Dort begann der Fußmarsch gegen Westen — wohin, war uns im Beginn unbekannt. Wir hatten nach dreitägiger ununterbrochener Eisenbahnfahrt nur eine Stunde Erholung, dann kamen fünf aufeinanderfolgende Marschtage, an welchen unsere wettergebräunten, schon Lampf- und sieggewohnten Truppen zeigen konnten, was eiserner Wille und deutsche Disziplin vermag. 36 Kilometer, das war der Durchschnitt täglicher Marschleistung, 42 und 47 Kilometer täglich waren die Höchstleistungen. Die Leute trugen dabei mehr Patronen als normal, nämlich 250 pro Kopf bei sich und hatten eiserne Portion für drei Tage im schwerbepackten Tornister. Am sechsten Tage ging es in aller Frühe ins Gefecht. Die Leute hielten tapfer durch. Die Müdigkeit war angesichts des lang erwarteten Feindes gewichen und hatte einem unwiderstehlichen Drange nach vorwärts Platz gemacht. Ich habe mich immer wieder gefragt, wie nach so übermenschlichen Anstrengungen eine Truppe noch im Stande ist, solche, man kann wohl sagen, Heldentaten, zu vollbringen.
Man sprach 1870 bei der Verfolgung der bei Wörth geschlagenen Armee Mac Mahons von Gewaltmärschen unserer Kronprinzen-Armee. Sie Ovaren es gewiß, bei glühender Augusthitze und wochenlanger Dauer, aber es gab immer wieder Ruhelage dazwischen und die Höchstleistung am Tag betrug nur einmal 31 Kilometer. Der gute Geist, der Gedanke, es geht vorwärts, nicht zuletzt die gute, rasche und kräftige Verpflegung der Truppe aus der Feldküche vermochten bei uns alles. Selbst eine Re- serVe-Jnfanterie-Brigade mit Reservisten und Landwehrleuten brachte die genannte glänzende Marschleistung, wenn auch mit letzter Anspannung ihrer Kräfte, fertig. Da trug eben der Kräftigere eine Zeit lang dem Schwächeren das Gewehr, wir Offiziere rrugen es denjenigen der Mannschaften, die nur mehr schwer vorwärts kamen. So zog alles mit bis in die Rächt hinein, um am nächsten Morgen um 5 Uhr wieder abzurücken. Auf diese Marschleistungen allein kann eine Truppe schon recht stolz fein. Sie stehen bis jetzt einzig in der Kriegsgeschichte da und stellen größere Anforderungen an die Willenskraft, als der Kampf selbst."
In französischer Gefangenschaft.
Daß man mit einem Teil unserer Gefangenen in unmenschlicher Weise umgeht, ist leider Tatsache, aber zur Beruhigung ängstlicher Gemüter sei mitge
teilt, daß es auch in Frankreich noch brave Leute gibt. Zum Beweise dafür diene ein Brief, den ein im Oberamt Biberach gebürtiger Deutscher aus der Gefangenschaft von Südfrankreich geschieben hat, woin er mit- teilt, daß es ihm ordentlich ergehe und daß er in der Gefangenschaft anständig behandelt werde. Wir wollen dem gefangenen Landsmann das glauben, vorausgesetzt, daß der Brief von französischer Seite nicht „diktiert" wurde. — Ein Feldpater erzählt folgendes: Ein verwundeter Hauptmann bat mich, Feldgottesdienst für Leichtverwundete zu halten. Die Leute, Katholiken und Protestanten, lauschten den Worten des Predigers mit andächtigem Herzen, da er sie mit den Worten des Kaisers an die einst nach China ziehenden Truppen zum Gebet in der Not aufforderte und ihnen von ihren betenden Frauen und Kindern daheim erzählte. Sie knieten und saßen um den Altar herum und mächtig ertönten ihre Weisen deutscher Kirchenlieder. Die Begleitmusik bildete der Donner der Geschütze und das Zischen der Granaten. Da ging ich zu einem der sterbenden Soldaten, der mich mit röchelnder Stimme bat: „Nehmen Sie die paar Mark noch, die ich habe, und bringen Sie sie meiner Frau nach Aachen und grüßen Sie sie mir nochmals. Mn Kind habe ich, das zweite lerne ich nie kennen." Soldaten, belgische Frauen und Mädchen knieten weinend nieder und beteten an dem Sterbelager.
Ein Freikonzert im Schützengraben.
Unsere Truppen befinden sich laut „Berl. Börsenkurier" starker feindlicher Artillerie bei G. gegenüber, als die Musikkapelle eines Berliner Garde- Regiments Befehl erhält, in gedeckter Stellung vorzugehen und aufzuspielen. Ringsherum donnerten die Granaten in die deutschen Schützengräben, da läßt der Obermiusikmeister seine Leute in die vordersten Gräben lausen, die Instrumente werden ausgepackt und in das wüste Krachen hinein klingt das Lied: „O wie wohl ist mir am Abend!" Als dann nach einiger Zeit der Mond hervorkam und gespensterhaft das Schlachtfeld mit seinen platzenden Granaten beschien, spielte die Kapelle: „Guter Mond, du gehst so stille ...!" Da versuchten die Franzosen einen Angriff auf die Schützengräben, prompt empfing sie die Musik mit dem klassischen Schlager: „Puppchen, du bist mein Augenstern!" Die Unseligen schossen glänzend und in allen Schützengräbern gabs schallendes Gelächter. Als dann die Rothosen anfingen zu fliehen, schallte
ihnen donnernd der feurige Radetzki-Marsch nach, und als endlich am Morgen im Osten die Sonne blutigrot hervorstieg, begrüßten sie die Musiker mit dem zuversichtlichen Choral: „Wie schön leuchtet der Morgenstern!"
