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tunSvvll am Strande, und als wir in Sicht kamen, war das ganze Dorf auf den Beinen. Die Fischer halfen mir wieder zu Kräften, indem sie ihre Speisen treulich mit mir theil- ten, und einer von ihnen, welcher lang in Schweden gewesen, ver­stand meine Sprache und erzählte ihnen mein Abenteuer. Groß und klein umgab mich und wollte mir Herberge bieten. Ich aber nahm meine Kuh bei dem Stricke, folgte dem alten Fischer, der schwedisch verstand und blieb bei ihm. Und das Haus, das mich gastfreundlich ausnahm, war das, in welchem wir sitzen. Der gute alte Fischer halte einen Sohn; ich wurde seine Frau und war glück­lich mit ihm. Gottes Wege sind un­bekannt. Mein lieber Martens ruht seu mehr als einem Jahre unter der Erde und die Zeit, die mir hier noch vergönnt ist, weiß nur der Allmächtige. Ich habe Vater und Mutter nie wie­der gesehen, sie sind seit vielen Jahren todt. Ich erfuhr das von den Ma­trosen, die nach Schweden kamen und meine Eltern von meiner glück­lichen Lage in Pommern unterrichte­ten."

In diesem Augenblicke schlug die Woge heftig bis an die Fenster des Hauses, der Sturm brauste, und man hörte in der Ferne die Lärm­kanone, welche anzeigte, daß ein Schisi in Gefahr sei.

Tie Frau faltete unwillkürlich die Hände und der alte Kaufmann Hausen sagte:

Gott schütze die, die in Gefahr sind! Aber Du mein Sohn, bewahre diese Geschichte in treuem Gedächtniß und vergiß nicht, daß die Wege Gottes unbekannt sind, und was er schützt, wohl beschützt ist."

Das ist die wahre Geschichte der Schwedin in Pommern.

Zwischen Elm und Dorm.

Zwei junge Männer schritten auf rasch sich senkendem Pfade, von Rottdorf gegen Steinum, ins Thal der Schunter hinab, die sich dicht an den Höhen des Dorm hinschmiegt und den waldigen Bergrücken des­

halb weit höher erscheinen läßt. Den Vorangehenden bezeichnete die grüne Tracht, die Büchse auf der Schulter und der schöne, braune Hühnerhund dem ersten Blick als Jäger; sein Gefährte trug eine Mappe an grü­nem Bande über der Achsel, und hatte keineswegs das Knappe, Halb­militärische, welches dem jungen Waid­mann so gut stand. Dagegen um­florte das braune Auge deö Malers ein sinniger Ernst, der um den kleinen Mund schier zum Ausdrucke von Wehmuth ward, und jeden Blick gerne aus ihm länger haften ließ.

Das Paar hatte den Hügel er­reicht, der einst die Burg Reuhaus trug, und der Schütz lenkte vom Wege ab.Laß uns hier ein wenig plau­dern und zu den Bergen aufjehen," sprach er freundlich und warf sich rn den duftenden Steinklee, welcher den versunkenen Wall bis zum Gra­ben hinunter mit gelben Blüthen deckte;eS ist angenehmer hier, als dort im rauchigen Krug, bei dem lhörichten Gezänke."

Der Maler nickte beistimmend, und setzte sich zur Seite aus einen Mauerrest.Und Loch," emgegnete er mit tiefem, weichem Ton,ist mir der grelle Widerspruch in dem Ur- theile der Bauern über diesen Gutö- pächter, oder Amtmann, wie sie ihn nennen, nicht ohne Interesse ge­wesen. Welches möchte wohl das Wahre sein?"

Der Jäger sann einen Augen­blick.Ich glaube, beide Beurthei- lungen Wachtropps sind richtig!" lachte er.

Das ist nun wohl nicht gut möglich, lieber Horst," zweifelte Schallner, und suchte ein Blatt Pa­pier in der Mappe.Wie kann man zu gleicher Zeit ein strenger, gefürchteter Zwingherr seiner Unter- gebenenund doch ihr allseitiger Wohl- thäter sein; wie reimt sich ein weicher, liebender Ehemann mit einem stahl­harten, tyrannischen Vater?"

Dieß Räthsel ist freilich nicht so schnell gelöst, wie Du es erwartest," meinte Horst,doch berühren die Ertreme sich oft."

Ich finde in den Thatsachen, welche uns erzählt wurden, keine Ertreme, sondern nur selbstsüchtige Launenhaftigkeit eines nach Aufsehen haschend«n Thoren."

Du irrst durchaus," versicherte Horst.Wachtropp ist, das darfst Du fest glauben, ein klarer, selbst­bewußter Charakter; zwar nicht ohne Leidenschaftlichkeit bei heißem Blut, doch nie die Zügel verlierend. Er sucht sein Ziel nur auf anderem, als dem gewöhnlichen, ausgetretnen Pfade zu erreichen das ist das Ganze."

Der Künstler schien den Streit nicht fortsetzen zu wollen; er hatte die Mappe aufs Knie genommen und skizzirte die Bergformen mildem Dörfchen und den Wiesen im Vor­grunde mit kundiger, geübter Hand, indeß sein Freund mit scharfem Auge den Buchenwald gegenüber musterte.

sFortsetznng felgt.)

Dreisilbige Lharade.

Die Erste.

Ich bin ein fröhlicher Knabe,

Muthig und mächtig genug,

Zu zerbrechen die Eisesketten,

Die uin uns der Winter schlug.

Führe klare Ströme in ihre Betten,

Mit inir ist des Lebens Lenz zu vergleichen. Doch darf ich die 32 nicht erreiche»,

Und verende eh' an meiner Lust ich mich labe.

Die Zweite.

Ich bin weder Du noch ich,

Ein Dritter wirb bezeichnet durch mich, Nenne sowohl Groß als Klein,

Und Pflege öfter der Abwesende zu sein.

Die Dritte.

Mich findest Du im Wald und auf der Nur, An, Dornbusch und an der Hecke,

Schwarz, roth, blau und Purpur Von Farbe, und schmecke Süß, sauer, scharf und bitter,

Labe das Herz, erfrische die Gemüther.

Bin ein tüdtlich Gift, dien' doch der Medicin, Wirke heilsam, so schädlich ich bin.

Das Ganze.

Vieles habe ich schon besungen»

Selbst Frankreichs schrecklichste Nacht,

Ich hoffe, cs ist mir gelungen,

Hab's in lieblichen Tönen Dir vorgebracht.

Auslösung. der Homonyme in Tiro. 40: S t a a r.

Predigen wird am heil. Trei- einigkeitöfest: Vikar Fischer.

Nedigirt, gedruckt und verleg! von A. Oelschläger.