Übungen mit Unterweisungen in den Marschregeln,, namentlich in denen gesundheitlicher Art, kommen, ebenso die Lehre vom Gelände und seiner Benützung, verbunden mit Horch- und Sehübungen mit Karten­lesen, mit Winkerübungen. Auch Herstellung von Flögen, Brückenstegen, Lagereinrichtungen und Aehnliches soll geübt werden. Durchweg soll die Selbständigkeit, das Verantwortungsgefühl und die Ausdauer der jungen Leute gekräftigt werden. Als einheitliches Abzeichen wird die Jugendwehr eine schwarz-rote Armbinde mit der AufschriftWürt- tembergische Jugendwehr" tragen. Ueber die Teil­nahme an den Hebungen und die dabei gezeigten be­sonderen Fähigkeiten werden den jungen Leuten, wie schon in dem grundlegenden Ministerialerlatz hervorgehoben ist, Bescheinigungen ausgestellt, die ihnen bei ihrem späteren Eintritt ins Heer oder in die Marine als Empfehlung dienen. Es handelt sich bei der Jugendwehr um ein dringendes Gebot der verantwortungsvollen Zeit, in der wir stehen. Der Landesausschuß darf wohl erwarten, daß sich aus allen Ständen und allen Parteilagern die jungen Leute zur Teilnahme melden und daß sie die Üebun- gen ernst und nachhaltig betreiben. Keiner, der kom­men kann, darf Zurückbleiben. Es gilt, sich hinter die zu stellen, die draußen im Feld für unser Volk fech­ten und bluten, und mit gestähltem Willen und Kör­per, wenn es nottut, in ihre Reihen einzutreten.

Bon der Post.

Das stellv. Generalkommando in Stuttgart gibt bekannt, daß Pakete an die im Felde stehenden Trup­pen von der Etappenkommandantur Ludwigsbnrg bis auf weitere, in den nächsten Tagen erfolgende Bekanntmachung, nicht angenommen werden können.

Die Annahme von Feldpostpaketen durch die Postanstalten ist nach wie vor unzulässig.

Neuer Fahrplan.

Am Sonntag, 27. September, tritt auf den württembergischen Staatseisenbahnen ein neuer Fahrplan für Schnell- und Personenzüge in Kraft. Der neue Fahrplan bringt eine Reihe von Verbesse­rungen im Zuglauf für den Nah- und den Fernver­kehr. Die Fahrplanplakate werden rechtzeitig in den Bahnstationen angeschlagen. Ein neuer Taschen- (Kriegs-)Fahrplan wird gleichzeitig ausgegeben.

Calw, 21. Sep. Die noch nicht zum Kriegs­dienst einberufenen Sänger der Calwer Gesangver­eine und sangeskundige Mitglieder des hiesigen Landsturmbataillons fanden sich heute gegen 1 Uhr beim Bezirkskrankenhaus ein, um unseren verwun­deten wackeren Vaterlandsverteidigern mit der Dar­bietung einiger gut gewählter Chöre eine kleine Freuds zu bereiten. Mächtig tönten die Akkorde von der Terrasse ins Tal hinab, den Bewohnern, die in großer Anzahl erschienen waren, Zeugnis gebend, daß des Sängers Herz zu jeder Zeit, in Freud und Leid, von warmer Vaterlandsliebe und -Treue durch­drungen ist. Mut, Begeisterung und Zuversicht er­

weckten die Chöre:Das ist der Tag des Herrn", Was uns eint als deutsche Brüder" undIm Feld des Morgens früh", und als das letzte Lied, das alt­bekannteMorgenrot" mit seinem ergreifenden Text erklang, da rollten Tränen über bärtige Krieger­gesichter. Unseren lieben Verwundeten tat die Äuf- merksamkeit wohl, man sah's ihnen an. In treff­lichen Worten, die bei den Zuhörern lebhaften Wie­derhall fanden, gab Herr Stadtpfleger Dreher zu verstehen, daß das Erscheinen der Sänger nicht allein stattgefunden habe, die hier weilenden tapsern Sühne des Vaterlandes zu erfreuen, sondern auch als kleine Gabe des großen Dankes gelten solle. Aus gleichem Anlaß wird heute Abend den Verwundeten im Hirsauer Lazarett eine Serenade dargebracht werden. _ Stf.

Leonberg, 20. Sept. Heute vormittag ist ein französischer Ballon einen halben Kilo­meter vom hiesigen Bahnhof entfernt gelandet; er war unbemannt und trug die Aufschrift: Aero mili- tair-station, netto L 351. Der Ballon, in dem sich keine Schriftstücke oder dergleichen befanden, wurde von der hiesigen Bahnwache aufgegriffen, verpackt und dem Vezirkskommando übergeben. Der Ballon dürfte von den westlichen Schlachtfeldern durch den Sturm hierhergetrieben worden sein.

