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dürftige Kleidung zu gebe» und ihre innere Bewegung zu verbergen. Der Prediger sprach über das Evangelium vom Säemann welcher guten Samen ausstreute. „Und Etliches fiel auf den Weg -—" las der Prediger ab — „da kamen die Vögel unter dem Himmel und fraßen es weg."
Ach, wie sehr diese Bibelworte auf die tief niedergebeugte Gattin und Mutter paßten! Ja, ja, die Vögel! Diese fraßen Alles weg! Ihren einstigen Wohlstand, ihr häusliches Glück, die Liebe ihres Mannes zu Weib und Kindern, die Kundschaft, das tägliche Brod, ja wohl auch die Wohnung, dieder Wirth bereits gekündigt hatte. Fort und fort klangen die Worte der Meisterin in die Ohren: „Ta kamen die Vögel unter dem Himmel und fraßen es weg." Sie vernahm nichts weiter von der Predigt und deren Nutzanwendung und das Bild der den guten Samen auffressenden Vögel verschwand nicht vor ihren Augen. So kam sie nach Hause
zurück, wo sie das Bild in der Wirklichkeit sah. Frau Diesend hätte auf der Stelle die in ihren Futterkästen pickenden Vögel in Freiheit setzen mögen. Fraßen diese doch ihr und ihren Kindern das Brod weg! Voll tiefen Weh's, daß siekein besseres und nahrhafteres Sonntagsgericht auf den Tisch setzen konnte, brachte Frau Diesend um die Mittagszeit eine Schüssel voll dampfender Kartoffeln herein. Nur für den Gesellen hatte sie ein kleines Stückchen von dem Braten zurückbehalten, den der Meister mit auf den Vogelheerd genommen. Und winzig klein waren die Butterflöckchen, welche sie ihren Kindern darreichte, so klein, daß HänSchen seine Kartoffeln mit Salz würzte und sein Buttcrstückchcn auf die letzte versparte, um einen einzigen recht fetten Bissen zu haben. Dem Gesellen quoll der Braten im Munde, als er die Familie seines Meisters also darben sah. Er wollte das Fleisch von sich schieben oder
wenigstens mit den Nebligen theilen, wobei auf Jeden höchstens ein Bissen gekommen wäre. Der edlö Wettstreit über das Geben und Entsagen, der sich jetzt entspann, lockte heiße Thränen in die Mutteraugen und im aufwallenden Schmerze streckte Frau Diesend die Hand nach den Käfigen an den Stubenwänden aus und rief mit bittrer Stimme: „Da kamen die Vögel unter dem Himmel und fraßen es auf!"
Und die Kinder beträufelten ihre salzgewürzten Kartoffeln mit ihren Zähren und auch der Geselle, wie der Lehrbursche wehrten der ihrigen nicht.
Während dem saß Diesend seit dem grauenden Morgen am Zugloche seines Vogelheerdes, jeden Augenblick zum Rücken der Stellnctze bereit. Im Verein mit den unter den Netzen aufgestellten Lockvögeln lockte auch er mit seiner Pfeife in gar verschiedenen Tönen die gefiederten Waldbewohner herbei. (Forts, folgt.)
Calw. Frucht, Brod- und Fleischpreife am 30. Januar 1858.
Getreide-
Gattungen.
Vori
ger
Rest
Schffl.
Neue
Zu
fuhr.
Schffl.
Ge-
sammt-
Betrag.
Schffl.
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ger
Verkf.
Schffl.
Im R e st gebl.
Schffl.
Höchster
Preis.
fl. I kr.
Mittel-
Preis.
fl. j kr.
Niederster
Preis.
fl. ! kr.
Verkaufs-
Summe.
fl. j kr.
Gegende
Durchsch
mehr
fl-! kr.
n vorigen nittsprs.
weniger
fl-! kr.
Waizen, alter — neuer
4
4
4
13
13
13
52
12
Kernen, alter — neuer
2
180
182
174
8
14
15
13
5i
13
30
2427
45
2
Korn
Gemasch Gerste, alte — neue
10
12
22
12
10
9
30
9
21
9
12
112
12
2
Dinkel, alter — neuer
85
85
85
6
5
48
5
36
493
39
3
Haber, alter — neuer
10
50
60
60
—
6
45
6
27
6
2.
387
4
—
1
—
Summe — ^.
22 !
331 s
253
335
18
3472
40
Qualität:
Kernen: Gewicht: Bester 300 Pfund, mittlerer 292'/- Pfund, geringster 288 Pfund. Brodtare: 4 Pfd. Kernenbrod 11 kr. dto. schwarzes 9 kr. 1 Kreuzerweck muß wägen 7V- Loth. — Fleischtare: 1 Pfd. Ochsenfleisch 11 kr., Rind- und Kuhfleisch 9 kr., Kalbfleisch 7 kr., Schweinefleisch unabgezogen 12 kr., abgezogen 11 kr., Hammelfleisch 6 kr.
___^_Stadtschultheißenamt._
Redigirt, gedruckt und verlegt von N. Oelschläger.