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Klavier-Gesuch.

Ein Klavier wird zu miethen ge­sucht und nimmt die Redaktion An­träge hierauf entgegen.

2)2. C a l w.

Logis zu vermiethen.

In dem ehemaligen Kaufmann Stroh'fchen Hause ist der mittlere Stock, im hintern Gebäude eine Wohnung und Keller, sogleich oder bis Jakobi billig zu vermiethen. Näheres bei der Redaktion.

auszuleihen gegen zwei- V fache Versicherung:

150 fl. Pflcggeld bei Stiftspfleger Rentschler in Schmieh.

500 fl. Pfleggeld bei Mich.Rentsch­ler in Schmieh.

243 fl. Pfleggeld bei Jak. Fried. Pfromm er in Würzbach.

Unterhaltendes.

Zwischen Elm und Vorm.

(Fortsetzung.)

Das Gesicht Jürgens starrte Georg Horst blau und gedunsen an, der rathlos neben dem Erstickten kniete. Wohl dachte er daran, ihn mit kaltem Wasser zu begießen, doch die nächste Quelle rinnt erst weit von Schoderstedt, und hier war rasche Hilfe nöthig. Dick strotzten die Hals- und Armadern, und brachten den geängsteten Jüngling auf die ver­zweifelte Idee, mit scharfem Feder­messer sie anzuschneiden.So hilf­los, ist er jedenfalls todt," murmelte er,dieß kann ihn aber vielleicht noch retten!" Er wagte den tüchtigen Stich und schwarzes, halbgeronnenes Blut floß aus der Wunde,- schon strömte es schneller, cs sprang im Bogen, und leise, dann tiefer begann der Scheintodte zu athmen, bis er die Augen aufschlug und erstaunt um sich blickte; die stürmenden Reden Georgs schien er nicht zu verstehen.

Der Hilfreiche zerriß jetzt sein Taschentuch und schlang es als Bmde um die noch immer strömende Ader. Er faßte den Widerstandlosen um den Leib und hob ihn auf den weichen

Sand des Wagens, schwang sich dann auf den schnaubenden Schimmel, faßte kräftig die Zügel, und fuhr im Trabe Rottdorf zu. Die allgemeine Erschütte­rung weckte den Betäubten, er richtete sich langsam auf, und rief feinem Rosselenker endlich zu, der rasch die Gäule anhielt. Die Lutter floß nahe vorbei, und ihr kaltes, bläuliches Was­ser vollendete die Heilung.Fahre vollends heim, Georg," bat der Bauer, aber nimm die Pferde in Acht!"

Dieser Zwischenfall war begreif­lich für das Verhältniß Georgs zu Gretchen nicht ohne Wirkung geblie­ben. Die Tante Sabine hatte, wie zu erwarten war, einigen Herz-und sinnverwandten Personen erzählt, was sie an jenem Nachmittag mir eigenen Augen gesehen, so daß das arme Mädchen überall zweideutigen Blicken begegnete und bittere Spott­reden hören mußte. Hiegegen ließ sich mit geradem Angriff nichts aus- richten; die einzige Waffe gegen der­lei Gerede ist verachtendes Schwei­gen, da es fast nie gelingt, die Ver- läumder zu fassen und zur Strafe zu bringen, und je weniger der­lei Schmutz berührt wird, desto besser. Gretchen zog sich still in die engsten Kreise ihres Wirkens und Schaffens zurück, weinte wohl manchmal im Stillen, zeigte aber den Leuten gegen­über im Bewußtsein ihrer Schuldlosig­keit stets eine ruhige, wenn auch ernste Freundlichkeit.

Ganz verschieden von diesem war der Eindruck, den dieß Gerede auf Georg Horst gemacht hatte. Sie, die ihm so innig ins Herz gewachsen war, hatte seine warnenden Andeu­tungen auf Neuhauö nicht nur nicht beachtet, sondern als beleidigend zu­rückgewiesen, und seine treue Liebe war mit der, welcher sie galt, nun bescholten und bemakelt. Bon Jugend auf unter diesen wohlhabenden unl^ so streng ehrenhaften Landleuten, hatte eine sogenannte gebildete Welt ihn noch nicht gelehrt, sich über Der­lei lächelnd wegzusetzen. Bon ihr, der sein ganzes Herz gehörte, konnte er nicht lassen, und durfte ihr doch nicht mit der reinen Achtung nahen,

welche die Grundbedingung wahrer, ächter Liebe ist.

Der Kampf dieser Gefühle rieb ihn schier auf und verschlang jede geistige Kraft in ihm. Mechanisch that er seine Geschäfte, finster brütend schlich er durch den Forst und nach­lässig besorgte er die nothwendigen schriftlichen Arbeiten des Reviers, was von seinen strengen Vorgesetzten sogleich bemerkt nnd gerügt ward, und die Verwirrung des Armen nur noch steigerte.

In solcher Stimmung begegnete ihm das Abenteuer auf Schoderstedt, welches natürlich ihm nicht nur Jür­gens Haus öffnete, wohin er bislang nur sehr wenig gekommen war, sondern ihn auch zu einer Erklärung Aug' in Aug mit Gretchen brachte. Sie brauchte ihn nicht von ihrer völligen Unschuld zu überzeugen, davon war er gewiß; doch lieblos gegen ihn und mehr wie unvorsichtig gegen den eigenen Ruf glaubte er mit Recht ihr Benehmen nennen zu dürfen. Gretchen dagegen behauptete, ihrem Vater gehorchen zu müssen; Liebe aber fordern zu können, habe sie ihn nie berechtigt. Was später vielleicht kommen könne, setzte sie mit weiblicher Diplomatik hinzu, darauf dürfe jetzt noch kein Conto eröffnet werden. Einstweilen versichere sie ihn ihrer herzinnigen Dankbarkeit für die Ret­tung ihres Vaters. Dieß mußte ihm vor der Hand genügen.

(Forts, folgt.)

N ä t h s e t.

Kein Rad,

Dem Schlitten nütz' ich nicht;

Es rollt durch mich der Wagen;

Und fehl' ich mancher Uhr,

So kann st« nicht mehr sagen,

Was ihr Besitzer sich von ihr verspricht.

Nu» rathet was ihr wollt,

Ei» Rad? Das bin ich nicht.

Predigen werden am Sonntag , den 21. Juni: Vorm.: Helfer Rie­ge r; Nachm.: Vikar Flscher.

Ncdigirr, gerruckt und verlegt von A. O elschlä g e r.