ans mich übergehen zu lassen, indem ick stets bemüht sein werde, alle Auf­träge aufs Pünktlichste unv Billigste auszuführen.

Heinrich Dierlamm, Buchbinder,

Calw.

Eine Gemeinde bedarf behufs der Beförderung von Auswanderern ein Kapital-Anlehen von 600 fl.; wer sol­ches hergeben will, wende sich an die Redaktion dieses Blattes.

Weil die Stadt.

Cs hat 3 schöne fette Rinder zu verkaufen

Hohenstein, Gerber.

Geld auszuleihen, gegen gesezliche Sicherheit:

200 fl. Pfleggeld bei Michael Nentsch- ler in NaiSlach.

T e i n a ck.

Ich sehe mich veranlaßt, die Ab­nehmer von hiesigem Mineralwasser darauf aufmerksam zu machen, daß von solchem in lezterer Zeit öfters un- gesiegeltes nach Calw gebracht wird, und solches ungrsiegclte Wasser nur an den Abläufen der Quellen genom­men werden darf, da Niemand ge­stattet ist, ungesiegclteS an den neuen Quellen zu nehmen; auch bemerke ich zugleich, daß stets frisches hiesiges Mi­neralwasser bei Herrn Mezgermeister Raußer auf dem Markt in Calw, der Kmg um 2 kr. zu haben ist.

Heinrich Fi ruh ab er,

K. Badpächtrr.

Calw.

Ein wohlhabender Gäubauer sucht gegen beliebige Sicherheit 150 fl. auf­zunehmen. Auskunft erthcilt die Re­dest tion.

Calw.

Vorzügliche Jnformativscheine von Geldsuchenden für 300 fl. , 250 fl., 225 fl., 150 fl, 130 fl., 75 fl. und 50 fl. liegen zur Einsicht parat; wo? sagt die Redaktion.

Verkaufte Ehre.

(Schluß).

Sie riethcn richtig, mein Freund. Ich bin nicht, der ich scheine. Ich bin ein Edelmann und war Ossizier. Das heute eingerückte Regiment Dragoner war vor acht Jahren mein Regiment, ich sein Oberst. Das Weib, das vor dem Wirlhshause aus dem Wagen stieg, war mein Weib, jezt ist sie die Maitresse meines Nachfolgers. Dieses Weib und meine Schwäche stürzten mich in's Unglück. Ich liebte diese Frau. Sie war eitel, pnzsüchtig, leichtsinnig und verschwenderisch. Ich war arm und hatte nichts, als meinen Sold. Meine Liebe machte mich schwach, machte mich blind, raubte mir gerade­zu den Verstand. Alle ihre Wünsche, ihre Launen mußten befriedigt werden. Ich machte Schulden und sie erreichten eine Höhe, daß nur mein Tod sie quit- tiren konnte. Der Kiieg von 1806 brach ausich hoffte, eine Kugel des Feindes würde mir die Quittung schrei­ben. Die Schlacht bei Jena ging ver­loren ich fand den Tod nicht, ob­gleich ich ihn suchte. Meine blinde, unsinnige Todesverachtung wurde so­gar belohnt. Ich erhielt den ehren­vollen Auftrag, einen festen Plaz zu behaupten, in den ein Theil der flie­henden Truppen sich geworfen hatte. Der Plaz war zu halten, und ick hielt ihn bis Magdeburg fiel und eine Festung nach der andern. Da kam der Versucher. Ein goldener Schlüssel sollte die Thore öffnen, die ich hütete. Nieine Frau flüsterte mir böse Worte in's Ohr meine Schul­den drückten mich der Nerrath ist ansteckend ick erlag der Versuchung, ich nahm daS Gold, ich verkaufte die Festung für Gold, ich verkaufte meine Ehre, mein höchstes, mein einziges Gut, für Gold, für fluchwürdiges, schänd­liches Gold! Seine Ehre verkaufen, heißt Schande, heißt Schmach, heißt Ehrlosigkeit, heißt Fluch und Nieder­trächtigkeit ein kaufen. Ich nahm das Gold und war elend oh, wie elend! Mein Weib kannte meine Schande und tyrannisirte mich sie, die Nichts- würdige, für die allein ich Schmach und Schande eingekauft hatte! Ich er­

trug cs nicht ich floh heimlich bei Nacht, ich gab mir einen andern Na­men, ich ließ das ganze Sündengeld dem Weibe und lebte von meiner Hän­de Arbeit. Ich erniedrigte mich selbst, in der Hoffnung, mein Gewissen ver­stummen zu machen. Unsinnige Hoff­nung! Ans mir ruhte der Fluch! die verkaufte Ehre verfolgte mich wie ein rächendes Gespenst! der Gram machte mich alt vor der Zeit ich hoffte, er würde mich tödten. Der Tod floh mich, aber der Fluch der verkauften Ehre blieb. Was habe ich gelitten, als ich hörte, wie tapfer meine alten Kame­raden das Unglück von Jena wieder gut machten! Ich konnte nichts mehr gut machen ich hatte meine Ehre verkauft! Was habe ich gelitten, als die siegreichen Regimenter hcimkchrtcn! Die Ehre ging vor ihnen her ich hatte meine Ehre verkauft! Oh Elend, oh Gram, oh Verzweiflung ohne En­de! Jezt ist das Maß voll! Ich bin es müde, ehilos und heimathlos über die Erde zu schweifen und an Ei­nem Orte mit meinem Weibe, der Maitresse eines Andern, zu leben, ist unmöglich. Bei Menschen kann ich keine Vergebung finden für verlorene, für verkaufte Ehre! Ick will sehen, ob Gnade und Vergebung ist bei Gott, der mein Herz und meine Leiden kennt. Lebe» Sie wohl mein Freund! Mein Weg ist zu Ende."

Das war der Brief. Ach des Un­glücklichen, der ihn schrieb! Ja, ja, seine Schuld war schwer aber schwer büßte er auch. Möchte Gott Jeden behüten, daß er über seine Ehre wa­che und sein Gewissen nicht mit Schan­de beflecke. Solche Flecken sind schlim­mer wie Rost sie zerfressen nicht nur den Leib, sie vergiften auch die Seele. Der Unglückliche! Ich konnte ihn nicht hassen und verachten mein Mitleid folgte ihm in sein stilles und unbekanntes Grab.

Soll ich seinen Namen nennen, sei­nen wahren Namen, mit dem er sei­nen Brief unterzeichnet hatte? Nein, mag er vergessen sein und bleiben. Früher war cs ein geachteter und ge­ehrter Name, wie auch der Mann ge­achtet und geehrt ward der ihn trug, bis er seine Ehre verkaufte. Jezt mag der Name mit - ihm im Grabe ruhen.