Drei schreiben an Sir Anthony Eden
Kritische Mahnungen an den Außenminister Großbritanniens
gl. London, 35. Januar.
ES wäre eine Uebertreibung, zu behaupten, daß die lewe außenpolitische Rede des britischen Außaministers Eden vor dem Unter- Haus — die deutsche Antwort darauf hat sich bekanntlich der Führer selbst Vorbehalten — hundertprozentige Begeisterung auch nur in England selbst ausgelöst hätte. Im Gegen- teil, man findet in ernsthaften Kreisen eine durchaus beachtenswerte Kritik dieser Rede, die sich bis zu ernsten Mahnungen an den Leiter der britischen Außenpolitik steigert. So wirft Garvin im Londoner „Observer" ihm vor, daß er doktrinäre Vorschriften mache und praktische Bedingungen für seine Formel des materiellen Wohlwollens auf- stelle. Eden stellt moralische Forderungen auf. die fast wie britische Zehn-Gebote aussehen — rn einer ungewöhnlichen, ja, zwischen Groß- Mächten einzigartigen Sprache. Er verlangt, daß das Deutsche Reich britische Gedanken annehme, ohne anzuregen, daß Großbritannien deutsche Gedanken.annehme. Das ist kein Kompromiß, es ist auch zu befürchten, daß das kein Geschäft wird. Edens Plan scheint eine Rückkehr zur Ideologie Wilsons zu sein. Der Außenminister soll sich hüten, die Gefahren zu verschlimmern, die er so heiß zu bannen wünscht. Deutschland wird beschworen, sein Herz und sein System zu ändern. Ein ähnliches Ersuchen wird aber nicht an Stalin und den bewaffneten Kommunismus gerichtet. Auf Abwendung einer Katastrophe kann man nicht hoffen, wenn Eden die Ideologie Wilsons wieder erweckt.
Mit nicht weniger Sorge um die Zielrichtung der britischen Außenpolitik wendet sich in der „Daily Mail" Lord Notherme re an den britischen Außenminister. Er warnt die Regierung, ihre gegenwärtige Hak- tung den spanischen Wirren gegenüber beizubehalten, weil dadurch die freundschaftlichen Beziehungen zu Portugal ungünstig beeinflußt werden könnten. Es ist erstaunlich stellt Lord Nothermere fest, daß wegen der Schmeicheleien Litwinows und des Borurteils des linken Flügels in Frankreich Großbritannien das Wagnis eingehen sollte, sich einer Nation zu entfremden, die im Ernst
fall die gesamte Lebensmittelversorgung des Industrielandes England kontrollieren könnte — dadurch, daß sie im Besitz der Azoren ist, die im kommenden Krieg eins Schlüsselstellung im Atlantischen Ozean als U-Boots- und Luftstützpunkt sein werden. Englands freundschaftliche Beziehungen zu Sowjetrußland und die Interessen der Clique bolschewistischer Mörder sollten wie ein Stäubchen im Vergleich zu Portugals fester Unterstützung wiegen.
Viel schärfer geht der bekannte italienische Leitartikler Gayda in der „Voce d'Jtalia" mit Sir Anthony Eden ins Gericht. Er stellt die Widersprüche zwischen den Reden Edens und seiner Politik fest und nennt den gefährlichsten Teil der Rede jenen Schluß, in dem Eden das Deutsche Reich als Ursache aller europäischen Unruhe hinstellen will. Von Sowjetrußland und der kommunistischen Drohung an die ganze Welt sagte Eden aber kein Wort. Diese Verschiebung des Blickfeldes und der gerechten Beurteilung ist ein doppelter Irrtum: Er ruft neue, feindliche Strömungen gegen das Deutsche Reich hervor und folglich im Deutschen Reich selbst begründetes Mißtrauen und begründete Reaktion. Die unmittelbare Folge ist also eine erneut scharfe Spaltung in Europa, Mit dieser Verschiebung des Blickfeldes schasst die britische Politik nur eine blinde, törichte Duldsamkeit gegenüber dem Kommunismus. Die Wirksamkeit des Deutschen Reiches begrenzt sich auf sein eigenes Land, der Kommunismus hingegen arbeitet in der ganzen Welt. Die angebliche Drohung des Deutschen Reiches beruht in nichts anderem als in seiner hartnäckigen Arbeit, in seiner wachsenden Bevölkerung, in seinen Rechten, die es als großes Kulturvolk hat, die also berechtigt sind. Die wirkliche Drohung des Kommunismus ist dagegen die Propaganda für eine zerstörende Revolution, eine Propaganda, die von einem Lande ausgeht, das diese Revolution vor allem für eine Aktion nach außen benutzt, um die Macht der anderen zu schwächen und somit seine eigene Macht zu stärken.
