Englische Solonialsvrge«

Wachsend« Spannungen in Britisch-Zenteal- afrika

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eg. London, 17. Dezember. Schon seit längerer Zeit bestehen bekanntlich zwischen den britischen Eingeborenen - Protektoraten Swaziland. Basutoland und Betschuanaland und der Südafrikanischen Union Meinungsverschiedenheiten. Während Süd- afrika die Angliederung dieser drei Schuh­gebiete an die Union verlangt, stößt diese Forderung nicht nur in den betreffenden Kolonialgebieten selbst, sondern auch in England auf energische Ablehnung. Auch die weißen Einwohner von Südrhodesien, das selbst schon beinahe die Stellung eines Dominion besitzt, haben sich gegen einen Anschluß an Südafrika ausgespro­chen. Zur Untersuchung dieser Probleme in Britisch-Zentralafrika wird bekanntlich An- fang nächsten Jahres eine Königliche Kom­mission von London nach Rhodesien reisen. Tie augenblickliche Spannung kam erneut zum Ausdruck in einer Rede, die Professor Jabavu in Bloemfontein hielt. Er führte darin u. a.. nach dem Bericht des .Daily Telegraph', aus: .Wenn diese Protektorate unter die Herrschaft der Südafrikanischen Union kommen sollten, dann würden die Eingeborenen und ihre Häuptlinge ihre egenwärtigen. verhältnismäßig großen Frei- eiten verlieren und es wäre mit dem Frie­den in diesen Gebieten vorbei. In der Süd- afrikanischen Union herrsche nämlich. waS die Eingeborenen betreffe, ein halbskla- bischer Zustand, gegen den sich die far- bigen wie die weißen Bewohner der betref- senden Protektorate zur Wehr setzen würden.

Mo; We» Wische SiodrioM-e

Illegale ostjüdtsch« Masseneinwauberung

Wien, 17. Dezember. DieWiener Neuesten Nachrichten" machen aufsehenerregende Mit- teilpngen über eine illegale Einwanderung von Ostjuden nach Oesterreich, der die Be­hörden mangels eines geeigneten Fremden- gesehes nahezu ohnmächtig gegenüberständkn. Die jüdischen Einwanderer, die hauptsächlich aus Polen kommen, würden durch vorzüglich organisierte Zentralen für Menschenschmug­gel. die in der Tschechoslowakei und in Uu- garn ihren Sitz haben, ohne Pässe über die österreichische Grenze geschasst. Nach ihrer Ankunft in Wien versehe man sie mit fal­schen Papieren, und eigens gebildete jüdische Vereine sorgen für ihr vorläufiges Fortkommen. Nach vorsichtigen Schätzungen betrage die Zahl der ohne Pässe nach Oester- reich kommenden Ostjuden monatlich 100 bis 150 Personen.

Die Neuankömmlinge versuchten dann bald eine Tätigkeit aufzunehmen. Von welcher Art sie sei. gehe daraus hervor, das, die Zahl der bei den österreichischen Strafgerichten in den letzten Monaten angelaufenen Betrugs­prozesse um 30 v. H. gestiegen sei; desgleichen sei die Zahl der Devisenschiebun­gen, der finanzrechtlichen Delikte seit dein Beginn der neuen jüdischen Einwanderungs­welle im ständigen Ansteigen. Dabei werde das Turchgreifen der Behörden sehr er- schwert. da die in Wien ansässigen Nassege- nossen diese kriminell gewordenen Juden aus das sorgfältigste decken. Bei verschiedenen amtlichen Stellen liege Material darüber vor. daß diese jüdische Einwanderung von offiziellen jüdischen Organisationen im ge­heimen gefördert werde.

Das Ergebnis der Prager Aussprache

Erneute Freundschaftsbeteuerungen - Aussprache über Minderheitenproblem

Ligenderickt 6er t4 8 Presse

Km. Prag, 18. Dezember. Der größte Teil der Besprechungen zwischen dem französischen Außenminister Del dos, dem tschecho-slowa- kischen Staatspräsidenten Benesch, Minister- Präsidenten Hodza und dem Außenminister Krofta fand hinter hermetisch geschlossenen Türen statt. Die tschechoslowakische Presse ist daher in ihren Kommentaren selbst nur auf Vermutungen angewiesen, weshalb sie sich, an­knüpfend an die überschwenglichen Tischreden vom Donnerstagabend aus eine Variierung der französisch-tschechischen Freundschaftsbeteue- rungen beschränkt und im übrigen die bekann­ten Kombinationen wiederholt.

