Schwarzwald-Wacht, Nr. 57

Äus (5>tadt und ^reis Ealrv

Mittwoch 10. März 1937

Die Neichspost erstellt ein Fernsprech­häuschen aus dem Marktplatz

Die Reichspost wird in nächster Zeit ein Fcrnsprechhäuschen auf dem Calwer Markt­platz aufstcllen. Es soll seinen Standort an der Vorderfront des Oberamtsgcbäudes links der Hauptcingangstreppc erhalten. Neben der Sprechzelle wird ein Wertzeichengeber für 6-^/-Marken angebracht. Mit dieser be­grüßenswerten Neueinrichtung kommt die Neichspost einem Bedürfnis der Bewohner der Stadtmitte und vor allem der Vorstadt ent­gegen, für die nun künftig mancher Weg zum Postamt entfällt.

Das Ziel der deutschen Revolution:

Unser Volk eine unlösliche Gemeinschaft

In diesen Wochen geht die dritte diesjährige Bersammlungswelle der NSDAP, durch alle deutschen Gaue. Tausenden »nd abertausen­de» von Volksgenossen führen die Redner der Partei das Hochziel der nationalsozialistischen Revolution vor Augen: bas deutsche Volk in jeder Hinsicht zu einer unlöslichen Gemein­schaft zusammenzuführcn, zu einer stahlharten Front im Kampfe gegen den Feind aller Völ­ker und alles Völkischen, gegen das Judentum und den von ihm gepredigten Bolschewismus. In unserem Kreis werben Kundgebungen in Calw, Althengstett, Hirsau und Bad Lieben­zell gehalten, zu denen jeder Volksgenosse herzlich eingelaben ist. Es sprechen durchweg Gauredner. Für die Großkundgebung in Calw am kommenden Freitag ist Gauredner Oberregierungsrat Pg Htlbur- ger, Stuttgart, ein ausgezeichneter Versamm- lungsrcbncr, gewonnen worden: niemand sollte es verabsäumen,.im Bad. Hof-Saal zn hören, was Pg. Hilburger uns allen zu sage» hat.

Jugend bekennt sich zum Reich

Zur Aufführung vonWege zum Reich" durch die Banuspielschar -er HI.

Deutsches Schicksal im Hell-Dunkel der Jahrhunderte: herrlicher Aufstieg und schmäh­licher Zerfall. Wie oft ist das deutsche Volk durch inneren Zwist in tiefstes Leid gesunken! Aber immer, wenn Deutschlands Kraft brach, erwuchs seinen besten Söhnen die wunder­bare Stärke, um das Reich zu ringen, mit ihrem Blut den Traum der großen Sehnsucht zu erfüllen. Heute ist das Licht über Deutsch­land ausgebrochcn. Ein Führer ist unserem Volk erstanden, der mit starker Hand auf der Grundlage von Blut, Rasse und Boden jenes ersehnte, alle Deutschen zu fester Gemeinschaft einende Reich geschaffen hat. Was der Väter Blut erkämpfte, ist unserer Jugend heilig. Sic bereitet Willen und Herz, würdig des Erbes zu sein, bas dereinst in ihre Hand gegeben ist.

Weihestundcn der Hitlerjugend sind Stun­den des Bekenntnisses, aus ihnen bricht der Glaube an das Reich und seinen Führer. Man erlebt sie mit dem Herzen, ernst und mit tiefer Freude: die Jugend ist angetreten zum Marsch, sie glüht im Willen zur Tat, zum heldischen Einsatz für das ewige Deutsch­land. Was uns an dem hier schon mehrfach besprochenen SpielWege zum Reich" so packt, ist die Gewalt des Wortes, bas durch den Mund der Größten ihrer Zeit bas deutsche Schicksal durch die Jahrhunderte hindurch lebendig werben läßt. Das Wort ist in seiner Stärke so herrlich, daß es der Ergänzung durch das immer Stückwerk bleibende Bild und d-n Klangkörper eines Orchesters ent- raten könnte. Das Lieb aus der Zeit aber ist dem Wort ein ebenbürtiger Bruder: beide v-rbinden sich zu vollendeter Einheit.

