matisch mit der Sache der Unordnung und der Anarchie verbinden?
„Dank der Manöver Moskaus", so schreibt die „Ta i lh M a il". „b r ich t d ie Ni ch t - ein Mischung in Spanien jetzt kläglich zusammen." Das Blatt weist darauf hin. daß sich in der Gegend von Madrid heute 35 060 voll ausgerüstete sowjet- russische Soldaten und 25 000 französische Kommunisten befinden und fordert, daß England sich nicht in den spanischen Konflikt der- wickeln lassen dürfe. Soeben hat die Labour- Party ein Flugblatt veröffentlicht, das aufsehenerregendes Beweismaterial enthält. Es wird erklärt, daß auf den britischen Inseln nicht weniger als elf kommunistische Organisationen an der Arbeit sind, die sich bemühen, mit Moskauer Geldmitteln mH.',,, von vielen tausend Pfund England unter bolschewistische Kontrolle zu bringen. Ter spanische Kommunist Oliver in Valencia hat die Absichten der Sowjets angebeutet. Er hat erklärt, baß die Roten nach einem Siege ihre große Armee nach anderen Ländern senden werden, um dort den Kampf gegen den Faschismus fortzusetzen. — ..Die Verschärfung der Moskauer Wühlereien", so schließt die „Daily Mail", „beweist, wie zwin- gend es für England ist. sich von den spanischen Verwicklungen ferinukmlten."
Sörberung
der deutsch 'ungarischen Freundschaft
von Kozma über Deutschland
Berlin. 16. Dezember.
Der königlich-ungarische Innenminister Nikolaus von Kozma empfing am Mittwoch einen Vertreter des DNB. und gab ihm fol- genbe Erklärungen:
„Ich ergreife mit besonderer Freude die Gelegenheit, über meine Eindrücke, die ich während meines Berliner Aufenthaltes durch das überaus freundschaftliche Entgegenkommen des Reichsministers Dr. Frick und seiner Mitarbeiter gewinnen konnte, an die deutsche Presse einige Erklärungen geben zu können.
Der Arbeitsdienst erzielt bei der Jugend Disziplin. Arbeitsfreudigkeit, physische und moralische Kräftigung, er überbrückt soziale Verschiedenheiten und führt die großen Mafien zur Mutter Erde zurück. Er ist somit einneues hervorragendes Jnstrumentder Volkserziehung.
Die führende Rolle Deutschlands auf dem Gebiet des Volksgesundheitswesens ist allgemein anerkannt. Reichsminister Dr. Goebbels gewährte mir liebenswürdigerweise einen Einblick in die großartige Organisation des Winterhilfswerks. Dieses hervorragende soziale Werk zur Linderung der Not st der Beweis einer echten lebendigen Volksgemeinschaft.
Am letzten Tage hatte ich Gelegenheit, auch den Ministerpräsidenten Generaloberst Göring sowie Reichsaußenminister Freiherr von Neurath Besuche abzustatten. Ganz besonders freue ich mich darüber, daß am Schluß meines Berliner Aufenthaltes der Führer und Reichskanzler mir die große Ehre erwies, mich zu einer eineinviertelstündigen Aussprache über schwebende politische Fragen zu empfangen.
Ich kenne das Deutsche Reich, seine Gaue und Städte seit jeher sehr gründlich, hatte aber erst jetzt die erste Gelegenheit, hier einen offiziellen Besuch abzustatten. Ich kehre mit der Nebcrzeugung in meine Heimat zurück, daß meine Reife zur Förderung der d e u t sch - u n g a r i sch e n freundschaftlichen Beziehungen beigetragen hat."
Unmißverständliche Antwort Portugals
auf die englich-franzöfischen Vorschläge zur Befriedung Spaniens
Lissabon, 16. Dezember.
Das Portugiesische Außenministerium hat jetzt den Text seiner Antwortnote auf die englisch - französischen Vorschläge bekanntgegeben. Die Note geht u. a. aus die Anwerbung von Freiwilligen und Sammlungen zur Unterstützung ein. die trotz Vorschlägen auch anderer Nationen außer Portugal, die dies vermeiden wollten, Tatsache geworden sind. Sie hält deshalb die Erneuerung solcher Vorschläge unter den gleichen Bedingungen von vornherein zur Erfolglosigkeit verurteilt. Sie betrachtet die Anwerbung von Freiwilligen nicht durch die öffentliche Meinung erreicht, sondern als Ergebnis von Ae uße- r ungen verantwortlicher Männer einiger Länder, die offensichtlich Partei nehmen und dadurch natürlich die Gegnerschaft von Staaten anderer politischer Anschauungen hervorriefen.
