was, wie aus Mitrowitza gemeldet wird, vollstän­dig gelungen ist. Der Einfall endete mit einer ver­nichtenden Niederlage der Serben, die tausende Ver­wundeter, Toter und Gefangener hatten. Nur we­nige erreichten die serbische Grenze wieder.

Wo liegen die Interessen Italiens?

Rom, 21. Sept. In einer Polemik Uber die Haltung Italiens gegenüber dem europäischen Krieg kennzeichnet die klerikale Corriere d'Jtalia den an der Spitze der Franzosenblätter marschieren­den Messagers und seine Hintermänner folgender­maßen: Die engen Beziehungen der Radikalen und Freimaurer Italiens zu den Radikalen und Frei­maurern, die heute Frankreich regieren, seien ein öffentliches Geheimnis.Als die ganze italienische Presse die Anmaßung der lateinischen Schwester in der Angelegenheit der Schiffe Manuba und Car- thage während des Krieges um Libyen beklagte, haben nur die radikal-maurerischen Blätter geschwie­gen, und diese beiden selben fordern heute mit lau­ter Stimme den Krieg gegen Oesterreich, um Frank­reich gefällig zu sein, während die franzosenfreund- liche liberale Presse sich klugerweise den Entschei­dungen der Regierung unterordnet." Der Messagers wünsche nicht so sehr den Sieg Frankreichs, als den der Radikalen und Kirchenfeinde, weil er hoffe, daß durch diesen Triumph auch in Italien seine Rich­tung zur Herrschaft gelange; er könne -aber auch den Katholiken Italiens nicht verbieten, ihre Besorg­nis wegen eines Vormarsches des orthodoxen Sla­wentums an die Adria und die Grenzen Italiens für den Fall einer Zerstückelung Oesterreich-Ungarns auszudrllcken. Der Corriere gibt dann dem Messa­gers zu, daß Italien, wenn die Slawen siegen und Oesterreich aufgelöst werde, ungesäumt dessen ita­lienische Gebiete besetzen müsse, ehe die Slawen es tun, aber so weit sei man doch noch nicht; zur Ver­nichtung Oesterreichs reiche es nicht aus, daß gewisse Leute sie wünschen, und es sei gewiß nicht Sache der Zeitungen und des Straßenpöbels, zu entscheiden, wie Italien seine Interessen am adriatischen Meere wahren solle. Mit der Zerstückelung Oesterreich- Ungarns, die von einem Teil der Italiener so leb­haft ersehnt wird, beschäftigt sich noch ein anderer Artikel desselben Corriere d'Jtalia, aber nur um darzutun, welche Gefahren daraus für Italien er­wachsen würden. An diese Seite der Frage haben bisher in Italien nur wenige gedacht. Der Ver­fasser führt zunächst aus, was Italien von einem Sieg des Dreiverbands zu befürchten habe, da es nicht imstande sei, seine langgestreckte Küstenlinie so zu schützen, wie es anderseits seine Alpengrenze gegen ein übermächtiges Deutschtum schützen könne. Nach einer Niederlage der österreichischen und deut­schen Flotten sei Italien nicht nur den Geschwadern Englands und Frankreichs preisgegeben, sondern sehe wohl gar noch Rußland als neuen Nebenbuhler im Mittelländischen Meer erscheinen. Seltsamer­weise habe die italienische Presse, die seit Jahren sich um die österreichische Grenzbefestigung im Trentino Sorge mache, niemals an die gewaltige Flotten­basis der Franzosen in Biserta gegenüber der sizi- lischen Küste gedacht, und doch könnten trotz aller Freundschaftsversicherungen des Dreiverbands Rei­bungen und Interessengegensätze mit ihm nicht aus- bleiben. Aber, so sagen die Freunde des Dreiver­bandes, er wird uns für unsere Hilfe Trient und Triest geben! Der Verfasser gibt zu, daß diese Aus­sicht sehr verführerisch sei, da jeder Italiener die Vereinigung mit den stammverwandten Untertanen Oesterreichs wünschen müsse, aber er meint doch, daß die Erwerbung dieser beiden Gebiete unter Um­ständen allzu teuer erkauft werden müsse. Denn die slawische Bevölkerung in den genannten Grenz­ländern, die jetzt schon dem Jtalienertum Sorge bereite, werde durch einen Sieg Rußlands und Ser­biens nur an Stoßkraft gewinnen und könne dann den Italienern viel unangenehmer und gefährlicher werden, als sie es unter österreichischer Herrschaft war. Zum Schluß weist der Artikel auf eine andere Folge der Zerstückelung des habsburgischen Kaiser­staates hin:Die Vernichtung Oesterreichs würde Deutschland auch gegen seinen Willen zwingen, sich die deutschen Kronländer einzuverleiben. Hat aber Italien ein Interesse daran, daß das Deutsche Reich bis Innsbruck und vielleicht gar bis zur Sprach­grenze vorrückt?" Der Verfasser läßt die Antwort frei, aber die Fragstellung allein schließt schon ihre Verneinung von italienischer Seite in sich.

