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dm und dabei insbesondere die Forn^ zu bezeichnen, in welcher sie Unterricht zu erthcilen sich für befähigt halten. Zur Unterstützung werden solche Männer dann mit den erforderlichen Büchern und mit dem Ho- henheimcr landwirthschaftl. Wochenblatt versehen werven.
Die nölhigen Räumlichkeiten mit Beheizung werden, wie man hofft, die Gemeinden gerne dazu abgeben.
Den 15. Dezember 1857.
Vorstand des landw. Vereins.
From m.
Ter Weihnachtsbaum.
(Fortsetzung.)
Zu Hause angekommen, zündete Sä'eucrlein die Lampe an, setzte sich nieder und nahm das Buch vor. Er wollte nur hie und da ein wenig schneiden, nur so viel, daß er zwischen den aufgespreizten Blättern hindurch sehen konnte, aber es dauerte gar nicht lange, da waren ein Dutzend Schnitte gemacht und er mußte sich sagen, daß er dem Buchhändler das Buch nicht wieder geben könne. „Nun denn in Gottes Namen, so will ich es behalten!" sagte er, ergriff das Messer und schnitt sämmtliche Blätter von vorn bis hinten auf. Nun trat ihm die Beck'sche Poesie in ihrer Glorie vor die Seele. Sie sprach mitZau- bergcwalt von den Leiden der Armuth und hob in prophetischem Zorne drohend ihre Hand gegen alle Diejenigen empor, die die Kraft hätten zu helfen, aber zu träge oder zu selbstsüchtig dazu seien. Scheucrlein vermochte sich nicht zu trennen von dem Buche, er las und las, bis er die letzte Seite erreicht hatte. Seine Stirn glühcte, mit tiefer Erschütterung machte er das Buch zu. Ein besonderes Etwas hatte in seiner Brust längst geglüht — das Buch hatte es zur vollen Flamme angezündet. Mit großen Schritten ging er auf und ab in der Stube. Es wehete damals ein wunderbarer Geist durch alle Lande. „Lasset uns den armen Brüdern beistehen mit Rath und Thal, mit Lehre und Unter
stützung!" —- Dieser Gedanke war bas Zauberwort zeitgemäßer Bestrebungen geworden und aller Orten hatten sich Vereine unter den verschiedensten Namen gebildet, die alle darauf hinausgingen, diesenGedanken zu verwirklichen. Leider! Die Gluth ist verkühlt. Vielen war jenes Wirken nur Mode, Moden aber dauern in jetziger Zeit nicht lange. Andere aber trugen aus Unverstand oder aus bösem Herzen Haß in die freie Vereinigung für Zwecke der Liebe und störten ihre Entfaltung und ihren Bestand. Die Saat der Liebe kann nicht gedeihen, wo der Haß sich zum Gärtner aufdrängt. Wir müssen für den Augenblick in dieser Beziehung an den Fehlern der Vergangenheit leiden. Aber wir wissen auch, daß der, der die Wolken leitet, auch die Herzen leitet, und daß er die Bestrebungen derer, die in guten und bösen Tagen dem Gebote der Liebe treu bleiben, segnen wird.
Scheuerlein saß an seinem Tagebuche. Wie schon gesagt, der Geist der Zeit hatte auch ihn ergriffen, und davon gab sein Tagebuch Zeug- mß. Pestalozzi's herrliches Volksbuch: „Lienhard und Gertrud" hatte in seinem Herzen das erste Interesse für das Volksleben erweckt. Dasselbe war genährt worden durch die Schilderung des westphälischen Dorflebens im Jmmermann'schen „Münchhausen." Darnach hatte er die, einen gleichen Gegenstand behandelnden Meisterwerke von Gotthelf: „Bauernspiegel" gelesen. Endlich hatte er vor ganz kurzer Zeit die „Schwarzwälder Dorfgeschichten" von Auerbach kennen gelernt. „Was mich besonders hoch erfreut," hatte er in sein Tagebuch geschrieben, „ist das, daß Dichter auftreten, die das eigene Volk zum Gegenstände ihrer Dichtungen machen. Dieß ist durchaus geeignet, in den Kreisen der Gebildeten und Reichen Interesse für das Volk zu erregen. Was hilfts nur immer, in den Anschauungen der Vergangenheit zu schwelgen, wenn einem die Räthsel der Gegenwart verschlossen bleiben! Wer jene Werke
gelesen hat, der wird mit ganz anderen Augen, als er es früher konnte, das Volksleben betrachten ! Die Hie- roglyphenschrift der Eigenthümlich- keiten des Volkslebens wird sich ihm zu einem Verständniß der Leiden, Freuden, Ansichten und Wünsche des Volkes eröffnen; manches, was er früher kaum beachtete, was ihm jedes vernünftigen Gedankens baar oder wohl gar lächerlich erschien, wird er als ehrwürdig erkennen, sich daran erfreuen, eS schonen und pflegen ; von ästhetischen Ueberschwenglichkei- ten, wohin die einseitige Pflege und Verzärtlung der Kunst, wenn sie nur allein Schooßkind der höheren Stände sein will, mehr oder weniger führt, wird er sich wenden an das volle, warme Leben des Volkes, dessen kräftigen Pulöschlag er in diesen Geschichten kennen lernt." — Scheuerlein schrieb heut den Vorfall in sein Tagebuch, der sich auf Anlaß der Insertion des Hebel'schen Gedichtes zugetragen hatte. Auch seine Lieblingsschülerin, seine kleine Elise, vergaß er nicht, wie auch nicht das Ur- theil, das sich in ihm über die eben gelesenen Gedichte gebildet hatte. Da flutheten Gedanken und Ideen in seiner Seele, wie im Frühlinge die Weste wehen über die Lande und hervorlocken mit süßer Macht verborgenes Leben. Und aus der Fülle des wogenden Lebens stieg ein Gedanke leuchtend und angethan mit Lieblichkeit vor seiner Seele auf, wie die Helle Sonne aufsteigt am rosigen Morgenhimmcl. Er sah seine Elise mit den fleißigsten und bedürftigsten ihrer Mitschülerinnen um einen strahlenden Christbaum stehen, seine Kollegen hatten ebenfalls eine Menge- armer Kinder herzugeführt. Vom Stadtrath und von Männern, die ihm glichen, war eine ansehnliche Summe zusammengelegt worden, ein Fest, wie es die Schule noch nicht gesehen hatte, war für Hunderte von Kindern veranstaltet worden.
(Forts, folgt.)
Nedigirt, gedruckt und verlegt von A. Oel schlag er.