automatisch und unwiderruflich gevr-aa-r. Vor drei Wochen war es wiederum Moskau, das China im Augenblick des Konfliktsausbruches einen Vertrag und seine Hilfe zunächst durch Waffenlieferungen anbot. Auch in diesem Falle hat nur die Verleugnung des kollektiven Prinzips durch seine Träger, die sogenannten demokratischen Großmächte selbst, denunteilbaren Krieg" verhindert.

Alle diese Dinge sprechen eine zu harte und eindringliche Sprache, als daß es nicht an der Zeit gewesen wäre, einen klaren und eindeutigen Schlußstrich zu ziehen: Schluß mit diesen Irrtümern. bevor neue, entscheidendere Fehler begangen wer­den und endgültig Schluß mit aller phra­senhaften Einnebelung der harten Wirklich, keitü Genf hat nicht nur seine völlige Sinn- und Nutzlosigkeit bewiesen, sondern vor allem, daß es zu einer ernsten Gefahr für das geordnete Zusammen­leben der Völker geworden ist.

Deutschland hat sich schon am 14. Oktober 1933 gezwungen gesehen, seine Schlußfolge» rungen daraus zu ziehen. Italien hat nachdem auch Japan schon vor einigen Iah. ren Genf den Rücken gekehrt hat soeben ebenfalls den Trennungsstrich vollzogen. Die besonderen Erfahrungen., die das ita­lienische Volk mit Genf und seinen Grundsätzen machte, rechtfertigen es. daß diese Trennung mit einer machtvollen Kund-

ebung des ganzen italienischen Volkes verbun-

en war, die die demokratische Welt darüber belehren dürfte, daß die morschen Genfer Grundsätze nicht nur als falsch und völlig widersinnig erkannt sind, sondern daß auch der Versuch ihrer etwaigen künftigen An- Wendung als ein vorsätzlicher Versuch zur Störung und Bedrohung des Weltfriedens aufgefaßt werden muß.

Deutschland hat diesen Schritt Ita- liens. den das deutsche Volk mit herzlicher und ehrlichster Sympathie bearükt. seiner.

zells durch eine entsprechende amtliche Sv. klärung unterstrichen, die keine Unklarheit darüber läßt, daß das Verhältnis Deutsch­lands zu Genf für immer und endgültig ge- regelt ist. Genf i st tot und nicht nur scheintot! An einem Leichnam Wieder- belebungsversuche anstellen zu wollen, wird auch der beste Arzt für tölpelhaft erklären.

Es kann daher keine Rede davon sein, daß der Gedanke einer sogenanntenVölker- bundsresorm" irgendeine Bedeutung in den zwischenstaatlichen Beziehungen noch haben könnte. Deutschland. Japan und Italien ge­hören dem Genfer Gremium nicht mehr an. Die Vereinigten Staaten haben es von jeher vorgezogen, ihm fernzubleiben. Auf Seiten der Mehrzahl der übrigen Mächte auSge- nominen die Sowjetunion, Frankreich und bis zu einem gewissen Grade England sind die Zweifel an dem Götzen der Genfer Ideale weitaus stärker als der Wille, innerhalb die- ser Einrichung noch irgendwie positiv mitzu­arbeiten.

Damit erübrigt sich alles Weitere. Der Friede wird seine Auferstehung erst dann fin­den können, wenn bessere Methoden und bes­sere Grundsätze das zwischenstaatliche Leben beherrschen. Der Weg zu diesen neuen Ufern ist durch das Beispiel allein der Politik des nationalsozialistischen Deutschlands längst gewiesen. Will man ihn beschreiten, so wird die jetzige Krise des zwischenstaatlichen Lebens, die eine klare Folge der bisherigen verhängnisvollen Irrtümer ist. als über- wunden gelten können und eine wirkliche und dauerhafte Zusammenarbeit wird an ihre Stelle treten können. Will man ihn nicht gehen, so wird lediglich noch die Fest­stellung übrig bleiben, daß es sich bei Gens um eine GmbH, zur Wahrung mehr oder minder unberechtigter In- te ressen handelt, deren Liquidationspro­zeß sich in einem schnellen ForKckireiten be- findet.