Neutral.

Wien, 1. Okt. Nach Blättermeldungen aus Bukarest haben die dortigen Sozialisten in einer Protestversammlung einen Beschluß angenommen, in dem sie jede Möglichkeit eines Krieges verdam­men, da ein solcher die Interessen der arbeitenden Klassen schädigen müsse. Der Beschluß fordert loyale und definitive Neutralität.

Der Khedive bleibt in Konstantinopel.

Konstantinopel» 2. Okt. Das Vorgehen Eng­lands gegen den Khediven von Aegypten wird all­gemein als eine schwere Verletzung der türkischen Oberhoheit über Aegypten aufgefaßt. In diesem Sinn erhielt auch der englische Botschafter einen un­zweifelhaften Bescheid. Dieser ging dahin, daß der Khedive einer Aufforderung seines Souveräns (des Sultans) entsprechend, in Konstantinopel bleiben werde.

Aus Serbien und Persien.

Berlin, 2. Okt. DerVoss. Zeitung" wird aus Wien berichtet: Aus Konstantinopel wird der Süd- slavischen Korrespondenz gemeldet, daß nach dort an­gelangten Nachrichten in Serbien die Revo­lution bevorstehe.

An der Grenze von Afghanistan sind die Kämpfe mit russischen Truppen im Gange. In der Provinz Aserbeidjon bewaffnen sich alle Einwohner gegen die Russen.

Der KonstantinopelerJkdam" berichtet unter dem Titel:Vor der Revolution in Persien", daß die russischen Besatzungstruppen fluchtartig über die Grenze zurückgehen.

Konstantinopel. Ein hiesiges Blatt gibt die Meldung des offiziös enafghanischen Organs Arad- julah Barulafghan wieder, wonach der Emir von Afghanistan eine Streitmacht von etwa 400 000 Mann regulärer Truppen unter dem Oberbefehl seines Bruders, Nasr Ullah-Khan mit dem Aufträge entsandt habe, die Stadt Peschawar, den Schlüssel Indiens, zu besetzen. Eine andere aus 300000 Mann bestehende afghanische Streitmacht unter dem Befehl des Thronfolgers marschiere gegen Rußland.

Die Japaner vor Tstngtau.

Rotterdam, 1 . Okt. DieDaily Mail" berichtet aus Tokio, daß die Japaner in den ersten vier Wochen in den Kämpfen um Tsingtau 312 Tote und neun Flugzeuge verloren Haben.

Fremdes Lob.

Christiania,, 1. Okt. Der militärische Mit­arbeiter desAston Posten", ein höherer General­stabsoffizier, schreibt über die Kriegslage, die er als günstig für Deutschland und besonders auch für Oesterreich-Ungarn bezeichnet. Er schließt seine Be­trachtung mit folgenden Worten: Wenn gerade jetzt der deutsche Generalstab mitteilt, daß die Beschieß­ung Antwerpens begonnen habe, ein Loch durch die Sperrfortlinie VerdunToul geschlagen und die Narowlinie erschüttert sei, so müssen wir bekennen, die Verhältnisse wirken überwältigend groß.

Wien, 1. Okt. (Nicht amtlich.) Auf Anregung des türkischen Botschafters Hilmi Pascha wird das Gebäude des türkischen Generalkonsulats in Sera- jewo als Lazarett für verwundete österreichisch-unga­rische Truppen eingerichtet.

Paris, 30. Sept. DerTemps" bringt einen Artikel über die deutschen Unterseeboote aus dem LondonerGlobe". Darin wird die völlige Ohn­macht der englischen Flotte gegenüber den gänzlich unsichtbaren Unterseebooten betont und gefordert, daß Mittel und Wege gefunden werden, um sie zu entdecken.

