctenen Mitgliedern sind wegen dem frühern Eintritt zum Zinsengenuß in diesem Monat am vortheilhafteften zu machen.

Der Geschäftsfreund der Anstalt F. Georgii.

2)2. Hirsau.

Verkauf des sog. Kaffeehau­ses, Scheunen-Antheils und Güter bei Liebenzell.

Dieser Liegenschaftsverkauf kommt schon im Wochenblatt Nro. 85 vom Samstag, 30. vor. Mts.

Da nun heute das Anwesen um nur 625 fl. angekauft wurde, so kommen die Realitäten am

Montag, den 15. d. M., Vormittags 10 Uhr,, auf hiesigem Nathhaus durch den Gemeindepfleger Weik als Friederike Schanz'scher Pfleger zur weitern Versteigerung, und wenn eS an Lieb- babern fehlt, so wird wieder ein Verpachtungs-Versuch auf 6 Jahre gemacht werden. Liebhaber werden eingeladen.

Den 4. November 1858.

Commissions-Verkauf.

In Commission habe ich zu ver­kaufen :

einen schönen wattirten Thibet- Fraucnmantel, 2 Krautstanden, einen weißen Schlüpfer sammt Kragen und Pulswärmer, einen schönen Spiegel, eine Puppen-, küche sammt einigen Küchen­möbeln und noch viele andere Gegenstände.

Auch werden Wintergegenstände gesucht.

Rank, Schneidermstr.

Calw.

Wohnung.

Wohnung zu vermiethen bei

Wagner Geiger.

Calw.

Alt Roth fuß Wittwe verkauft nächsten

Samstag, den 13. November, Nachmittags 1 Uhr,

zwei tragbare Kühe

im öffentlichen Aufstreich.

Mein Acker am unterN Eselspfad, 3 Viertel 3 Ruthen, und 2'/- Vrtl. am hohen Acker, sind dem Verkauf ausgesetzt. Auch verkaufe ich gute Erdbirnen.

2)2. Carl Schiele.

Hirschau.

Kalt ausgemach- ten Untersatz- und Kappenhonig, beste Qua­lität, sowie sehr schönes Wachs hat zu verkaufen

Daniel Beeri. -j

Geld auszuleihm.

225 fl. Pfleggeld liegen gegen ge­setzliche Sicherheit zu 4>/- Procent zum Ausleihen parat bei

Hirschwixth Mönch in Oberkvllwangen.

auszuleihen gegen zwei- 4 V fache Versicherung:

200 fl. Pfleggcld bei Johs. Bozen­hardt, Rothgerber.

100 fl. Pfleggeld zu 4'/- Procent bei Martin Vürkle in Lützenhardt. 50 fl. Pfleggeld bei Michael Volz in Oberkollbach.

Unterhaltendes.

Treue bis in den Tod.

(Fortsetzung.)

Eines Morgens saß ich in mei­nem weichen Lehnsessel und betrach­tete eine Menge eben eingelaufener Briefe, die auf meinem Tische vor mir lagen. Ich begann, sie zu öffnen. Sie waren von Freunden im Auslande; einige waren von deutschen Gütern, andere von könig­lichen Schlössern datirt. Zuletzt kam ein kleiner Zettel, dessen Schrift einen ganz wunderbaren Eindruck auf mich ausübte. Es war mir, als wenn mir bei dessen Anblick plötzlich ein Blitz aus dem bunten Jugendleben durch die Seele führe, als wenn ich für einen Augenblick meine fünfzig Jahre und den dazu gehörenden Ernst weit von mir werfe, wie eine Raupe aus meiner Hülle herauskröche, und mich so frei und leicht wie ehemals mit meinen zwanzig Jahren fühlte. Jedoch währte diese Illusion nur kurz. Ein Blick in den mir gegenüber hängenden Spiegel warnte mich bei Zeiten, mich nicht lächerlich zu machen, wenn auch zu­nächst nur in meinen eigenen Augen. Langsam und bedächtig öffnete ich alsdann den mystischen Brief, wel­cher seit langer Zeit schlummernde Erinnerungen in meiner Seele wach gerufen hatte. Der Brief war aus Bartou datirt.

Niemand von Ihnen, meine Freun­de und Freundinnen, kennt vielleicht Vartou; ich will Ihnen denn zuvör; verst mit wenig Worten sagen, was bas ist. Varlou wird ein großes, rothes Gebäude im Westertheil Ko­penhagens genannt, das seine Thüren nur dem Alter öffnet. Sechzig bis siebenzig Jahre bilden die gewiß nicht beneidenswerthe Eigenschaft, die allein einen Anspruch zum Ein­tritt in dieses Heiligthum gibt. In demselben schnupfen alte Männer mit zitternden Händen aus schmutzi­gen Dosen, und alte, zahnlose Frauen erzählen daselbst ihre Ge­schichten; das ist ihre einzige Un­terhaltung, und dennoch halten sie mit krampfhaftem Griff so fest an