des Verbündeten an. Oesterreich-Ungarn und Deutschland hätten vor der Welt ihre Ueberlegen- heit über die Tripleentente bewiesen und die nächsten Tage würden diesen Beweis zweifellos noch erweitern.

Wien, 26. Aug. Aus dem Kriegspressequartier wird amtlich gemeldet: Nach den letzten Nachrichten haben unsere Truppen in den Kämpfen um Krasnik über 300V Gefangene gemacht und 3 Fahnen, 20 Ge­schütze und 7 bespannte Maschinengewehre erbeutet. Gefangen genommene russische Offiziere, die den Feldzug gegen Japan mitgemacht haben, sagten über­einstimmend aus, daß die Angriffe unserer Streit­kräfte viel stürmischer seien, als die der Japaner.

Lemberg» 27. Aug. Der ruthenische Metropolit Graf Szeptycki erließ an die Gläubigen aller Grenz­ortschaften der 3 griechisch-katholischen Diözesen einen Hirtenbrief, in dem darauf hingewiesen wird, daß der russische. Zar die konfessionelle und nationale Freiheit, deren die Ruthenen sich in der Monarchie erfreuten, nicht habe ertragen können. Rußland ver­suche jetzt durch die Verbreitung einer Flugschrift, das Ruthenenvolk zum Landesverrat zu veranlassen. Die Ruthenen sollen aber bis zum letzten Bluts­tropfen der habsburgischen Dynastie und Monarchie treu bleiben.

Rußlands Werben um Bulgarien.

Sofia» 27. Aug. Unter dem TitelDie russischen Agenten an der Arbeit" führt das sozialistische Organ aus, datz die russischen Panslawisten die hiesigen Russophilen mit Telegrammen überschwemmen, um Bulgarien zum Bruch der Neutralität zu überreden. Zugleich werden mit russischem Gold von der hie­sigen russischen Eesandschaft inspirierte Hetzblätter verbreitet, die gratis verteilt werden. Das Blatt erklärt, wir wenden uns mit Abscheu von dieser verbrecherischen Agitation, der verachteten Werkzeuge des despotischen Rußlands ab und protestieren ener­gisch gegen den Verrat, der damit an dem Frieden, der Freiheit und der Unabhängigkeit Bulgariens begangen wird.

Revolution in Odessa.

Wien, 28. Aug. DasNeue Wiener Journal" meldet aus Bukarest: Nach einer Meldung an die hiesige russische Botschaft bombardiert der russische PanzerkreuzerPanteleimon" die Stadt Odessa, wo es den Revolutionären gelungen ist, die Herrschaft an sich zu reißen. Die die ganze Woche hindurch andauernden blutigen Straßenkämpfe endeten mit dem vollständigen Sieg der Revolutionäre. Die Entscheidung führten die Truppen selbst herbei, die sich nach der Niedermetzelung der Offiziere der revolutionären Bewegung anschlossen. Der Polizei­meister, der Eendarmeriechef und der Polizeikommi­sar wurden bei dem Sturm auf das Gefängnis ge­tötet. In allen öffentlichen Gebäuden, die beflaggt sind, arbeiten revolutionäre Kommitees. Das Bom­bardement richtete sich hauptsächlich gegen Gebäude und die Kasernen, wo die aufrührerischen Truppen sich aufhalten. Nähere Einzelheiten fehlen noch.

Unbehagliche Stimmung in England.

Kopenhagen, 28. Aug. Die LondonerEvening Post" schreibt in ihrer heutigen Ausgabe vom letzten Dienstag:Die Nachricht von den ersten ernsten Verlusten unserer Verbündeten und von der Tat­sache, daß unsere eigenen Leute auch schon im Feuer standen, bedeutete für viele unter uns ein Erwachen zu der harten Wirklichkeit, vor der wir stehen. Wir sind tatsächlich in einen harten Kampf mit der mächtigsten Militärmonarchie der Welt verwickelt. England ist in einer ernsten, sehr ernsten Lage. Die letzten Nachrichten lehren, daß die Tage des behaglichen Lebens vorbei sind. Jetzt, wo unsere Truppen und die unserer Verbündeten Niederlagen erlitten haben, ist kein Platz mehr fürTagediebe und Bummler".

Das Elend in England.