Wie man in unterrichteten Kreisen hört, berichtete Delbos zunächst über die englisch- französischen Verhandlungen in London und seinen Standpunkt zur Halifax - Reise nach Teuschland. um dann natürlich nur so­weit es ihm zweckmäßig erschien über die Ergebnisse seiner vorhergegangenen Reise- etappen zu berichten. Eins besondere Rolle spielte dabei der mißglückte Versuch, in Marschau im Sinne einer polnisch­tschechischen Annäherung zu wir­ken. wobei man natürlich in Prag nicht zu- eben will, daß die Schuld an dem zwischen eiden Nachbarstaaten bestehenden Span­nungen ausschließlich Prag wegen seiner Be- Handlung der polnischen Minderheilen trifft.

Während des intimen Mittagessens au? Smlvß Lana stand das Verhältnis zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei im Mittelpunkt der

Erörterungen. Bekanntlich rt die tschechische Regierung dem französischen Außenminister bereits ein Memorandum über das Min­derheitenproblem überreicht, von dem man behauchet, daß Delbos sich aner­kennend über die in ihm vertretenen Auffas­sungen geäußert habe. Zur Vertiefung der 'ranzösisch-tschechischen Freundscl>afl ist an­scheinend der Abschluß eines Kulturab­kommens geplant. Ob und inwieweit auch wirtschaftl che Fragen erörtert und ge­regelt wurden, st im Augenblick noch unbe­kannt. Nur so viel stcht fest, daß tschechischer- seits dem französi'chen Außenminister eine ziemlich umfangreiche Wunschlistc vorgelegt wurde, l-enn in Praq ist man über den Umfang der tschechoslowakischen Aussuhr nach Frankreich keineswegs zufrieden.

StMreiks - die neueste Mode

Opfer der Verhetzung durch die Gewerkschaften

Reuhork, 17. Dezember. Zweitausend An­gestellte eines Kabelwerkes sind am Donnerstag in den Streik getreten. Damit wird keine sonderlich bemerkenswerte Neuigkeit gemeldet, denn die Bereinigten Staaten werden ja schon seit Monaten im­mer wieder mit Sreiks und Fabrikbesetzungen beglückt. Nur das ist neu: Der Streikunsinn hat eine weitere Blüte getrieben. Die Zwei­tausend, von selbstsüchtigen Gewerkschafts­häuptlingen aufgehetzten Kabelwerkangehori. gen kommen dem Streikbefehl nämlich nicht im Sitzen nach, sondern haben einen Steh- streik inszeniert.

Biiuerliche Siedlung ist öffentliche Aufgabe

Staatsminister Riecke über die Neubildung des deutschen Bauerntums

Ulm, 17. Dezember. Die vom Neichsernäh- rungsminister nach Ulm einberufene Tagung der Siedlungsbehörden und Siedlungsträger wurde am Freitag in Vertretung des Neichs- ministers durch Staatsminister Ministerial­direktor Riecke eröffnet. Nach Uebermitt- lung der Grüße des Reichsministers Darrö und einer kurzen Ansprache des württember- gischen Wirtschaftsministers Dr. Schmid nahm Ministerialdirektor Riecke in längeren Ausführungen zur Frage der Neubil­dung des deutschen Bauerntums grundsätzlich Stellung.

Ausgehend von dem im Neichserbhofgcsetz festgelegten Grundsatz der nationalsozialisti­schen Agrarpolitik, wonach eine gesunde Ver­teilung der verschiedenen landwirtschaftlichen Betriebsgrößen erwünscht sei. stellte Staats- minister Riecke fest, daß eine solche gesunde Mischung in der Betriebsgröße zum Beispiel in Westfalen, Hannover. Bayern und dem Lande Sachsen vorhanden sei. Sie fehle in den Nealteilungsgebieten West- und Südwest. Deutschland und in weiten Gebieten des deutschen Ostens, dort hauptsächlich als Folge des m den vergangenen Jahrhunderten durchgeführten Bauernlegens. Als Beispiel führte der Redner an. daß in Pommern 45 und in Mecklenburg 54 v. H. der Fläche in der Hand des Großbesitzers seien. Der Red­ner trat der verschiedentlich geäußerten Mei­nung entgegen, daß die Großbetriebe aus ernährungswirtschastlichen Gründen be- deutsamer seien als die Bauernwirtschaften. Tatsächlich könne der bäuerliche Betrieb unter gleichen Verhältnissen mehr als der Großbetrieb. Aus der anderen Seite müsse man sich aber auch gegen eine falsche Tendenz in der Kleinsiedlung verwahren, die die Bedeutung dieser Sied­lungsstellen über das soziale Gebiet hinaus auf das ernährungswirtschaftliche ausdehnt.