Wir freuen uns der großen Leistung, welche die Vannspiclkchar und ibr strebsamer Letter mit dieser Aufführung vollbracht haben. Dank und Anerkennung für ihre Kulturarbeit sind ihnen gewiß! Dank gebührt aber nicht zuletzt auch Pg. Dr. Hailer für den zu Eingang der Feierstunde gegebenen, ausgezeichnet pro­filierten Abriß deutscher Schicksalsqeschichte, der zum Schluß die Größe nationalsozialisti­scher W-ltanschauung und die gewaltige Kul­turmission des Nationalsozialismus offenbar werden ließ. Einigkeit und unverbrüchliche Trme zum Führer, so mahnte b°r Redner, sind die Pflichten unserer Zeit! Der Kr-sts- leiter beschloß die Feierstunde im überfüllten Badischen Hof-Saal mit dem Gruß an den Führ-i und Deutschland.

Der Kampf um die Weltmacht Erdöl

Ei» interessanter Bortrag im RdO.

In einem Vortragsabend der Ortsgruppe -Calw des Rcichsbundes deutscher Offiziere im Hotel Waldhorn, zu welchem die Krieger- kameradschaften, der Soldatenbund, derReichs- treubund, SA. und Truppführerschule des RAD. zu Gast geladen waren, sprach Dr. von Papen, Dresden in fesselnder Weise über die Geschichte und meltbeherrschenbe Rolle des Erdöls, das während des Weltkrieges von unseren Gegnern leider zu Recht als bas Blut der Schlachten bezeichnet wurde, das Kriege gewinnt.

Dt« Geschichte des Erdöls mutet wie ein

Abenteurer-Roman an: ihr Weg ist durch Gold, Blut und einen unerhörten technischen Aufschwung gezeichnet. Es gibt in der Neu­zeit keinen Krieg, in dem die Weltmacht Oel nicht ihre Rolle gespielt Hütte. Der Vortra­gende schilderte eingangs das Entstehen der großen Erdöltrusts, der Standarl-Oil-Comp.,

sian-Oil-Comp. sowie den Kampf der führen­den Oelmagnatcn Nockefcller und Detcrding um btexVormacht.

Mit der Umstellung der britischen Flotte auf Oelfeuerung (1994) begann das Oel eine gefährliche Macht in der Wcltpolitik zu wer­den. Mit ungeheuren Erdölschätzcn ausge­rüstet, traten 1914 unsere Gegner in den Krieg ein. Deutschland mußte erst nach Ru­mänien und (zu spät) nach dem Kaukasus durchstoßen, um in den Besitz des zur Krieg­führung so wichtigen Oels zu kommen. Dieser Mangel war mit ein Grund des unglücklichen Kriegsausgangs.

Später ermöglichte Englands politischer Oelschacher tm Irak Frankreich die Rhein- lanbbesetzung und den Nuhreinfall. Der grie­chisch-türkische Krieg wurde von den Ocltrusts

finanziert. England sicherte der Oelintcresicn^ willen seine Vormachtstellung tm Irak (Mos- sul-Gebietj, Japan focht auf Sachalin und in Mandschukuo um Oel. Im Gran Chaco-Kricg kämpften Bolivianer und Paraguayaner für die Interessen von Standard und Shell. Aus dem Agrarstaat Venezuela machte Shell einen der größten Industriestaaten Südame­rikas. Mexiko und Spanien wurden zum Spielball russischer Oclmänncr im Dienst der Wcltrcvolntion. Das sind nur wenige, knappe Streiflichter aus einem Kampf, der unablässig andaucrt.

Deutschlands Erdölgewinnung ist unzu­reichend. Trotzdem schickt es sich an, mit dem neuen, gewaltigen Vierjahrcsplan des Füh­rers seinen Gegnern in der Welt die schlimmste Waffe, ihre Erdölüverlcgcnhcit, durch Erzeugung von Benzin aus Kohle aus der Hand zu schlagen. Der durch Lichtbilder ergänzte, fast zweistündige Vortrag begegnete herzlichem Beifall. Der Leiter der Orts­gruppe, Hptm. d. R. Küchl e, bankte dem Vortragenden und gab seiner Freude über den starken Besuch des Abends seitens der Gäste Ausdruck.

Tragen des DNL.-Abzeichens ist Pflicht!

