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hier in Amerika, wenigstens in de» großen Städten dcö Ostens; denn dort hat er in den meisten Fällen noch eine Art von Rückhalt an dem Gcmcinfinn stamttwerwandter Kommunen, während hier halt hinter dem Erwerbsmangel u»v der Geldlosigkeit der Hunger steht."

Eupatoria.

Eupatoria ist dazu berufen, bald ei­ne große Rolle in dem Feldzüge der Kum zu spielen. Leider sehe ich mich verschiedener Umstände halber gcnö-- >hjgt, interessante Mittheilungcn darn der bis auf später zu verschieben, doch werde ich Ihne» dieselben, sobald der^nter Anderem auch eine prächtige Jn- güiistigc Augenblick gekommen, zirgehcnchanterie- und Kavalleriekaserne, unge-

allen Stürmen offen steht und sich in einem sehr schlechten Zustande befindet, so daß bei der geringsten Brise das Einlaufen der Schiffe fast unmöglich wird.

Die Stadt, die Straßen und die Häuser sind schrecklich schmnzig, über­all sieht man Koth und Pfüzcn. Die Bevölkerung ist ebenso wenig anzie hend als die Stadl selbst, und man b.hauptct nicht mit Unrecht, daß nach Abzug der Russin die Tartarcn und Türken fast Alles zerstört haben, was die Elfteren gebaut. Biele Häuser die für unS hätten sehr nüzlrch sein können, sind geplündert und thcilweis zerstört und dcS HolzwerkS beraubt,

lasten.

Von Scbastopol bis Eupatoria ist die Küste und das Land mit russischen Kolonnen und Karitoiiiicinents bedeckt, und in diesem Augenblicke die Stadt umgeben von einer Menge Kosaken, einigen Regimentern regulärer Kaval­lerie und ziemlich starker Feldartillerie- Tie russischen Schildwachcn sind nur zwei Kilometer von der Landseite der Festung entfernt.

Die Gegend, in welcher die Stadt liegt, ist fast ganz eben, nur an der Ouaranlairieseite durch einige Sand- Hügel unterbrochen. Eupatoria ist von einer ungeheuer» Ausdehnung, und wenn man nach dem Anblick urtheile» wollte, den cs von der Rhede aus gewährt, so wäre man versucht, cs für weit bedeutender zu halten als cs wirklich ist. Alle russischen Gebäude liegen am Meercsnfer; die Tartaren- stadt befindet sich an der Landseite. Es ist weder ein Quai noch ein Ha­fen dort, nur ein Laiidungsplaz, der

führ 500 Meter von der Stadt ent­fernt, an der Quaranlaiueseite ge­legen.

Ehe ich auf genauere Einzelheiten über die jezigen Zustände eingehe, will ich Ihnen einige Auskunft über unsere Stellung geben. Die Stadt ist jezt Dank sei eS unserer Secinfanterie und unseim Geniekorps, nicht allein ge schüzl vor einem Handstreich, sondern sogar gcnug befestigt, um einem reget mäßigen Angriffe der ganzen russischen Armee widerstehen zu können. Tie Ausdehnung der Festungswerke ist sehr groß, aber es wird nicht au Mann­schaft fehlen, da wir bald 50000 Tür­ken und 18 Batterien Feldartillerie dort haben werden, deren Ankunft wir jezt entgegen sehen. Die schwäch sten Stellen sind mit Thürmen und bcrstionirten Batterien versehen worden und alle Eingang? zur Stadt wohl bcsczt.

Jeden Tag kommen verschiedene Detachements der Donauarmee an

und Omer Pascha hat sich selbst nach Balallava begeben, um sich mit den verbündeten Generälen zu bers­chen. Ein Theil dieser Armee wird in der Stadt untcrgebracht werden, der andere in einem außerhalb befind­lichen, verschanzter, Lager, das mit den Festungswerken in Verbindung st eh lg die ganze'Kavallerie wird innerhalb der Sladt eiiiquarii-.t.

Bei den Wällen sind schon mehr als 56 Kanonen ausgepsicriizt, Was den Ort noch besonders fest macht, ist, daß er ans drei Seiten vom schwarzen Meere geschürzt ist, und die Kriegs­schiffe im Stande sind, auf eine solche Weise Anker zu werfen, daß sie mit ihrem Geschüz das ganze rcchtS und links von der Stadt gelegene Ufer bestreichen können, die überdies mit Getreide und Fleisch wohl versehen ist, obgleich nach der Ankunft der Armee von Scbastopol ein Tbeil Schlach tvieh für die Belagernngsarmee gebraucht wurde; das Holz allein fehlt hier wie überall, doch haben die durch c irren Windstoß am 14. Dezember Schiffbruch gelittenen Fahrzeuge bis jezt für die gewöhnlichen Bedürfnisse hingereicht.

Ungefähr 2 bis 360 Tartarcn sind als Hilfstrnppcn angenommen worden, sie dienen im Verein mit den türkischen Larrzenreitcr», von welchen erst eine Eskadron angckommen ist, als Plcnk- er. Sie scheinen ganz für uns gesinnt u sein und ich glaube, daß es leicht sein würde, eine große Anzahl von ih­nen für uns zn gewinnen und eine starke Truppe aus ihnen zu bilden. Sie sind im Allgemeiner, tapfer und ausdauernd. (Schluß folgt).

^Sonntag den 11. März werden

predigen: Vorm. Helfer Riegcr. Nach­mitt. Vikar Wörrrer.

Redigier, verlegt und gedruckt von Nivincns.