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Amtsblatt sämtlicher vehöräen in Stack unä Kreis Calw / Heimatblatt seit <iem Jahre l826
Rr. 115
Calw, Sam»1ag, 22. Mai 1SS7
112. Jahrgang
Deutschland wird sie nicht vergessen!
Trauerakt in Cuxhaven zu Ehren der Toten des LZ. „Hindenburg*
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L3IA. Cuxhaven, 21. Mai.
Am Freitagvormittag trafen in Cuxhaven 25 Särge von 22 tödlich verunglückten Besatzungsmitgliedern des Luftschiffes „Hinden- durg" und 3 Passagieren mit dem Schnelldampfer „Hamburg" in Cuxhaven ein. Rach einem feierlichen Empfang des Schiffes am Pier und der Einholung der. Särge durch vesatzungsmitglieder der Luftschiffe und durch Angehörige des Luftschiffbaues „Zeppelin" fand in der Hapag-Halle im Beisein von Staatssekretär Mil ch ein feierli cher Staatsakt statt. Der Sarg des Kapitäns Lehmann wurde auf dem Flugwege von Plymouth nach Cuxhaven gebracht.
Auch der Norden trauert
Man macht sich in Württemberg vielleicht /eine Vorstellung, in welchem Ausmaß die Teilnahme an diesem furchtbaren Ungück hier bekundet wurde. Auch die Stadt Hamburg staud ganz im Zeichen des Ereignisses. Sie hat aus Anlaß des Staatsaktes halbmast geflaggt, und Bilder von dem Unglück sin- in Schaufenstern zu sehen. Noch mehr als Hamburg hat Cuxhaven ein Trauerkleid angelegt. Während es sonst für die Hafenstadt an der Elbmündung ein großes Fest bedeutet, wenn ein Ozeandampfer von glücklicher Reise zurückkehrt, zeigte Cuxhaven diesmal ein ganz anderes Gesicht. Fast sämtliche Häuser hatten halbmast geflaggt. Die 120 Fischdampfer, die in Cuxhaven liegen, zeigten sich ebenfalls in der Trauerbeflaggung.
Die „Hamburg" legi an
In Cuxhaven sind 33 Besatzungsmitglieder der Luftschiff- und Werftangehörigen deS Luftschiffbaues „Zeppelin" eingetrofsen. Sie hatten eine Prächtige -Fahrt durch das im Frühlingsschmuck erblühte deutsche Vaterland hinter sich, aber ihre Augen konnten die Schönheiten nicht aufnehmen, denn ihre Herzen waren erfüllt von Trauer. In dem Augenblick, als die schwäbischen Teilnehmer an der Lrauerfeier am Hapag-Pier eintra- sen, legte der Niesendampfer „Hamburg" an. Kein Rufen und Winken der Hunderttausende, die sich hier versammelt haben, um die Toten zu empfangen, oder die aus Amerika Zurückkehrcnden abholen wollen. Während das Schiff sein Landungsmanöver ausführt, gleiten über ihm Wasserflugzeuge als Ehrenbezeigung für die Toten. Eine Flieger- Ehrenkompanie ist am Kai angetreten und präsentiert das Gewehr. Zahlreiche hohe Offiziere der Luftwaffe begrüßen mit unzähligen Menschen das Schiff, das halbmast über die Toppen geflaggt hat.
Im Hinterschiff liegt der Raum mit den Toten. Die Wände des Raumes tragen eine schwarz-weiß gestreifte Trauerdekoration. In zwei langen Reihen sind die 22 Särge der ZeP. Pelin-Besatznng und die drei Särge der toten Passagiere aufgebahrt. In stillem Gedenken der Toten, die für eine deutsche Idee in selbstverständlicher Erfüllung ihrer Pflicht starben, senkt Kapitän von Schiller das Haupt.
Der Staatsakt
Die Mitte der Hapag-Halle ist mit zahllosen Fahnen und Kränzen geschmückt. Schwarze Tücher bekleiden die Wände. Zwei Offiziere tragen einen riesigen Kranz herein, die Spende des Führers für die Toten des Luftschiffes. Eine Kapelle der Luftwaffe spielt die Eroica von Beethoven. Dann betritt Staatssekretär Milch das Rednerpult und führt folgendes aus:
In tiefer Trauer empfängt heute das deutsche Volk die Opfer der Katastrophe von Lakehurst auf heimatlichem Boden. Mt Stolz und Anerkennung haben Führer und Volk in all den letzten Jahren auf die großen Leistungen unserer Zeppelinluftschiffe geschaut, die in regelmä- ßigen Fahrten dem deutschen Namen, der deutschen Mannesleistung und der deutschen Technik rn der ganzen Welt Ehre machten.
