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rissen'." jammerte sie. „Ich fühle, daß mein Ende naht! Helene, ich achte und liebe Sie — von Ihnen verlange ich den lezken Dien,«-!"
„Was fordern Sie, Madame? Lie sind »reine Wohlrhäleri» — ick verspreche Ihnen, Älles zu ersnUen."
Äihemloö lauschenv bog sich Helene über das Lekk. Sie sah das gräßlich enlileUle Gesikl der Krallten nicht, Ile war mir darauf bedachl, jedes WoU zu erhasche», das een bleiche», bebenden Lippen enlgnoll.
„Helene, schwören Sie mir, „reinen Wille» zu Ihn»!"
„Ich schwöre es!" sagte sie rasch.
„Mein Soh» ist er» schwacher, leidenschaftlicher Merrsch! Erhalten Sre ihm sein Vermögen, das auch das Ihrige ist!" „Id will es, ich will es!" ries sie wie im Dilirium. „> s muß geschehe», weil ich es will! Mein Wille hat das Vermögen >rwoiben — er wird es auch z» erhalten wissen!"
„Sie sehen mich bereit, Madame!" hauchte H-.lene.
„Zünden Sie Feuer rn dem Kami ne an."
Helene fachte bas der» Erlöschen nahe Feuer an, daß es ansprasscltc. Die Kranke harte sid mit fiebeihafrer Anstrengung emporg rit tet. Als sie die Mammen des Feuers sah, verzog sich ihr Gesicht zu einem grinsender, Lächeln
„Zu mir! Zu mir!" siamnielrc sie dann
Helene, zitternd am ganzen Körper, untersiüzte die Kranke, die sie fest a» sich druckte. Dann zog sie ein weißes Tuch hervor, au dem ein Schluss ! an- geknotet war.
„Orffnen Sie jene» Sekretär, He lene! In dem mittelsten Fache liegt ein Buch — kiek ist der Schlüssel."
Helene flog zu dein Sekretär, öffnete ihn, und bolle ein schwarzes, ziemlich starkes Okravbuch hervor. Das Gefühl, das sich ihrer bei dem Anblicke dieses Gegenstandes bemächtigte, läßt sich nicht beschreibe». Der Athem stockte einen Augenblick in ihrer Brust, und leise schluchzend preßte sie das Buch an ihre Lippe». Madame Sinroni bemerkte diese Bewegung nicht, Venn sie war in die Kiffen ruiiickgesunkeir; aber sie erhob sich wieder mit übermenschlicher Anstrengung und stammelte:
„Wersen Sie — das Buch — in das Feuer — i» das Feuer! Helene — vernichte» Sie Vas Buch — cs ist mein lezter Wille!"
Leise ächzend brach die Witlwe zu saminen. Die Krasl des Kölpeis Halle sie verlasse», obgleich die Kiasl ihres unbeugsamen Getileö, den ge m ihiem ganzen L>beu belustigt, »och die Beweise von den Mitteln venuchteii woll le, mit v>neu sie das giope Vermögen usaiiimengeschaut balle. Die arme Helene verlor last das Bewußtsein, als sie sich im Besize des Sck>azeo sah, d>m sie so unendliche, st weie Opfer gebracht Halle. Daß sie >o lasch ihr Ziel er,eichen winde, woran sie beieils gezwei- selt, haue sie mal gedacht. Sie ual zur Lampe und öffnete den Deckel ihres S-chazes, es war daS Geheimbuch des verslvibeiuu Kaufmanns Simoni Ihr Sinnen war nun darauf gerichtet, das schwer Errungene zu bewahren, venu noch hatte sie »> Robert einen ge sähilichen Feinv zu bekämpfe». In raihloser Angst inte sie du,cd den Vor- saal aus bei, Korridor. Hier zeigte sich ihr die Oeffuuiig eines Kammes. Sie >iß ihr Tuch vom Halse, wickelte das kostbare Buch hinein, und verbarg es i» dem schwaizeu Sa lunbe. Dan» zog sic die Glocke, die zu Roberis Zimmer siihtte und eilte zu des Kiaukeii zurück, die sie in einem bewnlitlosi» Zustande »ntras. Noch war sie beschäftigt, die Ohnmächtige dnich naikc Essenzen in's Leb n zniückzuiuftii, als Rodelt hastig eiiillat. Sei» erstes Blick siel ans den noch geöffneten Sekretäe. Mit dem Mißtrauen, kaö er stets gehegt, durchsuchte er die Fächer desselben.
„Ihre Mnller, Robert!" stüsieite die besinizte Helene. „Schicken Sie zam Arzte — ehe cs zu spät wiiv."
spät!" ries der Kaufmann, die junge Frau nnt durchbohrenden Blicken anse he»b. „Helene, hier waltet ein Ge- heimuiß ob — wer hat de» Sekretär geöffnet?" fragte er mit bebender Stimme. „Wer hat das Möbel erbrochen, in dem meine Mutter ihre Werthpapiere ausbcwahrt?" fügte er in der gräßlichen Angst hinzu, die Eifersucht und Mißtrauen in ihm errregten.
Da erhob sich Helene in stolzer,
iWÜrde. zRcdigirt verlegt und gedruckt von Rl'simü«.
„Ich," rief sie, „ich habe ihn mit vcm Schlüssel geöffnet, den mir Ihre kranke Mutter gab!" Sie wollte, baß ich ein gewisses Buch vernichtete.
Roben bebte zusammen.
„Helene, Sie sink» meine Verlobte, meine Gattin! Wo ist das Buch?"
„Zeihen Sie mich des Undanks, Hen Simoni; halten Sie mich für eine Abenteuerin, für eine Betrügerin — aber länger kan» ich die MaSke nicht tragen, unter der Sie mich bisher gesehen haben "
„Was ist bas? WaS ist daS?" ries Noven. „Großer.Gott, das ewige Mißtraue» das sich in mir regte."
„Es bestätigt sich, mein Hen!"
„Mulle,," lies Roben von Zorn nbermannt, „wir Kaden eine Spionin des blödsinnigen Franz bei u»S ausgenommen !"
„Mein Herr," ries Helene würdevoll, „sagt Ihne» Jbr Mißtrauen nicht wer ick' bin? Wer ist wohl einer solchen Aufopferung fähig, als ich sie bc- thäliat habe? Lei Zufall führte mich, die Hilflose, in ihr Haus, und bis zu jener verhängnißvolle» Nacht, in der Franz veihasiei ward, wußte ich nicht, daß Sie in irgend einer Bezicbung zn dem unglücklichen sichen, ich wußte nur, daß ihn boshatte Menschen seines väterlichen Vermögens beraubt hatten. Ich vei leugnete die Gefühle meines blutenden Helzens, ich bekämpfte den grausamen Schmerz über das Schicksal des Verhafte ten, und empfing scheinbar Ihre Hnldign„a>n. Herr Simoni, >s wacht ein Gott über die Verbrecher, denn er machte mich rnr Zeugin des Vakles, den Eie mit Jh- !er Müller geschlessen, er ließ mich erfahr, n, daß ich — o wunderbare Fügung b-s Schicksals! — daß ich der
„Nick t der Arzt, aber ich komme zu Preis war, „»> den Sie die Beweise
Ihrer Sünde anslieserlen, die Beweise, daß die Schwester den Bruder überlistet hat "
(Forisezmig folgt).
Predigen werbe» am Sonntag den 13. Juli: Vorm. Helfer Riegcr,
Nachm. Vikar Fischer.