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Amtsblatt sämtlicher SehSräen i« Ltaät «nä Rreis Lalw / Heimatblatt seit äem Jahre l 826)
Nr. 142
Ealw, Mittwoch. 2S. Juni 1SS7
112. Jahrgang
Kein Aebereinkommen der vier Mächte in London
England lehnt gemeinsame Flottenaktion ab — Ein Schlag gegen die europäische Zusammenarbeit
X London, 22. Juni.
Dienstag nachmittag traten die Vertreter der vier an der Seekontrolle der spanischen Küste beteiligten Mächte zur Beratung der durch den spanisch-bolschewistischen Piratenübersall aus den deutschen Kreuzer „Leipzig" geschaffenen Lage neuerlich zusammen. Das Ergebnis wurde in folgende amtliche Verlautbarung zusammengefaßt:
„Es stellte sich bedauerlicherweise als unmöglich heraus, ein Übereinkommen über die Maßnahmen zu erreichen, die in diesem Falle ergriffen werden sollten. Es wurde auf der einen Seite für notwendig gehalten, daß — während Vorschläge gemeinsam geprüft werden sollten, um die Sicherheit der Schiffe der vier Flottenmächte zu vermehren — eine Untersuchung über die Umstände der Zwischenfälle allen zu ergreifenden Schritten vorangehen sollte, die gegen die beteiligte spanische Partei zu richten seien. Auf der anderen Seite wurden die Tatsachen als festgestellt angesehen, und es wurde erachtet, daß sie Zwischenfälle sofortige aktive Schritte erfordern, um die Solidarität der Mächte aufrecht zu erhalten und die Wiederholung solcher Zwischenfälle zu verhindern. Der Vorschlag, über den ein Ueber- einkommen nicht erreicht werden konnte, war, daß eine sofortige Flottendemon- strationdurchZeigenderFlaggen der vier Mächte vor der Küste von Valencia stattfinden sollte."
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Tie Haltung Großbritanniens und Frankreichs zu den niederträchtigen Angriffen der spanisch-bolschewistischen U-Bootpiraten wird dem deutschen Volke stets unverständlich bleiben. Wenn Herr Eden im Unter- Haus auf eine Frage des arbeiterparteilichen Oppositionsführers Attlee erklärt, daß die -britische Negierung nicht beabsichtige, an einer Flottendemonstration teilzunehmen, obwohl ganz gewöhnliche Banditen den Be» fehl zu einem Angriff auf ein von vier Großmächten, unter denen sich auch Großbritannien befindet, beauftragtes Kontrollschisf gegeben haben, so entwickelt er eine Zimperlichkeit, die durchaus antibritisch ist — man erinnere sich nur, um eines der bekanntesten Beispiele aus der Geschichte , zu erwähnen, des Ueberfalles der britischen Flotte aus
Kopenhagen im Jahre 1807 — er beweist oa- mit auch, daß ihm die Benennung eines Un- tergrundbahnhofes in Moskau nach seinem Namen noch immer wichtiger zu sein scheint als der durch die Gangster von Valencia gefährdete Frieden Europas.
Die Versuche eines Teiles der englischen Presse, die deutschen Verlautbarungen über die Angriffe auf die „Leipzig" als wider- sprechend darzustellen, — bekanntlich hat der Kreuzer „Leipzig" eines der rotspanischen U-Boote überfahren, so daß auch eine Ein- buchtung an der Unterwasierbordwand des Kreuzers sestzustellen ist — erhalten dadurch ein anderes Gesicht. Entweder ist der Staats- sekretär Seiner kgl. britischen Majestät für Auswärtige Angelegenheiten auf die Winke der englischen Greuelpresse eingegangen oder die Greuelhetze hat einem Wink des briti- schen Außenamtes gefolgt. Die Versuche der Valencia-Banditen, die Glaubwürdigkeit der deutschen Verlautbarungen zu bestreiten, sind inzwischen gescheitert: Am 16. Juni haben zwei rote U-Boote die nationalspani-
schen Stellungen an der Küste bei Cala- Honda östlich von Malaga — einen halben Tagmarsch von der Stelle der Angriffe auf die .Leipzig" entfernt — beschossen. Ihre Anwesenheit in dem strittigen Gebiet ist also einwandfrei festgestellt.