Wie groß das Elend in England ist, zeigt ein aus London vom 16. August an eine Amsterdamer Zeitung gerichteter Bericht. Es wird darin u. a. mit­geteilt: In England herrscht zur Zeit eine unbe­schreibliche Not, besonders in der Arbeiter­klasse. Tausende bisher als Arbeiterinnen beschäf­tigte Frauen laufen stellenlos umher und suchen ver­gebens nach Unterkunft. Die Ursache dieser Erschei­nung ist die Arbeitseinstellung in unzähligen Betrie­ben, die bisher Frauen beschäftigt hatten. Alle ver­suchen, jetzt als Dienstmädchen anzukommen, können aber nichts erreichen, da das Ueberangebot an weib­lichen Kräften zu groß ist. Speziell in den Midlands, vor allen Dingen aber in Lancashire haben zahlreiche Spinnereien und Weberei endie Tore geschlossen, weil es unmöglich war, die nötigen Rohstoffe zu beschaffen. In Leeds an der Arbeiterbörse wird Tag und Nacht gearbeitet, um die Gesuche der Arbeitslosen zu erledigen . Die Maschinenfabriken haben ihre Ar­beit größtenteils eingeschränkt und die' Kleiderfab­riken, die bisher 36 000 Arbeiter beschäftigten, ent­

lasten täglich Personal. In Nottingham arbeiten 20 000 Arbeiter nur noch einige Stunden täglich. In Liverpool laufen Tausende untätig herum, die früher als Köche, Bäcker u.s.w. auf den großen Pas­sagierdampfern beschäftigt waren. Denjenigen, die sich als Kriegsfreiwillige meldeten, wurde die Ver­sicherung gegeben, daß sie nach Beendigung des Kriegs in ihre Stellung wieder ausgenommen wer­den. Den Deutschen natürlich, insbesondere den deut­schen Kellnern gegenüber hat man von solchen Ver­sicherungen abgesehen, ja im Gegenteil, es wurde ausdrücklich beschlossen, nachdemKriegekeine Deutschen mehr zu beschäftigen.

Eine Ansprache des Kaisers.

Nach dem großen Siege in Lothringen hat der Kaiser im Hauptquartier die Truppen versammelt und, wie ein Ohrenzeuge meldet, folgende Ansprache an sie gehalten:

Kameraden!

Ich habe Sie hier versammeln lassen, damit wir uns gemeinsam des Sieges freuen, den unsere tapfern Kameraden in Lothringen errungen haben. Deut­sche Truppen aller Stämme haben in tagelangem Ringen mit opferfreudigem Mut und unerschütter­licher Tapferkeit den Feind siegreich zurllckgeschlagen unter Führung des bayrischen Königssohnes. Un­sere Truppen waren vertreten in allen Jahrgängen, aktive Soldaten, Reserve und Landwehr. Sie alle zeigten denselben Schneid, dieselbe Tapferkeit, das gleiche Gottvertrauen und rücksichtsloses Drausgehen. Dafür haben wir vor allem Dank zu richten an Gott, den Allerhöchsten. Ich gedenke in Ehren der Gefal­lenen, die ihr Herzblut verspritzt haben, wie wir es nachmachen wollen. Sie haben es getan in uner­schütterlichem Eottvertrauen. Noch viele blutige Kämpfe stehen uns bevor. Wir wollen dem Feind gründlich ans Leder. Wir kämpfen für eine gute und gerechte Sache, wir wollen und wir müssen siegen.

Unfern tapfern Kameraden, die uns vorange­gangen sind, zum Siege ein dreifaches Hurra!

Im Kampf gegen die Franktireurs.