Ebenso fej festzustellen, daß die Quali­tät des neugebildeten Bauerntums seit 1933 sehr viel besser geworden sei. Dies gelte nicht nur in blutmäßiger Hinsicht, son­dern auch in bezug auf die fachliche Eignung der neuen Bauern. Darüber hinaus seien die neu geschaffenen Höfe wirtschaftlich wirk, lich leistungsfähig und gesund. Während im Jahre 1932 die neue Siedlungsstelle im Durchschnitt 10,5 Hektar umfaßt habe, sei der neue Bauernhof im Durchschnitt des

Jahres 193« 18,2 Hektar groß gewesen. Ent­scheidend sür die Anlage der neuen Höfe und Dörfer seien die betriebswirtschaft­lichen Erfordernisse. Im übrigen sei grundsätzlich festzustellen, daß die bäuer­liche Siedlung keine privatwirtschaftliche An. gelegenheit des einzelnen Ansiedlers sei, son­dern eine öffentliche Aufgabe, die vom Reiche einmal genau so wie andere öffentliche Auf­gaben angepackt werden muß und wird.

Als nächster Redner sprach Tr. Schmitz von der Reichsstelle sür Raumordnung über die Aufgaben dieser Stelle und die Zusarw menarbeit zwischen den Planungsverbänden und den Siedlungsbehörden. Eine Reihe von Kurzvorträgen über Haus-und hofwirtschast- liche Erfordernisse der landwirtschaftlichen Bauten schloß sich an. Tie Darlegungen standen durchweg unter dem Gesichtspunkt einer möglichst weitgehenden Arbeitserleich­terung und Arbeitsersparnis in der Bauern. Wirtschaft.

Am Nachmittag sprach der Baureserent des Neichsernährungsministeriums. Grebe, ausführlich über die Bausragen, die bei der Neubildung deutschen Bauerntums beachtet werden müssen.

65 EA-RMwuchsWrer beim Führer

Berlin, 17. Dezember. Der Führer emp. fing in Anwesenheit des Stabschefs Lutze am Freitagmittaa in der Reichskanzlei «5 Nachwuchssührer der SA., die nach Abschluß einer halbjährigen Ausbildungszeit auf der Neichssührerschule in München zu einem mehrtägigen Aufenthalt in Berlin eingetrof- fen waren. In einer kurzen Ansprache gab der Führer den jungen SA.-Männern die b e st e n W ü n s ch e für ihre so wichtige und verantwortungsvolle Ausgabe mit auf den Weg.

Wieder ein Rekord-Ergebnis

Zweite Reichsstratzen-Sammlung ergab 4 020 808 Reichsmark

Berlin, 17. Dezember. Das vorläufige Er­gebnis der zweiten R e i ch s st r a ß e n. samm lung im diesjährigen Winterhilfs- werk beträgt nach Meldung der NSK. 4 020 808,49 Reichsmark. Das Ergebnis deS gleichen Monats aus dem Vorjahr belief sich auf 3 941 860.48 Reichsmark. - . 4

Slalleniltb^ Mafilienflug

Rom, 17. Dezember. Ter italienische Re- kordslieger Stoppani ist am Freitag mu einem Wasserflugzeug .Cant Z. 506" von dem sardinischen Flughafen Elmas aus zu einem Brasilienslug gestartet. Wegen der überaus ungünstigen Flugbedingungen über dem Mittelländischen Meer wird Stoppani in Cadiz landen, um an einem der nächsten Tage von dort aus auf seinem Brasilienlluy den internationalen Sntfer- nungsrekordaufgeraderStreck» für Wasserflugzeuge zu brechen.

politische Kaezaachrichten

Ter Führer empfing Scapini

Der Führer hat am Freitag den Vorsitzenden des Comitö France-Allemagne, den Kriegsblinden Georges Scapini. zu einer längeren persön­lichen Unterhaltung empfangen.

