363

dem Scbneidwcrkc ausgestellten Gabel. Der Knabe hat einfach weiter nichts zu thun, als den Streif zu halten, zu wen- den und gegen oben «wähn»«! Siift auzulegcn; und so oft er die Hand dreht, ist ein Nagel fertig. Um auf seinen Tageloh» zu kommen, muß er von den kleineren und mittleren Nagelsorlen bei I2stündig« Arbeit 70 bis 80,000 Nä­gel des Tages liefern; non größeren Nägeln, wo die Breite des Blechstrei fens längere Zeit zum Umweuden er­fordert, kann 1 Arbeiter täglich etwa 60,000, bei ganz gioßen nur ä0,000 produziren, Einige Sorten von eigcn- thimilicher Gestalt des Kopfes erhalten denselben ans einem einfachen Hammer­werke nob besonders aufgescblageu. Die fertigen Nagel werben dann in thöner- nen Töpfen i» einem'Ofen ciiigesezt, aus Weingliibhize gebracht und langsam crklalte» lassen, damit sie weicher und geschim iviger werden. Sie brechen aber dem ungeachtet nach der Richtung der Lage der Blechschichten, also gegen die Schnittfläche hin, leicht ab, weßhalb sie für manche Zwecke, und zwar überall, wo ein Niete» iiothwendig ist, weniger anwendbar sind. Für alle andern Zwecke sind sie völlig brauchbar und ersezcn die Haudnägel; sie halten voitrefflich, da sie scharfe Kanten haben und leicht ein­rosten, und koste» nbervieß von der Fab­rik weg nur den dritten Theil dcS Prei­ses der Haudnägel.

. In Deutschland giebt es mehrere zum Tbeil sehr bedeutende Fabriken, zn Söh­lingen, Manntieün, mit 12 S-chncidwer ken, zn Türen mit 6, zn Vschweiler Aue bei A-rcnic ; lezkgenannte besizr 20 Schnewwerke und prodnzirt täglich 1'/- Mill. Nägel. Ein erwachsener Arbeiter verdient täglich 1 ZHaler; die Knaben, alle aus der Umgegend, » 10 bis 12 Sgr.

Die Blinde.

(FoUsezung).

Am fünfzehnten Tage konnte Cäcilie das Bett veilassen. Der Arzt rielh Zerstreuung und vorzüglich den Umgang mit einem heiteni lcbeusfiohcn Mädchen. Eine passendere als Konkordia ließ sich dazu nicht finden. Der Barer bereitete

die Tochter vor, und noch waren nicht acht Tage verflossen, als sich zwischen den beiden Mädchen ein eifteulicvev Freuuvfchastöband gebildet hatte. Die Munterkeit Kvuloidia'ö üble einen >o heilsamen Einfluß aus, daß sich Eac> tien's SLweimuth u, eine stille Me­lancholie veiwanbelte. Mau sah es deutlich, ball die aime Blinde Mil alle, Kraft baenach »reble, aus tue siöhltchcn Unieihaliniigeu ih>« neuen Fieuiidiu emzug-.hcn, und es wae ein lichlendel Anbttü, wenn sie über die Lch«ze des inumeiu M äbwens lacht Ile.

Wie bedauere ich," sagte die Hof- räthm zu dem Pfarrer,baß im melu Kind nur aus den Umgang mit mir be- schränlt habe, es war eine zu ängflllche Boisichl; vielleicht wäre Alles anbeiö, weliu Eacil.e früher eine Freundin ge­habt huire."

Das Gute kommt nie zu spät!" antwortete der Pastor.Zezt dürfen wir nicht mehr zagen. Die Heilung gehl langsam, aber sicher von Lianen, fo daß nach meiner Ansicht die Hilfe aus der Residenz überflüssig erscheint, selbst wenn wir sie halten «langen tonnen."

Haben Ihre Forschungen rin Re­sultat gehabt?" fragte eis»>g die Hof- lathiii.

Za. Gestern eihielt ich einen Brief von meinem Kv>refpondenlcn, und ich »Helle Zhiieil die betreffende Stelle mit. Hier ist sie."

Der Pafror holte «mit Btief heivvr und las:

S.e ,o>dekn mein bester Onkel Aus­kunft über den Piebtgei, bet m tum Dome unser« Regzenz die lczle W«h- nachiso.edigi geyalten Hai. Siann iw nne auch Zhle Grunde nicht «Naien, so well ich, dennoch nach bestem Wiffen und Gewissen die Fragen beanlwonen, die St-, in B-zug auf seine Person auf- geworfen haben. Obgleich bei Kan­didat, den Sn- ,m Sinne haben, mein emzegel und vertrautester Fieund -st, so soll Mich doch Nichts abhalleu, Ihnen unumwunden das Utlheil abzugeoeu, baö ich mie übe, ihn gebildet habe. Sw eilassen nur die Nennung seines Namens, der Zhncn ohne Zweifel gleichgültig sein wild, wenn Sic mein Urtheil gelesen haben."

Mein Gott," flüsterte die Hofrä-

lhiii,die Einleitung klingt trostlos."

Ich fahre fon, Biadame.Ueber die Identität uuscrs Mannes können wir nicht in Ung'wißheil sein, da ich genau weiß, daß kein anderer in ver­flossener Ebristmesse auf der Kanzel ge­standen hat. Dieser Kandidat also ist ein Manu, der eben so wenig für die Welt paßt, als die Welt für ihn. Er ist der widerlichste Egoist, der sich den­ken läßt. Man hält ihn für einen Mann von Fähigkeiten; ich halte ihn nicht da­für, er ist vielmehr ein so trockncr Phi­losoph, daß man ihn höchstens im In­teresse der Wissenschair zu philosophischen Erperimcnten benüzen kann. Sein Herz ist kalt und verschlossen, und wenn ihn nicht der leidige Eigcnnuz an meine Per­son fesselte, er würde mich kalt und ver- ächilich behandeln, wie Alles, was ihn umgiebt. Er ist ein Anacboret mitten in der großen, wogenden Gesellschaft, ein Sonderling, den man hassen muß, wenn man nicht über ihn lacht oder ihn bedauert. Hoffnungen für das Leben auf ihn zu bauen, chväre eben so tbörlcht, als eine Aendcrung seines Wesens zu erwarten." "

Dei Pfarrer schloß daö Papier, in­dem er sagte:

Mein Neffe, der Verfasser des Brie- feS, ist nicht allein ein scharfsichtiger, sondein auch ei» redlicher und zuverlässi­ger Mann, so daß ich sein Urtheil für nnumsiößlich halte. Dem Himmel sei gedankt, Frau Hofrätbin, die Kranke wird genesen, ohne daß wir uöthiq haben, zu diesem seltsame» Menschen unsere Zuflucht zu nebmen."

Wohl muß es ein seltsamer Mensch sein," meinte die verwunderte Dame. Ich bade seine Predigt gehört und muß bekennen, daß sie mich begeistert hak."

Man findet nicht selten, daß Män­ner von ausgezeichneten Geistcsgaben dem geselligen Umgänge völlig verschlos­sen sind. Man möchte glauben, daß die Naim den Geist aus Unkosten des Her­zens bevorzugt hat. Ein solcher Fall scheint hier vorzuliegen "

Die Hofräthiil war zufrieden mit der Gestaltung derBethältniffe, und als der Arzt erklärte, er könne der Genesenden eine Wiiitericise nicht gestatten, richtete sie sich für den steten Aufenthalt im Schlosse ein.