Stuttgart.

Wein-Verkauf.

Andauerndes Unwohlsein nöthigt mich, das von meinem Vater vor sechs Jahren übernommene und seit dieser Zeit von mir, unter der längst bekannten Firma

Johann Georg Schenrlen Söhne

fortgeführte Weingeschäft aufzugeben.

Um nun mit meinem Weinlager möglichst schnell zu räumen, habe ich die Preise meiner sämmtlichen Weine, die aber von nun an nur gegen baar abgegeben werden, so bedeu­tend ermäßigt, daß gewiß jeder Käu­fer seine Rechnung dabei finden wird.

Indem ich hierauf die Herren Weinkäufcr aufmerksam mache, be­merke ich, daß das Lager in den Jahrgängen 1846r, 1848r, 1849r, 1852r, 1854r, 1855r, 1856r, sowohl weiß als roth, vollständig assvrtirt, und namentlich mit 1857r wohl versehen ist.

Liebhaber zu größeren Parthien find besonders willkommen, und lade ich nun zu recht zahlreichem Besuche höflich ein.

Stuttgart, im April 1858.

Wilh. Scheurlen junior.

Gel-anei bieten.

Gegen zweifache gesetzliche Ver­sicherung sind 450 fl. Pfleggeld zu 4V- Procent auszuleihen bei

G. Körndörfer.

Unterhaltendes.

T er Eisgang des Rheins Anno 1730,

von W. O. von Horn.

(Fortscpnng.)

^ Nein, Vetter Guntrum, versetzte Schmitz, das hat er gewiß nicht. Gleich nach seiner Landung in Batavia schrieb er heim. Er berichtete Alles, was sich mit ihm begeben hatte, und meldete auch den Tod des Pfälzers und was er ihm vor seinem Schei­den aus dieser Welt aufgetragen, .und bat seinen Vater, cs den An­gehörigen des Pfälzers zu melden, deren Adresse er beifügte. Auch schrieb er einen besondern Brief an sein liebes

Minchen. Der Kapitän des Schiffes, mit dem sie nach Batavia gekommen waren, nahm sie mit und der war ein ehrlicher Mann und versprach sie zu besorgen. Nun dauerte aber da­mals, bei den schwerfälligen, hol­ländischen Schiffen eine solche Reise schier ein Jahr und manchmal länger. Wenn aber so ein Schiff mit Mann und Maus untergebt, und nie mehr die Küste von Europa sieht, so hat's bekanntlich seine Flausen, die Auf­träge auszurichten. Das Schiff halte in Batavia eine reiche Ladung einge­nommen. In der Sunda-Straße aber wurde cs von malaischen Seeräubern in der Nacht überfallen. Alle Mann­schaft wurde ermordet und das Schiff in einen sichern Schlupfwinkel gebracht. Dort luden cs die Seeräuber aus und versenkten es in die Tiefe des Meeres, damit seine Spur nicht könne gefunden werden. Während nun nach Jahresfrist Fritz sich freute, seine Briefe möchten nun angekommcn sein, lag das Schiff mit allen den Briefen am Boden des Meeres. Da war nichts zu thun, als zu warten.

Ein ganzes Jahr wartete er auf Antwort, aber sie kam nicht. Wohin hätten sie auch schreiben sollen, da sie nicht einmal wußten, lebte er noch oder war er todt? Zwischen­zeitlich ging der Krieg seinen Gang fort und Fritz hatte wenig Zeit, Briefe zu schreiben. Als er endlich dazu kam, waren schier drei Jahre verflossen und auch dieser Brief kam nicht an, indem damals noch die Posten in einem schlimmen Zu­stande waren. Als er wieder keine Antwort erhielt, dachte er, es müsse der Tod sie hingenommen haben und eine heillose Traurigkeit ergriff ihn und rieb ihn schier auf.

So saß er einst, und es war nun schon das fünfte Jahr gekommen, seit er das Vaterhaus verlassen hatte, in seinem Zelte, und sah Lüstern Sinnes in das Feuer, das im Zelte brannte, um die entsetzlichen Quäl­geister, die stechenden Schnaken, die man Moskitos nennt, abzuhalten, als Einer hercinschlich, der einem- ausgeheckten Spitzbuben ähnlichersah, ^

als einem ehrlichen Menschen. Es war ein Malaie, der im Lager zu mancherlei Diensten verwendet wurde, der aber im wohlverdienten Rufe großer Spitzbübereien stand. Fritz sah ihn, ohne daß er seinen katzen- artigcn Auftritt gehört hätte. Er sprang von seinem Teppich, darauf er an der Erde saß, auf und griff nach seinen Pistolen, weil solch' einer Hallunkenseele nicht im Mindesten zu trauen ist.

Laß das, Sahib (was soviel als: Herr heißt), ich führe nichts Böses gegen dich im Schilde, viel­mehr will ich dir eine Nachricht bringen, die dir mehr werth sein muß, als Gold und Schätze, denn ich weiß, Ihr wäret froh, wenn der Krieg ein Ende hätte. Willst du ihn endigen?

Waö willst du damit sagen, Runchit? fragte Fritz nicht ohne Er­staunen.

Wenn du gut lohnst, soll das in deiner Hand liegen, Sahib. Runchit weiß, wie es geschehen kann. Er hat Verbindungen bis in des Feindes Nähe. Runchit verdient, daß du ihm trauest!

Mag sein, doch wer bürgt mir für die Wahrheit dessen, was du sagst? fragte Fritz, dem es doch einzuleuchten begann, der Schelm von Malaie könne Etwas wissen, was von großer Wichtigkeit sei. Als Spion hatte er schon mehrmals gedient.

Mein Kopf, sagte Runchit und bückte seinen braunen Nacken, als solle ihm der Kopf abgeschlagen werden. Das war wohl Etwas.

Gut, versetzte Fritz. WaS for­derst du? Denn ohne Geld thut ein Malaie Nichts. Er nannte eine namhafte Summe, über die aber Fritz in diesem Augenblicke nicht Herr war. Er sann nach und sagte dann zu ihm: du forderst Viel! Du willst, daß ich dir traue; nun, so traue auch mir. Ich will dir die Summe geben; aber erst die Hälfte, wenn du mir gesagt hast, was du weißt; die andre Hälfte, wenn das vor- - theilhaft ist und gelungen, was du ^ mir sagen wirst! Ich muß hierbei