Schweizer Kanton hebt Kommunistenzellen aus Die Regierung deS Kantons Wallis hat ein« scharfe Aktion gegen die kommunistischen Umtriebe eingeleitet. Die Sicherheitspolizei hob bereits zehn kommunistische Zellen aus. die sich Himer der Be­zeichnungFront der Arbeit" gciarnt hatten.

Französischer Haushalt angenommen Die französische Kammer hat in einer Nacht­sitzung die Aussprache über den Staatshaushalts­plan mit 547 gegen 25 Stimmen angenommen und stch dann am den nächsten Donnerstag zur Aussprache über die etwaige Wiedereröff­nung der Pariser Weltausstellung im Jahr >938 vertagt.

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Kein Mensch nimmt Notiz davon. Mag er doch brennca. Soll er doch brennen, seil ganz Rußland brennt. Es ist alles gleich . ..

Prack läßt anreiten, läßt die erste Schwa- dron an sich vorüberziehen. sieht die Truppe. Arbeiter. Frauenzimmer, Letten, gestohlene Krefelder-Husaren-Attilas und Arbeiterkittel und Judenkaftane und Menschen a»t edlen Eestülspserden und Menschen aus Kühen. Treck. Huren und Pferde durcheinander" brummt noch einmal, ingrimmig, der Prack und setzt sich ,n kurzem Galopp an die Spitze. Ties aber geschah am Morgen der nämlichen Nacht, als der andere der weiße Prack in München ein schönes unbekanntes Mäd­chen nach Hauke geleitet hatte.

In München aber war keineswegs das graue hoffnungslose Licht des Polarwinters München, die schöne und ach so launische Stadt, hatte in aller Eile wieder einmal umdisponierl mit dem Wetter. In der Nacht noch hatte der kalte Neuschnee geknirscht ... Schau, ich tue ja nur so", hatte die schöne lannische Stadt gesagt und hatte m den ersten Morgenstunden sich schon fächeln laßen von einem linden Säuseln, das vom G?b:rg herkam. dann waren mit der ausgehenden Sonne die Berge blauschwarz und schreckhaft nahe gestanden und dann begann der Föhn sin sein gewaltiges Horn zu blasen und schmolz die ganze weiße Herrlichkeit zusam­

men in ein Paar Stunden. Es war ein Hel­ler blaugoldener Sonnentag daraus gewor­den, es war zwar noch immer Revolution mit dräuenden Maschinengewehren und verlüder- ter Soldadeska auf den Straßen, die schöne Stadt aber gab mit Augenzwinkern zu ver­stehen. daß sie ja nur so tue. und daß sie es gar nicht so schlimm meine. In Licht und Wärme gebadet, lagen wieder die Floren­tiner Paläste der Ludwigstraße, an ihren Fronten vorüber schob man auf der Sonnen­seite die Wagen der sorglich verpackten Win. terbabys. Geschwader weißer Tauben um­segelten die hellgrünen Schwünge der Thea­tinerkuppeln. und die Menschen, die durch dieses Lichtbad gingen, marschierten zuver- sichtlichen Blickes: bald mußte ja auch die­ser grämliche Revolutionswinter vorüber sein . . .

Ta also stand er. Arved von Prack, am verabredeten Platz vor den grauen Bogen der Feldherrnhalle unter dem steinernen Tilly. der von der Nacht her noch ein weißes Schneekäppchen trug und nun eigentlich wie ein Lberrabbiner aussah .. . stand schon in die zweite Stunde hinein ...

Und wartete vergeblich. Nichts

Aufgestanden war er trotz der um die Ohren geschlagenen Nacht schon in aller Herr­gottsfrühe hatte sich hergerichtet. hatte in den Spiegel geschaut, hatte sich kaum wie- dererkannt: weswegen wohl sah er heule um zehn Jahre jünger aus und weswegen war selbst von den allerersten grauen Schläfen­haaren dem Andenken an den Absturz am Stochod heute nichts zu sehen? Warum? Alles doch nur. weil man wieder ein Zipfel­chen vom Leben erwischt hatte, vielleicht ein Zipfelchen Heimat ... vielleicht! Er sprang die Treppe hinab, er summte das Liedchen von gestern, er trat hinaus in den blanken, klaren Tag so blank und klar wie gestern

das unbekannte Mädchen. Unterwegs, auf der Fahrt zur Feldherrnhalle, hatte ihn der erste Zwischenfall dieses Tages erreicht . . .

