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ung! Nun, nun, Du brauchst deswegen nickt zu erröthen, es ist meiuc Tochter Beatrice, die Du min kennen lernen wirst, aber daö möchte ich Dir rächen Eigner, magst Dn sie denn bewundern oder nicht, so möchte es doch gut sein, wenn Du Deine Siesta hältst, che Du ihr begegnest. Mädchen, wie Du weißt, lieben keine Kavaliere, die Schlafmü- zen sind. Ich habe ihr nichts davon erzählt."

»Sie hat Dich schon bemeikt, und mich gefragt, wer Du wärest, und ich sagte eS ihr, Giulio, aber nicht daß Du vor ihrem Portrait cingeschla- fen seist. Nun laß uns zu ihr gehen, Du wirst meine Beatrice gewiß gerne haben, sie erinnert mich ost daran, waS mir ihre theure geliebte Mutter war."

Giulio fand großen Gesallen au Beatrice, welche ihrerseits die männli­che Schönheit, und ritterliche Haltung des Spaniers bewunderte.

Leider blieb es nicht bloße Bewun­derung. Mädchen wissen in ihrem Umgang mit unserem Geschleißte sel­ten die richtige Mitte zwischen der käl­testen Gleichgiltigkeit und der wärm­sten Liebe zu finden, und Beatrice hieng, che sie es noch selbst wußte, bereits mit ganzer Seele an Giulio.

Ihr Vater sah dieß und hinterte cs nicht, er lieble Mantoni längst wie seinen Sohn, und sezte gutmüthig voraus, die Sache werde sieb nach seiner Meinung und mit Zustimmung Beatricens im natürlichen Laufe der Zeit und der Umstände schon von selbst gestalten. Giulio wurde aller­dings ein großer Verehrer der Liebens­würdigkeit, der Anmulh und Unschuld Beatricens, aber er liebte sie nur wie eine Schwester, und um ihm Gerech­tigkeit wiederfahrcn zu lassen, müssen wir hier beisezen, daß er die Gefühle nicht einmal kannte, die er in ihrem Herzen erweckt hatte.

Er unterhielt sich mit ihr, wie wenn sie seine liebe Schwester wäre, sie aber verfiel in den nur zu häufig ver­kommenden Jrrthum diese allgemeine Galanterie und die angeborene Anmuth seiner Manieren, als Ausflüsse seiner Liebe zu betrachten.

Zwei Monate waren seit jener Zeit verflossen, wo Bearrice in ihres Va­ters HauS zurückgekehrt war, und in

dieser Zeit schwellte daö junge Mäd­chen in ihrer wachsenden Leidenschaft, deren Tiefe sie nicht kannte, und trank mit sicherer Hoffnung die Wonne einer leider unseligen Liebe in vollen Zügen.

Sie war glücklicher als je zuvor, denn gerade zu derselben Zeit vollende­te ihr Vater jenes bekannte Gemälde, welches als daS Meisterstück der Kunst seinem Pinsel und Stichel den größten Ruhm in der Well verschaffte. Wäh­rend dieser ganzen Zeit, welche Giulio zwar nicht minder glücklich zubrachte, ging in der Art seiner Neigung zu Bealricen keine Veränderung vor.

ES war im Monat Juli, als sie eines Mittags beisammen saßen. Ein milder Luftzug strich über das adriati­sche Meer hm, und in Venedig war alles so ruhig, so still, wie in an­dern Städten um Mitternacht zu sein pflegt, ja die Mitlagshize hielt selbst die Gondeliere in ihren Häusern zurück. In dem Zimmer, in welchem Beatrice und Giulio beisammen saßen, war es kühl, die langen Vorhänge hielte» den Sonnenschein ab, während sie die an­genehme Luft herein ließen, und gleich­sam in das Gemach fächelten.

Bealrice saug ein Lied, dessen In­halt im Vereine mit der lebhaften Röthe ihrer Wangen und der Zärtlich­keit in ihrem Tone, als sie den VerS schloß, Giulio zum ersten Male die wahren Gefühle ihres Herzens ahnen ließe».

Der Gesang war zu Ende, und so einfach seine Melodie auch war, so drang doch der feierliche Ernst deö Ausdruckes Giulio zu Herzen. Einige Zeit saß er stille da, endlich sagte er zu der schönen Sängerin:

Lege deine Mandoline bei Seite, liebe Bealrice, und laß uns mit einan­der plaudern. Du hast mich noch nie gefragt, wer oder was ich bin. Ich betrachte Dich als meine Schwester, und halte cs für nicht gut, Dich da­rüber in Ungewißheit zu lassen."

Nein," sagte Bealrice schamrot!) lächelnd,ich will Dich nicht als mei­nen Bruder betrachten, und verlange auch keine Aufklärung über Deine Ge- hcimnisse, laß mich lieber diese Barca- role singen."

Beatricc!" crwi.dcrte Giulio mit sc feierlicher Miene und in so ernstem

Tone, daß des Mädchens Fröhlichkeit plözlich verstummte,Beatrice! ist Zeit für Dich und mich, ,das Gehcim- niß aufzukläien, wenn anders ein Gehcimniß zu nennen verdient; ich bin nicht was ich scheine, mit einem Wort, ich bin aus dem königlichen Hause Spaniens, mein Vater ist Kaiser Karl. Um einer Heiralh nach seiner Wahl aus dem Wege zu gehen, da mein Herz und meine Hand schon einem ge­liebten Wesen verpfändet sind, floh ich aus Spanien, und kam als Schüler zu Deinem Vater, lheilö aus Liebe zur Kunst, theilö auch nur um eine ange­nehme Beschäftigung zu finden."

Er sprach zu tauben Ohren, denn »och ehe er vollendet, waren Beatri- cen ihre Sinne entschwunden. Sie erholte sich jedoch bald wieder, und sprach dann ernsten Tones zu ihm:

Ich wußte nicht, mud konnte cs auch nicht wissen, daß wir einen Prin­zen unter unserem einfachen Dache be­herbergten ; aber was Ihr auch sein mögct, Ihr müßt Venedig auf der Stelle verlassen. Gestern Nackt hör­te ich bei Barberigoö Balle, daß die Proveditori Befehl erhalten haben, einen spanischen Prinzen zu verhaften, und zufällig hörte ich noch weiter von zwei Nobili, die in meiner Nähe stan­den, davon sprechen, daß die Verhaf­tung auf Morgen bestimmt sei."

(.Fortsezung folgt).

Vermischtes.

Ja", sagte ein Offizier,wenn sich so unglücklich wäre, einen dummen Sohn zu haben, nichts anderes als fi'in Geistlicher sollte er mir werden." Ein Prediger, der in der Gesellschaft zugegen war, antwortete ganz kalt­blütig:Sie denken da anders, mein Herr, als Ihr Herr Vater dachte."

! * » *

Das Element.

Sez' einen Frosch auf einen weißen Stuhl:

Er hüpft Lock wieder in dcn sckwar- zen Pfuhl.

Redakteur: Gustav Ri »in tue.

Druck «nd Vertag der Rivmivs'fche« Buch- j druckerei in lsalw.