Neben den Besatzungen, den Ingenieuren «nd Arbeitern in Friedrichshafen und Frank« kurt a. M, muß dabei agch derLachrgM ge»
dacht werden, die durch ihren Vertrauensbeweis tatkräftig zur Entwicklung der Luftschifffahrt beitrugen.
Wir trauern nicht nur um diese 26 Toten, die heute heimkehrten, sondern auch um vier weitere Deutsche in Amerika und fünf amerikanische Staatsbürger, einen Schweden und nicht zuletzt um den tapferen amerikanischen Fliegersoldaten, der bei den Rettungsarbeiten in vorbildlicher Kameradschaft sein Leben ließ.
Viele Hunderte von Fahrten mit vielen Tausenden von Fahrgästen zeugten für den Glauben an die Sicherheit des Luftschiffverkehrs. Da traf uns Deutsche — und ich darf auf Grund der unzähligen Trauerbeweise dankerfüllt sagen: die ganze Welt — der furchtbare Schlag vom 7. Mai, der alle menschlichen Erfahrungen erschütterte. Noch weiß man nicht die Gründe, noch arbeitet eine deutsche Sachverständigenkommission gemeinsam mit den hilfsbereiten Fachleuten der Vereinigten Staaten von Nordamerika fieberhaft an der Aufklärung des Unglücks, und schon liegen heut« viele Vertrauensbeweise vor, daß man ein Gefühl tiefer Rührung nicht unterdrücken kann.
So haben die engeren Kameraden unserer Toten, die Mannschaft vom „Graf Zeppelin", ausnahmslos gebeten, dieFahrtenfort- zusetzen, und so haben zahlreiche Fahrgäste aus der ganzen Welt den gleichen Wunsch geäußert. Schoner kann niemand das Vermächtnis unserer treuen Toten auffassen, durch Pflichterfüllung und Einsatzbereitschaft folgt dem Tod die Auferstehung.
Das Heldenlied vom Leben und Sterben dieser Männer isd verklungen und die tiefe Mittrauer des ganzen deutschen Volkes und des Auslandes wird den Hinterbliebenen ein Trost in ihrem großen Leid sein. An sie alle denken Wir in dieser Stunde, in erster Linie auch der Führer, der Lusffahrtminister und die ganze Nation.
In stolzer Trauer werden wir gemeinsam an das Ewige, Unvergängliche denken, indem wir unseren Gefallenen zurufen:
„Hiermit danken wir euch allen, di« ihr euer Leben ließet in treuer Pflichterfüllung und Kameradschaft, Kapitän, Besatzung und Paffagiere! Wir wollen unser Werk fortsetzen, so gut es in unseren Kräften steht! Euch aber wird die deutsch« Luftfahrt und daS ganze deutsche Volk niemals vergeffen!"
Von h'rilr LrL um X
Könige und Prinzessinnen mit richtigen Kronen, Hermelinumhäugen, Szepter, Purpurmantel und Goldkutschen gibt es also nicht nur noch im Märchenbilderbuch unserer Kleinen; sondern im 20. Jahrhundert auch noch U England. Allerdings so ziemlich auch nur noch in England. Es hat damit seinen Willen zur ungebrochenen Weltmacht ge- zeigt und vernehmlich bekundet. Dieses britische Weltreich führt eine Krönungszeremonie auf mit mittelalterlichem Prunk und baut gleich* zeitig die größte Flotte der Welt in kaum vor- stellbarer Weise aus. Es krönt und umjubelt den König und ist zugleich die älteste Parla- ipentsdemokratie der Welt. Es ist nicht ganz für den Bolschewismus, aber auch nicht für den faschistischen Gegenpol. Es ist für den Freihandel und macht Hochzölle. Es ist für Stabi- lität und wertet die Währung ab. — Es ist nicht ganz für die Araber und nicht ganz für die Juden. Es ist ein Weltreich und ist doch keines, weil es seine Dominions selbständig werden lassen mußte. Es sagt meist weder ja noch nein, sondern am liebsten beides gleichzeitig! Ganz besonders in seiner europäischen Politik. Kein Wunder, daß dadurch die europäischen Verhältnisse schwer in Fluß und zur Klarheit kommen.
