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nicht zu bekümmern. Ludwig Liedke nahm tieß für gewiß an. Er faßte leise und langsam in seine Tasche, zog etwas mit den Fingern daraus hervor und wollte es schon dem hinter ihm stehenden Wirthe zureicheu. Noch schneller hatte aber die kräftige Faust des Gensv'armen zngegrifsen. Sie erfaßte einen zusaminengewickelten Fiins- ihalers Hein
Ter Dieb erschrak, aber nur leicht. Der Gensv'arm blieb ruhig, als wenn nichts vorgesalieu wäre. Nur mit sehr leisem Spott sagte er:
„Du hast im Zuchthanse also koch wehr verdient?"
„Das nicht, Herr Schmidt."
„Tann hast Du den Schein wohl gesunden?"
Der Dieb hatte unzweifelhaft von dieser allerdings sehr gewöhnlichen >
triefenden Augen und großer Brille. Er trug einen großen verdeckten Korb unter dem Arme. Er schien schwer an ^em Korbe zu tragen.
Schmidt Vier kannte den Alten, und der Alte kannte den Geusd'armeii Schmidt Vier.
Das Strafrecht, daS biö zu dem neuen Strasgesezbuche vom Jahre 1851 in Preußen galt, batte sehr strenge Vorschriften gegen Diebe, sehr lar gegen Diebeshehler. BesondeiS schwere Strafen waren gegen den rückfälligen Dieb angedrohet. Wer zwei Mal wegen Diebstahls bestraft, zum dritten Male einen sogenannten „großen Diebstahl," zum Betrage von mehr als siinf Thalern beging, der konnte, wie der Kunslausvrnck war, mit einer „approrunattv lebenswierigeu" Zuchthausstrafe belegt werben. Den blo-
Mödel spiegelblank zu machen.
Man lasse 1 Loth Alkauawurzeln mit 5 bis 6 Eßlöffel voll Leinöl in einem neuen Töpsebe» über gelindem Kohleiiseuer gelinde sieben und bestreiche nach dem Erkalte» der Flüssigkeit mit derselben die Möbel und reibe diese 24 Stunden später ab.
Ausrede Gebrauch machen wollen, ßen Diebeshehler dagegen konnte jm- Er wurde, da er nicht sogleich eine »rer, wenn er auch noch sooft, sei es
andere finden konnte, zuerst verlegen und dann trozlg.
„Sie haben eö genau gcrathen, Herr Genöd'arm."
„Ich hätte es mir denken können. Und wo?"
wegen Diebeshehlerei oder wegen Diebstahl selbst, bestraft war, nur höchstens eine Zuchthausstrafe von zwei bis.drei Jahren treffen. Dieses System der Bestrafung brachte eine sehr praktisches PrariS, namentlich der berliner
„Auf dem Molkcnmarkre vor Num irrer drei nicht. Da findet die Poli zei schon Alles."
„Wenigstens Spizbriben genug."
Der Trv; deS Diebes sollte einer größeren Verlegenheit Pla; machen. Der Geiisd'arm hatte seine Beobach tungen ans der Straße fortgesezl. Ans einmal öffnete er das Fenster und gab mit der Hand eine» bezeichnenden Wink hinaus. Gleich darauf trat der Gens d'arm Sckmidt Zwei mit einem Menschen in den Keller.
Dieser Begleiter des Gensd'armen war ein sehr alter, sehr kleiner und sehr.-magerer Mann, mit einem spizen, vertrockneten Gesichte, langer Nase,
Diebe hervor, welche die Dicbstahlö- geseze nicht minder genau kannten als die Richter Die bnlincr Diebe psie gen meist Diebe aus Neigung zu sein; sie stehlen aus Diebeslust, wie der Jäger aus Jagdlust jagt. Bei manchen war nun allerdings die DiebeS- lust eben so groß, wie bei vielen groll n Herren die noble Jagdlust; auch die Aussicht aus das „appiorimativ lebcnswierigc Zuchthaus" konnte sie vom Stehlen nickt zurückhalten. An dere dagegen waren desto verständigere Leute. Waren sie wegen Diebstahl schon mehrmals bestraft, so gingen sie in sich, begannen einen andern Lebenswandel und wuiden Diebeshehler. (F s.)
Zeitung für Landlente.
Na-b französischen Berichten kehrt die Kaisergarve aus der Krim »ach Frankreich zurück, wodurch die D-rieut- annee um 26,600 Mauu vermindert wird.
Wie viel Geld Rußl a u d der orien- taltsche Kiieg kostet, wird mau wohl erst nach Jahren erfahren; jezt schon aber weiß man, wie viel Menschen er kostet. Die jezige Aushebung zum Militär ist die achte seit Anfang des Jahres 1854. Vom 10. Februar 1854 bis zui» 7. Ottobcr 1855 hat der Ezar im Ganzen n cb t weniger , als 42 Manu vom Tausend der Bevölkerung des ganzen ReickS und außerdem noch 12 Manu mehr vom 1600 in der westlichen Hälfte des Reiches ausgehobeu. Und sich werden zu diesen neue 10 Manu vom 1000 der Gesammlbevölkcrung geholt.
Die österreichische Armee wird «bei« malS um 20,000 Mann vermindert.
Der Wiener „Wanderer" meldet, daß die österreit csche Regierung dermalen in Amerika ein KnegSsaiff von 120 Kanone» bauen lasse, nach dessen Muster alsdann 3 derailige Schiffe aus der Schiffswersle ven Pola kon- struirt werben sollen. BlS sich waren Fregatten die großien Fahlzeuge der öfterr. Kriegsmarine.
Am Sonntag den 11. Nov. wird predigen: Vorm. Vikar Fischer.
Nedlgirt verlegt und gedruckt vou Rivinnr»