Lart Türk

Mil weitem Blick und großem Sinn

Minister Kerrl über die Aufgaben der Landes- und Bezirksplaner

Berlin, 13. Dezember. In der vergangenen Woche kamen im Preußenhaus die sämtlichen Landes, und Bezirksplaner in der Reichs­stelle für Raumordnung zu ihrer diesjäh- rigen Arbeitstagung zusammen. In der Erkenntnis der Zusammengehörigkeit hatte die Reichsarbertsgemeinschaft für Raumforschung, die anschließend ebenfalls eine Arbeitstagung in Berlin durchführte. Vertreter in die Tagung der Landesplaner geschickt, und diese nahmen wiederum voll­zählig an der Tagung der Raumforscher teil.

Der Leiter der Neichsstelle für Raumord­nung. Reichsminister Kerrl. richtete einen aufrüttelnden Appell an die Teilnehmer. Mit weitem Blick und großzügigem Sinn müßte der Landesplaner an die Durchführung der Landesplanung Herangehen. In seine beson­dere Obhut habe er die Grenzmarken zu nehmen; ihre Durchsetzung mit einem ge­sunden Gewerbe sei die notwendige Hilfe für den Grenzmärker und sichere den deutschen Volksboden vor einem drohenden Abbröckeln entvölkerter Ostgebiete. Der Planer habe sich stets seiner hohen Politischen Ans­ätze bewußt zu sein, den deutschen ebensrauin ohne Rücksicht auf regionale Sonderwünsche zu einer wahren Heimat für das deutsche Volk zu formen.

Staatssekretär Dr. Muh 8 wieS bei der Eröffnung eindringlich darauf hin. daß der

Planer ohne abstraktes theoretisches Schema mit praktisch-politischem Sinn an die noch der Lösung harrenden zahlreichen Ausgaben der Raumordnung in Deutschland Heran­gehen müsse. Ge samt sch au sowohl sei­nes Planungsraumes als auch des ganzen deutschen Raumes sei für den Planer nötig, der seine schwierige Arbeit in engstem Zu­sammenwirken mit den Organen der all­gemeinen Verwaltung zu leisten habe.

Die unter der Leitung von Ministerial- direktor Dr. Iarmer stehende Tagung diente dem Erfahrungsaustausch in Pla- nnngsmethodik und -arbeit. Jeder Teil- nehmer, sowohl Referent der Neichsstelle für Raumordnung, als auch besonders der Planer selbst kam in Vorträgen und Ans­sprachen mit seinen Anliegen und Erfahrun- gen zu Wort.

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Das Bauprogramm der nächsten Jahre

L i g e ii d e 1 c k t rt e r K8 k>re,,«>

d. Münster, 13. Dezember. In der For- schungsstelle für Siedlungs- und Wohnungs­wesen sprach Ministerialdirektor Tr. Knoll vom Reichsarbeitsministerium über die Frage .Ist genug Raum für die Siedlung da?" Er bewies u. a.. daß selbst eine Million Kleinsiedlungen erst etwa 0.2 v. H. der Fläche

Rückkehr zu unbedingter Neutralität

Die Schweiz zur Entwicklung in Genf - Eine Erklärung des Bundespräsidenten

Bern, 13. Dezember. Im Bundesral hat Bundespräsident Motta einen Bericht über die Abkehr Italiens von Gens erstattet. Er wird für die nächste Woche einen schrift- lichen Bericht über die Lage vorbereiten, in die die Schweiz durch diesen Schritt ver- setzt wird. Dabei ist. wie erklärt wurde, an einen Austritt aus der Genfer Entente nicht gedacht. Der Bundesrat wird seine Beschlüsse, gestützt auf diesen schriftlichen Bericht, fassen.

Hierzu wird noch eine Erklärung des Bun­despräsidenten Motta bekannt. Darnach habe der Leiter des Politischen Departements betont, daß die Entwicklung der Tinge die Schweiz zwinge, vollständig zum Grundsatz der Unbedingten Neutralität zu­rückzukehren. Genf solle im gegebenen Augen, blick hiervon Mitteilung gemacht werden. Ter ausführliche Bericht, den Bundespräsi- dent Motta dem Bundesrat über diese An­gelegenheit erstatten wird, ist für Anfang Januar zu erwarten. Das Sekretariat des Komitees, das eine Volksbefragung über die Frage der schweizerischen Neutrali- lät einleiten will, dementiert die Meldung, wonach der Beschluß gefaßt worden sei. die in Aussicht genommene Aktion einzustellen. Die neueste Entwicklung der internationalen Lage verlange vielmehr immer dringender eine Aenderung der bisherigen Auslegung des Neutralitätsbegriffes und die Einhaltung der althergebrachten unbedingten Neutrali- tät der Schweiz.

