Der norwegische Außenminister Dr. Koht, der sich dem Ansinnen der Marxisten energisch widersetzte, legte den Vorsitz im Ausschuß am 9. November nieder. An seine Stelle soll der Hauptschriftleiter des sozialdemokratischen Arbeiterbladet", Martin Tranmael, tre­ten,.aus dessen Händen Ossietzky voraussichtlich den Preis empfangen wird.

Die gesamte verantwortungsbewnstte nor­wegische Presse verurteilt den Beschluß des Ausschusses als einen nicht wieder gntzu- machenden Schlag gegen die Idee des Frie­densnobelpreises.' der auch außenpolitisch Norwegen große Schwierigkeiten bereitet. Die Drahtzieher des Ossiehkry-Rununels

Die kommunistischeHumanitö" und

einige andere Linksblätter veröffentlichten am Dienstag folgende Mitteilung, die für sich selbst spricht:Mit größter Freude hören wir, daß unser Feldzug für die Verleihung des Friedensnobelpreises an Ossietzky Erfolg gehabt hat. Wir legen Wert darauf, allen denen zu danken, die auf unseren Aufruf ge­antwortet haben. Wir erwähnen in erster Linie folgende Namen: Eduard Herriot. Löon Blum, Maurice Thorez, Raoul Aubaud, Vincent Auriol, Fernand Brunot, Marcel E a ch i n, Pierre Cot, Georges Monet und Marius Moutet (der Kolonialminister), der Schriftsteller Ro­main Rolland. Löon Jouhaux und viele andere mebr."

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Gememfam gegen -Le Komintern

Sinn des deutsch-japanischen Abkommens

Drabtbericht der Berliner SLriltlcituna der NL.-Presse

^ Auch Japan war wie Italien unsei Gegner im Weltkrieg. Tie Gesühle, die geger diese beiden Länder eine Zeitlang in unt nachwirken mußten, sind seit langem übev wunden. Wir überlassen es den Franzosen ewig in der Vergangenheit zu leben; wir lasten unsere Austastungen und Entscheidun­gen von den Realitäten des Tages und vor den Erfordernissen der Gegenwart bestimmen Wir sind mit Italien zu einer weitgehenden Verständigung gelangt und wir haben nun­mehr auch mit dem Reiche der ausgehender Sonne ein Abkommen im Sinne der grund­sätzlichen Richtlinien unserer Weltpolitik, die gegen den gemeinsamen Feind der ganzen zivilisierten Erde, den Bolschewismus, zielt, abgeschlossen.

Unsere Beziehungen zum Reiche des Mikado sind schon seit langem recht freund» schastlich. Vor etwa einem Jahr schrieb eine jugoslawische Zeitung, die BelgraderPoli- tika", mit Recht:Deutschland ist heute das emsige Land m Europa, wo die Japaner sich zu Hause fühlen. System und Negierung der beiden Länder sind einander

aynuch und ihre Interessen in bezug aus Sowjetrußland sind in völliger Ueb"rein- stimmung. Deshalb hat Japan Deutschland zu seinem Hauptquartier in Europa gemacht." Die letztere Bemerkung bezog sich damals auf die Tatsache, daß wenig vorher in Berlin eine Besprechung aller japanischen Gesandten und Botschafter in Europa stattgefunden hatte und daß das militärische Gegenstück, eine Besprechung aller japanischen Militärattaches, bevorstand.

In anderen europäischen Hauptstädten hat man die innere Annäherung zwischen der mitteleuropäischen und der anderen, öst­lichen, Großmacht seit langem mit Mißtrauen verfolgt. Die Verwandtschaft der politischen W e l t a u f f a s s u n g und die gleichartige Einstellung sowohl gegenüber dem Völkerbund wie gegenüber dem Bol­schewismus mußten ja einmal äußerlich in Erscheinung treten. Schon seit über einem Jahr laufen die Gerüchte, die von dem Plan eines deutsch-japanischen Weltbündnisses wissen wollten. Vor mehr als einem Jahr lasen wir im PariserOeuvre" die Bemer­kung:Alles sollte versucht werden, um eine solche Zusammenarbeit zwischen den meistgerüsteten und den ehrgeizigsten Län­dern der Welt zu verhindern." Die Zusam­menarbeit ist jetzt beschlosten aber die Be­hauptung ist falsch, daß es sich um die meist- gerttsteten und ehrgeizigsten Länder der Welt