Bereinsabzeichen nur in Verbindung mit DRL.-Abzeichen tragen!

Es dürfte sich unter den Sportlern allmäh­lich herumgesprochen haben, daß es keine sportlichen Gau- und Reichsverbände (Deut­sche Turnersch., Deutscher Fußballbund usw.) mehr gibt, baß diese vom Deutschen Reichs­bund für Leibesübungen abgelöst bzw. in ihm zusammengcfaßt worden sind. ES dürfte wei­ter bekannt sein, daß damit auch die Ver­bandsabzeichen verschwinden mußten, und daß es für den deutschen Turner und Sportler nur noch ein Abzeichen gibt, nämlich das Mit- gliedsabzcichcn des Deutschen Rcichsbundes für Leibesübungen, die bronzene An­stecknadel und das dazu geschaffene Stoff- abzcichen (bronzcfarbigcr Reichsbundadler auf schwarzem Grund). Damit nun alle Zwei­fel behoben sind, niemand mehr sich ausreden kann und bas heute noch bestehende, die Ein­heit des DRL. so wenig propagierende Ab­zeichen-Kunterbunt aufhört. Jeder Inhaber eines gültigen Mitglieds-Ausweises (Reichs- bundpaß) ist vcrpfltch Ket, die DRL.-A n - stecknadelzu tragen. Außerdem ist er ver­pflichtet, bas Stoffabzcichen des DRL. auf der Sportkleidung zu tragen. Es wird ausschließlich auf der Sportkleidung getragen, und zwar auf der untere» linken Brustseite, etwa 8 Zentimeter über der Gürtellinie.

Für die Gau- und Kreisführcr, die Orts­gruppen- und Beretnsführer des Deutschen Rcichsbundes für Leibesübungen, die Reichs­fachamtsletter und Verbanösführer, sowie für alle Amtsträger in den Gauen und Kreisen wird das Silberne Reichsbund-Ab­zeichen iReichsbundadler als Anstecknadel in Silber) eingeführt. Außerdem ist zu die­sem Abzeichen auch noch bas Stoffabzeichen (Reichsbundadler in Silber auf schwarzem Grund) erhältlich. Die Berechtigung zum Tra­gen des Abzeichens erlischt mit dem Aus­scheiden aus der Tätigkeit. Anträge der Ver­eins- und Ortsgruppenführer sind über den Kreisführer zu leiten.

Eingeführt wird ferner ein sogen. Lehr» wart-Abzeichen (silberner Neichsbund- adler mit dem SchrtftzugLehrwart"): zu diesem Abzeichen ist ebenfalls ein Stoffabzei­chen erhältlich. Berechtigt zum Tragen des Lehrwart-Abzeichens sind diejenigen Schu- lungs- und Uebungsleitcr, die an einem zen­tralen Schulungskurs oder an einem Kurs an den Gausportschulcn teilgenommen haben und zu Ucbungs- oder Lehrwarten ernannt worden sind. Außerdem kann während einer Ucbergangszeit der Gauführer auf Vorschlag des Gausportwarts das Lehrwartsabzeichen besonders befähigten, einwandfrei arbeitenden Lehrwarten und Uebungsleitern verleihen. Die Berechtigung zum Tragen ist an die TS- ttgkett als Schulungs- oder Uebungsleitcr ge­bunden und erlischt mit dem Ausscheiden aus dieser Tätigkeit.

Leiftungsabzeiche«

In Zukunft werden auch Letstungsabzcichen in Bronze (Reichsbundadler mit Eichenzwetg und Jahreszahl) abgegeben. Die Bedingun­gen für den Erwerb des Leistungsabzeichens in Bronze werden noch bekanntgegeben. Die Leistungsabzeichen in Silber (Reichsbunb- adler mit Eichenkranz mit und ohne Jahres­zahl) werden mit einer Besitzurkunde der DNL.-Reichsführung abgegeben an Sportler, die zur deutschen Spitzenklasse zählen. Der Nachweis der Zugehörigkeit zur Spitzenklasse wird geführt durch a) die Teilnahme am End­kampf oder Endspiel der deutschen Meister­schaft in den einzelnen Sportzweigen, d) durch mehrfache erfolgreiche Vertretung Deutschlands in Länderkämpfen. Ferner gibt es noch Meisterschaftsabzeichen für die Deut­schen Meister (Reichsbundadler mit Eichcn- kranz und Jahreszahl in Gold, dazu bas ent­sprechende Stoffabzeicheu). Das MeisterschaftS­

abzcichen wirb mit einer Besitzurkunde der Reichsführung des DRL. ausgegeben. Die Gau- und Kreismeister (Einzel- und Mann­schaftsmeister) werden mit Urkunden geehrt. Ehrenbriefe Ehrennadel«