Mussolinis Erklärung vom 11. Dezember 1937 hat für die Schweiz insofern eine ganz besondere Bedeutung, als mit Italien nun schon die zweite Großmacht unter ihren Nachbarn Gens endgültig den Rücken gekehrt hat und die Schweiz nun an zwei Mitglied- »nd zwei Nichtmitgliedstaaten der Genfer Entente ldie Bezeichnung paßt heute für dieses Institut zur Bekämpfung des europäi­schen Friedens nicht mehr) grenzt. Wie die Schweizer Depeschenagentur betont, wird in diesem Zusammenhang daran erinnerk. daß in letzer Zeit die Bestrebungen vermehrt in den Vordergrund getreten sind, die dar­

auf hinauslausen, die volle 'dteurralr. tät der Schweiz wieder herzu st el- len, die 1920 anläßlich des Anschlußes der Schweiz an den Völkerbund durch die Lon- doner Erklärung zu einer differentiellen (un­gleichen) Neutralität geworden war.

Katerftlmililmg in Senf

Italien auch aus dem Internationalen Arbeitsamt ausgetreten

L i z e n d e r i o ti l 6er »8-?rei5e

KI. Genf, 13. Dezember. Der Generalsekre- tär der Genfer Einrichtung zur Verewigung von Versailles. Avenol. hat in einem Tele, gramm an den italienischen Außenminister, Graf Ciano. den Austritt Italiens be stätigt und mitgeteilt,daß er die Mit. glieder von dem italienischen Schritt in Kenntnis gesetzt habe". Die Unklarheit, ob Italien auch aus dem Internatio­nalen Arbeitsamt auStritt. wurde am Sonntagabend durch die Bekanntgabe beseitigt, daß auch die ihm angehörenden italienischen Beamten ihren Rücktritt erklärt haben.

Genf befindet sich in ausgesprochener Katerstimmung, denn die deutlichen Erklä­rungen Mussolinis über die Unfähigkeit die­ser Institution und der in ihr wirksamen dunklen Kräfte haben ihren Eindruck nickst verfehlt. Vor allem die bolschewistensreund- lichen Kreise befinden sich in erheblicher Aufregung, da es nicht an Stimmen fehlt, die ihnen ihre zahllosen Sünden Vor­halten. Vor allem befürchtet man. Laß. dem italienischen Beispiel folgend, eine Reihe kleinerer Staaten ebenfalls ihren Austritt aus der Genfer Entente erklären könnte. Das vernichtende Urteil Mussolinis über den ver­derblichen Geist im Palast am Genfer See, hat bereits eine neue Bestätigung erfahren, denn in marxistischen Ligenkreisen wird nunmehr Propaganda dafür getrieben, die Genfer Entente zu einemBollwerk gegen die faschistischen Staaten" auszubauen.

Deutschlands oder ein Gebiet von der Größe Berlins aussüllen würden. Tie im Laufe der nächsten Jahre angestrebte Zahl von 100 000 Kleinsiedlungen macht demnach nur ein Drittel der zur Zeit noch innerhalb Groß. Berlins landwirtschaftlich genutzter Fläche aus. Tie Bedenken, daß kein landwirtschaft­liches Land abgegeben werden kann, sind zerstreut. Es wäre falsch, zum Mietskaser­nenbau zurückzukehren. Uebervölkerte Flächen, die keine würdige Unterbringung der Men­schen mehr ermöglichen und den Bestand des Volkes gefährden, verlangen nach Auflocke­rung. Die Landfrage bereite bei der Durchführung der großen SiedlungSpläne überhaupt keine Schwierigkeit.

Salle -er 4« ooo" für Dresden

Sachsens GauhauS vom Führer genehmigt

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ls. Dresden, 13. Dezember. Dank der Ini- tiative der Partei wird nun auch Dresden ein monumentales Sinnbild des Gestal- tungswillens der Bewegung erhalten: auf dem Gelände der Güntzwiesen am Großen Garten wird ein monumentaler Adolf- Hit l e r - P l a h geschaffen werden, auf dem neben einem soeben vom Mbrer aenclimia-

len Gauhaus der RL^AP.. eine grvge -ver- sammlungshalle für 40 000 Personen errich- tet werden soll. Ter gewaltige Aufmarsch­platz wird u. a. einen Glockenturm erhalten und von Ehrentempeln und Wandelgängen. umrahmt werden.