handle. Die Zusammenarbeit hat durchaus keinen A n g ri f fs zw e ck, sie dient der Abwehr gegen eine weltzer­st ö r e n d e Bewegung. Sie liegt auf der Linie, die der Führer in seinen großen Nürn­berger Kundgebungen ausgezeigt und der zivilisierten Welt zur Befolgung anempfohlen hat. Es ist in dem deutsch-japanischen Ab- kommen nicht von Sowjetrußland, sondern von den Komintern die Rede. Wir sind gespannt, ob man jetzt in Moskau und in anderen europäischen Haupt­städten eine Angrisfstendenz gegen Sowjet­rußland, das in seinem Wappen den Spruch führt:Arbeiter der Welt, vereinigt euch!", herauslesen wird. Darin würde dann näm­lich das Eingeständnis liegen, daß S o w j e t r u ß l a n d und Komintern in ihren weltpolitischen Zielen identisch sind, das weiß man in Japan, und wenn Moskau nach der einen oder anderen Richtung angrifsSwreise Vorgehen sollte, so weiß jeder Teilnehmer des neuen Abkommens, daß die Abwehr, für die die erste Zusammenarbeit vereinbart wurde, den Komintern, also der Kommunistischen Inter­

nationale, zu gelten hat. Man wird weder in Moskau noch in Paris und London der» kennen können, daß dadurch die welt- politische Lage doch ein etwas anderes Gesicht erhält.

Eine Negierung, die bei richtiger Wür- digung der Sachlage allen Grund hat, sich über die deutsch-japanische Verständigung gegen die Komintern zu freuen, ist die eng- lische. Nun übernimmt die stärkste Macht in Asien in verpflichtender Weise die Auf- gäbe, einen Wall gegen alle Ver­suche der bolschewistischen Zer- setznng in Asien aufzurichten und das geht nicht nur Japan selbst und China, sondern irgendwie auch Indien und damit England an. Tie Bemühungen, de» Ring der Abwehr gegen die Komintern enaer zu schließen, werden fortgesetzt werden. Es sind weitere Mächte, die durcki die Komintern be­droht sind, zur Mitarbeit eingeladen. Daß sich Italienin diesem Abwehrring irgend­wie einschalten wird, ist wahrscheinlich. Wel­cher europäische Staat wird der nächst sein? . . .

Spanische Schisse mit Sowjetwasse« zeigen die britische Flagge

London, 25. November.

Das britische Kabinett ist Mittwoch vormit- ^ tag zur üblichen Wvchensitzung zusammen- j getreten; mit Rücksicht aus die Lage im Mit­telmeer rechnete man aber schon am Mor­gen, daß die Sitzung auch am Nachmittag noch andanern wird.

In der englischen Presse wird eine Reuter­meldung wiedergegeben, wonach die Urlaubs­sperre-für die Schiffsbesatzungen in Malta mit der Möglichkeit einer Blockade von Bar- celona durch die spanische Nationalregie, rung in Zusammenhang stehe. Einzelne Blätter äußern ihre Unzufriedenheit damit, daß sich Außenminister Eden noch nicht zu einer klaren Stellungnahme zum spanischen Fall durchgerungen hat.

Times" berichten bereits, daß die spa­nische Nationalregierung sich darüber be­klagt hat, daß spanische und sowjet­russische Schiffe mit Material für Barcelona die britische Flagge zeigen.Morningpost" befürch­tet daher mit Recht, daß ein Ausweichen Großbritanniens vor einer kriegerischen Aus­einandersetzung mit der spanischen Natio­nalregierung immer schwieriger werden würde, denn auch das Gesetz über Waffen­transporte, das am Montag im Unterhaus eingebracht werden soll, bietet keinen Schutz vor Flaggenmißbrauch durch die Bolsche­wisten. Und gerade das sollte auch in der Downing Street zu der in der öffentlichen Meinung Großbritanniens schon vorherr­schenden Auffassung führen, daß man sich über die Pläne und Absichten der sowjet­russischen Negierung keiner Selbsttäuschung mehr hingeben darf.

Italien und die Lage im westlichen Miltelmeer

Die Londoner Blätter melden mit Befrie­digung, daß die italienische Regierung der britischen neue Versicherungen abgegeben hat, daß Italien nicht die Errichtung eines ständigen Flottenstützpunktes auf den Balkarischen Inseln beabsichtigt. Der arbei- terparteilicheDaily Herald" berichtet dazu, daß. solange die Möglichkeit der Errichtung einer MoskauerFiliale" an der spanischen Mttelmeerküste besteht. Italien die Zugänge

nach Katalonien von den Balearen aus überwachen wird. Sobald aber die Strcit- kräfte Francos eine wirksame Kontrolle über dieses Gebiet hcrgestellt haben werden, wird Italien sich von den Balearen wieder zurück- rieben.