Portugal lehnt es ab. weitere Maßnahmenzuergreifenalsdir. die es auf Grund seines Beitritts
um Nich tei n misch un gs -Aus-
chuß bereits durchgeführt hat, solange nicht andere Staaten ebenfalls sich zu neuen Maßnahmen entschließen. Nach Ansicht der Portugiesischen Negierung'hätten die vorgeschlagenen neuen Maßnahmen zur Folge, daß die Unwirksamkeit und die ungenügende Kraft der Kommission vor aller Welt bewiesen und das internationale Verfahren und die beteiligten Regierungen diskreditiert würden. Als weitere Folge wäre zu vermerken, daß die vorgeschlagenen Maßnahmen nicht zur unparteiischen Durchführung gelangen könnten, da ja die tatsächlich« Kontrolle nicht der Kommission selbst, sondern den beteiligten Regierungen zustände, die auf Grund ihrer innerpolitischen Bindungen zu einer unparteiischen Durchführung nicht in der Lage sind.
Die portugiesische Regierung befürchtet, daß man beim spanischen Konflikt von falschen Voraussetzungen ausgehe und daher Maßnahmen Vorschlägen werde, die von vornherein zur Erfolglosigkeit verurteilt sind. Zur Besserung der Lage der Zivilbevölkerung in Spanien stellt die portugiesische Regierung fest, daß sie keiner
lei Beziehungen zu den Anführern in Valencia unterhält, die alle Autorität einer «regulären Regierung" rechtmäßig und tatsächlich verloren haben. Andererseits hat sie auch noch nicht die Nationalregierung in Burgos anerkannt. Die portugiesische Regierung wird sich aber keine Beschränkungen auserlegen, sich anderen Mächten anzuschließen, um das zugunsten der spanischen Bevölkerung angefangene Hilfswerk zu erweitern.
In der Hilfe für die Zivilbevölkerung sieht die portugiesische Regierung eine große Möglichkeit, den Beweis für eine humane Solidarität zu erbringen. Eine weitere Möglichkeit, Hilfe zu leisten zur Garantie und Wahrung der Gerechtigkeit und des Friedens in Spanien sieht die portugiesische Regierung in der Be- schützung Unterlegener nach dem Endsieg. — Eine durch Volksabstimmung zu erreichende Vermittlerrolle hält die Regierung nur durchführbar, wenn der spanische Konflikt als Kampf zweier Gruppen um die Regierungsmacht betrachtet wird und nicht als Kampf zweier Zivilisationen oder der Zivilisation egen die Barbarei. Die Regierung kalt auch ie Beendigung des Kampfes ohne den endgültigen Sieg einer Partei für unangebracht, da dadurch der Grund zu einem neuen Uebel gelegt werden würde, das nicht mehr abzuwenden ist. Sie stimmt daher dieser Taktik nicht zu, da schon die Verbreitung einer solchen Joee eine Gefahr für die westliche Zivilisation bedeutet. Sie hält den Vermittlungsversuch nicht nur für zwecklos, sondern sogar für gefährlich, da er die Leidenschaften nur noch mehr entfachen müßte.
In Anbetracht all dieser Dinge wage es die portugiesische Regierung nicht, diesem scheinbar großartigen Gedanken ihre Zustimmung zu geben, ganz abgesehen von Hrer skeptischen Einstellung dem Wahlverfahren gegenüber, wobei noch zu berücksichtigen wäre, baß eine Zusage einer Straflosigkeit denen gegenüber, die den Terror als politische Waffe gebrauchten, unmöglich sei. Sollte sie portugiesische Regierung jedoch zu der Ueberzeugung gelangen, daß beide Parteien eine Vermittlung wünschten, werde sie gern mit den übrigen Regierungen die Form der Vermittlungsaktion prüfen.
Abreise vsn Komas
Berlin, 16. Dezember
Nach einem fast einwöchigen Aufenthalt in Berlin, der eingehenden Besichtigungen und Besprechungen mit führenden Persönlichkeiten des Dritten Reiches gewidmet war. verließ der ungarische Innenminister von Kozma am Mittwochabend wieder die Reichshauptstadt, um nach Budapest heimzukehren. Auf dem Anhalter Bahnhof nahmen der Reichsminister Dr. Frick und Staatssekretär Pfundtner herzlichen Abschied von dem hohen ungarischen Gast und seinen Mitarbeitern.
