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C a l'w.
Für die viele Liebe und Theilnahme während des langen Krankenlagers unserer seligen Mutter, sowie für den erhebenden Gesang vor dem Hause, und die zahlreiche Begleitung zu ihrer Ruhestätte, sage ick in meinem und meiner Geschwister Namen unfern herzlichsten Dank.
Die Tochter: Wittwe Josenhanö.
C a l w.
Ich zeige hiemit an, daß meine Bad-Anstalt diese Woche noch geöffnet ist; und mache zugleich für das mir geschenkte Zutrauen meinen Dank.
Fried. Schnaufer, Rothgerber u. Badinhabcr
C a l w.
Dunghaare hat zu verkaufen
Christian Schnaufer Rothgerber.
Erdmuthe.
(Fortsezung).
Der Oheim raffte die Papiere zusammen und sagte, daß er in einer Stunde wiederkomme, er müsse in die Gemcinderathssizung. Erdmuthe stand auf und grüßte demüthig als er wcg- ging, reden konnte sie nicht.
Als die Rosel, von der die Mutter erzählte, daß sie in acht Tagen Hochzeit mache, das Essen brachte, wollte Erdmuthe durchaus nichts davon an- mhmen.
Es giebt eine alte Sage, daß man von verführenden Geistern nicht Speise und Trank genießen darf, sonst ist man in ihrem Banne. Erdmuthe kante diese Sage und sie kam sich wie in einem Zauberkreiss vor, aber hier waren gute Geister und sie wollte nur nichts annehmcn, weil sie dann bei der ausbrecheuden Feindseligkeit undankbar war; aber die Frau ließ nicht nach und wiederholte ihr, sie müsse ihr ver
scheuchtes Wesen ablegen, sie sei hier unter Menschen, die cs gut mit ihr meinen und staunend hörte Erdmuthe, daß man hier Alles von ihrem Leben wußte und errötheud hörte sie ihr Lob, daß sie eine so tüchtige Bäuerin geworden und^sich nicht auch dem der schweren, Arbeit entwöhnenden „Wir- theln" ergeben habe. Jezt weinte Erdmuthe, die sonst nie Thräncn vergoß' übermäßig; Alles was sic heute erlebt, drängte sich plözlich überquellend zusammen. Die Frau suchte sie mit den besten Worten zu beruhigen und die Rosel sagte, sie müsse ihre Kranzjung- fcr bei der Hochzeit sein. Erdmuthe erklärte, daß sie nur dem Oheim sagen könne, was ihr das Herz bedrücke.
Als der Oheim Gottfried zurück kam, öffnete er einen Schrank, nahm mehrere mit Stempeln versehene Papiere heraus und sagte: „Du wirst auch wissen wollen, wie es mit deinem Vermögen steht; das sind die Hypotheken, dreitausend vierhundert Gulden ists gewesen und so istS geblieben, dein Vater hat jedes Jahr, auch wie's ihm gut gangen ist, die Zinsen erhoben. Wenn du einen rechtschaffenen Mann kriegst, der was hat, so ist daö ein guter Zuschuß, daß ihr gut Hausen könnet."
„Ich denk nicht daran, Vetter."
„Wird schon kommen."
„Nein, höret mich gut an, Vetter "
„Ja, ja, red du nur."
„Schaut Vetter, ich bin ... ich soll . . . ich will ... ja ich soll mein Vermögen holen."
„So? Das glaub ich, daß das dein Vater will."
„Und ich auch.»
„Aber Ich nicht."
Gottfried that die Papiere wieder in den Schrank, ließ den Riegel zweimal in die Schließe fallen und knüpfte das Lederband, daran der Schlüssel befestigt war, wieder in das Wc- stenknopfloch. Erdmuthe saß still da.
„Was möchtest denn mit dem Geld machen?" fragte Gottfried.
„Meinem Vater damit aufhclfen."
„Daß eö der Lump auch noch verfressen und versaufen kann?"
Erdmuthe erhob sich, sie hielt das Halsgeschmeide inl der Tasche fest in der Hand und mit starker Stimme sagte sie:
„Vetter, das leid ich nicht. Mein Vater ist so gut wie einer und die wo ihn verschimpfcn, die haben's verschuldet, wenn was nicht recht an ihm ist." ^
»Ich seh schon, dein Vater hat dich auch verdorben "
„Und wenn'S so ist und wenn'S wahr wär', wer ist dran schuld? Mein Vater nicht allein, Ihr, ja Ihr, seid dran schuld. Ihr hättet die Feindschaft aufgebcn und dafür sorgen müssen, daß Euer Schwester Kind nicht verdorben wird, aber mit dem großen Wagen vorbeifahren, wo der Schwester Kind der Pudel im Haus ist, da hat man sich auch nichts zu berüh- men."
Gottfried stand starr, er sah zum elstenmale in seinem Leben seine Rechtschaffenheit angegriffen, er konnte eine gewisse innere Stimme nicht verleugnen, die den guten Grund dazu anerkannte, aber doch war er dem gram, der daS aussprach. Er war nahe daran, seine Gelassenheit aufzugeben, aber schnell fand er wieder die Fassung und sagte bitter lächelnd: „Das hat dir dein Vater auch eingeblasen."
„Nein, nein, was sich red' das sind