Srechn ZoWWen-Mbrsch

Deutsche Amtsgebäude i« Cartagena beschlagnahmt

sl. Salamanca, 25. November.

Je schwieriger die Lage der spanischen Bol'chewisten wird, desto frecher werden sie. So haben sich die Madrider bolschewistischen Machthaber eine krasse Verletzung des Völ­kerrechts geleistet, indem sie in das deutsche Botschaftsgebäude einbrachen und ber einer genauen Durchsuchung" angeblichwert­volles Material" beschlagnahmten. Dieser alsAmtshandlung" bemäntelte Schränker­streich wird ergänzt dyrch die widerrechtliche Beschlagnahme der Gebäude 'der deutschen Schule und des deutschen Konsulats in Cartagena, weildie spanische Repu­blik ihre diplomatischen Beziehungen zum Deutschen Reich abgebrochen habe". Die Schule wird als Quartier der roten Milizen, das Konsulat als Sitz einer roten Kommist sion benützt.

backen:

Nehmen Eie zum Rührteig nur so viel Flüssigkeit, » -er Teig schwer vom Löffel fällt!

oft »er Teig zu weich bereitet, so kann »ir Flüssigkeitnichtge. nügendvom Mehl ausgelogen wrr- ü-n o»er beim Lacken verdunsten Oie Folge wäre »ann ein Gebäck mit lvasserstreisen. Oao ist unmöglich bel richliger Beachtung »er Rezeotvorschristen und Verwendung von

dr. Oetker's BackpulverVackin"!

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Der Familienrat erteilt wohlwollend seine nachträgliche Billigung und Absolution und faßt einstimmig den Beschluß: Weiterhin Manl halten: es wird schon gut gehen. Die Sache ist nirgendwo bester aufgehoben als bei ihm. solange man ihn vor sich selbst schützt.

Leider hat sie noch einen weiteren Haken: Nabanus, der Augenzeuge.

Beschluß: Kaufen. Wieviel wird nötig sein? Man greift zu den Scheckbüchern.

Elisabeth schüttelt den Kopf. Dieser Naba- »us sieht nicht nach Kaufen aus.

Beschluß: Man wird ihm ein Pöstchen ver­schaffen. Sie sehen sich gegenseitig an. Es sind lauter Leute mit langem Arm und ausge- zeichneten Verbindungen, es wird eine Klei­nigkeit sein. Was kann der Mann? Hat er hohe Ansprüche?

Tie Sache liegt noch anders. Hier ist der Drohbrief; er hat auch schon Besuch gemacht, ist mir nichts dir nichts ins Haus gefallen mit Redensarten und Andeutungen: Er will die Trude.

Tie Versammelten sind empört, Hallen mit flammender Entrüstung auf den Mahagoni- tRch. zischen durch die Zähne. Aber mehr nsisie» sie nicht.

Inzwischen studiert Tante Mina, klug wie drei Männer den Brief. Schmutzige Flecke au» billigem Schreibpapier, statt Handschrift geklebte Zeuungsbuchstaben. ein unmöglicher

Stil. Diagnose: Ein ungebildeter, schmieriger, gerissener Patron.

Was soll man mit ihm machen.

AbknallenI

Der Neffe Otto ist jung und tatendurstig und schneidig obendrein. Er wird ihn ior- dern. Die Logik ist nicht schlecht: Ein Tolge- schossener kann nicht aussagen.

Die Logik hat ein Loch: wird dieser Naba- nus sich abknallen lasten? Ist er überhaupt satisfaktionsfähig? Was ist er? Eine Art Maler? Aus so was kann man nicht schießen, man kann ihm höchstens eine runterhanen. aber dann kommt man vor den Schiedsmann und vors Gericht. Umstandesgemäß und sinnlos.

Die Alternative ist klar und eindeutig: Trude oder Katastrophe. Die Versammlung kommt allmählich dahinter, man redet laut und gleichzeitig, was sonst in diesem Kreise nicht üblich ist. Das arme, arme Kind. Auf keinen Fall dark es geopfert werden. Schon der Gedanke wäre Verbrechen.