Even Min schreibt über Deutschland
Stockholm, 16. Dezember
Der weltbekannte schwedische Forscher Sven Hedin, der nach längerem Aufenthalt in Deutschland am Mittwoch nach Stockholm zurückkehrte, erklärte, -aß er die Absicht habe, übe, das neue Deutschland ein Buch zu schreiben.
Seit dem 1. Oktober habe er in Deutschland geweilt und in dieser Zeit 1400 Kilometer zurückgelegt, und zwar im Kraftwagen. Er habe von Ostpreußen bis zum Rheinland eine Reihe von Städten. Einrich
tungen und Arbeitsplätzen gründlich besich- tigt. Ueber seine Eindrücke sagt der schwedische Forscher u. a.:
„Ich habe ein starke 8 und selbstän- diges Deutschland gefunden, gleich stark und sich seiner Macht bewußt wievor 19 14. ein neues Land, das mitOptimi 8- mus in die Zukunft schaut. Ich habe neue Sachen und neue soziale Einrichtungen kennen gelernt. Ich habe den Arbeitsdienst studiert und bin auf den neuen Autostraßen gefahren und habe ein Deutschland gesehen, wo alle arbeiten zum Wohls des Staates, ein Land, in dem alle Arbeit haben. Das ist das große Wunder in diesen Zeiten."
„Minsanterie" in Frankreich
Paris, 16. Dezember
In Frankreich werden zur Zeit Versuche mit kleinen Einheiten von „Luftinfanterie" gemacht, um die Nützlichkeit dieser neuen Waffe zu studieren, die in anderen Ländern, wie Sowjetrußland, bereits eingeführt ist. Eine militärische Persönlichkeit hat dem „Figaro" einige zurückhaltende Angaben über die neue französische Waffe gemacht. Um schneller zu sein, so schreibt das Blatt, bat man neue Formationen aelckasseu wie
Lastwagen Änd Naupenwagen. Abe» diese sind «och nicht schnell genug. Man muß also der Infanterie den Luftweg erschließen, auf dem es keine Verstopfungen gibt Die verhältnismäßige Freizügigkeir des Flug- zeuges gestattet es. Infanterie im Rücken des Feindes einzusetzen, ohne daß man im Gelände feindlichen Widerstand zu überwin- den hat. Die Luftinfanterie wird mit automatischen und mit Tankabwehrwaffen stark ausgerüstet sein. Sie kann auf dreifache Weise ausgerüstet werden, d. h. sie kann ent- weder auf einem günstigen Gelände landen, am Fallschirm niedergehen oder aus beider- lei Art landen. Bisher sind in Frankreich zwei solcher Gruppen Luftinfanterie vorgesehen. die eine in Reims, die andere in Algier. Sie werden wahrscheinlich in zwei Monaten ihre Garnisonen beziehen und aus Freiwilligen der Infanterie gebildet sein.
Vas bleueste in Kürre
I« Anwesenheit des Führers nahm gestern abend das vom Mnfikkorps der Leibstandart« SS. Adolf Hitler «nd der Berliner HI. g«, «einsam veranstaltete Berliner Grotzkonzert z« Gunsten der Winterhilfe in der bis ans den letzte« Platz gefüllte» Deutschlandhalle eine» großartigen Verlauf.
Reichsminister Serrl, der Leiter der Reichs» stelle für Raumordnung, empfing den Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst Freiherr« von Fritsch z« einer längeren Unter, redung. Anschließend besichtigte Generaloberst von Fritsch die Arveitsränme der Reichsstelle.
Bor dem Exekntivansschuß -er Radikalsozia» listische« Partei hielt Kriegsminister Daladier eine Rede, in der er sagt«, es sei Frankreichs gebieterische Pflicht, bei der derzeitigen Lage im Interesse der Friedenserhaltnng in alle Opfer einzuwilligen, die für die Verteidigung -es Landes notwendig seien. Die Ansprache klang in einen Ausruf zur Wiederherstellung des sozialen Friedens und zum allgemeinen Zusammenschluß aus.