Aus Stadt und Land.

Calw, 3. den Oktober 1914.

Verlustliste.

(Amtliche württembergische Verluste Nr. 31.

Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 120.

Landwehrmann Ernst Reutter aus Slammheim OA. Calw, l. verw. Schulter. Landsturmmann Georg Kaupp aus Höller­bach OA. Nagold, s. verw. Rücken. Landwehrm. Georg Friedr. Niethammer aus Deckenpfronn OA. Calw, gef. Landwehrm. Wilhelm Spriegel aus Simmozheim OA. Calw, gef. Land­wehrm. Friedrich Bader aus Haslach OA. Herrenberg, l. verw. Landwehrm. Wilhelm Sindlinger aus Mötzingen OA. Herren­berg, s. verw. Landwehrm. Joh. Jak. Mayer aus Mönchberg OA. Herrenberg, l. verw.

Infanterie-Regiment Nr. 124, Weingarten.

Musketier Friedrich Berner aus Herrenberg, l. verw.

Warum die Feldpost versagt.

In denBlätter für Post und Telegraphie", der Zeit­schrift der höheren Postbeamten, wird ausgeführt:

Nicht nur die Reichspost, auch die württembergische, die bayerische, die österreichische Post haben unter den bitteren Klagen über das Stocken des Feldpostverkehrs zu leiden. Daß die Feldbeamten dieser verschiedenen Postverwaltungen alle ihre Pflicht nicht tun sollten, läßt sich natürlich nicht an- nehmen, die Wurzel des Uebels muß also entweder in einer fehlerhaften Organisation des Feldpostdienstes liegen oder in der Unmöglichkeit, die Bedürfnisse des Postbetriebes gegen­über den militärischen Bedürfnissen der Heeresleitung zur Geltung zu bringen. Der Postwagen kommt in der Marsch- sormation gewöhnlich zuletzt, er bildet das äußere Ende des langen Heerwurms, der die ganze Etoppenstraße einnimmt, und die Post muß sich geduldig dem Tempo anpassen, das

die vor ihr herziehenden Kolonnen anschlagen. Eine lieber- holung der Kolonnen wird der Feldpost häufig kaum mög. lich sein.

Auch der Hinweis, daß die Eisenbahn sich so gut be- währt habe, warum nicht auch die Post? scheint unter diesen Umständen nicht angebracht. Die Schienenwege der Eisen, bahn bieten den Zügen eine ununterbrochene, gut bewachte Fahrstraße, die Feldpost dagegen ist von der Verbindung mit der Heimat durch Hindernisse der verschiedensten Art, für die sie nicht verantwortlich gemacht werden kann, oft gänzlich abgeschnilten. Für die Massenbeförderung von Personen und Gütern hat die Eisenbahn sich in Friedens- zesten hinreichend vorbilden können, der Oster-, Pftngst. und Ferien Reise-Berkehr gaben ihr hierzu die beste Gelegenheit. Die Post hat für ihre Kriegsaufgabe keine FriedensÜbungen veranstaltet. Eine Mobilmachung der Feldpost ist auch während der Kaisermanöoer nie eingetreten. Die Feldpost ist seit 44 Jahren nicht mehr in größerem Maßstabe in Tätigkeit gewesen. In dieser langen Zeit hat die Heeres. Verwaltung auf Grund der in den Manövern gewonnenen praktischen Erfahrungen unausgesetzt an der Verbesserung der Ausrüstung der Truppen gearbeitet und ihre Beförderungs­mittel den modernen Bedürfnissen angepaßt. Es wäre daher auch möglich gewesen, daß bei einer Friedens-Mobilisierung der Feldpost unsere Postverwaltung von der Heeresverwaltung Anregung erhalten hätte, die sie für den Ernstfall hätte ver. werten können.

Hierhin gehört in erster Linie die Einführung von Kraft­wagen an Stelle des Pferdefuhrwerks. Der Kraftwagen ist gewiß nicht überall für die Feldpost zu gebrauchen, er ist an die feste Straße gebunden und kann von den oft in un­günstigstem Gelände arbeitenden Feldpostanstalten nur bedingt verwendet werden. Aber den längsten Teil der Besörderungs- strecke der Feldpostsendungen bildet eben die Landstraße, und deshalb ist für die Feldpost ein großer Kraftwagen- fuhrpark erforderlich.

