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Amtsblatt sämtlicher Behörden in Ztaät und ttreis Lalw / Heimatblatt seit dem Jahre l826
Nr. 77 Lalw, Montag, S. April 1V37 111. Jahrgang
Sowjettruppen in Valencia gelandet!
Wasfenschmuggel mehr denn je — Nichteinmischung nur auf dem Papier?
Sroßbrilannjet, verhandelt mltSramo
pl. Lissabon, 4. April.
An Bord zweier Sowjetschisse trafen in Valencia Abteilungen der Noten Armee ein. deren Angehörige als „Touristen" und „Abgesandte sowjetrusflscher Betriebe" getarnt waren. Der bolschewistische Oberhäuptling von Katalonien, Companys, erklärte in diesem Zusammenhänge, daß er demnächst neue Abkommen mit Sowjetrußland und Mexiko — dessen Staatssekretär sür Aus» wärtiges dieser Tage erklärte, daß Mexiko ungeachtet des Nichteinmischungsabkommens die spanischen Bolschewisten weiter mit Waffen beliefern werde — über Waffen- und Munitionslieferungen abfchließen werde: „Wir werden diese Waffen aus eigenen Mit- teln — (d. h. mit dem gestohlenen Golde) — bezahlen und sie auch selbst nach Barcelona schaffen. Wie wir das tun, ist unsere Sache!"
Auch die französische Presse veröffentlicht wieder Einzelheiten über den andauernden Wasfenschmuggel zugunsten der spanischen Bolschewisten, so daß die Frage, ob die Nichteinmischung von den französischen Be- Hörden nur alD .ein Fetzen Papier" betrach, tet wird, wohl berechtigt ist. So wurde in Genf ein 17jähriger Bursche verhaftet, der mit einem gestohlenen Kraftwagen Waffen sür die spanischen Bolschewisten nach Frankreich bringen wollte. Beim Verhör erklärte der Junge, daß der illegale Wafsentrans- Port für die spanischen Bolschewisten „sehr lohnend" sei. „Echo de Paris" berichtet über die Verschiebung von mehreren Tonnen Zünder sür 7,5 - Zentimeter - Granaten auf nächtlichen Schleichwegen nach Katalonien und fordert — vergebens; — eine polizeiliche Untersuchung der Angelegenheit. Den Bosporus haben nach Meldungen von Pa- riser Blättern sieben sowjetrussische Fracht- dampfer mit Kriegsmaterial für die spanischen Bolschewisten passiert. Die Dampfer „Andra". „Sarkom" und „Corse" haben Marseille mit Kriegsmaterial, das in Kisten mit der Aufschrift „Kondensierte Milch" verpackt war, verlassen.
„Action Franyaise" widerlegt die Meldungen der jüdischen Weltpresse über die angeb. ftche Beschießung des von den spanischen Bolschewisten dem früheren Schiffseigner ge- stohlenen Schiffes „Mar Caspico" durch ein nationalspanisches Kriegsschiff in sranzö- fischen Hoheitsgewässern. Das Schiss ist vor nationalspanischen Küstenwachschifsen ge- flüchtet und an der Mündung des Adour aufgefahrcn; die Geschichte von der Beschießung wurde nachträglich von derBe» satzung erfunden.
Paris, 4. April In der Pariser Presse herrscht ein großer Katzenjammer über das Ergebnis der Ratstagung der Kleinen Entente in Belgrad. So schweigt sich z. B. das „Oeuvre" über die Tagung selbst aus und stellt nur fest, daß der tschechoslowakische Staatspräsident, Dr. Benesch, zwar einen begeisterten Empfang in Belgrad finden, daß aber die Beratungen nichts Neues bringen werden. „Ami du Peuple" verzeichnet «die Tatsache, daß die französische Diplomatie durch Stojadino- witsch eine neue Schlappe erlitten hat". Die kommunistische „Humanitö" spricht von einem „tragischen Zersetzungsanschlag" der Kleinen Entente. In Pariser politischen Kreisen versucht man. die Tatsache, daß Frankreich den Staaten der Kleinen Entente Bündnisvorschläge gemacht hat — die bekanntlich abgelehnt wurden — nunmehr aus der Welt zu leugnen. Der rechtsgerichtete Abgeordnete Pbarnegaray beabsichtigt, nach der Wiedereröffnung des Parlaments an den Außenminister Delbos eine Anfrage über die schwerwiegenden Folgen des italienisch-südslawischen Abkommens für Frankreich zu richten.