In der Provinz Scheust ist es, wie Reuter ans Nanking meldet, z« ersten schweren Gefechte» zwischen Truppen der Zentralregierung und den Meuterern gekommen. Der Dl, rektor der Bank von China will nach Sianfn reise«, um einen neue« Vermittlungsversuch znr Befreiung Tschiangkaischeks zn unternehme».
Infolge einer durch Wolkenbrüche hervorgerufenen Ueberschwemmung ersoff im Berg» werksgebiet des Staates Monas Geraes sBra» siliens die Goldmine Passage« in der Näh« -er Stadt Ouro Preto. 16 Bergarbeiter ertranken.
Lenken Hie tarn», -aß man zum Alle» »ongiichenuntTor- ten sowie zum sparsamen Backen überhaupt mit großem Vorteil Lr. Selker'» pudding-u.Soßen» puioer verwenden Sir sin-en gut« Rezepte hiersik il»
zeptbuch
„Lacken macht ZreuSe", Preis 20 pfg., wo nicht erhältlich, gegen Marken von dr. stngust Vetter. vlelefel».
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1 Copyright bo Carl Duncker-Berlag, Berit»
„Entsetzlich!" Mit" verzerrtem Gesicht ließ Frau Maja Brilon das Zeitungsblatt sinken. Leise raschelte das Papier unter ihren zitternden Händen.
Lorenz Otts braunrotes Sportgesicht beugte sich besorgt vor. „Gnädige Frau...?"
Ein paarmal mußten die blutleer gewordenen Lippen der Frau zum Sprechen an» setzen, ehe sie ein Wort zu formen vermochten. „Es ist... furchtbar! Mein Mann ist verunglückt! Es... es steht in der Zeitung!"
Lorenz Ott bückte sich und hob das herabgeglittene Blatt vom Fußboden des Abteils auf. Seine Augen überflogen vergeblich die Spalten auf der Suche nach dem Namen Brilon.
..Ta! Da steht's!" Die bebenden Finger der Frau wiesen auf eine Nachricht auf der ersten Seite. In ungläubigem Entsetzen saugten sich ihre Augen nochmals daran fest, als wollten sie sich vergewissern, daß das Furchtbare wirklich schwarz auf weiß dort stand.
..Unglücksfall oder Selbstmord?" las Lo- renz Ott rasch. „Aus der Bahnstrecke Inns- druck-Brenner wurde gestern abend in einem Tunnel die Leiche eines gutgekleideten Mannes gefunden. Das Gesicht war bis zur Unkenntlichkeit zermalmt. Ter Tote trug eine mit reichlichen Geldmitteln versehene Brieftasche bei sich, eine Fahrkarte Paris — München — Venedig und einen Paß. aus den Namen des Arztes Tr. Sven Lesterberg ans Stockholm lautend. Augenscheinlich ist er
aus dem Schnellzug Innsbruck—Verona gestürzt und überfahren worden. Die Behörden untersuchen zur Zeit noch, ob es sich bei dem grausigen Ereignis um einen Unglücks- sall oder einen Selbstmord handelt."
„Mein Mann!" stöhnte Frau Oesterberg. Brilon. „O Gott, wie ist das möglich! Wie kommt Sven dorthin?"
„Könnte es sich nicht doch um eine Verwechslung handeln?" versuchte Ott zu trösten und fühlte doch, wie wenig Wahrscheinlich- keit dieser Trost besaß. Auch Frau Maja schüttelte verzweifelt den Kopf.
„Es gibt keinen zweiten Dr. Sven Oesterberg in ganz Schweden. Ich... ich muß sofort hin!"
Unwillkürlich griff Lorenz Ott nach ihrem Arm. denn einen Augenblick hatte es den An. schein, als wolle sie aufspringen und die Notbremse ziehen. „In zwanzig Minuten sind wir in Verona, gnädige Frau. Don dort werden Sie sicher den besten Anschluß haben."
„Ja? Meinen Sie?" Ratlos fuhren die Augen der Frau hin und her. „Natürlich, ja... Verzeihen Sie. ich bin ganz verwirrt ...ich rede..."
Lorenz Ott blätterte bereits in seinem Kursbuch. „Verona — Bozen — Brenner — Innsbruck. Ta geht sogar ein Schnellzug von Verona, fünfzehn Minuten nach unserer Ankunftszeit. Hoffentlich haben wir keine Verspätung und Sie erreichen den Zug."