Schwere Unwstterschiiden in Thüringen
Auch der Ostharz furchtbar heimgesucht — Orkan über Oberbayern
Erfurt, 22. Mai.
Ein verheerendes Unwetter entlud sich in den Abendstunden des Freitag über Kölleda. Innerhalb einer Viertelstunde Voten Straßen, Gärten und Felder ein Bild der Verwüstung. Eine Windhose, die mit einem Wolkenbruch verbunden war, vernichtete alles, was nicht fest auf steinernem Grunde ruhte. Ein kurz zuvor aufgebauter Zirkus wurde vollkommen zerstört. Nicht einmal die Sitzreihen blieben verschont. Kastanienbäume und Linden von mehr als einem Meter Durchmesser brachen wie Streichhölzer über dem Erdboden weg. Dächer und Lichtleitungen wurden vielfach zerstört. Das Wasser stand in den Straßen teilweise über einen Meter hoch. Der Reichsarveitsdienst muhte zur Hilfeleistung eingesetzt werden.
Außerhalb der Stadtgrenzen wirkte sich das Unwetter gleichfalls katastrophal aus. Der Verkehr auf der Fernstraße Kölleda—Weimar ist vollkommen lahmgelegt. Mehrere Kraftwagen, darunter einige schwere Lastwagen, wurden durch den Sturm in den Graben gedrückt und durch umstürzende Baumstämme beschädigt. Was nicht vom Sturm zerstört wurde, vernichtete der Hagel.
Der Kreis Sonneberg in Thüringen wurde von einer Windhose, verbunden mit Hagelschlag, heimgcsucht. Anschließend ging ein wolkenbruchartiger Regen nieder. Riesige Wasscrmassen ergossen sich über Felder und Straßen, Bäume und Tclegraphenstan- gen mit sich reißend. Der Hagel schlug allein im Kreiskrankeuhaus 60 Fensterscheiben ein. In Blechhammer wurde durch eine umstürzende Linde eine 86-jährige Frau zu Boden gerissen und so schwer verletzt, -aß sie bald darauf starb.
Zahlreiche Ortschaften stundenlang von der Außenwelt abgeschnitten
Das schwere Unwetter über dem Südwesten von Thüringen hat auch den Kreis Sangcrhaufen, das Mansfelder Land und die östlichen Randgebiete des Harzes schwer heimgcsucht. Uevcrall in den Städten und Dörfern sind die Straßen verschlammt, die Keller unter Wasser gesetzt und zahlreiche Bäume und Zäune vom Sturmwind umge- riffen worden. In Sangcrhaufen selbst bedeckt der Schlamm die Straßen etwa einen halben Meter hoch. Schaufensterscheiben und selbst Fachwerkböden von Scheunen und Ställen sind eingedrückt. In A r t e r n an der Unstrut hat ein schwerer Hagelschlag Tausende von Fensterscheiben zertrümmert. Verhängnisvoll wirkten sich die Wolkenvrüche in der Gegend von AscherSleben aus. Ueberall ans Straßen und Eisenbahnlinien Kaut«» sich
die von Sen Bergen herabwälzenöen Wafser- massen, die vom Sturmwind geknickte Bäume, Balken, Telegraphenstangen usw. mit sich führten. Die Tclcphonverbindungen rissen ab, und viele Ortschaften waren stundenlang von der Außenwelt abgeschnittcn, da auch Wege und Straßen unpassierbar wurden.
Unwetter in Oberbayern
In der Nacht zum Freitag tobte über dem Chiemsee und über vielen anderen Gegenden Oberbayerns ein Föhnsturm von unerhörter Wucht. Im Kochel-Tal schwoll er zu einem Orkan an, der großen Schaden anrichtete. In Schlehdorf wurden Häuser und Obstgärten stark mitgenommen. Kaum ein Haus hat noch ein ganzes Dach. Auch Benediktbeuren wurde schwer mitgenommen. Aus Schongau am Lech wird gemeldet, daß zeitweise bei völliger Windstille feiner dünner Sand zu Boden rieselte. Am Starnberger See hatte der Föhnsturm arg gewütet. Kähne und Segelboote wurden zum Teil zersplittert. In den Wäldern von Seeshaupt wurden große Verwüstungen durch Winbbruch festgestellt.
