130
mahlen und gesiebt die Hauptmasse der Glasur bildet. Die zu glasiren- den Geschirre werden nun in Wasserglaslösung getaucht und dann jene Glasurmasse, bestehend aus Kali (oder "Natron), Kalk und Kieselerde, darauf gesiebt. Ist die Glasurmasse einge- rrocknct, so wird aufs Neue Wasscr- glaslösung darüber gegossen, wodurch ver Uebcrzug nach dem trocknen so fest wird, daß er nicht mit der Hand ab- gericben werden kann. Die so zube retteten Geschirre werden nun gebrannt, und bedürfen keines stärkeren Feuers, als die mit gewöhnlicher Bleiglasur versehenen. Einfacher und weniger umständlich verfährt man, wenn man statt der eben genannten Glasurmasse ein leichtflüssiges Glas aus 100 Thei len O.uarzpulvcr, 80 Theilen gerci nigter Potaschc, 10 Theilen Salpeter und 20 Theilen gelöschten Kalk schmelzt, pulverisirt und mit Wasserglaslösung aufträgt und einbrennt. Diese Glasur ist sehr haltbar und widersteht nicht nur den vegetabilischen, sondern auch den mineralischen Säu reu fast eben so wie gewöhnliches Glas.
(Polvt. Notizblatt 18ä7 Nr. 2.)
Unterhaltendes.
Der Hund des Tobias.
(Fortsetzung.)
Eines Winterabends, nachdem er die Heerde seines Herrn in einem klci neu Gehölz unter den Schutz zweier Hunde gestellt, bestieg er seinen Pony und eilte nach Shilling. Der Wind pftss heftig, und der junge Hirte hatte vorausgcschen, daß ein Drifl (Schnee- sturm) losbrechen müsse; die Gelegenheit konnte nickt günstiger sein. Man dackte sicher nicht anders, als Tobias ist mit den Schafen, die er weggeführt, un Schnee verschwunden, und wenn der Drifl vorbei war, konnte, man ihn nicht mehr cinholen. Sirrah war einige Stunden früher fortgegangen, um sich eine Heerde auf den Hügeln zusammenzutreiben, und der junge Hirte hatte ihm drei Meilen von seinem Wohnort eine tiefe und einsameSchlucht als Zusammenkunftsort bezeichnet.
Kaum war Tobias an diesem Orl angekommen, als er das Geräusch einer zahlreichen Heerde vernahm, die von der entgegengesetzten Seite kam. Er ging einige Schritte vorwärts und sah beim Sternenlichte Sirrah, welcher beinahe zweihundert Schafe von allen Farben und Zeichen vor sich Hertrieb. Bei dem Anblick dieser aus allen Glcnö zusammengestohlenen Heerde überlief es Tobias etwas unheimlich. Bislang war sein Verbrechen nur ein Gedanke gewesen; zum ersten Mal sah er ihn zur That verwirklicht. Anfangs wollte er augenblicklich umkehren, über legte aber, daß man den Diebstahl bereits entdeckt haben müsse, und daß es nun die Sache zu Ende zu führen gelte. Der Schnee begann in dichten Flocken zu fallen; man hörte die Warnsignale der Hörner in den Bergen. Tobias fürchtete, mitten unter den gestohlenen
auf's Neue, band seinen Hund an den Schwanz des Pony, nachdem er ihn geschlagen, und eilte gesprengten Galopps davon. Kaum hatte er jedoch eine Meile gemacht, als Sirrah wieder losriß und m der Nacht verschwand. Tobias zweifelte nicht, daß er zu den Schafen zurückgekehrt sei; ihn verfolgen, war gefährlich; er zog es daher vor, ihn im Stiche zu lassen.
Er schlug einen andern Weg durch die Haiden an einem Abhang empor ein, von welchem er wußte, daß ihn Sirrah nicht kannte; setzte über zwei Flüßchen, um ihn die Fährte verlieren zu lassen, und kam endlich am Morgen nach dem Dorfe Shirling. Er trat ermüdet in das Wirthshaus, setzte sich an einen Tisch, verlangte Ale und Brod, und begann zu ftühstücken. Plötzlich hörte er seinen Namen nennen. Er blickte auf, und erkannte
sirrah zu sich, zerstreute die Schafe, die die Flucht crgriefen, und sprengte im Galopp davon, um dem Drifl zu entkommen. Er machte ungefähr drei Meilen in de? Richtung der Ebene, ohne sich umzusehen. Sein Pferd triefte von Schweiß und strauchelte bei jedem Schritte.
Seit einiger Zeit ritt er auf einem breiten und unebenen Wege hin, als er plötzlich ein Geräusch hinter sich zu hören glaubte. Er zitterte bei dem Gedanken, daß er verfolgt sei und beugte sich auf den Pony hinab, um ihn einen rascheren Trab anschlagen zu lassen; plötzlich aber hielt er an und sah sich um. Die Nacht war finster; die Sterne erloschen. Das Geräusch, das er hörte, war kein Galopp; beim Umbiegen in einen anderen Weg sah er plötzlich die Schaf- Heerde, welche Sirrah voza sich her trieb. Das Thier hatte sie gezwungen, dem Pony im Galopp zu folgen; sie waren außer Athem und ließen die Zunge heraushängen.
Tobias war ganz erstarrt vor Ueber- raschung und Schrecken. Er war zu weit von den Glens, um die Schafe zurückzuführen; der Drifl hüllte auch bereits die Spitzen der Berge ein. Er stieg vom Pferde, zerstreute die Heerde
eerden überrascht zu werden: er ries Thompson und einige andere Bewoh
ner der Niederungen. „Du hier," sagte der Pächter; „seit wann hast Du das Äaterland der schwarzen Schafe mit dem der weißen Kühe vertauscht?" — „So eben." — „Und wann kehrst Du zurück?" — „Alsbald," antwortete er kurz. — „Du mußt mir erzählen, was seit meinem WeggangAllcs in denGlens geschehen." Tobias weigerte sich, der Pächter aber nöthigte ihn, sich zu seiner lustigen Gesellschaft zu setzen, die er regalirte ; es war ein Kaufmann, ein Beamter und einige Arbeiter. „Du wirst bei diesem Tausch Nichts verlieren," sagte der Pächter, indem er Tobias ein Stück gebratenen Fleisches hinschob; „Du bist ja nicht in den Bergen; hier lebt man wie ein Christ." Der Kaufmann und Thompson sprachen, während Tobias das Fleisch verzehrte, über die traurige Lage der armen Hirten im Hochland. „Kein Mittel," schloß der Kaufmann, „sich zu bereichern; mit aller Arbeit verdient er nicht mehr, als er zum Essen braucht. Warum verlassen die Hochländer ihre Haiden nicht, um ihr Glück anderswo zu suchen. (Schluß folgt.)
Predigen wird am Sonntag, den 26. April: Helfer Rieger._
Nedigirt, gedruckt und verlegt von A. Oelschlag er.