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gegen das Mondlicht abstack.

Es war das Bivouac eines Deta- schementS der englischen Truppen, die an der Grenze lagen. Wir gehörten nur zeitweilig zu ihnen, und uns war daS Lagerleben, sowie die Mehrzahl unserer Kameraden, der Offiziere, noch neu. DaS Gespräch drehte sich daher wesentlich um das Land und seine Be­wohner, und Jeder gab senc Erfahr­ungen darüber zum Besten.

Zu Abenteuern," fragte ich hierbei, bietet Südafrika wohl keinen Stoff dar?"

Nun, je nachdem," erwicderte einer der Offiziere.Ich für meinen Thcil habe hier den gefahrvollsten Tag mei­nes Lebens gehabt."

Ja, daS müßt Ihr erzählen, Wer­den," rief ein Zweiter aus,daö ist eine famose Geschichte."

Ja wohl, thut es!" riefen ein hal­bes Duzend Stimmen.

Ich bin aber ein schlechter Erzäh­ler."

Thut ni'LtS.' Um so mehr wird uns der Stoff Eurer Geschichte anzie- hen."

Nun meinetwegen," begann darauf Lieutenant Melden.

ES mögen wohl drei Jahre her sein und es war rechtes Kaffern-Wetter, d. h. wir hatten ewige Nebel, die den Himmel verdunkelten und es den ver­dammten Schwärzen möglich machten, ihrem alten' LieblingSgewerbe, dem Dichstehlen, nachzugchcn. So hatten sie auch damals einem Farmer an der Grenze Vieh gestohlen und ihn selbst verwundet und es wurden Truppen ausgesandt, ihnen den Raub wieder abzunehmen. Demgemäß kam ich an den Fluß Rhei Kops zu stehen und wurde dort zum Recognosciren beor­

dert. Ich hatte einen Hottentotten-

Soldaten zur Begleitung, einen klei nen, schlauen Kerl, der stets eine hal che Meile weiter sah, als ich.

Da sind drei Kaffem, Herr, mit Flinten," rief er aus.

Ich konnte weder die Kaffem, noch die Flinten sehen, fand aber, daß er ivollkomme» Recht halte, denn als ich varans zurilt, fand ich richtig die Kaf fern, und ihre verlegenen Blicke sagten mir auch zur Genüge, daß sie ihre Gewehre versteckt halten, fehlte mir indessen an Zeit, danach zu suchen.

Die nächste Bemerkung, welche Piet machte, war noch fataler. Mein Pferd ist lahm, Herr," sagte er.

Ach, dummes Zeug!" lief ich aus, vorwärts." ES war aber kein dum- >meS Zeug, denn das Pferd wurde im­mer lahmer und konnte zulezt nicht

kommen, als wolle er mich angreifen.

Ich griff daher zu meiner Doppelbüch­se, von der aber, wie ich mich gleich­zeitig erinnerte, nur ei» Lauf mit einer Kugel geladen war. Der andere ent- lhielt nur Schrot. Ich z-'elte, so gut ich bei dem schnellen Lauf des Thie- !reS vermochte und traf ihn auch in die Weicken, aber dieß störte ihn nur für einen Augenblick und er stürmte nur um so wilder, zähnefletschend und mit fürchterlich rollenden Augen auf !mich zu. Ich ergriff meine Büchse und wirbelte sie um meinen Kopf, um seinem Angriffe zu begegnen, sobald er mich anfallen wollte. Mein Pferd war indessen anderer Ansicht und fczte !sich in Galopp, um dem Feinde zu entgehen.

Diese Flucht dauerte indessen nur eine Minute, als ich an dem Stöhnen des Pferdes erkannte, was sich, wie

Imchr fort. Ich war daher genölhigt, ich vorhcrsab, nun ereignen mußte, ihn absizen nach Hause führen zu las-Der Tiger war auf uns gesprungen, sen, uüd allein weiter zu reiten. hatte die linke Klaue in die Weiche» Balo Darauf hörte ich einen Schuß peS Pferdes geschlagen und suckle die achtete jedoch nicht besonders darauf,srechw in meine eigne Seite zu bohren.

weil ich mir dachte, daß einer der Far mer auf der Jagd sei.

Dieß mochte auch wohl der Fall gewesen sein, denn ick war nvck nicht dreißig Schritte weiter, als ich plözlich leinen großen, prachtvollen Tiger vor mir sah, d. h. was man in Südasri ka so nennt. Es war einer der großen Leoparden, die hier Hausen, und der schönste, den man nur sehen konnte Längere Zeit hindurch blickte ich! ihn bloö staunend an, denn ich wußte ^ja, daß diese Thiere, so wild sie auch sind, selten den Menschen angreifen, es währte aber nicht lange, so wurden wieder Gedanken in mir rege, denn, ich sah ihn geradeswegs auf mich los

Das Pferd sprang jezt wie eine Antilope in die Luft, machte die toll­sten Kapriolen, um den Feind adzu» schütteln und schlug, als 'dieß nichts half, mit den Hufen nach ihm, allein ^auch diese erreichten ihn nicht. Der Tiger klammerte sich nm um so fester !an.

Dieß dauerte nur einige Sekunden ^re reichte» indessen hin, mich über den ersten Schreck, den ich empfand, hin- lwegjuhelfen, Ich entdeckte, daß der Tiger zu meinem Glück einen schlech­ten Sprung gemacht hatte. Er war zu kurz gesprungen und hatte Mühe, sich zu halten, seine Hinterfüße schweb­ten in der Luft und daS Ausschlagen