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Amtsblatt sämtlicher Behöräen in Ztackt unä Rreis Lalw / Heimatblatt seit äem Jahre l826

Nr. 54

Calw, Samstag, 6. März 1937

111. Jahrgang

Französische Landesverteidigungs-ANleZhe

Die einzige Anleihe LS37 - Leon Blum will künftig sparen

Paris. 6. März.

Ministerpeäsivent Blum machte nach Ab­schluß des gestrigen Ministerratcs vor Presse­vertretern Mitteilungen über die gefaßten Beschlüsse: Es wird keine Devisen­kontrolle eingesührt. Ab 8. März wird die Bank von Frankreich Gold zum Tages­kurs ankaufen, ohne vom Verkäufer die An­gaben seiner Personalien zu verlangen. Ein Ausschuß wird den Währungsausglcichs- sonds. der durch das Währungsgesetz alle ge­eigneten Mittel erhalten hat, um die Ver- teidigung des Franken sicherzustellen, verwal­ten mit dem Bestreben, die Sicherheit des Handels und die Stabilität der Preise zu gewährleisten.

Tie Negierung ist entschlossen, die Rück­kehr zu deni wirklichen Gleichgewicht nicht durch unvorhergesehene Ausgaben zu ver- hindern. Tie allerstrengsten Anweisungen sind an alle Abteilungen ergangen, um zu­sätzliche Kredite zu untersagen. Die Regierung versagt es sich mit dem ein­zigen Vorbehalt einer notwendigen Aufbes­serung der kleinen Gehälter, andere neue Kreditanträge in der Kammer zu stellen. Unter diesen Umständen und unter Berück­sichtigung der tatsächlichen Lage der Ver­pflichtungen hat die Negierung festgestellt, da^tzie Zahlungsverpflichtungen des Schatz- gMvs-im" Kaufe des Jahres t937 um sichH Milliarden verringert werden könnten.

Unter Berücksichtigung dieser Verminde­rung und derjenigen, die die Negierung be­schlossen hat, im Laufe des Jahres an dem Defizit der Eisenbahn vorzunehmen, sowie der acht Milliarden, die bereits seit dem 1. Januar bezahlt worden sind, sind die Be­dürfnisse des Schatzamtes auf eine Summe gebracht, die nicht größer sein soll als sie aus normalem Wege durch Schatzamtsanleihcn beschosst werden kann. Diese Bedürfnisse ent­sprechen ungefähr zur Hälfte den außer­ordentlichen Nüstungskrediten. die die Ne­gierung durch eine große Landes­verteidigungsanleihe beschlossen hat. Mr die Auslegung dieser Anleihe wird sich die Negierung an alle nationalen Kräfte wenden. Die Anleihe der Landesverteidigung ist die einzige, die das Schatzamt im Lause des Jahres auflegen soll.

Die Radikalsozialisten machen mit

Der Vorsitzende der radikatsozialistischen Kammergruppe. Campinchy, erklärte im „Paris Soir". daß seine Partei der Bolks- srontrcgierung die Treue halte, knüpst daran aber die sehr bezeichnende Feststellung, daß an dem Tage, an dem man versuchen würde, das Land aus marxistische Bahnen zu füh­re». „sicherlich ein Daladier, ein Chautemps. ein Caillaux und ein Sarraut nicht mehr

MsgrsüMt 3-4 Millardm

London. 5. März.

Nach der Veröffentlichung des Haushalts­voranschlages für die Luftwaffe läßt sich nunmehr übersehen, wie hoch sich die Gesamt- ausgaben für die britische Wehrmacht im neuen Finanzjahr stellen werden. Danach werden für d i e A r m e e 6 3.1 3 lim Vor­jahre 49,28). für die Flotte 78.0 <69,9). die Luftwaffe 5 6,5 (39,0) Millionen Pfund Sterling angesordert, das heißt, im Haushalt werden insgesamt 1976 Millionen Pfund Sterling >24 Milliarden Reichsmark), also 39 5 Millionen Pfund mehr als im Borjahre an» gesetzt. Hierzu kommen noch an geplanten Ausgaben, die durch Anleihen gedeckt werden sollen. 80 Millionen Pfund Sterling (für die Motte 27 Millionen, für das Kriegsministe­rium 19,1 Millionen, für Munitionsfabriken 7.9 Millionen, für die Luftwaffe 26 Millio­nen. Die Gesamtausgaben für 1937/38 sür die Rüstungen belaufen sich nach diesen Zif­fern auf 277.6 Millionen Pfund (3,4 Mil­liarden Reichsmark).