„Ja... ja... Nicht wahr. Sie... Sie sind doch auch der Meinung, daß ich... auf diese Nachricht hin.... daß ich nach Innsbruck fahren muß?"
„Selbstverständlich, gnädige Frau." Lorenz Ott hob etwas verwundert den Kops. „Ich stehe natürlich zu Ihrer Versügung und begleite Sie."
„Tanke... ia... das heißt: sagten Sie mir nicht, daß Sie in Venedig erwartet werden?"
.„Ich telegraphiere von Verona aus. Meine Braut wird ohne weiteres verstehen, daß ich Sie jetzt nicht allein lassen kann, gnädige Frau."
.Lawohl... danke sehr... Wenn Sie sich die Mühe... Ach, ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich spreche!"
„Bedarf auch keiner Worte, gnädige Frau." Lorenz Ott betrachtete mitleidig ihr schmerzverzerrtes Gesicht. Knapp drei Stunden nur noch bis Venedig. Da wartete Inge Sontag. Aber das half nun nichts. Lorenz Ott war gewohnt. Hilfe zu leisten, ohne nach eigenen Wünschen zu fragen. Und die arme Frau da brauchte jetzt jemand, der ihr bei- stehen konnte. Wie sehr, das sah er erst so recht, als der Zug Verona erreicht«. Ihre Verfassung war derart, daß sie allein kaum den Anschlußzug gefunden hätte. Sie lief völlig verstört auf dem Perron hin und her und überschüttete die Zugbeamten mit einer Flut von Fragen über das Unglück am Bren- ner. Fragen, die die Beamten beim besten Willen nicht beantworten konnten.
Lorenz Ott brachte Frau Oesterberg-Brt- lon in einem Abteil unter, löste die Fahrscheine und fand gerade noch Zeit, eine dringende Depesche aufzugeben an Inge Sontag. Venezia, Casa Nuocco, Campo Goldini.
Dann rollte der Zug gegen Norden.
Frau Maja Oesterberg-Brilon saß in ihre Ecke zurückgelehnt, schweigend, mit geschlosse- nen Augen, und auch Lorenz Ott schwieg. Trost? Tu lieber Gott, gegenüber einem solchen Schicksalsschlag waren alle Worte nur banal und lächerlich. Da war es schon besser, mau sagte gar nichts. Sr betrachtete sein«
Reisegefährtin. Sie wemle. nichl. Nur -m und zu zuckte es krampfhaft um ihren schü«- geschwungenen Mund. Aber eine fast beäna. stigende Blässe bedeckte dieses Gesicht, d« noch vor einer Stunde so vergnügt und übiG- legen gelächelt hatte.
So schnell ändert sich die Welt. Ms So»«« Ott heute morgen in Mailand daS Abwll betrat, hatte er gewiß nicht daran gedacht, daß diese schöne, elegante Dame, die do« saß. überhaupt Sorgen oder Kummer haben könnte. Sie schien wie geschaffen dazu, ruhig und unbeschwert durch die Welt zu gehen. Die Sicherheit, mit der sie seinen Gruß erwiderte. die selbstverständliche Leichtigkeit, mit der sie ihn bald nach der Abfahrt in ein Gespräch verwickelte, hatten dem Werkstudenten Lorenz Ott mächtig imponiert. Er hatte sich sogar ein wenig geschmeichelt gefühlt, daß die Dame sich so liebenswürdig mit ihm unterhielt und ihn nach dem Woher und Wohin fragte. Ihr ganzes Wesen atmete jenes Undefinierbare, das befiehlt, ohne zu verletzen, ja, ohne es selber zu wissen. Lorenz Ott war kein großer Theaterkenner, aber er erinnerte sich doch, als sie ihm ihren Namen sagte, diesen Namen früher bereits gehört oder gelesen zu haben, und Frau Oesterberg- Brilon bestätigte denn auch, daß sie mehrfach in Berlin gastiert habe, allerdings vor ihrer Verheiratung. Wie ein Sonnenmensch war sie ihm erschienen in ihrer ruhig betonten, reifen Schönheit, ihrer unaufdringlich vornehmen Eleganz und ihrer lächelnden Neber- legenheit. Und nun saß sie ihm da gegenüber, eine Fassungslose, vom Blitz des Schicksals jäh Zerschmetterte.
Ja. so schnell kann sich das Leben ändern,
(Fortsetzung folgt.).