Wenn Herr Eden glaubt, den Valencia- Gangstern mit Völkerbundsmethoden — Untersuchungen klarstehender Tatsachen, Einsetzung von Unterausschüssen, Kommissionen u. ä. — helfen zu müssen. so vergißt er, daß das Deutsche Reich und Italien gleichberechtigte Großmächte sind, die keineswegs die Absicht haben, ihre Kriegsschiffe und deren Besatzungen einem Piratentum auszuliefern.
Framo gibt Sicherbeitsgarantien
London, 22. Juni.
Auf die kürzlich erfolgte englische Anfrage, so berichtet Reuter, habe die spanische Nativ- nalregierung dem britischen Botschafter in Hendaye mitgeteilt, daß sie uneingeschränkte Garantien für die Sicher.
heit der Ueberwachungsschifse auf hoher See und auch sonstwo abgeben werde und bereit sei, Zonen in nationalspanischcn Häsen an» zugcben, in denen die Ueberwachungsschifse vor Angriffen durch uationalspanische Streit» kräfte sicher seien.
Aus Valencia ist bisher noch keine Antwort der Bolschewisten ein- getrofsen.
Reue Quertreibereien Moskaus
kügeoderickt 6er k§8-?res»v
E- LA. London, 22. Juni.
Im Zusammenhang mit der Frage der Anerkennung der nationalspanischen Negierung durch die britische Regierung fanden Besprechungen zwischen London und Paris statt. Moskau bemühte sich energisch, die Anerkennung Francos zu Hintertreiben und erzielte auch eine diesbezügliche Absage Frankreichs.
Tschechoslowakei stört Gordoa-Bennet-Rennen
Zwei deutsche Ballons von tschechoslowakischen Fliegern zum Landen gezwungen
Prag, 22. Juni.
Der deutsche Ballon „Chemnitz 10" wurde auf der Gordon-Bennet-Wettfahrt von einem tschechoslowakischen Militärflieger in der Nähe von Prag zum Landen gezwungen. Fast gleichzeitig trifft die Nachricht von einem zweiten Fall einer derartigen Behinderung eines international anerkannten Lustrennens durchdietschechoslowakischenBe- Hörden ein. Wieder ist es ein deutscher Ballon, der durch die tschechoslowakischen Willkürmaßnahmen um seine Gewinnaus- sichten gebracht wurde.
Am 21. Juni überflog der Ballon „Hild e- brand", der in Brüssel beim Gordon-Ben- net-Nennen ausgestiegen war, die tschechoslo- wakische Grenze. Gegen 18.45 Uhr erreichte der Ballon die Gegend von Kömggrätz und wurde zwischen dieser Stadt und Josevb-
Das Kabinett Ehautemps ist gesichert
Blum Vizepräsident, Delbos Außenminister, Daladier Kriegsminister
Kabinett Blum. Als wahrscheinlich gilt es daß Außenminister Del-
L i 8 e o d e r i c k t 6er tt8-?re»8S
gl. Paris, 23. Juni.
Die Verhandlungen Ehautemps über die Regierungsbildung sind zwar gestern in ihr entscheidendes, aber noch nicht abschließendes Stadium getreten. Die große Sensation des Tages war, daß Chau - temps auch mit den Kommunisten Besprechungen führte. Diese hatten kurz zuvor noch ihre „Bereitschaft zur Ueber- nahme der Verantwortung" erklärt, wobei der marxistische Gewerkschaftsbund sich hinter die Kommunisten stellte und die „totale Durch- führung" des „Volksfront"-Programms verlangte. Wie verlautet, soll Ehautemps den Kommunisten das Landwirtschaftsoder das Pensions-Ministerium oder alle beide Ministerien angeboten haben. Zu welchem Ergebnis diese Besprechungen führten, ist noch nicht bekannt.