Ki8enderlctit 6er dl8-pre,,e nsk. Augsburg, 13. Dezember. Die schwä- bische Gauhauptstadt Augsburg hat auch in diesem Jahr wieder ein in feiner Art und seinem Umfang wohl einzig dastehendes WHW.-Mahnmal erhalten. Der Adolf. Hitler-Platz. der Mittelpunkt des Stadt- Verkehrs, ist mit grünem Tannenreis ge- schmückt. Arkaden und Pylonen mit leuch­tender Goldschrift und von goldenen WH W.-Adlern gekrönt, säumen den Platz. Im Mittelpunkt steht eine riesige Opferschale.

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Stand und starrte in den bunten bacchan­tischen Menschenkreisel. trank, fand, daß das Zeugs, das hier verschenkt wurde, nach Po­made schmeckte, fand, daß es für seine aus­gepichte Sünderkehle zu dünn war. ging in die Küche . . .

Menschen saßen um den Punschkessel, ein baumlanger, bildschöner Bursche . . . braun und schlank wie ein römischer Hirte... stand singend aus dem Herd, fang zur Laute, in weiten Seiten schwang sich das neapolita­nische Lied koste diese ewig jungen, schönen Menschen, koste alles, was trinken wollte aus dem gefüllten Lebensbecher . ..

Prack dachte nach. War er. zum Donner­wetter. etwa schon zu alt für dieses Leben ... war er jetzt, wo zuerst das Reiten, dann das Fliegen, dann der ganze Krieg zu Ende ge­gangen war. zu überhaupt nichts mehr nütze und war es am Ende so. baß nun nichts mehr kam und daß man überflüssig war? Neben ihm ein ebenso abseitiger und ebenso melancholischer Pierrot goß ihm aus seiner Privatflasche ein . . . nein, nicht Vater Für­manns Klapperschlangengift, sondern reines, starkes Kirschwasser, ein ganzes BowlenglaS voll. Prack trank gierig. Diesmal wirkte es. es kam wohliges Vergessen und Entglei­ten. es kam Versinken und es kamen Träume von alten Zeiten . . . hier, mitten zwischen lachenden und kosenden Menschen kamen Hber ihn versunkene Bilder ...

Die ostpreußische Ebene war wiederum da mit den Vollmondnächten der allerersten Kriegslage. Vollmond beschien die riesigen Weizenfelder, und aut den Feldrainen, ge- trennt durch die goldene Ernte, ritten hüben und drüben nächtliche Reiter . . .

Nächtliche Reiter zu Einem in langen Reihen, hüben preußische Kürassiere, drüben Rüsten . . . alle halten sie ängstlich den Feldrain, keiner dieser uniformierten Bauerniungen bringt es über sich, hineinzu- reiten in die aus dem Halm stehende Ernte.

Prack trinkt. Misten Herr Rittmeister auch noch, wie die Sache welterging? Am nächsten Tag hatten die beiderseitigen Kommandeure dem beiderseitigen Idyll ein Ende gemacht, hatten die Regimenter in den wogenden Wei­zen getrieben, zerstampft lag das Feld . ..

Prack sieht bas Bild vor sich, als sei die? alles gestern geschehen. Trüben die Rüsten sind gewaltige Kerle aus wahren Ungeheuern von Gäulen ... Gardereiter, vielleicht Vetter AwgostjinS Regiment der Tenwel mochte es misten! Und diese Masten krachen zusammen mit dem Getöse eines V-Zugunglückes dir Luft ist voll Staub und Geschrei, drei Mann aus Pracks Schwadron liegen mit Ober­schenkelbrüchen, ein paar sind entiattelt und laufen ihren Pferden nach, der Schwadrontz- schneider Leisetritt tdenn alle Schneider sind im Grunde blutdürstige Kreaturen!) hat mit der Lanze einen russischen Gardesergeantev aus dem Sattel gestochen: wißen Herr Ritt- meister auch noch, wie damals die Sache weiterging?