Die Gesamtausgaben übersteigen die de« Vorjahres nm 82 6 Millionen Pfund oder runö «ine Milliarde Reichsmark.

icyweigeu wllrven". Sie würden das ebenso wenig wie Herrioz tun. der schon einmal nicht davor zurückgeschreckt sei. seinen Präsidenten­stuhl zu verlassen, um in der Kammer kämp­fen zu können. Campinchy spielt daraus an. daß Herriot. als er zum erstenmal Kammer­präsident war. seinen Präsidenienstuhl ver­ließ, seinen Frack gegen einen gewöhnlichen Nock vertauschte und durch eine zündende Rede von seinem Abgeordnetensitz aus die damalige Negierung zu Fall brachte.

Lve Beichtuhe des Ministerrates werden von der Pariser Abendpresse als radi­kaler Kurswechsel in der Finanz­politik der Volkssrontregierung bezeichnet lind als solcher begrüßt, obwohl es nicht an Kritik fehlt. „Journal des Debats" schreibt, immer wieder sei von seiten der Volksfront abgestritten worden, daß die Finanzlage heikel sei. Jetzt habe man cs endlich zu- gegebey. 7

Außenminister

Washington gibt Genugtuung

Washington. 5. März.

Der amerikanische Außenminister Hüll hat am Freitag nach Feststellung des Sach­verhalts sein lebhaftes Bedauern über die unverschämt« Haltung des Juden Laguardt« ausgespro­chen. Er hat gleichzeitig hervorgehoben, daß die hetzerischen Bemerkungen Laguardias in keiner Weise die Einstellung der amerikani­schen Negierung gegenüber der deutschen Regierung wiedergebcn.

Die vom Außenminister Hüll amtlich ver­öffentlichte Erklärung lautet: „Tie deutsche Negierung hat sich durch ihre hiesige Bot- schast über, gewisse Aeußerungen beklagt, die Fiorello Laguardia in einer öffentlichen Ansprache im Hotel Astor in Neuyork am 3. März getan hat. Sie hat erklärt, daß diese Aeußerungen in ernstem und schwerem Maße

In Haris wurde ein seit kurzer Zeit er­scheinendes rechtsstehendes Massenblatt „L'Jnsurgö (Der Ausständische) von der Polizei beschlagnahmt. Wie es heißt, ist auf Grund eines Artikels, der sich unter der Ueberschrist „K ommunistische Mör- der" mit den letzten bolschewistischen Blut­taten in Oran und in Vrigne-aux- Bois beschäftigte, bereits ein gerichtliches Verfahren gegen das Blatt eingeleitet wor­den. Die offene Feststellung unbestreitbarer Wahrheiten hat den bolschewistensreundlichen Bolksfrontbehördcn Anlaß gegeben, die Be­schuldigung der „Aufreizung zu Mord und Gewalttätigkeit geqen Personen" zu erheben. Die Schriftleiter und Begründer des geniap- regelten nationalen Blattes haben in einer Mitteilung gegen das Vorgehen der Behör­den protestiert und erklärt, daß sie für den beanstandeten Artikel die volle Veranlrvvc« tuna übernehmen.

Hüll bedauert

— Laguardia ist bloßgestellt

sich gegen das deutsche Staatsoberhaupt und gegen die deutsche Negierung richten. In unserem Lande ist jedem Bürger durch die Verfassung Redefreiheit garantiert und diese wird als Teil unseres nationalen Erbes hoch­geschätzt. Das aber vermindert nicht das Be­dauern der amerikanischen Negierung, wenn Aeußerungen von privaten Bürgern oder als individuelle Personen sprechende» Be­amten eine Negierung beleidigen, mit der wir offizielle Beziehungen unterhalten. Ich bedauere sehr ernstlich diese Aeußerungen, die die deutsche Regierung beleidigt haben. Sie stellen nicht die Einstellung der ameri­kanischen Negierung gegenüber der deutschen Negierung dar. Es ist unser Grundsatz, die offiziellen Beziehungen zu anderen Nationen auf einer Basis vollkommener und gegen­seitiger Achtung sür die Rechte und Gefühle beider Teile zu pflegen."