Die Haltung der Sozialdemokraten, deren Landesrat mit 3972 gegen 1369 Stimmen die Beteiligung an einer „Vclksfront"°Regierung auch unter radikal-so'ziali st i- scher Führung beschloß, hat allerdings chren triftigen Grund in der Haltung der Kommunisten, die jetzt um jeden Preis ihre Negierungsfähigkeit in Frankreich Nachweisen und infolgedessen „brave Kinder" spielen wollen. Sie haben vorläufig jede Gewaltsaktion zurückgestellt, um erst abzuwarten, wie uch die Auseinandersetzungen zwischen Chau- temps und der von ihnen vorgeschobenen Blum-Partei vollziehen werden. Vorausgesetzt, daß die Kommunisten nicht doch in das Kabinett einziehen, wird dieses ungefähr die- selb« Zusammensetzung aufweisen wie das
jedenfalls in Paris, bos, Kriegsminister Daladier und Luftfahrtminlster Cot bleiben werden. Für die Kriegsmarine soll der Persönliche Parteifreund Ehautemps CamPinchi in Aussicht genommen sein.
Ms will Mell« in Paris?
Kurie und Marxismus als Verbündete
L i 8 eo d e ri c k t 6er k18-kro»»o
gl. Paris, 23. Juni.
Anfang Juli wird Kardinalstaatssekretär Pacelliin päpstlicher Sondermission nach- Paris kommen. Offizieller Anlaß zu dieser Reise ist die Einweihung einer Kirche. Daß es sich hier nur um einen äußeren Vorgang handelt, bedarf keiner Erläuterung, denn es war bisher nicht üblich, daß der Heilige Stuhl seinen Kardinalstaatssekretär entsandte, wenn irgendwo in der Welt eine neue Kirche eingeweiht wurde. Zu Ehren Pacellis sind in Paris offizielle Empfänge und große Feierlichkeiten vorgesehen.
Der jetzige Besuch des Kardinalstaatssekretärs in Paris ist unzweifelhaft die Krönung der zwischen dem Vatikan und der „Volksfront" in den letzten Monaten angebahnten Beziehungen. So paradox diese angebahnte Freundschaft mit dem Marxismus klingt, so ist es doch Tatsache, daß selbst die kommunistische „Humanite" und die übrigen „Volksfront- Blätter in der letzten Zeit keine Gelegenheit vorübergehen ließen, ohne ihre „Sympathie" gegenüber dem Papst auszudrücken.
stadt von einem tschechoslowakischen Polizeiflieger zum Landen gezwungen. Der Ballon wurde nach der Landung verpackt und durch die tschechoslowakischen Militärbehörden nach Deutschland zurückgesandt. Die Besatzung, die Herren Götze und Loh mann aus Düsseldorf, wurden nach ihrer behördlichen Vernehmung auf freiem Fuß belassen. Aus diese Weise wurden die aussichtsreichsten deutschen Teilnehmer am Wettbewerb zum Abbruch des Rennens gezwungen, obwohl sie für die zweite bevorstehende Nacht und für den bevorstehenden dritten Tag des Fluges noch mehr Bal- last als bei früheren Wettbewerben vorhanden hatten.
Der deutsche Ballonfahrer Götze vom Ballon „Hildebrand" berichtete u. a.'
Als der tschechoslowakische Polizeiflieger auf uns» zukam, berührte uns das zunächst nicht, weil Sportflugzeuge und Verkehrsmaschinen uns häufig bei Gelegenheit von Ballonfahrten umkreisten. Dieser Besuch wurde dann aber unangenehm, als der Flieger uns nicht mehr umkreiste, sondern ungefähr aus 1000 Meter Abstand seine Maschine auf unseren Ballon richtete, dann, wie wir nachher festgestellt haben, mit etwa 400 Meter Geschwindigkei. direkt auf unseren Ballon zuflog, um erst im letzten Augenblick links oder rechts die Maschine vorbeizureißen. Die Absicht, uns zur Landung zu zwingen, war offenbar, worüber wir um so mehr erstaunt waren, als uns ja bekannt war, daß die Teil- nähme unseres Ballons am Gordon-Bennet- Rennen, sowie die Möglichkeit, daß dabei die tschechoslowakische Grenze überflogen werden könnte, der Tschechoslowakei mitgeteilt worden war. Wie uns der Flieger selbst nach der Landung sagte, war er dabei bisaufSMeter an unsere Ballonhülle herangekommen. Die Erschütterungen durch den Propellerwind steigerten sich, da der tschechoslowakische Polizeiflieger diese Angriffe ununterbrochen fortsetzte. Zwischendurch flog er wieder einmal eine Schleife und drohte dabei mit einer in der Hand gehaltenen Pistole. Wir glaubten ihn zu beschwichtigen, indem wir ihm mit einer Zeitung abwinkten und mit einem kleinen Lastfallschirm die Nachricht abwarfen, daß wir uns ja im Rennen um die Gordon-Bennet-Trovbäe befanden.