Weitere Nachrichten.

Die Meinung Vieler.

Berlin. Zu den Klagen über die Feldpost schreibt Generalleutnant Schott derVoss. Zeitung": Ich habe im Feldzug 1870 regelmäßig meine Nach­richten von Hause bekommen. Heute sind die Armeen allerdings sehr viel größer, aber die Verbindungen und die Verkehrsmittel sind auch sehr viel besser ge­worden. Der Grund der sehr mangelhaften Bestel­lung liegt nicht in den Schwierigkeiten, sondern in der Unfähigkeit, diese zu überwinden. Wohin würde es geführt haben, wenn die Eisenbahn ebenso versagt hätte? llebrigens ist nicht nur die Feldpost der Ver­besserung bedürftig, die Post im Lande ist es auch. Warum sind die Postämter so schlecht mit Beamten besetzt? Die Behörden, die dem Publikum dienen, sollten in erster Linie sich berufen fühlen, der Not zu steuern, besonders wenn sie es vermögen. Es gibt stellungslose Leute, die Verwendung finden könnten. Wenn die Behörden sagen,, sie könnten nicht, dann wollen sie nicht oder der blinde Bürokratismus trägt die Schuld. Ihn abzustreifen, sollte eine der ersten Lehren des Krieges sein.

Gaunereien.

Vom Vodensee, 19. Sept. Aus der Gegend von Hagnau wird gemeldet, daß gewissenlose Hopfen­händler die unsinnigsten Gerüchte über Erfolge der russischen Truppen in Umlauf setzen, um den Land­wirten Angst zu machen und sie zur Abgabe ihres Hopfens um jeden Preis zu veranlassen. Es ist zu hoffen, daß die Landwirte so klug waren, auf solche

Gaunereien nicht hereinzufallen. Sehr zu wünschen wäre es aber, daß die Hopfenhändler zur Anzeige gebracht und vor ein Kriegsgericht gestellt werden.

Das Heldenmädchen von Lemberg wurde vom Kaiser Franz Josef mit einer goldenen Halskette beschenkt.

Berlin, 17. Sept. DasVerl. Tagebl." meldet aus Wien: Mit dem Verwundetentransport aus der Lemberger Schlacht wurde auch ein zwölfjähriges Mädchen, namens Henoch, gebracht. Ein Bein war ihm durch einen Schrapnellschuß zerschmettert wor­den und mußte ihm noch während der Eisenbahn­fahrt abgenommen werden. Das Mädchen hatte während der Schlacht im größten Kugelregen den in der Schützenlinie liegenden Soldaten ununterbrochen Wasser gebracht.

Aus dem Bezirkskrankenhaus.

Spreche hiemit allen Bewohnern von Calw und Umgebung für all das Gute, das sie uns Verwun­deten getan, meinen herzlichsten Dank aus. Vor allem aberDank" dem Herrn Stabsarzt Auten- riet für seine großen Bemühungen;Dank" den Schwestern für ihre liebevolle, gute Pflege und Ver­pflegung;Dank" den verehrten Fräuleins vom Roten Kreuz, die von morgens früh bis spät abends unermüdlich tätig waren, und nicht zuletztDank" den lieben Damen von Calw für ihre vielen Dienste. All den Genannten werde ich stets ein treues Ange­denken bewahren und rufe ihnen noch ein letztes Lebewohl" zu; vielleicht uuf Wiedersehen?!

Ein verwundeter Bayer. Calw, 21. Sept. 1914.

Denksprüche.

... und gingst vorbei?

In einem ergreifenden Gedicht zeichnet der Dichter SchönaichfLarolath folgendes Bild: Ein Mann ist gestorben; während unten die Trauer­glocken klingen, schwingt sich seine Seele empor, höher und höher. Schon versinkt drunten das Brausen des Erdballs,, schon dringt aus dem Tor der Ewigkeit ein hoher, Heller Ton. Da tritt ihm ein schwarzer Engel entgegen und weist ihm den Weg:

Du warst kein Held des Liebens und des Hassens, du warst der Mann des lauen U n t erlassens, nun ziemt dir nicht das bunte Feierkleid; es führt dein Weg seitab zu langem Leid.

Du hast gehört der Menschheit Jammerschrei und ging st vorbei! -"

-und gingst vorbei?