MMmvrd in Paris?
X Paris, 25. Januar.
Im Bouloguer Wäldchen bei Paris wurde der frühere sowjetrussische Wirtschaftler N a<- vachine ermordet aufgesunden. Navachine hatte sich nach Ausbruch der bolschewistischen Revolution in Rußland den roten Machthabern zur Verfügung gestellt und war später nach Paris gegangen, wo er dis fran- ösische Staatsangehörigkeit erwarb. In der etzten Zeit soll er alle Beziehungen zur Sowjetregierung abgebrochen, jedoch eine rege Tätigkeit in einer anderen Gruppe der äußersten Linken entfaltet haben. Die Nolle Navachines in Paris war jedenfalls ziemlich bedeutend, da sich der Wirtschaftsminister SPinasse sofort nach dem Bekanntwerden der Mordnachricht Persönlich in das zuständige Polizeikommisiariat begab, um sich über den Stand der Untersuchung zu unterrichten.
Wenderi W« Em-rame»
Wie nunmehr bekannt wird, fand am Freitag in Valencia ein mehr als dreistün-
diger Kriegsrat unter dem Vorsitz des Sowjetbotschafters Moses Rosenberg-Jsraelsohn statt, in dem dieser den Bolschewistenhäuptlingen Largo Caballero und Azgna versprach, daß etwa 6000 in Moskau lebende ausländische Emigranten aufgefordert werden sollen, sich schleunigst nach Spanien zu begehen, um Kanonenfutter für die Sowjetmachthaber zu werden. Gleichzeitig drängte Moses Rosenberg-Jsraelsohn darauf, die Einbürgerung von Ausländern sofort zu erleichtern. um die Anwerbung von „Freiwilligen" für die „Internationale Brigade" zu verstärken.
18 Milliarden jährlich für Zinsen...
Verstärkte Kritik an der Finanzpolitik der französischen „Bolksfront"-Regierung
Paris, 25, Januar.
Die Kritik an der Finanzpolitik des Kabinetts Blum wird in Frankreich selbst immer stärker. Der frühere Ministerpräsident Flan- d i n, der erst kürzlich die Gleichung: Volks- frontpolitik ist Bankrottpolitik aufgestellt hatte, warf am Sonntag in Bordeaux der Regierung vor. daß sie ständig Wechsel
auf die Zukunft ziehe. 10 000 neue Beamte müssen »oegen des neuen Finanzgesetzes und 60 000 neue Angestellte wegen der 40-Stun- den-Woiche bei den Eisenbahngesellschaften eingestellt werden, der Abgang Ende 1936 etwa 7 Milliarden Franken beträgt. Das Schatzamt braucht 35 Milliarden Franken.
Der „Matin" stellte fest, daß die jährliche Zinssumme für die französischen Staatsschulden mehr als 18 Milliarden Franken be- trägt. „Journal" ergänzt diese Mitteilungen indem es feststellt, daß das Schatzamt für die bis Ende 1937 fällig werdenden Bedürfnisse mindestens 55 Milliarden Franken beschaffen muß. Dabei ist die Lage für die Auslegung langfristiger Anleihen ungünstig.
Gsnj mrret noch aut Ankaras Za
Die Vorschläge Becks zur Lösung des Rohstofsproblems
HI. Gens, 25. Januar
Wenn man auch am Sonntag sozusagen „freudestrahlend" in Gens der Welt verkündete, daß in der Alexandrette - Frage eine „Einigung" erreicht worden fei — der Sand- schak Alexandrette mit seiner starken türkischen Bevölkerung erhält eine weitgehende Verwaltungsautonomie im Rahmen des syrischen Staates und wird entmilitarisiert; ein französisch-türkischer Militärvertrag soll die militärische Sicherung des Gebietes besorgen —. so verhehlt man sich doch nicht, daß die große und weitgehende Nachgiebig, keit Frankreichs in dieser Frage noch lange keine Lösung gebracht hat, um so weniger, als die Zustimmung der türkischen Negierung noch aussteht. Ebensowenig ist man
sich über die Art der Völkerbmidsbürgschaft für dieses Gebiet ins reine gekommen.
