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Calwerlayblatt
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Amtsblatt sämtlicher Vehöräen in Ztaät unä Kreis Lalw / Heimatblatt seil äem Jahre l 826
Nr. 289
Calw, Montag, IS. Dezember 1937
112. Jahrgang
Italien verläßt den Völkerbund!
Mussolini verkündet den Entschluß — Klare Sprache gegenüber den „Demokratien'
daß in Anwesenheit sämtlicher Mitglieder de« Großen faschistischen Rates mit der einzigen Ausnahme von d'Annunzio nach einer kurzen Darlegung des D.u c e sein Vorschlag au? den sofortigen Austritt Italiens aus dem Völkerbund durch Zuruf angenommen worden ist.
Die italienische Presse stellt einmütig das Vertagen des Völkerbundes lest und weist daraus hin. daß das friedensideal außerhalb Genfs neue und bessere Ge« statt annehmen wird. Mit seinem Austritt paßte Italien", io schreibt Gatida in der Voce d'Italia". .seine Stellung derjenigen' Deutschlands und Japans an. mit Venen zu« sammen es das gewaltige Anti-Komintern« Dreieck zum Schutze der Weltkultur bildet".
Das Echo des Auslandes
Ter Beschluß des Großen faschistischen Rates hat in Paris allgemein nicht überrascht. da man schon seit einigen Tagen daraus gefaßt war. Allgemein wird in der Sonntagspresse daraus hingewiesen. daß Italien schon feit zwei Jahren praktisch nicht mehr an den Genfer Arbeiten teilnahm.
Richtsdestoweniger ist man sich aber darüber klar, daß mit dem endgültigen Ausscheiden einer neuen Großmacht aus dem Genfer Gremuim der Völkerbund einen neuen schweren Schlag erhalten hat. Tie Er- kläriingen Mussolinis werden von einem Teil der Presse in ihrer form kritisiert, ein anderer Teil will m ihnen aber doch noch einen Hoffnungsschimmer für eine friedliche Zusammenarbeit sehen. So stellt Wladimir d'Ormesson im .figaro" fest daß sich an den Tatsachen nichts ändere. Ter italienische Platz in Genf sei schon lange leer. Außerdem werde die internationale Politik nicht mehr in Gens gemacht.
Tie englische Sonntagspresse nahm die Nachricht sichtlich ruhig auf. Eingehende redaktionelle Kommentare kehlen noch in den Blättern. Ter diplomatische Korrespondent der ..Siindah Times" schreibt: ..Obwohl der italienische Austritt ans dem Völkerbund die jetzige Lage nicht berührt, belastet er die Zukunft. Er bedeutet daß der Bruch mit dem Völkerbund endgültig ist. und daß die Achse Berlin — Rom — Tokio weiter konso. lidiert ist'
Japans Banner wehen über Nanking
Chinas Hauptstadt nach dreizehnstündigem Kampfe gefallen
Elgenberlekl ck e r st! 8 ttreeio
Nom, 12. Dezember. Rach einer kurzen historischen Sitzung des Großen Rates des Faschismus hat Mussolini am Samstag kurz nach 22 Uhr der nach Hunderttausenden zählenden Menge auf der Piazzo Venezia den Austritt Italiens aus dem Völkerbund als Beschluß des Großen Faschistischen Rates verkündet.
Mussolini begründete diesen historischen Schritt zunächst damit, daß der Völkerbund und das Genfer Milieu unter dem Einfluß dunkler Kräfte stehe, die gegen Italien und gegen die faschistische Revolution feindlich eingestellt sind. »Unter diesen Umständen", so erklärte er, »war unsere Anwesenheit in Genf nicht mehr länger tragbar, sonst wäre unser Stil, unsere Soldatenart. unsere faschistische Weltanschauung zugrunde gegangen. Es kam die Stunde, in der die Frage entschieden werden mußte."
Mussolini stellte jetzt die Menge vor die Entscheidung, indem er fragend ausrief: »I in Völkerbund?" — was die Menge einstimmig mit einem kanten .Nein!" beantwortete. „Oder außerhalb des Völ- kerb lindes?" — was knit einem kräftigen, weithin schallenden und lange anhaltenden .Ja!" beantwortet wurde.
Mussolini fuhr fort: „So rufen wir jetzt ln die Welt: Es ist genug! Und wenden uns von dem Völkerbund ohne jedes Bedauern ab. Wir verlassen den Tempel, wo man nicht für den Frieden arbeitet, sondern den Krieg vorbereitet."