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in. Rom, 21. Mai.
Mit' einer gewissen Ironie nimmt man in der Hauptstadt des faschistischen Imperiums einen Aussatz des Pariser „Temps" auf, der sich mit der Frage einer „deutsch- britischen Entspannung" und demnach angeblich in Rom hervorgerusenen „Unbehagen" befaßt. Der französische Schreiberling ist der Meinung, daß die Achse Berlin-Rom den Beweis ihrer Festigkeit gegenüber Westeuropa „noch nicht erbracht" hätte, glaubt aber, daß man in Rom den Eindruck hat, daß „daS Deutsche Reich der Achse treu bleiben werde". Den Beweis dafür hätte das Reich in der Westpaktfrage und hinsichtlich des österreichischen Problems bereits geliefert. Deshalb, meint der „Temps" gewähre man Berlin „politischen Kredit".
Diese Ansicht des „Temps" fft geradezu ein Musterbeispiel für die französische Einstellung zum deutsch-italienischen Verhältnis. In Parks scheinen die Erklärungen des Reichsautzemnini- sters Freiherrn v. Neurath vor 14 Tagen kn Rom Kreits „zu lange zurückzuliegen", ebenso die Erklärung des italienischen Außenministers Graf Cian o vor der Kammer: „Die deutsch- itaiMnische Zusammenarbeit wir- in einem
Gerade die letzten Tage und Wochen haben sogar wieder eine gewisse Versteifung der europäischen Lage und eine Erstarrung der Fronten gebracht. Die neben der Krönung einhergehenden lebhaften diplomatischen Verhandlungen haben offenbar hauptsächlich der französisch - englischen Freundschaft und ihrer Ausstrahlungen nach Mittel- und Osteuropa gegolten, also dem Westpakt und seiner Verkoppelung mit Frankreichs Donauwünschen, dem Völker- Hund und der kollektiven Sicherheitsidee. Mit all dem ist man aber nicht weiter gekommen,' weil auf dev anderen Seite die Achse der deutsch-italienischen Aufbau- Zusammenarbeit an einem neuen Europa sich als unerschütterlich und sehr anziehungsmächtig für benachbarte Staaten erwiesen hat.
Graf Ciano hat dabei erklärt, di« Achse sei keine Scheidewand, doch kurz darauf betonte Mussolini, daß die Politik zur Er- reichung der größtmöglichen Wirtfchafts- autarkie konsequent fortgesetzt werde und die italienischen Preffebeziehungen zu London wurden durch die englischen Zeitungsangrifse auf die italienische Soldatenehre schwer getroffen. Es ist eine neue Form des inter-
Geiste fortgesetzt, der kein Zusatzprotokoll verlangt." In Paris scheint man sich die friedliche Zusammenarbeit zweier Völker nicht anders vorstellen zu können, als im Rahmen ein«? festen Bündnisses nach dem Muster deS Sow-: jetpaktes. Jede andere Form friedlicher Zusammenarbeit wird in Paris zur „Blocwil- dung" umkonstruiert.
Es ist geradezu ein Witz, daß man in Paris ein römisches „Unbehagen" feststellen möchte, weil man mit der Möglichkeit einer „deutsch - britischen Entspannung" rechnet. Abgesehen davon, daß der „Temps" den Beweis für die „deutsch - britische Spannung" schuldig bleibt, wird es schwer gelingen, den unbedingten Friedenswillen Italiens, der die Voraussetzung für seine innere Aufbauarbeit ist, -in eine Mißstimmung über die Erweiterung des Kreises der friedenswilligen Völker umzudeuten.
Der politische Kredit Berlins besteht allen Verdrehuugsversuchcn gewisser Kreise zum Trotz vor allem darin, daß das nationalsozialistische Deutschland ebenso wie daS faschistische Italien den Frieden nicht alS billige Phrase für Börsenmanöver, son? dern als die E r f ü l lu n g des einzig wahrhaften und wirklich vorhandenen Willens alle r Völker betrachtet.
Frankreich und die Achse Berlin-Rom
Politischer Kredit für Berlin" — Eine unverständliche Einstellung