*

Begrab dein eigen Leben in andrer Herzen hinein, so wirst du. und bist du ein Toter, ein ewigLebender sein.

K. Siebel.

Für die Schriftl. verantwortlich: I. V. Or. P. Nadig. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei

Amtliche und Privat Anzeigen.

Rster Kreuz Eil».

Unter Bezugnahme auf die Mitteilung im gestrigen Blatt machen wir bekannt, daß Herr Fabrikant Sannwald wenn irgend möglich, nächster Tage nach dem Feld mit Liebes­gaben abgehen wird. Wir bitten, warme Hemden, Unter­beinkleider und Socken zu dieser Fahrt im Eeorgenäum ab­zugeben. Eine Garantie dafür, daß der einzelne Soldat die Sache bekommt, kann nicht garantiert werden.

Calw, den 22. Sept. 1914.

Der Bezirk-Vertreter des Landesvereins vom Roten Kreuz.

Calw.

Ein abgängiger Kastanienbaum

bei der Perrot'schen Turmuhrenfabrik wird am Donnerstag, den 24. September 1914, vormittags 9 Ahr, im Amtszimmer der Stadtpflege auf dem Stock verkauft.

Den 21. September 1914.

Stadtpflege: Dreher.

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in gutem christlichem Hause. Es wird weniger auf Lohn gesehen als auf gute Behandl. Friedrich Bachmann, Küfer, Rotfelden, O.-A. Nagold.

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und erbitten uns gefl. Angebote.

Vereinigte SeLensaWea Calw. A.-S.

Calw.

Bei den hiesigen Sammelstellen sind bis 15. September 1914 folgende Gaben für das

Rote Kreuz und zur Unterstützung der Familien dies. Ausmarschierter

eingegangen:

Sammelstelle: Calwer Tagblatt, Paul Adolfs fr.: C. St.

13 Ml., C. C. 30., Reg.-Bamnstr. Geiger 10., I. B. 25., P. Adolff sen. 70., Priv. Kugele 5., N. N. 6 ., Witwe Kilgus 10. , Amtsrichter Votteler Cigarren und Chokolade.

Sammrlstelle: Dr. med. Autenrieth, Krankenhausarzt:

Frau Carl Reichert 10., Frau Hertter, Waschfrau, Vorstadt ö., N. N. 10..

Sammelstelle: Rektor Beutel: Frl. Perrot 2., Ge­päckträger Rehm 1., Ing. Keller 2., Hptl. Birk 10., Hptl. Seeber 5., Hptl. Fischer 10., Un­genannt 3., Witwe C. Herzog 50., Rektor B. 10.. Sammelstelle: Reg.-Rat Binder: Reg.-Rat Binder 50.. Sammelstrlle: Stiftungspfleger Bühner; Ungenannt D. 60., Würth 5-, G. Stahl 10., Vögele 2., F. B. sen. 30., E. Miller 5., L. B. 20., G. R. 20 ._, K. Kraust 20._

Sammelstelle: Costenbader: Oberst Scholl 50., Eduard Pfrommer 5., Robert Wagner 10., Hechler Wwe. 5., Josef Bauz 50., Amtmann Rippmann 10.,

Dekan Roos 2., W. 8., Konrad Wagner 20., Friedrich Birk 3., Wilhelm Wiedmann, Privatier, 45., Lank Wwe. 2., Moritz Stroh Wwe. 40., Friedr. Dongus 5., Christian Zahn 2., Jul. Pflieger 2., Carl Kleinbub 30., Wilh. Buck Bäckermstr. 5., Baurat Krauß 10., Mich. Schmerle von Kentheim 2., Hermann Georgii, Dipl.-Jng. 40., Wintersport-Verein Calw 169.70, Bolz, Wirt 20., Louis Beißer 3., Hermann Beißer 4., Frl. Marie Fiechter, Dienstmädchen 2., Frl. Sofie Perrot 3., Frl. L. M. H. 20., Frau Else Glast, geb. Adolff, Stuttgart 10., C. Costenbader 80.30.

Sammelstelle: Gutsbesitzer Dingler: L. H. 5., Fr. Sch. 2., I. K. 2., Frau H. 3., W. B. 2., Schneider­meister G. 5., Fr. N. 2., N. N. 5.60, H. D. 10. W. D. 5, W. D. 5., W. D. 50., E. B. 20., E. B. 5., M. K. 3., Hilfsw. M. 2 Fl. Himbeersaft.

Sammelstelle: Stadtpflege Calw: Dr. M. 100, Fr. Herzog 20., Dienstagabend-Kegelgesellschaft im Bad. Hof" 100., Vereinigte Deckenfabriken Calw