Eine Ablenkung von diesen Sorgen des Genfer Vereins bietet der am Montag ver- öfsentlichte Bericht des polnischen Außenministers Beck über die Einsetzung eines Studienausschusses für die Nohstofsrage, der auf die Erklärungen Sir Samuel Hoares voni September 1935 Bezug nimmt und vorschlägt, daß der Studienausschuß zu- nächst die großen Linien der Nohstofsrage herausstelle. Die Einzelfragcn sollen geson- dert behandelt werden. Er bezeichnet die — bereits zugesagte — Mitarbeit von Sachverständigen ' der Nichtvölkerbundsmitglieder. USA-, Japan und Brasilien, für erwünscht I und schlügt vor, Schritte zu unternehmen, um auch die Mitwirkung eines deutschen Sachverständigen zu erlangen.
Begegnung Ciano-Niischdi Aras
Die angekündigte Begegnung des italienischen Außenministers Graf Cia » o mit dem türkischen Außenminister Nüschdi Aras, bei der u. a. die Frage der Beteiligung Italiens am Meer- engenabkammen von Montreux geklärt werden soll, wird am 3. Februar in Mailand stattfinden.
KsKywKWenttstWt in Sapan
Tokio, 25. Januar
Der Kaiser von Japan hat den General Ugaki mit der Regierungsbildung betraut; der PräsumPtive Kabinettschef findet in der Presse, bei den Parteien und in der Wirtschaft eine günstige Aufnahme, da er eine Verständigung mit den Parteien anstrebt und die Einmischung des Heeres in die Staats- führung vermeiden will.
Das große Lügenspiel in Moskau
Erste Folge des Prozesses: Lenins nächster Freund verhaftet
X Kopenhagen, 25. Januar
Nach einer Warschauer Meldung der „Politiken" ist nach der Vernehmung Pjata- kows und Nadek - Sobelsohns im Moskauer Theaterprozeß, die Bucharin und Rykow als Leiter einer rechten Oppositionsgruppe genannt hatten, der bisher als nächster Freund Lenins immer geschonte Rykow in seiner Wohnung verhaftet worden. Das gleiche Schicksal erlitten sieben Offiziere der Garni- son Moskau, der frühere Oberbürgermeister von Moskau, Uglanow. der Sekretär Pjatakows, Moskaljow, und der Mitarbeiter Dimitroffs, Login.
In der Montagverhandlung gestand der ..Zeuge" Ing. Login ow. als angeblicher Trotzkist im Aufträge Pjatakows insbesondere in ostukrainischen Industriebetrieben Sabotageakte verübt zu haben. Dieser .Kronzeuge" scheint besonders präpariert worden zu sein, um zu den widerrechtlichen Verhaftungen Reichsdeutscher eine Begründung zu erdichten. Er erklärt, von dem Angeklagten Rata Lisch ek den Auftrag erhalten zu haben, sich mit deutschen Jpgenieuren und Technikern, die in der Sowjetunion als Spezialisten tätig waren, in Verbindung zu setzen „zum Zwecke der Spionage und der Weiterleitung an Agenten des deutschen Spionagedienstes (!!)". Der Angeklagte Grasche sei ihm als geeigneter Mittelsmann erschienen, da er von dessen angeblichen Verbindungen mit „deutschen Spionen" gewußt hätte.
