dtö geschmackvollen Häubchens zu ver> bergen, weniger wollte eS ihr gelingen, die Gefühle zu verheimlichen, die die verschiedenen Chance» veS Spiels i» , rhr hervorricfen» und daS Lächerlichste ' war jedenfalls die Art und Weise, mit der sie diese den Croupiers gegen- über äußerte. Gewann sie, dann blick re sie unter freundlichem Zunickcn mii dem süßesten Lächeln auf de» Lenker der glückbringenden Kugel, verlor sie . sicher, dann ruhte ein Auge mit zwan- ' M.'Ahnen, ein Plick der zermalmenden^ Verachtung aus der bckrücktcn Kellner ! fecle. In dieser leztcn Haltung war ' M heute nur zu häufig zu bewundern^ sidttun sie theiltc daS Schicksal ihreS un sigsückliche» LaridmamiS, dem man be- ';OitS die Taschen^.völlig geleert hatte^ Lr „Die arme Marquise!^ sagte mir tMein Freund heimlich m's Ohr, „sie,
' -versiert heute ihren leztcn Bediente». Seim Beginne der Saison traf sie in glänzender Equipage, mit zwei Gesell schaslerinnen, drei Dienern unlp-rivcr- Hm weiblichen niederen Dicnstpcrsonale z», Homburg ein,„bis jezt hat sic von igllem Dem nichttz weiter als einen al- ..ten Diener, und ich wette darauf, sie bekommt morgen von der Spielbanl Ihre zehn LouiSd'ors Reisegeld, um-I wenn auch sehr erleichtert, doch wenig ftcnS unbehindert ihr Vaterland erreichen zu, können."
.Ich war deS Treibens müde und veranlaßte daher meinen Begleiter, den Lpielsaal, zu verlassen.
„Nur einige ,Augenblicke verweilen Sie noch!" flüsterte mir dieser zu, „soeben kommt ein unglückliches Opfer dieser Hölle, dessen Anblick mich stets mit Trauer und Wchmuth erfüllt. DaS Weitere erzähle ich Ihnen drau- -rn in'freier, frischer Luft." Dabei
lenkte er meine Aufmeiksamkeit auf eine Persönlichkeit, die mir Zeit meines LeoeiiS unvergeßlich sein wird. Ick erblickte einen langen, hagern Man» in dem mittleren Lebensalter. Sein Gesicht war bleich, die Augen starrten ohne Ausdruck iinv> unbeweglich nach ven goldenen und silbernen Bergen auf dem Spieltische, feine Haltung! war gedrückt, fast gebrochen. Mil dem Anstriche der Gewohnheit zog er einen Gulden aus der Tasche und seztc ihn auf schwarz. Die Kugel lief und — der Gulden gebürte der Bank. Ohne auch nur im Geringsten einen Zug des AcrgcrS oder des Hohns oder irgend eines andern Gefühls durch seine Mienen zu erkennen zu. gebe», wandte sich der Räthselhafte der Thüre zu. Wir, Imein Begleiter und ich, «baten das Gleiche. ,
„Dieser, Mann, der soeben den Spiclsaal verließ," erzählte mir jezt fiiiein führender Freund, „ist von Hau so anS ein ehrbarer Handwerker- Et arbeitete in einem benachbarten Land- städtchc'n mit Glück und Geschick und ,erfreute sich ciiieö ziemlichen Wohlstau
tag von Neuem zum grünen Tische führte, und eS ging ihm auch dießmak so sehr nach Wunsche, daß er meinte, er habe min die Schrift seines Sck»'ck- salöbuchö verstanden. Er spielte jezt auch in den Wochentagen, und in kurzer Zeit war er ein Mann von 60060 Gulden. Sei» noch »rächender Engel führte ihn zu sich selbst zurück. Er ließ jezt ab vom Spiele, kaust« sich ein .Hanö, betrieb sein Gewerbe in» größeren Umfange und verlebte ein glückliches und segensreiches Jahr. Wie eS aber den Meissen ergeht, die sich einmal einer Leidenschaft ergeben haben, so erging eö auch ihm. Die Leidenschaft erwachte von Neuem, und nsie'vom Schlummer gekräftigt, erfasste sic ihn mit doppelter Stärke. Er spielte wieder urrd von jezt an mit ebenso entschiedenem Unglücke» als er früher glücklich gewesen war. Er verlor sein Haus, sein Vermögen, damit seinen Kredit, und waS daS Schlimmste -war, seine sittliche Kraft unp seinen Verstand. Sein Weih lebt jezt getrennt von ihm, die Kinder gehören der Mutter, er selbst aber wendete sich
^eö. Ei» bravcS Weib und drei liesi be Kinder 'Ihcilten mit ihm in anspruchsloser Weise den Segen seines Fleißes. An einem Soinmersomitage ging er mit den Seinen nach Homburg niid an diesem Tage legte er im Glü cke den Grund zu seinem jezigcn namenlosen Elende. Die Geschickte ist kurz. Er ging in den Knrsaal, nm Idem Spiele' zuzusehcii, .versuchte selbst auch einen Gulden, gewann in beinahe beispielloser Welse und kehrte am Abende mit einer beträchtlichen Stimme voll Jubel und „Freude sin sein de» fcheidcueS Städtchen zurück. Sie er- Irathen selbst, daß ihn der nächste Sonn-
^nbcmerkter zu bleiben. Hier arbcik« ler nun für spärlichen Tagclohn iß trockncS Drvd und wohnt unter der kalten Dache in einer elenden Kammer
Muß er dock jede Woche noch zwc blanke Gulden zurücklegen l" j „Für Weib und Kinder?" — un Iterbrach ich meinen Erzähler/
„O nein für das Spiel'- denn c lebt des irren WahncS, daß er seiw istO,000 Gulden wieder gewinne ; ver> lliert er seine 2 Gulvca, so gebt ei augenblicklich fort gewinnt er Etwas, so spielt er so lange, biö daS SW Isick ändert und er wieder Alles verloren hat." - -
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