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deßwegeu wi.d Vorstehendes velöffent- lickt und noch beigesügt:

Kurzer und bündiger Rath für Einwanderer.

1. Nie und nimmer laßt euch in Deutschland dam verleiten, zum Vor­aus für eure Reise von Nerv-Jork ins Innere von Amerika zu bezahlen. Ge­winnen könnt ihr dabei nichts, verlie­ren sehr viel. Bezahlt bloS die Seereise bis New-Iork, und nicht weiter!

2. Wollt ihr nach Missouri, Iowa, dem westlichen oder südlichen Illinois öder dem südlichen Indiana reisen: so reiset nicht über Nerv-Jork, sondern über New-Orleans! Dort ist zwar die Betrügerei auch groß, aber dock nicht so arg, wie in New-Iork.

3. Ihr braucht euch mit kei- nem Mäkler (rnniiar) und kei­ne m Passage-Bureau lkorrvar- üiriK oksico) einznlassen. Die Mäkler sind die unverschämtesten Lüg­ner. Fragt ihr nach einem Freunde inNew-Uork, so versichern sie euch, er sei weggezogen. Fragt ihr nach einem Wirth, den man euch empfohlen hat, so versichern sie euch, er sei bankerott geworden (d. h. man habe ihm ver­gantet). Laßt euch durch nichts rrrc macken, was ein Mäkler sagt! Wenn sie euch noch so frech ins Gesicht behaupte», sie seien von der Obrigkeit dazu bestellt, euch zu rathen und zu leiten: glaubet's nickt und be- solget's nicht! Verhaltet euch ge­gen sie, wie wenn ihr weder hören iiock sprechen könntet! Müßt ihr durchaus etwas sprechen, so sagt ruhig:Ich werde schon wis­sen, was ich zu thun habe," oder der­gleichen.

4. Ihr habt in der Regel das Reckt, 2'» Stunden nach eurer Ankunst mit eurem Gepäck auf dem Sckisse zu bleiben. Benü- zet dieses Reckt! Eilet nickt! Geht ru­hig von eurem Schiffe auS am Hafen hin; so werdet ihr da schon Dampf­boote aller Art liegen scheu. An je­dem stehen mit großen Buchstaben die Orte angeschrieben, wohin sie gehen. Wollt ihr über Albanp nach Buffalo in den Westen, so geht ans dasTampf- boot, au welchemAlbany" steht; wollt ihr nach Philadelphia, so geht dahin,

woPhiladelphia" steht. Wenn ihr nur Augen habt und lesen könnt, so braucht ihr keinen aufdringlichen und betrügerischen Führer. Bezahlt erst aus dem Dampsboot die Reise nach Philadelphia rc., und wenn ihr dort angekommen seid, so bezahlt die wei­tere Reise!

5. Reiset wo möglich mitden Eiscubahne n und nickt aus den Ka- nalBooten. Von Albany bis Buffalo braucht man per Eisenbahn 1 Tag, per Kanal-Boot 8 bis 14 Tage: auf der Eisenbahn hat man im Sommer 150 Psd. Gepäck frei, aus dem Kanal nur 50 Psd.: aus der Eisenbahn hat man nur für Einen Tag Beköstigung nöthig, auf dem Kanal für 8 biö 14 Tage. Es ist nur Schein, als wäre es aus dem Kanal wohlfeiler.

6. Wer von New-Iork über Buf­falo nach dem Westen reist, fahre aus der Albany-Buffalo-Eisenbahn oder auf der New-Iork-Erie-Eisenbahn. Wollt ihr auf der ersteren reisen, so fahrt ihr per Dampfboot bis Albany; dort nimmt man auf dem Bahnhof ein Billet nach Buffalo. In New-Jork kann man diese Eisenbahn-Billete nur bei W. RisckimülIer, , Greenwich - Straße Nro. 104, habe». Wollt ihr mit der Ncw-Iork-Eric-Eiscnbahu reisen (näch­ster Weg nach Ohio), so geht ihr ein­fach zu dem Bahnhof in New-Iork, der fick am Hudson-Fluß, am Ende der Duanen-Straße, befindet. Von dort gehl's zwar erst 25 Meilen weil den Hudson-Fluß hinaus per Dampf­boot, dann aber per Eisenbahn in nord­westlicher Richtung- gerade durch bis nach Dünkirck am Erie-See <vou da weiter per Dampfboot nach Elevclaud und Sandusky, im Staat Ohio, De­troit, im Staat Michigan re.).

7. Wollt ihr in's Innere des Landes gehen, so laßt euch in keiner der großen Städte von den Deutschen ab halten. Sie wer­den euch von Bären und Wölfen, von undurchdringlichen Wäldern und gifti­gen Sümpfen erzählen, die cs im In­nern des Landes gebe; sie werden euch Sckreckbilver vormalen, um euch in ih­ren Städten sestzuhalten. Glaubt ih­nen nickt! Laßt euch nickt irre macken! Habt ihr Verwandte oder Bekannte in dem Innern, die euch geschrieben ha­

ben, so reiset zu ihnen! Seid ihr von Deutschland her das Landleben ge­wöhnt und liebet ihr dasselbe, so wird's auch in Amerika auf dem Lande euch schon gefallen, wie eS vie­len Tausenden eurer Landsleute dort reckt wohl gefällt und reckt wohl geht.

8. Nie und »immer kaufet Land, das ihr nickt mit eige­nen Augen gesehen habt.

9. Bedürft ihr inNew-Ivrk guten Rath oder Auskunft über irgend Et­was, so geht zur deutschen Gesellschaft, Greenwich-Straße Nro. 95. Mit großen Buchstaben seht ihr da über der Thüre geschrieben: DieAgentu r dcrd c u t s ch e n G c soll s ch aft. Da wird man euch unentgeldljch-Rath und Auskunft erlheilen. Merkt wohl: dieß ist die einzige Agentur, das einzi­ge Bureau, daSdie deutsche Gesell­schaft der Stadt Nerv-Jork" unterhält. Diese Gesellschaft hat einen rein men­schenfreundlichen Zweck. Ihre Mitglie­der schieße» Geld zusammen, wovon sie theilö Arme und Kranke unter den deutschen Einwanderern iinterstnzen, theils zwei Agenten unterhalten, die auf jener Agentur den Einwanderern ra- theu und helfen. Führt man euch auf ein anderes Bureau und sagt euch, das sei die deutsche Gesellschaft, so mag cs wohl eine Gesellschaft deutscher Betrü­ger und Sckurken sein', aber nicht die Gesellschaft deutscher Menschenfreunde. Diese hat kein anderes Dür­re au, als das: Green wich st ra­tze, Nro. 95.

10. Haltet ihr euch in New-Dokk einige Tage aus, so seht wohl zu, in was für ein Gasthaus ihr gehet. Bes­ser ist: in einem reinlichen, ordentlichen Hause viel zu bezahlen, als unter dem Versprechen der Wohlfeilheit sich in ein schlechtes, schmuzigeö, verdächtig aus­sehendes Haus locken zu lassen und da geprellt zu werden. Zn empfehlen ist di eScdweizerhalle," Greenwich- Straße Nro. 109, wo es ordentlich und christlich zügelst. Der Wirth heißt Jakob Asselt rang er; er ist ein Schweizer, aus St. Gallen, und hat seitdem für Gesundheit, Reinlichkeit und Annehmlichkeit seiner Gäste wohl ge­sorgt. Die Preise sind die gewöhn­lichen. Hizige Getränke werden dorr nicht ausgescheiikt.