Tie enge Schlucht der Brienner Straße staut allzu leicht den Verkehrsstrom es sind sonst Lastwagen oder gar behäbige, mit Ochsen bespannte Bierwagen, es war heute irgendein Temonstrationszug. der diesen Strom zum Stillstand brachte, und in die­sen Sekunden des Stillhaltens sah Prack etwas, was ihn, der sich auf den Odeons- Platz und die Feldherrnhalle doch wie ein Junge auf das Weihnachtszimmer freute, im Augenblicke erstarren ließ . . .

Ein Autotaxi, im Kriege verludert, eisen- bereift und mit Koffern vollgepfropft, hielt neben dem Tram in der entgegengesetzten Fahrtrichtung. Prack fiel die abnorm nied­rige Nummer II7 auf . . . sieben war so­wieso seine Pechzahl... der Temonstrations- zug mit seinen Plakaten und singenden Menschen gab endlich freie Bahn. Auto und Tram fuhren in entgegengesetzten Richtungen langsam an und glitten aneinander vorüber, und in diesem Augenblick sah Prack deutlich die Frau, die dort zwischen all den Koffern saß...

Sie. Das Mädchen. daS er gestern gefun­den und nach Hause begleitet hatte, und daS er um diese Stunde erwartete... hundert Meter von hier an der Feldherrnhalle..,

Vorüber, vorbei.

Er will sich vergewissern und beugt sich weit hinaus, ein ungeduldig klingelnder Tram aus dem ParallelgleiS nimmt ihm die Aussicht. Ta drängt er sich durch den Men- schenpsrops der überfüllten Plattform, springt ab unter dem Schelten der Leute, gleitet auS aus dem vereisten Asphalt, liegt... dicht vor ihm pariert mit kreischenden Bremsen eine protzig Limousine eS gibt einen kleinen

Menschenauflauf, er drückt sich rasch sort, springt aus die Gehbahn, späht rückwärts. Nichts...

Kein Auto mehr zu sehen. Wie war doch die Nummer? Sieben. Welcher Tag? Der siebente Januarl An welchem Tag wurde er verwundet? An einem siebenten... an einem siebenten im vorigen Jahre abgeschosien und beinahe gefangen genommen... der Teufel, hole diese ewige Sieben... '

Aber schau her, Prack, es kann ja gar nicht sein... wie >n aller Welt soll denn sie, gestern noch Gast au? einem Faschingsiest. heute, bei fester Verabredung, mit großem Gepäck sür große Fahrt in jenes Auto ge­kommen sein... oh. wir haben doch schließ­lich ein gutes Fingerspitzengefühl sür zuver­lässige Menschen und für Spreu, und waS da gestern tanzte, flirtete und sang, mag Ramschware gewesen sein: die hier. daS namenlose Mädchen, war keine Spreu...

Mit diesem Gedanken sich tröstend, kommt er vor die Feldherrnhalle, findet nichts...

Passanten. Pärchen. Soldaten, eine im Tageslicht doppelt verwüstet aussehende Ko­kotte ...

Sie nicht. Nicht sie. Dafür eine neue Ueberraschung... An der Ecke des Odeon­platzes drängen sich Menschen. Prack, ab und zu hinter sich nach dem Ort des Stelldicheins schielend, geht hinüber und sieht, wie drüben ein Mann an der Litfaßsäule ein riesengro­ßes. grell gemaltes Plakat befestigt. ES ist ein Plakat. daS Deutschland vor dem auf­ziehenden Bolschewismus warnt ein rie­siger Menschenasse mit fliehender Stirn und überlangen behaarten Armen streckt die rie­sigen Pratzen aus nach einem mit roten Dä­chern und Storchnestern friedlich zwischen Bäumen gebetteten Bauerndorf. Prack steht und schaut, und ist nicht eben angenehm be, rührt von dem Plakat. (Forts, kolkst-).^-