In der englischen Presse wird über den Theaterprozeß ausführlich und in großer Aufmachung berichtet. „Observer" fragt, was
das alles zu bedeuten hat und ob es sich nu» um die persönliche Nachfolgeschaft für Stalin bei diesem Prozeß handelt. „Sundah Expreß" spricht die Wahrscheinlichkeitswert besitzende Vermutung aus, daß ein „geheimnisvolles Gift" die Angeklagten zu ihren „Geständnissen" und Selbstbeschimpsungen — Radek z. B. nannte sich „Schwein" und „Verräter" — veranlaßt hat und fragt, ob Stalin wieder einmal das geheimnisvolle und fürchterliche „Ne de Narkotikum" benützt, das, wie die Wissenschaftler glauben, in Sowjetrußland entdeckt worden ist. Dieses Gift soll den Willen vom Verstand trennen und dazu zwingen, die geheimsten Gedanken ohne Rücksicht zu enthüllen. Im übrigen ist sich die Londoner Presse darüber einig, daß das Moskauer Sowjetgericht der Welt ein großes Lügcn- spiel vorführt, damit die Sowjetregicrnng ihr unbequeme Leute beseitigen kann.
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Tein Konto von der Polizei beschlagnahmt Oslo, 24. Januar.
Die norwegischen Steuerbehörden beschlagnahmten das bei einer norwegischen Bank bisher noch aufrechterhaltene Konto Trotzki- Bronstein. weil es der Jude, gemäß den seiner Raste eigenen Gepflogenheiten, vor seiner Abreise Unterlasten hatte, seine Steuerschulden in Norwegen zu bezahlen. Allerdings hatte der schlaue Fuchs den Hauptanteil seines Kontos längst nach Mexiko überwiesen, so daß nur noch 5000 norwegische Kronen beschlagnahmt werden konnten.
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Teschenmacher hob die Schultern. „Man hat versucht, durch die Familie Lovosini aus eine Spur zu kommen. Nach den bisher aus Amerika eingelaufenen Berichten hat sich jedoch kein einziges Mitglied dieser Familie in der fraglichen Zeit außerhalb der Vereinigten Staaten befunden."
„Und Sie selber haben auch nichts weiter gesunden?"
Teschenmacher zündete sich eine Zigarette an und tat ein paar lange Züge. „Wie Sie wissen, habe ich durch einen Kollegen in Paris Recherchen einziehen lasten. Paris ist und bleibt für mein Gefühl der Schlüssel- Punkt des Problems. Ter bisherige Bericht des französischen Kriminalisten ist sehr interessant. Ter Ursprung des Anzugs, den Tr. Oesterberg bei seinem Tode trug, hat sich zwar noch nicht seststellen lasten. Dafür aber hat mein Kollege herausgefunden. daß Herr Niveller am Tage ^or seinem Verschwinden in Gesellschaft eines Herrn gesehen worden ist. und zwar im Cafä de la Paix. Tie Beschreibung lautet: Ter Fremde war kleiner als Niveller. dunkelhaarig, dem Aussehen nach Südfranzose oder Italiener. Ein ungenaues Signalement, aber es könnte aus unseren Freund Grioni deulen. Welker hak der Kollege sestgestellt daß Frau Niveller bei einer Brüsseler Gesellschaft mit 100 000 Franken versichert war. Tie Summe ist allerdings verhältnismäßig nicht sehr bedeutend, denn dke finanzielle Lage des Herrn Niveller
war nachweislich glanzend. Auch ist bisher bei der Gesellschaft noch kein Antrag aut Auszahlung der Versicherung eingegangen aber — man bars dieses Moment nicht außer acht lasten. Schaüen's lieber Herr Ott noch vor ein paar Tagen hatte ich mir in Innsbruck eine ganz vernünftige Erklärung des Zusammenhangs zurechtgelegt und glaubte schon. Licht zu sehen. Ta kam die Nachricht von der Ermordung Giulias und warf alles wieder über den Hausen."
Lorenz Ott dachte scharf nach. „Dars ich meine unmaßgebliche Meinung sagen. Herr Teschenmacher?"
„Bitt schön, bitt schönl Das wünsche ich ja gerade!"
„Mir scheint. Sie verbeißen sich zu fest in die Idee eines Zusammenhanges dieser Mordtaten. Es spricht manches für eine Verbindung der Fälle Niveller und Tr. Lesterberg. Aber kann nicht der letzte Mord ganz unabhängig davon sein?"
„Wenn es sich nur um die arme Ruocro handelte, würde ich Ihnen beistimmen, mein Lieber. Aber Sie vergessen wieder daß es im Grunde Fräulein Sontag galt. Wir haben hier einen Kreis von Personen, die örtlich und persönlich in Beziehungen zu ein- ander stehen: Tr. Lesterberg. Frau Lesterberg. die NivellerS Grioni. Tr. Casiier. Sie selbst und Inge Sontag. Ta ist es schwer zu glauben daß die geplante Ermordung Ihrer Braut so ganz aus dem Rahmen fällt."