Gefährlicher Eisenbahn-Anschlag vereitelt

Auf der Spur einer bolschewistischen Verschwörung in der Türkei

Istanbul, d. Marz.

Sämtliche Jnstanbuler Zeitungen beschäfti­gen sich mit einem geheimnisvollen Vorfall in der asiatischen Vorstadt Istanbuls, Kadikö, wo die Polizei in einem Haus, das von drei armenischen Frauen bewohnt wurde, eine Haussuchung vornahm. Die Haussuchung er­folgte auf Ärund einer Anzeige der Nachbarn, nach der die Frauen einen Anschlag auf nur wenige Meter von dem Haus entfernt vor­beiführende wichtige Eisenbahnlinie Istanbul — Ankara geplant hätten. Als die Polizei das Haus betrat, wurde sie von den Frauen mit gezückten Messern empfan­gen. Als die Frauen die Nutzlosigkeit ihres Widerstandes einsahen, setzten sie das Haus mit schon bereitstehendem Petroleum in Brand. Dennoch konnten Briefe beschlagnahmt werden, die den Beweis dafür liefern,* datz die Haus­bewohnerinnen mit ihren in Sowjetrußland lebenden Verwandten in Briefwechsel stehen und selbst alles zur Abreise nach Sowjet­armenien vorbereitet hatten.

Die Tatsache, daß die Polizei unter Befol­gung aller erdenklichen Vorsichtsmaßregeln das Haus mit großem Aufgebot durchsuchte, und weiter, daß sich zwei Staatsanwälte und der Direktor der Istanbuler Polizei mit dieser Angelegenheit befassen, gibt Sen Istanbuler Blättern Veranlassung zu der Vermutung, daß es sich hierbei um eine politische Verschwörung gegen die Sicherheit des Staates handelt, ob­wohl die Polizei diese Möglichkeit in Abrede stellt.

Aus der Auffindung eines Kilos Zigaretten und Tabak glauben die Istanbuler Zeitungen schließen zu können, daß die drei Armenierin- nen noch in verletzten Zeitauslän­dischen Besuch hatten, eine Vermutung, die dadurch unterstützt wird, daß im Hause

auch Bomben und eine fertige Hö l l e n m a s ch*lA e gefunden wurden. Die Blätter schließende Möglichkeit nicht aus, daß die Frauen einen Anschlag auf einen der zahlreich verkehrenden Sonderzuge mit führen­den politischen Persönlichkeiten geplant haben.

SamgutmaiWl ln ASM

Moskau, 5. März.

Die „Jswestija" beschäftigt sich mit der Vor­bereitung der Saatperiode durch die Volks­kommissariate für Landwirtschaft und für Staatsgüterverwaltung. Ihr zusammenfasscn- des Urteil lautet: Esstehtschlechlerats 19 3 8! Die Abfuhr des Saatgutes liegt gänz­lich im argen, nur die Hälfte des zur Bevor- schussung für die Kollektivwirtschaften bestimm­ten Saalguts isi abtransportiert. Die Staais- güterverwaltung hat von 13 Millionen Pud Saatgutvorschünen im Mbruar nur 1 Million Pud verteilt.

IsMkchs LNscherMsm

Nsliing sn knz-ImM / Uudsliurg mul

Nie «ieuiseli äriine / liibiienlrop viul

lügen 8prs« iikn / l UriUrsI

Von l rltr U r >> u ii

Die gewaltigsteNüsiuugsanstren-. gung, die jemals die Welt gesehen hat, wird gegenwärtig von England unternommen. Die Milliardeiisumme, die diese Rüstung kosten wird, ist nach oben hin »och gar nicht genau festgelegt. Deutschland hat erklärt, daß es zedem Volk das Recht zubillige, über die Notwendigkeit seiner Rüstung selber bestim­men zu dürfen und daß das englische Weltreich selber wissen müsse, welche Maßnahmen es zu seiner Verteidigung nötig habe. Wir neh­men dieses Recht aber auch für uns in An­spruch. Wenn Italien aber durch diese un­geheuren, neuesten Milliardeiisummen Eng­lands beunruhigt ist, so ist das aus seiner Lage und jüngeren Geschichte heraus wohl be­greiflich.

