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das Ende vom Lied. Ist Einer reich, so beneiden ihn die Andern um sein Geld, und man meint, Heil und Se­ligkeit hinge an so ein Paar churtrieri- schen Fettmännchcn. Hat einer ein Amt und steht zwei Finger breit höher, als die Andern, so beneiden sie ihn um Ansehen und Würde. Hat Einer mehr Verdienst im Handwerk, so fährt der Brodncid in die Herzen und rumort drinnen herum.

Nun? fragte Bräunches Willem, waö willst du mit dem Gestichel? Erzähl' doch!

Wart's ab! trumpfte ihn der Kürschner. Ihr kennet alle das Haus an der Marktecke, der Kirche gegen­über, das dem Kvnrad Gölz gehört. Es ist Eins der schönsten Holzhäuser unsrer Stadt und die Fremden be- trachten's Alle und Viele haben's schon abkontcrfcit. Damals wohnte Konrad'ö Vater drinnen, der ein Küfer war, wie Kvnrad Gölz. Er hatte viel zu thun, war ein geschickter Küfer, nur machte er's, wie alle Kü­fer, er trank häufig über den Durst

machte aber dann beim Abstich doch keine dummen Streiche, weil er's im Griffe hatte. Er führte die Wein­händler nach Steeg und Breitschied, und war Küfer bei der churköllnischen Saalkellnerei. Das trug ihm viel Geld ein, denn der Saal hatte viele Thcilweinberge, Zinsen und Gefälle

in Summa, er stand sich sehr gut. Neben dem Saal, dem golde­nen Engel gegenüber und der Fleisch­gaffe steht ein ebenso schönes, altes Holzhaus, darinnen die Zech Herren ihren Saal hatten. Dicß Haus gehörte dem alten Hieronymus oder, wie wir sagen: Ronemus Geb­hard, und ist Hernachmals an dessen Tochtermann, den Hoffmann gekom­men. Der Ronemus war auch ein Küfer und hatte zur Kundschaft die churpfälzische Kellnerei am Ober­thor, wo der Landschreiber wohnte

jetzt haben cs die französischen zwei Gcnsd'armen ein, und haben, bei meiner Treu! Platz genug in dem ungeheuren Gebäude; damals stand, wie Ihr alle wisset, der Saal noch, dieß vrächtiae tburmreiche Gebäude,

dessen Treppe man hätte hinausrei- ten können. Die Franzosen, die haben's vor'm Jahr niedcrgeris- sen ohne Grund und Ursache! Darin wohnte der Kölnische Herr Saalschultheiß. Dieser und der pfälzische Landschreiber lagen sich das ganze Jahr in den Haaren, und fingen allemal am neuen Jahres­tag den Hader von vornen an. Wie der Herr, so's Gescherr, sagt das Sprichwort, und: Deß Brod ich esse, deß Lied lch singe. Damit will ich sa­gen, daß die zwei Küfer sich haßten, wie Katzen und Hunde, und hatten doch Beide zu leben vollauf, denn der Ronemus führte die Weinhänd­ler nach Diebach und Manubach, wie der Gölz seine Kunden nach Steeg und Breitschied, und Jeder verdiente seinen Reichsthaler vom Faß, aber Keiner gönnte dem Andern das Weiße im Auge, und waren doch Spielkameraden gewesen mit einander auf der Wanderschaft; saßen alle Beide im Rath der Stadt und im Kirchenvorsteherstuhl in der Kirche, aber der Teufel hatte Brodncidsamen gesäet und der war reichlich aufge­gangen und trug bittere Früchte.

Der Feuerbrand des Neides sollte aber damit nicht seine Grenze haben, der wuchs noch ärger, als Anno 1719 der Herr Saalschultheiß starb, alt und lebensmüde, und war der eheleibliche Sohn des Saalschulthei­ßen Rima, der Anno 1632 seinem Vater im Amte gefolgt war, als seltmals die Schweden kamen und dessen Schwester den Jnselius ge- henrathet. Nun, der alte Rima konnte abkommen. Kinder hatte er nicht und betrauerte ihn eigentlich Niemand, und hatte lachende Erben, nämlich seinen Vetter, den churkölnischen Kon­sulenten von Küchelchen, der aber den Adel nicht führte. Es ist kurios! Der churpfälzische Landschreiber hatte sich ihn in Wien bei'm Kaiser für baares Geld gekauft. Dreißig Tau­send Gulden für armselige drei Buch­staben! Es gibt seltsame Narren in der Welt! Item, der Küchelchen wurde der Amtsnachfolger des Saal­schultheißen Rima, denn in Chur­

köln erbte so ziemlich Amt und Würde. Kaum war der Herr Saalschult­heiß Rima kalt, so machte sich der alte Ronemus auf die Beine, setzte sich in des Kvnrad Eidams Schiff, darinnen er dem Herrn Kurander, der dazumal Einer der Hauptwein­händler zu Köln war, sieben oder acht Fuder Manubachar sandte und schiffte selbst gen Köln. Niemand fand was darin. Kein Mensch merkte, was der Schleicher wollte, als seine brave Frau, die eine feine Nase hatte. Die Haderworte, die's gab, als sie ihm in's Gewissen redete, will ich Euch nicht wiederholen, denn der Ronemus war eckig und hitzig. Daß die Frau Nichts aus­richtete, das war das Ende, und er fuhr gen Köln. Der Herr Kur- ander aber war ein weitläufiger Onkel von dem Herrn Küchelchen, der Saalschultheiß geworden war und hielt Etwas auf den Ronemus. Hinter den macht sich nun der Ronemus und verkalfaktert den Gölz dermaßen, daß der Herr Saalschultheiß Küchel­chen den Gölz absetzt und den Ro­nemus zum Küfer der Saalkellnerei macht. Der springt vor Lust, denn nun ist er Hahn im Korbe; hat die zwei Kellnereien zu Kunden und nun kann's nicht fehlen, daß sein Sohn Fritz, der auch Küfer, und ein Mu­ster eines braven jungen Menschen war, die Tochter des reichen Josua Lang bekommt, darauf er schon lange fpekulirt hatte, freilich, ohne den braven Jungen zu fragen, der ganz anderer Meinung war.

. (Forts, folgt.)

Gold-Cours. Frankfurt, den 1. März.

ff. kr.

Pistolen.S 34-35

Fricdrichsd'or . . . . S 54Vz55-/2

Holland. 1V st.-Stück 9 41-^42 s.,

Dukaten.5 SS-/,29'/,

LVFrankcnftücke ... 9 19-29

Lngl. Sovereigns ... 11 3842 Preußische Kassenscheine. 1 44-/g45

Mit einer Beilage.

Bemerkt wird, um Irrungen zu vermei­den, daß das Lob des Druckes dieser Beilage nicht .unserer, sondern einer auswärtigen Druckerei gebührt Die Red.

Redigirk, gedruM und verlegt von Ä. Oel>chläger.