Schließlich verleiht der DRL. auch noch Ehrenbriefe an würdige Mitglieder des DRL., die sich um die Führung, Organisation und Verwaltung des deutschen Sportes beson­ders verdient gemacht haben. Der Ehrenbrief des DRL. wird vergeben als Kreisehrenbrief, Gauehrenbrief und großer Ehrenbrief des DRL. (zum letzteren wird noch eine Ansteck­nadel verliehen). Für die Verleihung des Kreisehrenbrtefs genügt die langjährige Mit­gliedschaft zu einem Verein ohne besondere Verdienste nicht. Die genauen Bedingungen für die Verleihung eines DRL.-Ehrenbriefes sind bei den Kreisführern zu erfahren.

Die silberne bczw. goldene Ehren-Nabel (Emaille-Abzeichen, Reichsbundadler mit sil­bernem bezw. goldenem Kranz) wird ver­liehen an außerhalb des DRL. stehende Per­sonen, als Anerkennung für die Förderung der Leibesübung.

Diese hier (auszugsweise) wiedcrgegebenen Bestimmungen des Reichssportführers traten mit dem 10. Februar 1937 in Kraft. Von die­sem Tage an dürfen alle Abzeichen der frühe­ren Verbände nicht mehr getragen werden mit Ausnahme der für besondere Verdienste verliehenen Ehrennadeln. Bereinsabzeichen dürfen nur in Verbindung mit dem Mit- glieösabzcichcn des DRL. getragen werden.

Die Neuhengstetter Pimpfe hielten einen E.ternabend

Selten war der geräumigeNößle"-Saal in Neuhengstctt so dicht besetzt, ivie beim Elternabend der Pimpfe vom Fähnlein 14 Georgenau", Standort Neuhengstctt, am letz­ten Samstag. Dem straffen Einmarsch d r Jungen folgte ein reichhaltiges Programm, dessen Auftakt er bestand in begeistert ge­sungenen Liedern und markigen Ansagen ein» zelner Sprecher ein packendes Bekenntnis zu Führer und Reich war. Nach einer An­sprache von Fähnleinführer Max Talmon erzählten die fröhlichen Pimpfe von ihren Erlebnissen im FreizeitlagerGcroldseck". ImLagerzirkus", der stilecht auf der Bühne erstand, trat sogar einausgewachsener El» fant" auf. Großen Beifall rief es hervor, als er garEier" legte. Nun folgten Bewegungs­spiele, Freiübungen, Pyramiden und Gc- wanbtheitsübungcu, die von einem zünftigen Ring- u. Boxkampf beschlossen wurden. Dann sprach Stammftthrer Jg. Sepp Hoffmann zu den Eltern und Erziehern. Er räumte gründlich auf mit all den kleinlichen Vor­urteilen, die da und dort noch gegen die Ju­gend des Führers bestehen. Ein mit gesundem Humor gewürztes Rüpclspiel,Das Lager­gespenst", beschloß den von lebensfroher Aus- gelassenheit der Jugend getragenen und liebe­voll vorbereiteten Elternabend.

Wie wird das Wetter?

voraus,lchmch« Witterung für Mittwoch­abend: Bei wechselnden später nordwestlichen Winden Veränderlich, Bewölkung und zeitweise Niederschläge. In höheren Lagen als Schnee. Temperaturen zurückgehend, stellenweise nrbe. lig.

Voraussichtliche Witterung für Donnerstag: Weiterhin unbeständig.

Schont die ersten Frühlingsblumen!