Der Faschistische Großrat hat auf die englischen Rüstungspläne dieser Tage eine rasche Antwort gegeben. Dem englischen Geld­reichtum wird die Lrganisations- und Opfer« kraft des faschistischen Italiens gegenüber­gestellt. Dabei hat der Faschistische Großrai mit offener Ehrlichkeit seine Beschlüsse begründet: „Der Großrat ist der Ansicht, daß irgendwelche Möglichkeit einer Rüstungsbeschränkung end­gültig auszuschließen ist." Dieses „endgültig" wird zweifellos Geschichte machen. Die inter­nationale Lage ist hier in einem glatten, un­zweideutigen Wort zusammengefaßt. Die un- Mheure Willenslcistung. zu der sich nun auch Italien entschlossen hat, ist einleuchtend be­gründet.

*

Man tut in London und in Paris über den italienischen Entschluß, eine weitgehende Wirt- schaftsautartie anzustreben, womöglich noch entsetzter, als über die anderen Punkte des italienischen Programms, obwohl es heute für ein Volk doch nichts Selbstverständlicheres gibt als die Sicherung der wirtschaft­lichen Unabhängigkeit für den Ernst­fall.

Mit großem Aufatmen hat daher Paris ree Wiederholung all der alten, abgegriffenen, star­ren Formeln durch Mister Eden im Unterhaus begrüßt. Doch noch ein Lichtschein gegenüber der Tatsache, daß sich die deutich-itatie- nischeAchse von Tag zu Tag verstärkt! Eng« iand scheint treu und brav zu Paris und allem, was damit zusammenhäng», zu halten. Vor allein habe, so erklärt man in Paris, Ribbcn- trops Leipziger Forderung nach der kolonialen Geste die richtige Antwort bekommen. Als ob eine Erscheinung von dem großen Ernst des deutschen Koto»ialau>pruchs mit solchen hin­haltenden und oberflächlichen Bemerkungen erledigt werden könnte! Was Eden dann noch über die unauslöschliche englische Hoffnung auf einen Westpakt und über das Erholungsbednrf- ,nis des Völkerbundes sagte, hebt die Welt nicht e Z den Fugen. Es klingt beinahe schon ein wenig veraltet und — harmlos! Die Lords im Oberhaus leben der Wirklichkeit viel näher, wie ihre letzten Aussprachen gezeigt haben.

»

Das Gesicht Europas ist in einer ungeheuer­lichen Umwandlung begriffen. Der politische Instinkt der Engländer hat das auch längst be­griffen. Beweis: die große Aufrüstung. Die auswärtige englische Politik arbeitet aber immer noch mit Begriffen, die beinahe schon bohl geworden sind. Das neue Gesiebt E»ro-

Va8 bleueste in Kirrte

Die letzten kreixnisse aus aller Velt

De» Höhepunkt des erste« Jahrestages der Reichssilmkammer bildete die große Re­de von Neichsminister Dr. Goebbels, -er als Schirmherr des deutsche» Films gestern abend im überfüllten Sitzungssaal des Reichstages in der Krolloper vor de« Film­schaffende« sprach. Die Tagung der Reichs­filmkammer zeigte das Bestreben, de« deut­schen Film als Träger einer großen «nd verantwortungsvolle» kulturellen ». ftaats-- politischen Aufgabe an die Spitze des Welt- filmschafsens z« hebe«.

Das amerikanische Repräsentantenhaus

hat den Marinehaashaltsentwurs angenom­men, der 586 555 428 Dollar sür die Flottcn- anfrüstung des nächsten Rechnungsjahres Vorsicht. Die größte» Koste« dieses Haus­halts stud 13V Millionen Dollar für die Fort­führung des Baues von 81 Schissen und de« Neubau weiterer 18 Schiffe, sowie 2S186ÜVV Dollar sür SS7 Flugzeuge und zwei Halb­starre Luftschiffe.

Im südtnuesische« Streikgebiet wurde« di« europäische« Arbeiter der Phosphatbergwerk« von M'Dilla, Welche ohne Zustimmung der streikende« Eingeborenen die Arbeit wieder anfnehmen wollten, mißhandelt und belagert^ s» daß die Polizei die Europäer mit der Schußwaffe befreie« mußte«. 4 Eingeboren« wnrde« getötet.