"ex. London, 4. April.
Während die marxistische Presse Englands immer wieder von der gewünschten baldigen Niederlage des Generals Franco in Spanien sprach, hat die Londoner Regierung einen höchst bemerkenswerten Schritt unternom- men. Der in Hendaye auf französischem Boden residierende britische Botschafter wurde angewiesen, den ihm zugeteilten Handels- attachä Pack nach Burgos zu entsenden um Großbritannien offiziell bei der spanischen Nationalregiernng zu vertreten. Die englische Oeffentlichkeit betrachtet dies als einen Wendepunkt der britischen Politik.
SeegrsrA bei Santander
— pl. Lissabon, 4. April
Das bolschewistisch - spanische Kriegsschiff „Josö Luiz Diaz" wurde vom nationalspa- nischen Kreuzer . Espana". unweit von Santander, an der baskifchen Küste in Brand geschossen; es gelang ihm aber, nacy Santander einzulaufen.
Moskau, 4. April.
Wie sowjetamtlich gemeldet wird, wurde der berüchtigte ehemalige GPU. - Häuptling Jagoda, der zuletzt Volkskommissar für das Postwesen war, wegen „dienstlicher Verbrechen strafrechtlichen Charakters" seines Postens enthoben und verhaftet. Was er sür Verbrechen begangen hat. wird zu- nächst noch geheimgehalten, doch läßt die amtliche Verlautbarung auf Korruption und Unterschlagungen, Racheakte aus persönlichen Beweggründen usw. schließen.
Wladimir d'Ormesson stellt im Pariser „Figaro" fest, daß die Sowjetunion sich in einer außerordentlichen Krise befindet. Es sei nicht glaubhaft, daß die Sowjetunion in Wirklichkeit durch die „Trotzkisten" stark gefährdet sei. Wenn nur jeder hundertste Russe an die Wahlurne treten dürfte, würde es kein Sowjetregime mehr geben. Die Herrschaft des letzten Zaren war ein wahrhaftiges Eden im Verhältnis zur augenblicklichen Lage in Sowjetrußland, das zu den Zeiten JwanS deS Schrecklichen zurückgekehrt ist. Zur Zarenzeit hat es 12 000 Volksschulen mehr gegeben als jetzt.
Interessant ist die Stellungnahme deS neuen „Volksfront'-Blattes „Ce Soir": Die deutsche diplomatische Ueberlie. ferung. so erklärt das Blatt, hat über die Genfer Tradition gesiegt. Südslawien spielt jetzt die erste Geige im Dreibund der Kleinen Entente. Prag kommt erst an zweiter Stelle. Dieses Ergebnis ist aber nicht überraschend, wenn man die dauernden Mißerfolge des Völkerbundes berücksichtigt. „Libertö" ist sogar der Ansicht, daß der Tag kommen wird, an dem selbst Großbritannien sich vom Bankrott der Genfer Einrichtung überzeugen wird.
Die römische Presse stellt vor allem den Zusammenbruch der Ideologie vom unteil- baren Frieden fest, über die die — bekanntlich von Adolf Hitler verkündete — Idee der zweiseitigen Verträge gesiegt hat.
In Belgrad mußte ein Bortrag deS tschechoslowakischen Außenministers Dr. Krofta über den „Sinn der tschechischen Geschichte" abgesagt werden, da marxistische Elemente best Vortrag zu Sympathiekundgebungen für - die „demokratische Tschechoslowakei" und gegen die südslawische Regierung benützen wollten.
An der ba 8 kischen Front haben die nationalen Streitkräfte ihre eroberten Stellungen befestigt und Gegenangriffe der Bolschewisten mühelos abgeschlagen. Bei L o- rilla wurde eine wichtige bolschewistische Stellung erobert. Die nationalen Truppen stehen nur noch 2 Kilometer vor Ochnndiano.
