Es ist dcßhalb gut, wenn zwei Per­sonen hiebei thätig sind, besonders bei ausgedehnterer Anwendung

Das Collodium bildet, auf die Haut gestrichen, in wenigen Sekunden einen sirnißartigcn, dünnen, lusldicbwn Ucbcr- rug, der für das Wasser undurchdring­lich ist. Wird die Schichte mehrmals überstrichen, so zieht sich die Haut von der Nachbarschaft etwas zusammen Durch die Verdunstung deS Aetherö wird Kälte erzeugt, die Temperatur deS bestrichenen MeilS wird für kurze Zeit eine bedeutend niedrigere, was für den Heilzweck in manche» Fällen von großem Werth ist. Die Verdunstung geht so schnell von statten, daß der ileberzng in wenigen Sekunden trocken -ist-

Man bedient sich des Collodiums in allen Fällen, in denen man die Luft .abhalten will und ans künstliche Art einen Uebcrzug, eine Haut bilden möch­te, also überall da, wo man sonst das sogenannte englische Pflaster anwende­te, z. B. bei Hautabschürfunge is an allen Meilen des Körpers, beson­ders im Gesicht, bei allen einfachen Wunden, z. B. an den Augenliedcrn, den Lippen, der Nase, des Halses re.;

ItÜ

ter, ja oft daö einzige Hindcrniß, daß

eine Mutter ihr Kind nicht zu stille» vermag, heilen in kurzer Zeit unter der schüzenden Decke dcö Collodiums.

Bei alten flachen Geschwüren, die keine Neigung zur Heilung zeigen, be­sonders an den Füßen, hat man das Collodium als treffliches Heilmittel er kannt.

Rothlausentzündungen, wen» sic noch nick t in Eiterungen üdergegangen sind, heilen in kurzer Zeit durch die Anwen­dung dieses Mittels und der Schmerz wirb dadurch sehr gemildert.

Zahnschmerzen, wenn sie von dem Zutritt der Luft in hohle Zähne herrühren, hören augenblicklich auf wenn durch das Auspinscln des hoh len ZahnS mit Collodium die Luft ab gehalten wird, ja cs lindert sogar oft den Schmerz, wenn nur die betreffende Wange damit übcrstrichcn wird.

Den größten Nuzen gewährt aber daS Collodium bei Brandwunden und Frostbeulen. Bei Brandvcr- lezungen ist bekanntlich eine Haupt­sache, wenn von den verlezten Meilen die Luft abgehalten weiden kann, was bisher durch Watte, Scifenbrei, Oel, Ocl mit Wachs u. dgl. vielfach und

bei Schrunden an Händen n u dlauch mit Nuzen geschehen ist, aber alle Lippen, bei den durch das Waschen diese Mittel erfüllen nur ungenügend bei Wasche rin neu aufgeriebenen diesen Zweck. Daö Collodium dage- Händen, die besonders zur Winterszeit gen hält die Luft vollkommen ab, er- schr schmerzhaft sind, hauptsächlich wenn zeugt im Augenblick der Anwendung

die Hausfrauen, um ihre Wäsche sehr rein zu bekommen, etwas scharfe Lau­ge genommen haben. Cin zweimali­ges Bestreichen mit Collodium wird die arme» Wäscherinnen in Stand se- zen, in kurzer Zeit ihrem Verdienst wie­der nachzugehcn.

Das Collodium bietet dem Wan­derer, der sich die Füße wund gelau­fen bat, Gelegenheit, sich für den näch­sten Morgen geheilte Füße zu verschaf­fen. Cingewack'seiie Nägel an den Ze­hen wurden auch schon durch dieses Mittel zur Heilung gebracht.

Blutegelsticbe, welche oft länger blu­ten, als gewünscht wird, und wel­che besonders bei Kindern manche Mut- der, ja sogar den Arzt schon in Verle­genheit gebracht haben, können durch Collodium verschlossen werden.

Wunde Brustwarzen, eine so häufi- Ae und große Plage der stillenden Müs-.

die "so nöthige und wohlthätige Kälte und läßt sogar, was sehr wichtig ist, weil es für Wasser undurchdringlich ist, den Gebrauch von kalten Umschlägen zu. Man kann einen durch Verbren­nen Beschädigten mit wenigen Pinsel- strichcn, auch bei sehr ausgedehnten Ver­brennungen, fast augenblicklich von sei­nen großen Schmerzen befreien und die Heilung erfolgt in vcrhältnißmäßig kur­zer Zeit.

Ebenso verhält sich mit denFro st- beulen, seien eS Geschwüre oder Ent­zündungen durch Frost hervorgcbrack t. Hier wirkt im Augenblick der Anwen­dung das Collodium als Reizmittel (cs brennt nänrlich für kurze Zeit an den von Haut entblösten Stellen) und schließt die Luft ab. Die Schmerzen hören an den kranken Stellen auf, die Geschwulst sezt sich und die Frostbeu­len oder Frostgeschwüre kommen in kur-

zer Zeit zur Heilung. Das Collodium muß hier, wie überhaupt in alle» Fäl­le», besonders auch lei Brandverlezrin- gcn, täglich wenigstens zweimal und zwar jedesmal mit mehreren Pinselstri­chen ausgetragcn werden, weil dasselbe sich nach 10 12 Stunden abblättert und zulezt i» Fczen hcrabhängt.

DaS Collodium kan» auch bei H a u S- thieren ebenso wie bei dem Men­schen in Anwendung, natürlich in be­schränkterer Weise gebracht werden. Cs ist jedoch hier vielleicht in vielen Fälle» als Klebemittel anwendbar, wo man sonst die Nath anzuwcndcn pflegte, weil bei Mieren von dem ge» wöhnlichcn Klebemittel, dem Heftpfla­ster keine Anwendung gemacht werden kann.

Cs gibt Menschen, welche eine sehr reizbare Haut haben, so daß sie nicht einmal cin Heftpflaster bei einfachen Wunden anwendeu können, ohne einen, Ausschlag zu bekommen; für solche ist besonders das Collodium sehr zu em­pfehlen.

DaS Collodium dient aber nicht bloS dazu, vorhandene Vcrlezungen und Ent­zündungen zur Heilung zu bringen, sondern auch durch Abhaltung der äu­ßeren Luft die damit bestrichenen Meile vor Erkältung zu schüzen, und ließen sich leicht, so wunderlich klin­gen mag, bei großer Kälte die dem Erfrieren am meisten ausgcsezten Thei-- le. die Nase und das äußere Ohr, wie auch der Hals bei solchen, die gro­ße Neigung zu Halsbräune haben, damit schüzen.

Nickt zu übersehen ist, daß daö Col­lodium aus Schießbaumwolle, wenn auch in aufgelöster Gestalt, besteht, es darf deshalb kein Lick t in unmittel­bare Berühiung mit demselben gebracht werden, weil cs sich sonst entzünden und verpuffen würde. Das Loth Col­lodium kostet gegenwärtig 8 Kreuzer, und so empfiehlt fick dasselbe durchsei­ne Wohlfeilheit unseren Hausfrauen. Mögen sie nicht oft in die Lage kom- Mn, dasselbe anwcnden zu müssen, vr. Krell in Hohenheim.

Redakteur: Gustav Riv intus.

Druck und Verlaq der NiviinuS'schen Aich- druckerei in Calw.