„Es ist ganz einfach grotesk", so erklärte Mussolini weiter, „glauben machen zu wollen. daß gewisse Regierungen einen Druck auf unsere Stellungnahme ausgettbt hätten, um un'ere Haltung zu bestimmen. Solche Einst » ? haben nicht stattgefnndeli und hätten auch nicht stattsinden können. Unsere freunde in Berlin und Tokio, das ist die reine Wahrheit. sind von absoluter Diskretion gewesen. Der Austritt Italiens ans dem Völkerbund gibt ein Ereignis von großer geschichtlicher Tragweite, dessen Fol- gen noch nicht vollkommen übersehen werden' können. Aber mit unserem Austritt aus dem Völkerbund geben wir in keiner Weise unsere grundlegenden politischen Richtlinien für die Zusammenarbeit und den frieden auf. Wir haben gerade in den letzten Tagen einen neuen Beweis dafür gegeben, indem wir den frieden an der Adria von neuem besiegelt haben.
Die drohenden Stimmen, die sich von den großen Demokratien von Zeit zu Zeit erheben. und wahrscheinlich jetzt noch mehr er- heben werden, lassen uns vollkommen gleichgültig. Gegen ein Volk, wie das italienische, das zu jedem Opfer fähig ist. ist nichts zu wollen. Wir haben zahlreiche Was- sen, in der Luft, zu Laude und zu Wasser, die in zwei flegrreichen Kriegen gestählt worden sind. Wir haben aber vor allem den Helden- geist unserer Revolution, den niemand in der Welt jemals wird beugen können."
Angeheuere Begeisterung in Italien
Tie Worte Mussolinis über den Austritt aus dem Völkerbund wurden mit einem ge- radezu orkanartigen Beifall auf- genommen. Selten, vielleicht noch nie. konnte man in Italien bei ähnlichen Masfenkund- gedungen ein so unmittelbares Mitgeben und Zustimmen erleben. Tie Mißbilligung alles dessen, was den Völkerbund und seine Mängel und fehler angeht, drückte sich in einem heftigen Zischen und Pfeifen aus. Tie Ablehnung der frage Mussolinis, ob Italien unter den gegebenen untragbaren Umständen noch weiterhin im Völkerbund bleiben könne, konnte nicht drastischer zum Ausdruck ge- bracht werden, als das am Samstagabend geschehen ist. Aber ebenso stark und macht- doll war das Bekenntnis, mit dem daS Volk sich zu seinem Duce bekannte und ihm seinen unbeugsamen Opfer mut und seine faschistische Einsatz b e r e i t s ch a f t beteuerte.
Die Sitzung des Großen Faschistenrakes
Neber die Sitzung des Großen Rates des Faschismus ist eine kurze amtliche Mitteilung l>usgeaeb§n worden, in der es ledialicki heißt.
ss. Tokio. >2. Dezember. Nanking ist am Samstag um 1.30 Uhr morgens «Ortszeit) efallen. Diese Meldung wurde durch Extra- lätter verbreitet und löste unter den Massen, die in Erwartung des Falles der Stadt be- reits die ganze Nacht hindurch die Straßen gefüllt hatten, freudenstürme aus.
Die schweren Kämpfe um den Besitz Nan« kings haben insgesamt 13 Stunden gedauert. Mehrere Stadttore wurden zerschossen und ihre Besatzung durch Granattresser Vernich« tet. Teile der Stadtmauer, die an manchen Stellen zehn Meter hoch und 30 Meter dick waren, wurden eingeebnet. Damit stand den japanischen Sturmkolonnen der Weg zum frontalen Angriff frei. Innerhalb weniger Stunden gelang es den Japanern, insgesamt sechs von den 18 Stadttoren zu erobern.
Rückzug über den Iangkse
In dem eroberten Nanking weht überall das japanische Banner mit der ausgehenden Sonne.
Das Gros der chinesischen Truppen ist nach Westen abtransportiert worden, kleinere Ver. bände haben sich nach Norden aus das jen« seitige Ufergebiet des Jangtse zurückgezogen. Nach japanischer Meldung ist ein chinesischer Gegenangriff auf die eindringende» Japaner zurückgeschlagen worden. Die Chinesen, die auch Tränengas verwendet hätten, sollen schwere Verluste erlitten haben.