Vor der Anerkennung des Slnperiums
-- gl. P a r i s. 3. April.
Das Pariser „Journal" läßt sich auS London berichten, daß man in verschiedenen englischen Kreisen immer mehr die Ueber- zeugung gewönne, daß Großbritannien sich mit der Besetzung Abessiniens durch Italien abfinden und durch die formelle Anerkennung des faschistischen Imperiums die traditionelle britisch-italienische Freundschaft wiederherstellen müsse. Di« nächste Völkerbundstagung im Mai böte Ge- legenheit zur Regelung dieser Frage. Insgeheim sollen darüber bereits Verhandln n g e n m l t d « n R « g i e r u n g e n meh- rerer Völkerbund st aaten eingeleitet worden sein.
Die Moskauer „Prawda" wendet sich erneut schärfstens gegen die Unterschlagungen von Saatgut durch die Kollektivwirtschaften — der sicherste Beweis für die Hungerkata- strophe, die der Rätestaat erneut ausgelie- fert ist.
Potemki« stellv. Anßenkommifsar
Der sowjetrussische Botschafter in Frankreich, Wladimir Petrowitsch Potemkin, wurde, wie amtlich aus Moskau gemeldet wird, am Sonntag von seinem Pariser Posten abberufen und gleichzeitig zum ersten stellvertretenden Volkskommissar im Außenkommissariat ernannt.
Potemkin war von 1926 bis 1929 Botschaftsrat in der Türkei, von 1929 bis 1932 Sowjet- gesandtcr in Griechenland. In den Jahren 1982 bis 1984 vertrat er die Sowjetunion als Botschafter in Italien. Seit Ende Dezember 1934 hatte er den Posten des Sowjetbotschafters in Franrkcich inne. Potemkin, der des öfteren die Sowjetunion schon in Genf vertrat, ist damit zum ersten Gehilfen desAntzen- kommissars Litwinow-Finkelstein geworden.
Moskau fordert DurKmarfchrecht
Londoner politisch« Kreise glauben — teils in Ergänzung bisheriger Meldungen, teils im Widerspruch dazu — zu wissen, daß die Räteregierung Rumänien den Vorschlag gemacht hat. für die Anerkennung des rumänischen Besitzes Bessarabiens durch Moskau der Roten Armee das seit jeher angestrebte Durchmarschrecht durch Rumänien nach der Tschechoslowakei zu gewähren. Außerdem verlangt die Sowjetregierung eine weitgehende militärische Zusammenarbeit zwischen Räterußland und Rumänien und die Bildung einer gemeinsamen »Front gegen den Faschismus.
fiaym Mit M betreßt
ex. London, 4. April.
Die von der englischen Presse veröffentlichte Meldung über die Befestigung der britischen Stützpunkte im Stillen Ozean, was der Aufhebung des Artikels 19 des Washing- toner Vertrages gleichkommt, hat in Japan größte Bestürzung hervorgerusen. Man be- zeichnet diese britische Absicht als eine Bedrohung der japanischen Interessen und will mit der Befestigung von Formosa antworten. Bekanntlich beabsichtigt die britische Regierung, Hongkong, daS von japanischen Flugzeugen von Formosa aus leicht erreichbar ist, mit einem Aufwand von rund 100 Millionen Mark zu befestigen und zu einem Luftstützpunkt auszubauen.
AMier.
kchirHL ettZ-e ttmöee /
Grauenhafte Einzelheiten werden jetzt zu dem Sexualmord des römisch- katholischen Klosterbruders Vcinard im katholischen Waisenhaus „Zur heiligen Familie" in Manage in Belgien bekannt, die die ungeheure Erregung der Bevölkerung des Bergwcrksgebietes von Charleroi begreiflich machen.
Bekanntlich hat der Klosterbruder Veinard, der als Erzieher in diesem Waisenhaus tätig war. am Karfreitag den 14jährigcn Waisenknaben Cordemans aus Boitsfort bei Brüssel, nachdem er ihn unter Ausnützung seiner Autorität geschlechtlich mißbraucht hatte, ermordet. Die nackte Leiche des Knaben hängte der Mörder an einen Nagel aus.