„Aber Sie haben doch nicht die geringsten Beweise!"
Teschenmacher schwieg eine Weile und dachte angestrengt nach. ..Fräulein Inge hat die Frau Niveller im Leben nie gesehen" sagte er dann langsam, „aber es gibt da eure
auffallende Uebereinstlmmung zwischen ihr und Germaine Niveller: das Haar!"
Lorenz sah den Beamten verblüfft an. „Aber Herr Teschenmacher! Was wollen Sie daraus folgern daß die beiden zufällig die gleiche Haarfarbe haben. Es giot sicherlich noch Tausende von Frauen, die ebenso Helles blondes Haar haben!"
„Hm. ich weiß nicht. Das Haar Ihrer Braut hat eine ganz besondere Nuance, lieber Ott. Es ist nicht das übliche Hellblond. Ich habe außer der armen Frau Niveller offen gestanden noch niemand gesehen, der ein gleiches lichtblondes Haar hat. Kennen Sie noch andere Frauen dieses Haartyps? Etwa gar hier in Venedig?"
„Nein, das — kann ich nicht behaupten."
„Na, also! Es gibt Menschen deren Fetischismus in Zerstörungslust ausartet. Denken Sie an Jack the ripper. an die Zopsabschneider und so weiter. Man kann sich ebensogut einen Menschen denken, der hinter diesem bestimmten Frauenhaar her rst."
Lorenz Ott schüttelte unmutig den Kopf. „Nehmen Sie es nicht übel, Herr Teschenmacher. aber ich fürchte, jetzt Heht die Phantasie wirklich mit Ihnen durch."
„Finden Sie den Gedanken so absurd? Schade. Ta scheine ich also auf einem Holz- weg zu sein. Hm. ja — es würde ja auch in keiner Weise die Ermordung Oesterbergs erklären."
„Was soll nun weiter geschehen?"
„Die Ermittlungen gehen sort", sagte Teschenmacher ruhig. „Bisher habe ich mich rein privat mit den Fällen Oesterberg und Niveller beschäftigt. Seit der Feststellung, daß Tr. Oesterberg tatsächlich ermordet worden ist, hat die Sache ein anderes Gesicht er- halten. Die Bearbeitung der Sache rst mir
letzt offiziell übertragen worden. Ich werde in enger Verbindung mit der italienischen Polizei nach dem verschwundenen Morast forschen und die Herren Gnom und Tr. Casiier weiter un Auge behalten."
„Meinen Sie, daß Casiier wieder freige- gelasien wird?"
„Sein Alibi wird noch genau untersucht, ob es nicht doch irgendwo ein Loch hat. Aber die bestimmte Aussage des Polizeibeamren wiegt natürlich schwer. Ich glaube kaum, daß ein Haftbefehl erlasten wird. Und die augenblickliche gefährliche VolkSstimmung wird sich rasch legen. Tann wird man ihn entlasten und wahrscheinlich wird er Venedig den Rücken kehren. Ter Aufenthalt hier und besonders im Palazzo Grioni dürste ihm wohl verleidet sein. Im übrigen hotte ich immer noch aus weitere Feststellungen des Pariser Kollegen, die ein neues Licht aus die Sache werfen können."
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Teschenmachers Vermutung bezüglich der weiteren Entwicklung erwies sich als richtig. Nach sorgfältiger Prüfung der Zeugenaussagen und aller sonstigen Umstände gelangte die Polizei zu der Ueberzeugung daß sich ein Haftbefehl gegen den Tr. Casiier nicht rechtfertigen ließ, und di auch die bedrohliche Empörung in der Stadt durch neue Ereignisse abgelenkt wurde konnte Casiier die Schutzhaft verlassen. Teschenmacher selber war es der ihn im Polizeigesängnis abholte und aus seinen Wunsch zunächst zu Inge und Lorenz Ott geleitete.
Inge, noch schwach und bettlägerig, empfing ihn mit einem kleinen Freudenausbruch.
«Forlfetzuna folgt)