Wir können kaum annehmen, daß die in bayerischen Zeitungen verbreitete Nachricht zutrifft, wonach die bayerische Postverwaltung nicht nur die bayerischen Feldpostanstalten, sondern auch die Feldpostanstalten der Reichs-Postoerwaltung mit Kraftwagen ausgestattet habe. Jedenfalls wird doch die Reichspostverwaltung, die dafür bekannt ist, daß sie ihre wichtigen Einrichtungen sorgfältig vorbereitet, schon in Friedens­zeiten nach und nach für den erforderlichen Vorrat an eigenen Kraftfahrzeugen gesorgt haben. Leider scheint sich jetzt der seit Jahren von uns bekämpfte Grundsatz:Spar­samkeit über alles" in seinen Folgen bemerkbar zu machen. Der oberste GrundsatzSparsamkeit" muß jetzt unbedingt abgcsetzt werden. An Personal darf nicht gespart werden. Fahrzeuge der geeignetsten Art müssen in ausreichender Zahl vorhanden sein oder beschafft werden.

Der eine Feld-Oberpostmeister kann auch selbstverständ- lich nicht alles machen, es müssen Kommissare des Reichs- Postamts mit unbeschränkter Vollmacht an diejenigen Stellen entsendet werden, wo eine nachdrückliche Einwirkung aus die Militärbehörden geboten erscheint. Bei der autzerordent- lich großen Entfernung zwischen beiden Kriegsschauplätzen ist ein einziger Feld-Obervostmeister, und er mag ein noch so weitblickender Organisator sein, nicht in der Lage, für jeden Kriegsschauplatz zweckdienliche Anordnungen zu treffen, es müßte also ein zweiter Feld-Oberpostmeister ernannt werden.

Was den Vorschlag angeht, das Gewicht der Feldpost­briefe auf 500 Gramm heraufzusetzen, so meint der Verfasser des Artikels: das könnte die gegenwärtige Lage der Feldpost nicht erleichtern, sondern würde die Massen unbestellbarer Postsendungen nur noch höher austürmen. Um bei der jetzigen Lage etwas zu bessern, müsse auch das Publikum durch Beobachtung der Vorschriften und durch maßvolle, ver­ständige Inanspruchnahme der Verbindungen, das seine dazu beitragen.

Feldpostbriefe von S0v§.

Um die Versendung! kleiner Bekleidungsstücke und Gebrauchsgegenstände an die Angehörigen des Feldheeres zu erleichtern, wird zunächst versuchsweise auf die Dauer einer Woche vom 5. Oktober bis ein­schließlich 11. Oktober das Meistgewicht der Feldpost­briefe von 250 Z auf 500 A erhöht. Wenn die Ver­hältnisse es gestatten, wird die Zulassung der 600 § Briefe bald wiederholt werden. Die Gebühr für die Feldpostbriefe über 260 bis 500 § beträgt 20 Pf. Gleichzeitig wird die Gebühr für die Feldpostbriefe über 50 bis 260 § dauernd aus 10 Pf. ermäßigt.

Die Sendungen mit Wareninhalt (Liebss- gabenpäckchen) müssen sehr dauerhaft verpackt sein. Nur starke Pappkartons, festes Packpapier oder dauerhafte Leinwand sind zu verwenden. Für die Wahl des Verpackungsstoffs ist die Natur des In­halts maßgebend; zerbrechliche Gegenstände sind aus­schließlich in starken Kartons nach vorheriger Um­hüllung mit Papier oder Leinwand zu verpacken. Die gebräuchlichen Klammerverschlüsse sind fast durchweg ungeeignet. Die Päckchen, auch die mit Klammerverschluß versehenen, müssen allgemein mit dauerhaftem Bindfaden fest umschnürt werden, bei Sendungen von größerer Ausdehnung in mehrfacher Kreuzung.

Streichhölzer und pudere feuergefährliche Ge­genstände, insbesondere Taschenfeuerzeuge mit Ben­zinfüllung sind von der Versendung mit der Feldpost unbedingt ausgeschlossen.

Die Aufschriften sind auf den Sendungen nie­derzuschreiben oder unbedingt haltbar auf ihnen zu befestigen und müssen deutlich, vollständig und rich­tig sein.

Sendungen, die den vorstehenden Bedingungen nicht entsprechen, werden von den Postanstalten un­weigerlich zurückgewiesen.