241
Calw.
Auktion.
Wegen schneller Abreise hier verkauft der Un- / Mk^ terreicknete nächsten Montag, den 3. August,
von Nachmittags 1 Uhr an, gegen sogleich baare Bezahlung im Äufstreich:
1 eichenen doppelten Kleiderkasten, 1 nußbaumene Kommode, 6 birkene Stühle, 2 lange Tische, 1 Küchenkästle, 1 einschläfrige , Bettlade, einige Waschzüber,
1 Krautstande, Fässer, 5, 3 und 2 Eimer haltend, alle in Eisen gebunden, einiges Küchengeschirr, wobei 4 Kunsthäfen sind, allerlei Hausrath und verschiedene Winterstoffe zu Hosen, auch Stoff zu Damenkleidern.
Eduard Schneyer, Tuchmacher.
Logis zu vermiethen.
In meinem Hause neben dem Rößle ist der mittlere Stock, bestehend in 3 heizbaren und 2 unheizbaren Zimmern, Keller, Garten, auch Stallung, nebst allen sonstigen Geräumlichkeiten sogleich oder auf Martini billig zu vermiethen, und kann mit Herrn Kaufmann Bock oder mit nnr unterhandelt werden.
Gottlob Mohr.
2U Zu verkaufen:
Vier gebrauchte Sopha nebst Sessel und mehrere neue Sopha; auch sind immer Matratzen vorräthig, bei Lotz, Sattler.
Zu vermiethen.
Zwei Logis bei
2)1. Lotz, Sattler.
Eine Partie noch in gutem Zustand befindliche
eiserne Kasten-Ofen
von verschiedener Größe hat um billigen Preis zu verkaufen 2)1. Chr. Weiß, Hafner.
auszulechen gegen zwei- fache Versicherung:
300 fl. bei der Gemeindepflege in Hirsau.
150 fl. Pfleggeld zu 4'/- Procent bei Schuhmacher Schwämmlein Calw.
Unterhaltendes.
Der Schulmeister von Friedethal.
(Fortsetzung.)
„Nun, und gleichwohl setzten Sie diesen Unterricht fort?" fragte der Ephorus weiter.
„Das that ich" — gestand Jonas.
„So? und das sagen Sie so ruhig, als ob Sie das größte Recht hätten? Warum befolgten Sie das Verbot nicht?"
„Weil ich es für die Frucht eines menschlichen Jrrthums hielt, der mit einer dreißigjährigen Erfahrung stritt. Jener ganze Befehl erschien mir wie ein Experiment, während das, wogegen er gerichtet war, sich durch beinahe ein Menschenalter hindurch als gijt bewährt hatte, wie Ew. Hochwurden mir selbst mehr als zehnmal bezeugt haben; und einem Experiment Langebewährtes auszuopfern, das verbot mir mein Gewissen."
„Gewissen — Erperiment! — Sie sollen gehorchen —und was ist das für ein Geschwätz von Experiment?"
„Sie wollen mich vielleicht nicht verstehen," erwiederte Jonas, „es ist eine allkundige Thatsache, daß dermalen allenthalben Hegen gewisse Richtungen erperimenürt wird, man sucht hier dieses, dort jenes Mittel hervor, von dem man die Vermu- thung hat, daß es Helsen könnte, und wendet es an, selbst auf die Gefahr hin, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Ich glaube, es ist unnöthig, mich noch deutlicher zu erklären; ich verliere mich nicht gern auf das Gebiet der Politik, nicht sowohl weil es mir gefährlich scheint, als weil es mir zuwider ist. Wenn Sie meiner Berufung auf das Gewissen entgegenhalten: ich hätte nur zu gehorchen, so muß ich als Christ und Mann erklären, daß ich es für
einen verfehlten Kunstgriff halte, der untergeordnete Glieder eines Gesellschaftsverbandes vonder moralischen Verantwortung für ihnen von oben geboteneHandlungcn losspricht."
„So haben Sie wohl auch in den übrigen Punkten der Verorvnung nicht Folge geleistet?"
„Ich habe bei der Treue, die ich meinem Gott geschworen, fortgefahren, das mir anvertraute Amt so zu verwalten, wie ich es zu verwalten von Anfang an gelobt und unter seinem Beistand mit Segen verwaltet habe. Sie selbst wissen, welche heilsame Veränderung mit Friedethal seit einunddreißig Jahren vorgegangen, und das einstimmige Urtheil meiner Gemeinde, wie mein Bewußtsein geben mir das Zeugniß, daß Gott mich gewürdigt hat, das Werkzeug dieser Veränderung zu sein. Sie selbst haben einst in dieses ehrenvolle Zeugniß eingestimmt, und ich glaube nicht, daß ich seitdem mich dessen irgendwie minder würdig gemacht hätte als früher."
Der Ephorus schaukelte das übergeschlagene Bein und sann auf eine Antwort, die seiner Würde nichts vergab. Dieselbe lautete zuletzt:
„Mein lieber Jonas, Sie waren immer ein besonnener Mann, keiner von den Schwarmgeistern, die unausführbaren Idealen nachjagen und darum das Unterste zu oberst kehren möckten. Sie wissen, daß man im praktischen Leben die Principien nicht aufdieSpitzetreiben, im Amtlichen nicht mit dem Kopf durch die Wand rennen kann. Sie werden doch wohl ein- sehen, daß Sie als einzelner Schulmann nicht dem Willen der höchsten Schulbehörde Widerstand leisten können ohne Ihre Stellung auf's Spiel zu setzen. Es ist oft schwer zu gehorchen, wenn unsere Ueberzeugung - dem Befehle widerstreitet, aber um der Ordnung willen, um der allgemeinen Wohlfahrt willen ist es doch nothwendig, daß wir unsere Privatmeinung dem allgemeinen Willen, oder dem höhern, der ihnrepräsentirt, unterwerfen. Ich bitte Sie, befolgen Sie von heute an jene hohe Verordnung, und hier mein Wort,