Obgleich andererseits nicht zu verkennen ist, daß ein Kladderadatsch bevorsteht, der die ganze Familie einschließlich Trude in Mitlei. denschatt zieht. Es ist wirklich keine Freude, einen wegen Majestätsbeleidigung bestraften und davongejagten Staatsanwalt in der Familie zu haben. Trotzdem: Moral bleibt Moral. Die Treskows halten zusammen, und wenn sie alle untergehen.

Einstimmig ist man dieser Ansicht.

Immerhin muß man auch die Meinung der andern achten. Es wäre vielleicht bester, darüber abzustimmen, wegen der Wichtigkeit des Falles. Natürlich geheime Abstimmung.

Frage: Soll Trude geopfert werden? Ein Kreuz bedeutet ja. Elisabeth schneidet die Pa- pierchen verteilt sie. sieht geheimnisvoll ge­beugte Köpfe und kritzelnde Crayons, sam­

melt die Zettel in einer Chinavase, schüttelt und öffnet mit zitternder Hand.

Der erste: Ja. Allgemeine Entrüstung.

Der zweite: Ja. Zweite Entrüstung.

Ter brüte: Ja. Dritte Entrüstung.

Weiter ja und weiter Entrüstung.

Das hat man nun von der geheimen Ab­stimmung!

An eine solche Möglichkeit hat niemand ge- dacht. Jeder hatte aus ein paar Nein-Stim­men der andern gehofft, hinter die man sich hätte verstecken können. Eine einzige Nein- Stimme hätte genügt, um jeden zu decken. Jetzt fühlen sich alle entlarvt, sehen sich gegenseitig vorwurfsvoll an und sind aus ein- mal lehr, sehr kleinlaut.

Sie blicken mit schlechtem Gewissen aus Elisabeth. Wird sie sich dem Spruch der Wer- len unterwerfen?

Sie sagt kein Wort. Sie zerreißt die Zettel- chen. streut sie in den Kamin, steckt die Schick­salsurne an ihren Platz und beginnt, sich zu verabschieden.

Die couragierte Tante Mina fragt:Was hast du vor?"

Ich muß es ihm sagen."

Tu das mal nicht. Man muß nicht gleich entweder oder. Wer schlau ist. segelt zwi­schendurch. Verstehst du?"

Nein."

Dann paß mal auf: Du tust als ob. Du wirst den jungen Mann nett behandeln, ho- fieren. ihm Aussichten machen und Hinhalten bis Herbert außer Gefahr ist. Dann wird man einen Vorwand linden und wieder ans- booten."

Und das Kind? Wenn es sich inzwischen in ihn verliebt?"

Dann wird es sich wieder entlieben. Don­nerwetter nochmal, man liebt nicht zum Ver­gnügen wie die Tiere und die kleinen Leute. Man weiß, was man der Familie schuldig ist.

Professor Grau aus Bonn, TreskowS Schwager, zerbrach sich tagelang seinen Mathemalikerkopf, wieso und warum diele geheime Abstimmung nicht geheim war. Und was man in ähnlichen Fällen dagegen tun könne. Er kam dahinter: Jeder hätte drei Stimmen und drei Zettel haben müsien. Dann hätte jeder, der für ja stimmen wollte, zwei Zettel mit ja und einen mit nein aus- lüllen können: die Ja-Majorität wäre qe- sichert. und trotzdem blieben genügend Nein- Stimmen. hinter die sich jeder einzelne hätte verkriechen können. Er schrieb eine gelehrte Monographie darüber als Beitrag zur prak­tischen Demokratie.

Frau v. Treskow schrieb etwas viel Prak­tischeres: Eine Einladung an Rabanns zum Butterbrot. Trude die im Turnen eine Eins butte, schlug einen veritablen Purzelbaum. Tie Einladung lautete aus nächste Woche. Freitag. Einige Tage vorher wird man sie um acht oder vierzehn Tage verlegen. Und dann wird man weiter sehen.

Hinhalten!

Frau v. Treskow schämte sich»

Vor einem Erpresser braucht man sich nicht zu schämen.

«

Hall»?-

Jawohl, hier Staatsanwaltschaft. Wer ist dort?-

Wer?-

Wenn Sie Ihren Namen nicht nennen wollen, lassen Sie es bleiben. Was wollen Sie denn?-

Dreihundert Mark! Stand ja in der Zei­tung.

^Was sagen Sie? Für dreitausend würde» 2te es tun? --

- .(Fortsetzung iolgt.) .