Wer sie bündelweise abreißt, schändet die Natur und macht sich strafbar

Der württ. Landesbeauftragte für Natur­schutz. Professor Dr. Schwenke!, schreibt uns: Wenn der Winter zur Neige geht und draußen in Wald und Feld dir ersten Früh­lingsboten der Pflanzenwelt erwachen, zieht es den Städter, die Jungen und die Alten, die Männer und die Frauen hinaus in die Natur. In irgendeinem heimlichen Winkel einer Albfchlucht sticht schon im März daS große Schneeglöckchen, der Märzbecher, durch die Laubdecke tes Waidbodens. Viele Standorte sind ja heute noch sehr reich, so daß Tausende der Glocken den sonst noch toten Boden bedecken: andere Plätze sind ver­armt. weil die Blüten regelmäßig und rück­sichtslos gepflückt wurden, nicht wenige aber sind völlig vernichtet, weil die Zwiebeln aus- gegraben und in die Gär en versetzt oder gar wie es vorkam sackweis von sog. Gärt­nereibetrieben geraubt wurden. Nach der Naturschutzverordnung vom 18. Mürz 1936 ist zwar dem Einzelnen das Pflücken eines Sträußchens nichr verboten, aber wer dies iut, nimmt dein nächsten Wanderer die Blu­men weg. der sich auch an ihnen freuen möchte. Verboten ist aber nach 8 5 der Verordnung das Ausgraben der Zwiebeln und nach 8 9 das Sammeln des Schneeglöckchens für den Handel oder für gewerb­liche Zwecke.

Was für den Märzbecher gesagt wurde, gilt wörtlich für den Blaustern, die vzilla, die früher in Waschkörben aus sein Hofener Wäldchen (Oeffingcr Rain) nach Stuttgart hereinkam und im Straßen- zandel verkauft wurde. Die Schlüstelblumen- rrten und die kleinen blauen Hyazin­then (Muscart) oder Baurebüble, deren Farben sich nebeneinander so steigern, dür­fen nur nicht ausgegrabeu, aber für den Handel und für gewerbliche Zwecke gesam- melt und auch verkauft werden. Leider sieht man an Sonntagen auch heute noch, daß aanze Sträuße von Seidelbast auS dem

Wald nach Hause geschleppt werden. Nach 8 4 der Naturschutzverordnung ist nur der Seidelbast das ganze Jahr über vollkommen geschützt. Dasselbe gilt für die Küchenschelle, Kuhglocke oder Hairschlaufe, die demnächst ihre Blüten öffnet. Sie wächst auf freier un- gedüngter Heide, ist ein Steppenkind des Mittelmeeres unad Südrußlands und flieht alle Kultur. Dazu kommt, daß sie als Heil­pflanze für allerlei Zwecke oft in Masten ge­sammelt wurde und noch wird.

Besondere Schmerzenskinder des Natur- schutzes sind die frühblühenden Kätzchcnblüt- ter, besonders die Palmkätzchen (männ­liche Blüten der Salweide und anderer Wei­den), aber auch die Kätzchen der Zitterpappel oder Aspe, des Haselstrauchs, der Erle und der Birke. Die kähchentragenden Zweige fal­len,unter die Bestimmungen über Schmuck­reisig (88 1V und 11 der Naturschutz-Ver­ordnung). Dem Einzelnen ist es zwar nicht verboten, sich einen bescheidenen Handstrauß (kein Bündel!) von Schmuckreisig mit­zunehmen, aber er muß sich klar darüber sein, daß die Kähchenblütler als erste Bie­nennahrung besonders wertvoll, als erster Schmuck der Natur besonders herz­erquickend sind, und daß jede Entnahme von Zweigen an Hecken und im Wald sozusagen ein kleiner, nur stillschweigend geduldeier Diebstahl ist. Wer aber unbedingt einen Handstrauß von Schinuckreisig haben muß. der schneide die Zweige ordentlich mit Schere oder Messer ab. damit nicht jene Jammerge­stalten von Sälen oder Aspen entstehen, die rings um die Städte so bewegliche Klage über die Ungezogenheit der Menschen führen

Die Polizeiorgane in Feld und Wald wer­den gebeten, die Einhaltung des Neichsnatur- schutzgesetzes streng zu überwachen und Zu­widerhandlungen dem Landrat oder der Orts­polizei (Bürgermeister) arnuzeigen. Dazu ist übrigens iedermann b°reck>jigt. Die einfachste Art der Bestrafung ist die gebührenpflichtige Verwarnung.