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wofür wir uns Manches anschaffen konnten, was wir im Hause noth- wendig brauchten. Fünf blanke Thaler sind nun übriggebliebcn — er hielt sie zwischen den Fingern — und ich ersuche Sie, diese fünf Thaler als Pachtgeld für die Grete und als Entschädigung für den mir gekauften Samen anzunehmen. Was ich zum nächsten Jahre kaufen muß, dazu habe ich noch Geld in meiner Sparbüchse!
Zillmer lachte laut auf, strich Karl, indem er das Geld annahm, die Backen und sprach: „Bist ein gewissenhafter Mensch! Hast aber auch Recht: Ordnung will sein im Leben, wenn wir bestehen sollen; Waare gegen Geld und Geld gegen Waare! Es freut mich, daß du un- erinnert deiner Pflicht nachgekommen bist und nun sollst du auch im nächsten Jahre von mir doppelt soviel Beete in Pacht bekommen.
Zillmer stellte sich dabei so ganz ernst und strich mit so großer Sicherheit das Geld ein, daß Mutter und Sohn wirklich froh waren, die fünf Thaler ihm angeboren zu haben, da er nach ihrer Ansicht jedenfalls eine kleine Entschädigung erwartet hatte. Hätten sie freilich in das Herz ihres Wohlthäters sehen können, so würde ihre Meinung sich sofort geändert haben. Zillmer ging nämlich gleich nach den Feiertagen in die Stadt und legte die fünf Thaler in der dortigen Sparkasse nieder, wogegen er ein Buch erhielt, auf welchem mit großen Buchstaben „Karl Wirker" als Eigenthümer bezeichnet war.
Es kann dem Jungen, dachte Zillmer, zu seiner Zeit auch etwas nützen, wenn er einige Thaler zu irgend einem Anfänge hat und darum mag er immer im nächsten Jahre wieder Pachtgeld zahlen!
Der kommende Winter wurde bei Karl vorzüglich zu seiner geistigen Ausbildung und zur Handreichung in Zilimer's Oekonomie verwendet. Mit dem nächsten Frühjahre begann Karl sein Pflanzengeschäft auf 10 Beeten in vergrößertem Maßstabe und sein Reinertrag wurde bedeutender, daher er Herr Zillmer acht Thaler
Pacht zahlen konnte, welche ebenfalls in die Sparkasse wanderten. So erweiterte sich der Geschaftskreis Karl'ö alljährlich, bis er ans der Schule entlassen wurde, lieber 30 Thaler lagen in der Sparkasse.
Zu seinem Cvnfirmationstage wurde Karl von seinem treuen Pfleger mit einem neuen Anzug beschenkt und als er mit seiner Mutter in feierlicher Stimmung aus der Kirche nach Hause kam, überreichte ihm der vorausgegangene Zillmer unter den väterlichsten Ermahnungen das Sparkassenbuch nebst den im Laufe der Zeit erwachsenen Zinsen als einen Anfang zu seinem künftigen Berufe.
Heiße Thränen des Dankes flössen in dieser frohen Stunde; doch die' Freude eines treuen Mutterherzens über ein wohlgerathenes Kind in Stunden heiliger Weihe läßt sich nicht mit Worten ausdrücken.
Bald nach der Konfirmation sprachen Zillmer und Frau Wirker mit Karl über die Wahl seines künftigen Berufs. Dieser war schon einig mit sich. Er hatte bei seinem Wohlthä- ter die Landwirthschaft schon ziemlich genau kennen lernen und hing ihr mit großem Eifer an. Sein Plan war, noch einige Zeit Gärtnerei zu treiben, sich etwas zu verdienen und dann ein kleines Landgütchen zu pachten, um als Oekonom zu leben. Seine Mutter kannte seinen Plan schon und sie sowohl als auch Zillmer stimmten vollkommen mit demselben überein.
In seinem 15. Jahre benutzte Karl noch Zillmers Garten. Darauf aber fand er Gelegenheit, die größere Hälfte des im Dorfe befindlichen Rittergutsgartens billig zu erdachten und nun konnte er die Pflanzenzucht um desto eifriger und mit größerem Erfolge betreiben.
Karl war endlich 20 Jahre alt geworden. Das Glück brachte ihm bei der Militärstellung ein Freiloos. Durch Mühe und Sparsamkeit hatte er sich schon ein kleines Sümmchen Geld erworben, womit er etwas anfangen konnte, aber er wurde durch Zillmer stets zur Vorsicht angehal-
tcn und seine Mutter rief ihm zwar immer noch zu: „Spute dich!" jedoch sie warnte auch oft in Hinblick auf mögliche Unglücksfälle: Geh' nur in der Welt recht vorsichtig zu Werke! Daher kam es, daß Karl nicht gleich zu neuen Unternehmungen griff, sondern lieber sein Gärtnergeschäft noch einige Jahre forttrieb.
Karl hatte schon das 2ck. Lebensjahr überschritten, als er sich verhei- rathete. Von den fünf Töchtern seines edlen Pflegers Zillmer hatte cr vie älteste, Johanna mit Namen, näher kennen gelernt. Sie war ein fleißiges, geschicktes, seelengutes Mädchen. Zillmer konnte seinen Kindern zwar keinen großen Reichthum mitgeben, aber sie war trefflich erzogen, zu jeder Art Arbeit angehalten und darum bei allen guten Nachbarn des Dorfs wohlgelitten. Dieß erkennend, wünschte sich Karl kein anderes Mädchen zur Frau als die achtbare Johanna.
Der Blick nach oben.
Wenn in düstrer Schwerniuth Stacht Freunde treulos dich verlassen;
Wenn dir keine Freude lacht.
Und die Menschen gar dich hassen:
Dann mußt du aus Gott vertrauen.
Daß er Kraft und Trost dir sende:
„Auf den Himmel muß man bauen. Nur derHimmel sngtdaslknde!" —
Wenn dich Angst und Sorge quält.
Deine schönsten Wünsche scheitern,
Wenn dir Alles, Alles fehlt.
Was dein Leben könnt' erheitern:
Dann mußt du nach oben schauen.
Ob dein Unstern sich nicht wende.
„Auf den Himmel muß man bauen.
Stur der Himmel fügt das Ende!,, —
Willst dn in der letzten Noth,
Bor dem letzten Kamps erbeben —
Liebend winket dir dein Gott,
Sanft wird dich sein Geist umschweben!
Blick auf ihn in Todesgrauen,
Sprich: „Ja Herr, in deine Hände!"
Ans den Himmel muß man bauen.
Nur der Himmel fügt das Ende! — _
Nedigirt, gedruckt und verlegt von A. Oelschläger.