Wieder trinkt Prack die alten Bilder quälen ihn gar zu sehr. Ja wie war das doch gewesen? Beide waren sie vom Rück- stoß und vom Stoß der Lanze aus dem Sat- tel geworfen, der Rüste hat die Lanze im Leib sitzen, der Schwadronsschneider Leise­tritt. tief erschüttert durch das erste vor sei­nen Augen in den Boden sickernde Blut, be­

müht sich, sie aus der Wunde zu ziehen, bringt es nicht fertig, wird blaß, zittert, der Rüste läßt alles ohne Klagelaut über sich er­gehen. streichelt dem Schneider Leisetritt tue Hand, sagt etwas ... wissen Herr Rittmeister auch noch, was dieser Rüste damals sagte? Bruder, nimm's dir nicht zu Herzen um Christi willen", sagte der Rüste und starb, der Schwadronsschneider Leisetritt aber hatte das Wort nicht ertragen, hatte zu heulen angefangen, mußte, weil er sonst die Leute närrisch gemacht hätte, eine Morphiumspritze bekommen und nach hinten gebracht wer­ben . . . tolle Geschichte, lieber Prack, nur möglich in den ersten Tagen, nur möglich an der Ostfront und unter Menschen, die Bauernblut in den Adern hatten. Tolle Ge­schichte. und am allertollsten, daß er sie seit über vier Jahren so ganz vergessen hatte und daß sie ihn nun plötzlich überfällt, hier in Fürmanns Tanzsaal, in diesem mit Fusel­dunst und Frauenlachen angefüllten Loch...

Weshalb zum Donnerwetter und woher kommen plötzlich diese Bilder der heimat­lichen Ebenen und der heimatlichen Menschen, und wo im Saal ist eigentlich das Ding, das seine Gedanken so seltsam in die Vergangen­heit zurückzwingt? Prack lauscht. Jemand singt, eine Frauenstimme singt im Moll der großen östlichen Ebenen . . .

Ach. nie werd' ich mahlen.

Ach. nie werd' ich mahlen. ^

Bächlein hat die Mühle fortgeschwemmt.

Ein lange vergessen? Lied, gesungen einst von seiner masurischen Kinderfrau . . . ver­gessen in den Wirbeln des Lebens. Und nun begehrt es auf und nun wirbelt es m wil­dem Rhythmus . . .

Und das gönnen mir die Leut nichts Daß ich zu ihr geh.

Und sie gönnen mir nicht. >

Daß ich dich seh . .

Und so verklingt es. Wer aber zum Leu­sel untersteht sich, hier so zu singen und wer untersteht sich, ihn hier an die Heimat zu er­innern. wo er eigentlich keine mehr hat und an derlei auch nicht erinnert werden will? In diesem Augenblicke aber ist es ihm. alS suche ihn im menschenerfüllten Raum ie- mand. er hebt die Augen, sieht die Frau, die singt, aus dem Herde stehen, sieht bunten Flitter, schlanke und fast knabenhafte Glie­der, sieht nun auch das Gesicht . . .

Nicht gerade schön, aber doch voll selt­samen Reizes. Herbe Züge, große, weit aus» einanderliegende Augen, die unverwandt ihn ansehen und ihn gezwungen haben, seiner­seits den Blick zu heben. Und das Lied ist zu Ende, und ringsum klatscht man ein biß­chen. hat das schwermütige Lied wohl kaum verstanden, hat auch nichts bemerkt von ihrer stummen Zwiesprache, beachtet sie nicht, be­merkt nicht, daß sie aus ihn zugeht . . .

Ta steht sie vor Prack. Ringsum lacht eS. Niemand kümmert sich um die beiden Men­schen.Komm", sagt das Mädchen.

Wohin?" sagt Prack. >

Fort von hier."

Ta gehen sie.

Verlassen den Raum, ohne daß jemand sie bemerkt, schlüpfen in ihre Mäntel, haben doch noch keine zehn Worte miteinander gewech­selt. halten sich aber an den Händen, als sie hinanstreten in die Wmternacht.

Schnee ist nun gefallen, tiefer, weicher Schnee, grimmiger Frost ist eingebrochen, böke funkeln vom pechschwarzen Himmel Sirius und Orion und der grimmige rote Aldebaran, der den Menschen Leid bringt und bitterliches Abschiedsweh.

Sie aber sehen es nicht, sind nur ssir ein­ander da halten sich fest an der Hand. ^

Wohin gehen wir?" fragt Prack.

Fort von hier." ^ ^

j "^ ^(Fortsetzung folgt.))»