Volkswirtschaftliches.
Calw, 14. OKI. Auf den heute flattgefundenen Viehmarkt waren zugeführt: 5 Pferde, 460 Stück Rindvieh, 66 Läuferschweine, 237 Milchschweine. Verkauft wurden 185 Stück Rindvieh, bei sehr flauem Handel. Für Ochsen (40 Stück) wurden bezahlt 1050—1350 Mb. das Paar, Kühe wurden gehandelt zu 400—450 Mk., Jungvieh und Kalbeln zu 240—300 Mk.. Kälber (10 Stück) zu 80—90 Mk. das Stück, Läuferschweine lösten 40—115 Mk., Milchschweine 15—33 Mk. das Paar.
Stuttgart, 13. OKI. Schlachtviehmarkt. Zugetrieben: Großvieh 283, Kälber 293, Schweine 978. Unverkauft: Großvieh 32, Schweine 55. Ochsen 1. Qual, von 97 bis 102 , Bullen l. Qual, von 78 dis 82, Stiere und Iungrinder
1. Qual. 94 bis 96, Stiere und Iungrinder 2. Qual, von 91 bis 93. Stiere und Iungrinder 3. Qual, von 87 bis 90. Kühe 2. Qual, von 75 bis —, Kälber 1. Qual, von 102 bis 106, Kälber 2. Qual, von 98 bis 101, Kälber 3. Qual, von 88 bis 94, Schweine 1 Qual, von 74 bis 75, Schweine
2. Qual, von 71 bis 73, Schweine 3. Qual, von 62 bis 69: Verlauf, des Marktes: mäßig belebt.
Maul- und Klauenseuche. Die Maul- und Klauenseuche ist ausgebrochen in Ulm, am Schlachthaus zu Biberach a. d. Mß und in Schnürpflingen OA. Laup- heim. Außerdem wurde die Seuche am 11. ds. Mts. auf der Rampe des Stuttgarter Wehhofs bei einem Transport Großvieh laus Hamburg ermittelt; der ganze Transport wurde gestern labgeschlachtet.
Handel mit Benzin. Nachdem der Bedarf der Heeresverwaltung an Benzin sichergestellt ist, sind die in Württemberg lagernden Benziinvorräte ohne Einschränkung freigegeben.
Ernteschätzung.
(W.T.B.) Berlin, 12. Okt. (Nicht amtl.) Nach der Erntevorschätzung des Stat. Landesamts beträgt die diesjähr. Ernte in Preußen -an Kartoffeln 34 223 450 Tonnen gegen 39 215 298 Tonnen endgültiger Schätzung der verjähr. Ernte, an Zuckerrüben 13124144 gegen 13 625 486 Tonnen und an Futterrüben 14186 216 Tonnen gegen 14 979019 Tonnen.
Für die Schriftl. verantwortlich: I. V. vr. iur. Etzel, Calw: Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei, Calw.
Alzenberg, den 15. Oktober 1914.
TrauLr-klnzsige.
Tiefbetrübt teilen wir Verwandten und Bekannten mit, daß mein innigstgeliebter Mann, unser lieber, treubesorgter Vater, Bruder, Schwiegersohn und Schwager
Georg SchMt
am 29. September im Alter von 27 Jahren im Kampf fürs Vaterland den Heldentod gestorben ist.
Die tteftrauernde Gattin:
Lina Schnürle mit ihrem Kind.
Eechingen, den 15. Oktober 1914.
ToScs-KnAcige.
Verwandten und Bekannten zur Nachricht, daß unser lieber Vater, Schwiegervater und Großvater
Georg Breitling,
alt Lammwirt,
heute abend 5 Uhr im Alter von 78 Jahren gestorben ist.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Stahl.
Beerdigung: Samstag nachmittags 2 Uhr.
Des Krieges wegen kann meine
Prchs i» W Me»M
erst am UM" 1. November d. 3. "Mg eröffnet werden.
Z. Lück» Dentist.
Langenbrand, den 15. Oktober 1914.
ToSes-Knzsige.
Von tiefem Schmerz erfüllt teilen wir Verwandten und Bekannten mit, daß unser lieber, treuer, unvergeßlicher Sohn, Bruder, Schwager und Onkel
Karl Wilhelm KM.
Metzger,
Grenadier beim Regiment Nr. 123, im Alter von 22 Jahren in der Schlacht bei Wo- bikur am 6. September den Heldentod fürs Vaterland gestorben ist.
Die tiestrauernden Hinterbliebenen:
Gottlob Kober und Frau, geb. Fischer, und Geschwister.
SMWsellsW EM.
Diejenigen, welche sich zur Teilnahme an dem
WllWschietzen mit dem MilitSrgewehr
bei uns angemeidet haben, werden gebeten sich
nächste» Sonntag, vormittag um 10 Uhr
im Schützenhaus einzufinden.
Umu-Brikett, AnhrscttnGohleri, Mraeitkohleo. sowie Koks
sind auf Lager.
Fr. Gärtner Wwe.
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