Widerliche Szenen, die einen Einblick in die „Moral" des katholischen „Erziehers" geben, kam bei dem Verhör des Mörders zutage. Zuerst leugnete er alles ab.
Schlag aas Schlag wurde aber festgestellt, daß nur er (außer einem anderen Bruder, dessen Alibi einwandfrei feststcht), den Schlüssel zum Speicher besaß. Außerdem war er am Tage des Mordes, am Karfreitag nachmittag, zwischen 17.30 Uhr und 18.30 Uhr von niemandem gesehen worden. Zum Abendbrot war er in Schweiß gebadet und in furchtbarer Aufregung angetreten. Als dem Mörder alle diese Einzelheiten vorgehaltcn wurden. versuchte er feige einen anderen Bruder mit der Tat zu belasten. Nachher verdächtigte er einen Schüler. Erst nach vier Stunden mühevoller Arbeit ist cs den Kriminalisten gelungen, endlich ein Geständnis zu erhalten.
Nach allem, was die Untersuchung bisher ergab, muß die Tat von dem Bruder Veinard sorgsam vorbereitet worden sein. Jedenfalls hat er seine Autorität mißbraucht, um das Opfer von seinen Kameraden zu trennen. Die Zöglinge des Veinard spielten am Karfreitagnachmittag gemeinsam im Hof. Plötzlich befahl Bruder Veinard dem jungen Cordemans, in den Schlafsaal zu gehen und die Schuhe zu wichsen. Er ist ihm dann nachgegangen und hat ihn von dein Schlafsaal auf den Speicher gelockt. Tort verging er sich dann an ihm. Ob er den Knaben tötete, weil dieser sich wehrte und ihn anzeigen wollte oder ob es sich um einen regelrechten Lustmord handelte, ist bis zur Stunde noch nicht eindeutig ermittelt worden.
Das tragische Lebensschicksal des kleinen Cordemans wird bei den Leuten in Manage mit besonderem Mitleid besprochen. Seit seinem dritten Lebensjahr schon besand sich Cordemans in religiöser Obhut. Er hat keine anderen Einflüsse gekannt als die der Klosterschwestern und der Klosterbrüder. Welcher Art diese gewesen sein mögen, beweist nicht nur das Vergehen des Bruders Veinard. Bereits vor zwei Jahren mußte der kleine Cordemans aus den Händen eines lüsternen Klosterbruders befreit werden. Die Kriminalpolizei hatte von dem geschlechtlichen Vergehen an Cordemans gehört und den Bruder aufgegriffen. Mit Rücksicht aus die kirchliche Obrigkeit hatte man einen öffentlichen Skandal vermieden. Wieviel aber ist vertuscht worden? Wie oft mag die Kriminalpolizei von den Vergewaktignn- gen im Hause der „Heiligen Familie" nichts gehört haben. Jedenfalls hat der Knabe Cor. demans unter einem regelrechten Terror ge- ieoi. Bl er mal ln seinem kurzen Leben hat er aus diesen Klostermauern zu fliehen versucht. Viermal hat das bedauernswerte Kind das Freie erreicht, aber jedesmal hat ihn die Polizei seinen Peinigern wiedergebracht.
Die zweideutige Haltung der verantwortlichen Kirchenbehör- den bei der Entdeckung des Mordes, die im Verlaufe der polizeilichen Untersuchung ans Tageslicht gebracht wurde, hat auf die Be- völkerung in Manage den tiefsten Eindruck gemacht. Der Mord wurde am Karsamstag, morgens um 5 Uht, entdeckt. Die Polizei würde von dem verantwortlichen Leiter deS Instituts erst um 10 Uhr benachrichtigt. Fünf Stunden ließ man zwischen der Entdeckung des Mordes und der Mitteilung an die Volisei verktreickien. In diesen tünt
Bittere Enttäuschung in Paris
Ratstagung der Kleinen Entente brachte eine schwere Schlappe
GPU.-HäuptUng Jagoda verhaftet
Der ehemalige Gewaltige der GPU. unter Anklage dienstlicher Verbrechen