Nach der Eroberung der ersten Stadttore wurden die japanischen Truppen neu eingekeilt und unter dem Oberbcfßhl des Prinzen Nafuhika. eines Schwiegersohns des japanischen Kaisers, zum konzentrischen Vorstoß in das Innere der Stadt angesetzt. Dann eroberten die Japaner einen der zu förmlichen fcstungcn umgewandelten Häuserblocks nach dem anderen: in Kreisen ausländischer Militärsachverständiger rechnet man nach dem fall Nankings mit dem Eintritt einer längeren Kampfpause.
Nach noch unbestätigten Meldungen hat Marschall T s ch i a n g k a i s ch e k sein Haupt, guartier in Nantschang. der Hauptstadt der Provinz Kiangsi. aufgeschlagen.
Ankonome Regierung kn der Schansi-Provwz
In der Schansi-Provinz wurde am Samstag eine vorläufige autonome Negierung gebildet. In Taihuanfu fand nach der feierlichen Vereidigung der Negierungsmit- glieder in Anwesenheit von 50 chincsischcn Vertretern aus allen Bezirken der Provinz Schansi sowie der japanischen Milikärbehör- den ein großer Umzug für die Japaner und sür die neu gegründete autonome Regierung statt. - - — ——— —
Japanisch-englische Zwischenfälle
Die englische Admiralität teilt mit, daß die britischen Flußkanonenboote „La- dy Bird" und „Bee" am Sonntagmorgen in der Nähe von Wuhn Vonjapan ischerFeld- artillerie beschossen worden seien. Dabei sei ein englischer Matrose getötet sowie ein Offizier und mehrere Mitglieder der Besatzung leicht verletzt worden. Weiter teilt die britische Admiralität mit, daß auf dem Jangtse unweit Nanking ein v r i t i s ch c s H a n d e l s. schiff von japanischen Flugzeugen angegriffen worden sei. Die in der Nähe liegenden britischen Kriegsschiffe „Scarab" und „Cricket" hätten auf die japanischen Flugzeuge das Feuer eröffnet.
Chinesisch-sowjetrussischer Militärpakt?
Havas meldet aus Hankau: Einem immer wiederkehrenden, aber unkontrollierbaren Gerücht zufolge soll am 10. Dezember zwischen China und der Sowjetunion ein Militärpakt unterzeichnet worden sein. In amtlichen chinesischen Kreisen bewahre man hierzu vollkommenes Stillschweigen. In gut unterrichteten Kreisen verlaute dagegen, daß dieser chinesisch-sowjetrusfische Militärpakt mit dem 12. Dezember in Kraft treten werde.
Goslar. 12. Dezember. Ter Reichsernäh- ruiigsmiiilster Reichsbauernführer Tarrö hielt am Soniitagmittag aus der Stadthalle der Neichsbauernstadt über alle deutschen Sender eine Ansprache an das deutsche Landvolk, in der er nach einem Rückblick aus den Erfolg des zu Ende gehenden Jahres die Ausgaben der deutschen Ernähr»ngswirt. schuft im kommenden Jahr auszeigte.
Ter Reichsbauernführer betonte einleitend, der Erfolg des letzten Jahres sei um so höher zu bewerten. alS die Voraussetzungen hierfür von Jahr zu Jahr immer schwieriger gewor- den sind. Einmal sind die Witterungsver» hSltm' s! ein der Zeit der Bestellung und deS Wachstums nicht günstig gewesen. Der Ausfall von Wintergetreide zwang zu säjarsen Maßnahmen sür die Sicherung der Brot- versorgnng. Maßnahmen, die wiederum die Be- triebsführung zumindest nicht erleichterten Sehr viel tiefergre>fend aber war und ist der allgemeine Mangel an Landarbeitern und weiblichen Hilfskräften aus dem Bauernhöfe.
Trotz drefec und mancher anderer Schwierigkeiten find in der Erzengungsschlacht des vergangenen Jahres sehr große Erfolge erzielt worden, die heute sür jedermann klar erkennbar sind. Die Getreideernte ist trotz der Auswmte- rungsschäden nicht kleiner als im vorigen Jahre. Tie diesjährige Hackfruchternte ist die größte, die bisher in Deutschland je erzeugt worben ist. Dank
DeuiMan-
kehrt nie qach Senk -orSck
Zu den Erklärungen Mussolinis wird uns von amtlicher deutscher Seite folgendes mitgeteilt:
Tec Entschluß der faschistischen Negierung, den Austritt Italiens aus dem Völkerbund zu erklären, und die hochbedeutsamen Aus- führungen. in denen der Duce diesen Entschluß begründet hat. finden in Deutschland volles Verständnis und ivärmste Sympathie. Neber die grundsätzliche Entstellung der italienischen Politik gegenüber dem Völkerbund konnte schon längst nirgends mehr ein Zweifel obwalten.
