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FLAauszuleihen gegen zwei- fache Versicherung: 200 fl- Pfleggeld bei Johs. Heselschwer dt in Zwerenberg.
800 fl- Pfleggeld bei Johann Georg Burk har dt in Würzbach.
Der Schulmeister von Friedethal.
(Fortsetzung.)
„Nun viel besser ist's auch nicht" — crwiederte der Ephoralbote — „wenn sich's für ein Stück von der Geistlichkeit geziemte, so möcht' ich die Tasche sammt ihrem Inhalt zu allen Teufeln wünschen. So sauer, so in den Tod zuwider ist mir mein Dienst noch nicht geworden, wie dießmal, und hinge Unsereiner mit zwölf Kindern nicht so sehr am Brodkorb, so hätte ich lieber den Dienst quittirt, als diese Missive getragen. Denken Sie nur — doch Sie werden's ja gleich selbst lesen."
Er bückte sich nach der abgelegten Tasche und entnahm ihr cm Schreiben, das er dem Schulmeister überreichte.
Dieser öffnete cs und las. Sein heiteres Angesicht bewölkte sich und als er mit Lesen fertig war, gab er das Schreiben seiner Frau, die eben einen Teller mit Butterbrod auftrug. „Da lies einmal, Hannchen, was der neue Oberschulrath für die Schulmeister verordnet hat" —sagte Jonas und nöthigte den Gast zuzulangen.
Auch Hanna's Gesicht wurde beim Lesen des Schreibens sehr ernst und mit einem Seufzer gab sie es ihrem Gatten zurück.
„Ist das nicht, um im ganzen innern Menschen eine einzige Dissonanz zu werden?" sagte Jonas. „Da soll nun plötzlich die Aufklärung Schuld sein an allem Unglück dieser Zeit! Alle Unzufriedenheit, alle Unordnung, kurz alles Unheil, was in den vergangenen Jahren geschehen, soll nur eine Frucht Dessen sein, was wir gelehrt. Wir Schulmeister sollen an allem Schuld sein, weil wir die Gemüther, statt im alten einfältigen Glauben zu erbauen, mit flacher Weltbildung erfüllt hät
ten. Darum soll nun Alles, was im Mindesten gefährlich scheinen könnte, aus dem Schulunterrichte ausgemerzt werden: Naturlehre, Weltgeschichte, freie Bibelerklärung soll hinfort aus dem Schulplane fern bleiben — jedes andere Religionsbuch als Luthers Katechismus ist untersagt, selbst das Rechnen und Schreiben beschänkt man — das ist es, was der neue Oberschulrath de- kretirt. Und wenn wir zur Ausführung dieses amtlichen Dekrets nicht die Hand bieten, so sollen wir aus dem Amte entlassen werden!"
„So ist's" — sagte der Ephoralbote — „und nun wißt Ihr, warum ich so übelgelaunt bin. Ach, nimmer hätt' ich geglaubt, daß ich jemals solche traurige Botschaft überbringen müßte."
„Da stehst Du nun, Hannchen, was es mit unserem mühevollen Tagwerk für eine Bewandtniß hat"
— begann Jonas wieder — „Unser ganzes rastloses Streben und Wirken im freudigen Vertrauen auf Gott, im süßen Bewußtsein, ihm zu dienen, an seinem Reiche zu bauen, ist nichts gewesen, so will cs der hohe Oberschulrath. Die Verwandlung einer verwilderten Gemeinde voll Rohheit, Liederlichkeit, Streitsucht und Gottlosigkeit in ein gesittetes, friedsames, blühendes Gemeinwesen, daran wir uns immer so sehr erfreut, ist nichts als blauer Dunst. Alles, was wir da in dreißig Jahren sorgsam aufgebaut, taugt nichts, wir müssen's einreißen oder das Einreißen andern Händen überlaffen. Aber, alter Freund, sagen Sie mir
— Sie waren doch schon in Erlbach ; was sagte der Herr Pastor und mein Kollege, der Cantor, zu dieser Missive?"
„Waö sollten sie sagen?" — war die Antwort — „sie machten betrübte Gesichter und seufzten über die schlimme Zeit."
„Aber was gedenken sie zu thun?" fragte Jonas weiter. „Werden sie dem Befehl so ohne Weiteres Folge leisten?"
„Was sollen sie thun?" — entgegnen der Geftagte — „Etwa
protestiren? Glauben Sie, Sie würden bei dem Herrn Oberschulrath etwas bezwecken?"
„Aber" — fiel Hanna ein — „wie ist es nur möglich, daß dieser Mann ein so blinder Eiferer sein kann? Ich kann mich noch recht wohl auf ihn besinnen, wie er noch Pastor in Erlbach war — er hat ja unfern Erstgeborenen getauft, war mit auf der Kindtaufe und spielte da so sehr den Freigeist, daß wir darüber erschraken."
„Es ist nun einmal eine Zeit der Wandlungen" — sagte Jonas — „über die des Oberschulraths wundere ich mich am Wenigsten. Aber gerade von ihmist auch am wenigsten zu erwarten, daß er auf eine Protcstation achten sollte. Ich habe auch keinen Augenblick an ein solch fruchtloses Beginnen gedacht; doch habe ich gemeint, der Herr Pastor und mein College in Erlbach würden diese Missive -ul aetn legen und Alles lassen, wie cs zcither gewesen. Ich wenigstens gedenke Das zu thun. — Ich werde morgen dem Ortsschulvorstande die Missive mittheilcn und dieser mag mir sagen, ob ich in der Gemeinde wie zeither fortwirken — oder mein Amt mederlcgen soll."
„Nun, da wird man sie bestimmt bitten, im alten Geiste fortzuwirken" — sagte Pilz — „aber ich bitte Sic wohl zu bedenken, was es für Sie für Folgen haben kann."
„Da ist weiter nichts zu bedenken"
— sagte Jonas — „ich wage nichts als mein Amt. Nun, mögen sie mir das nehmen — meine Kinder sind bis auf ein's versorgt, und dieses eine wird's hoffentlich bald werden. Für mich und mein Weib wird sich schon ein Plätzchen finden, wo wir unfern Lebensabend im Frieden verleben können. Hart und schmerzlicb ist es freilich, mitten in der rüstigen Kraft sich in seinem Wirken gehemmt und gezwungen zu sehen, das Werk, an dem man so lange mit so viel Lust und Liebe als Erfolg gearbeitet, in fremde Hände zu legen, die vielleicht nur einzurcißen suchen, was man aufgebaut. Doch wie Gott will
— seinem Schutze bcsehl' ick diesen