Der tschechoslowakische Flieger ließ sich aber dadurch nicht beeinflussen, sofern kam immer wieder und immer näher an unseren Ballon heran, so daß wir zum Schluß fürchten mußten, daß er aus Versehen mit seinem Fahrgestell oder einem Flügel unseren Ballon streifen würde, so daß wir es nicht länger verantworten konnten, etwa durch Ballastabgabe wieder in die Höhe zu steigen. Wir näherten uns. aus 2000 Meter Höh«
kommend, mit zwei Sekundenmeter Fallgeschwindigkeit dem Erdboden, und als wir etwa 50 Meter über dem Boden waren, drehte der Flieger ab, weil er die Landung als vollzogen betrachtete. Als er nun in Rich- tung seines Flugfeldes verschwunden war, gaben wir sofort wieder Ballast, um unsere Fahrt fortzusetzen. Als wir nunmehr nach Verschwinden des Fliegers die Fahrt fortsetzen wollten und zu diesem Zweck wieder einige hundert Meter Höhe erreichten, wurde dem Flieger — der uns dies nachträglich berichtete — diese Tatsache telephonisch mitge- teilt. Er stieg sofort wieder auf und verfolgte uns aufs neue. Trotzdem wir jetz' niedriger über dem Boden fuhren, wiederholte er dieselben Manöver, und wir mußten schl.eßlich die Landung durchführen.
Eine halbe Stunde nach der Landung kuw der Polizeiflieger mit einem Auto zii aus und erklärte uns, daß er den Beicht gehabt habe, unsere Wsiterfubr^ zuverhindern und uns unter allen Üi-i- tänden zur Landung zu zwingen.
Angesichts dieses ungeheuerlichen Vorfalles muß noch der amtliche Bericht der zuständigen deutschen Stellen abgewcr rei werden.
Oa8 bleue8le in Kür?e
Iwtstv LrviAnissv »U8 »Iler Welt
Den Höhepunkt des glanzvollen Abschluffes des dreitägigen Gastspiels -er Mailänder Scala in Berlin brachte am Dienstag die festliche Aufführung von Verdis Meisteroper „Aida". Wieder zeichnete der Führer und Reichskanzler die Vorstellung durch seine An» Wesenheit ans.
Das Gesamtpersonal der Mailänder Scala hat zum Zeichen -er Dankbarkeit für die herzliche Aufnahme in Berlin eine Gesamtspende in Höhe von fünf Reichsmark für jedes der 6Vü Mitglieder z«m Ban des neuen Zeppclin- Luftschifses gestiftet.
Das Comite France Allemague veranstaltet in Paris eine Woche des -entsch-sranzöfi, schen Gedankenaustausches, in dessen Rahmen von -entscher Seite Professor Dr. Friedrich Grimm, Clans Selzner von der DAF., Reichskriegsopferführer Oberliudober, Prof. Dr. Hans Friedrich Blnmk «ud Professor Dr. ». Armin zu Worte kommen werden.
Senator Ehautemps hat in de« späten Abendstunden -es Dienstag das neue französische Kabinett gebildet und «. a. als Vize, Präsidenten den früheren Ministerpräsidenten Blnm, als Außenminister Delbos, als Sriegs- minifter Daladier «nd als Kinanzminister Vonnet berufen.
Wie der nationale Heeresbericht am Dienstag von -er Front von Biseaya meldet, geht