Die Worte von den falschen Göttern Genfs, die Mussolini Ende September in Berlin auf dem Maifelde sprach, klingen noch in unser aller Ohren. Es ist aber von größ. ter Wichtigkeit, daß die italienische Negierung durch den am Samstag verkündeten Beschluß nun eine endgültig? Klärung der Lage herbeigeführt hat. Ter Völkerbund er- hält damit die verdiente Quittung auf seine politischen Leistungen. Er hat sich in keiner Periode seines Bestehens als fähig erwiesen, zur Behandlung der jeweils aktuel. len Probleme der Weltpvlitik einen nützlichen Beitrag zu leisten. Im Gegenteil hat er auf die gesamte Politische Entwicklung der Nach- kriegszelt stets nur einen schädlichen, viel» fach sogar einen gefährlichen Einfluß ausgeübt. Unter dem Schutz vor» gegebener Ideale wurde er immer mehr zu einem Zweckverband einzelner Nutznießer der Versailler Rege- lung. Anstatt die internationale Pol.tik durch einen vernünftiaen Ausgleich der natürlichen Kräfte und Bedürfnisse der Völ. ker aus dem Weg einer fruchtbaren Entwicklung zu führen, hat man sich in Gem in erster Linie mit der Ausbildung »nd An- Wendung von Methoden befaßt, um einer solchen Entwicklung entgegen zu arbeiten.
Das völlige Versagen des Völkerbundes ist heute eine Tatsache, die keines Beweises und keiner Erörterung mehr bedarf. Tie Hoffnungen. die vor allem manche kleinere Staaten in den Völkerbund gesetzt haben, sind immer mehr dabingeschwunden vor der Einsicht, daß die Genfer Politik der kollektiven Sicherheit in Wahrheit zu einer kollektiven Unsicherheit geführt hat. Nur aus Moskau kann man heute noch ein uneingeschränktes Bekenntnis zu den Genfer Idealen hören.
Wenn sonst hier und da noch versucht wird, das Scheitern der Institution ans ihre mangelnde Universalität zurücknisühren. so ist das ganz offensichtlich eine Verwechslung von Ursache und Wirkung. Tie Gründe, die zuerst Japan, dann Deutschland und nun auch Italien gezwungen haben, den Völkerbund zu verlassen, beweisen zur Evidenz, wo die radikalen Fehler seiner Konstruktion und der ihn behrrschenden Politischen Tendenzen
der Umstellung ver Futtergrundlage gelang es. di- Milcherzeugung seit Bestellen ver Erzeugung?- schlacht um mehr alS eine Milliarde Liter aus rund 25 Milliarden Liter jährlich zu steigern. Der be, diesen Erfolgen bewiesene Leistungs. Wille im deutschen Landvolk ist der Garant dafür, daß wir mit allen Schwierigkeiten auch im kommenden Jahr fertig werden. Die vor drei Jahren gestellte Aufgabe: „Mehr erzeugen und das Erzeugte sparsamer zu verwenden", bleibt auch weiterhin Richtschnur sür die kommende Arbeit.
Die Ausgaben im neuen Jahr saßt? der Reichsbauernführer in acht Punkten zusammen: er stellte auS. der großen Zahl der notwendigen Maßnabmen einen Teil als Sioßausgabe heran?. Im ersten Punkt wies er aus die entscheidende Bedeutung der Behandlung des BodenS hin: seine Forderung ging dahin: Bearbeitet den Boden sorgfältig! Denkt daran, daß gut gepflegter Stallmist und starke Gründüngung dem Boden die alte Kraft erhalten! Kalk ist die Grundlage der Düngung! Düngt mehr und düngt richtig! Leitsatz aber bleibt: Haltet den Boden gesund!
Der zweite Punkt betras den Hacksruchtbau. Die Hackfrüchte lohnen die Düngung am besten. Gründüngung erhöht die Hacksruchterträge. Bolle Kar- tvsselernten werden nur bei regelmäßigem Pflanz» gulwcchsel erzielt. Die Zuckerrübe ist »in hoch- wertiges, wirtschaftsergenes Futter. Als Leitsatz gilt: „Steigert dw Erträge im Hackfrucht» bau!"
Die Aufgaben der Erzengungsschlacht 1S38
Der Reichsbauernführer über die Ernährungswirtschast im kommenden Jahr