Berlin, 27. Aug. Der Kriegsberichterstatter der B. Z. am Mittag" schreibt über den Kampf gegen die Franktireurs: Der Franktireurkrieg in Belgien ist die Schöpfung einer wohldurchdachten behördlichen Organisation. Ich habe es selbst gesehen, wie man den Bürgermeister des von uns zerstörten Clermont einbrachte, wo die Weiber wie Bestien nachts über schlafende Verwundete herfielen und sie in nicht wiederzugebender Weise marterten, bis sie der Tod erlöste. Belgier haben mir erzählt, daß dieser Bür­germeister trotz des innigsten Abratens des Orts­pfarrers die Bevölkerung zum Ueberfall auf die deutschen Soldaten aufgefordert und mit Waffen versehen habe. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Verteilung von Waffen und Munition an die Zivilbevölkerung systematisch durchgeführt worden ist. Die Wut der Bürger gegen Deutschland wurde künstlich durch lügnerische Nachrichten aufgestachelt: die Russen seien schon über Breslau hinaus in Deutschland eingedrungen und im Anmarsch auf Ber­lin, die Engländer hätten den größten Teil der deut­schen Flotte zerstört und landeten an der Ostseeküste, in Oberelsaß hätten die Franzosen unter der begei­sterten Mithilfe der Elsäßer einen großen Sieg er­rungen. Derartige behördlich verbreitete Gerüchte mußten das leicht erregbare belgiche Volk aufreizen. In wenigen Tagen wähnte man mit Hilfe der Fran­zosen die Deutschen aus Belgien Hinauszuwerfen. Um die Ueberfälle zu beendigen, gab es nur ein Mit­tel, nämlich mit unnachstchtlicher Strenge einzugrei­fen und Beispiele aufzustellen, die durch ihren Schre­cken für das ganze Land eine Warnung bilden. Die prompte Justiz und ebenso auch die der Provinz Lüt­tich auferlegte KriegskontriLution wirkten ausge­zeichnet und ich glaube, daß, vereinzelte Fälle aus­genommen, der Franktireurskrieg zu Ende ist. In Namur wurden viele hundert Pakete Zigaretten be­schlagnahmt, die zwischen dem Tabak Pulver enthiel­ten, woran sich die Soldaten beim Rauchen die Augen verbrennen sollten. Das belgische Heer hielt sich durchschnittlich überall tapfer. Panik und Flucht sind durch unsere strategische und taktische Führung, die der des Gegners überlegen war, begründet. Un­ter den fortgeworfenen Ausrüstungsgegenständen sah ich einigemal Hosen und erfuhr, daß einzelne Soldaten im Tornister Zivilkleider mittragen, um, wenn es schief geht, sich leicht in Zivilisten verwan­deln zu können.

Straßburg, 28. Aug. DieMörchinger Nachr." melden aus Dahlheim in Lothringen: Nachdem am 20. d. M. aus den Häusern der Ortschaften hin­terrücks auf unsere Truppen geschossen wurde, wurde auf Befehl das Dorf in Grund und Boden geschossen und dem Erdboden gleich gemacht. Dahlheim lag im Kreis Chateau-Salins und zählte 286 Einwohner.

Aus Stadt und Land.

Calw, den 29. August 1914.

Vom Rathaus.

Oeffentliche Sitzung des Gemeinderats unter dem Vorsitz von Gemeinderat Dreiß am Freitag nachmittag von 5 Uhr ab. Anwesend sind 11 Mit­glieder.

Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung mit freu­digen Worten über die heute bekannt gewordenen Siege und besonders über die Niederlage der Eng­länder. Er habe bei den bedeutenden Ereignissen die Glocken läuten lassen, um der Einwohnerschaft sofort die hocherfreuliche Kunde über deutsche Erfolge Mitteilen zu können. Bei kleineren Erfolgen werde am Rathaus 1 Fahne, bei größeren Erfolgen alle Fahnen aufgezogen werden, außerdem werden dann sämtliche Glocken den Siegesruhm verkünden.

Stadtschultheiß Conz" läßt das Kollegium freundlich grüßen, wovon mit Dank Kenntnis ge­nommen wird.

Den größten Teil der Tagesordnung umfaßten Reichsunterstützungen für die bedürftigen Familien ausmarschierter Soldaten. Ene ganze Meihe von Anträgen lag hiezu vor und bei allen wurde vom Eemeinderat die Bedürfnisfrage bejaht.

Die Bäckerinnung beabsichtigt eine Erhöhung der Vrotpreise und hat bereits eine solche eintreten lassen. Bom Oberamt ist zunächst eine mündliche Anfrage an den Gemeinderat über diesen Preisauf­schlag ein,gegangen. Der Vorsitzende bemerkt, daß gegen eine unwesentliche Erhöhung der Brotpreise nichts einzuwenden sei, da die Mehlpreise gestiegen feien, dagegen könne mit Recht verlangt werden, daß eine bessere Vackware geliefert werde; allgemein seien die Klagen über schlechtes Brot und es müsse öffentlich gesagt werden, daß Mißstände vorliegen, die im Interesse des Rufes der Stadt und im Inte­resse der Einwohnerschaft beseitigt werden müssen. Der Vorsitzende zeigte ein bei der Stadtpflege ein- gebrachtes Zweipfundlaibchen, das vollständig uni- genießbar war und höchstens für gewisse Tiere ver­wendet werden kann. Das Kollegium ist einstimmig und ohne Ausnahme der Ansicht, daß die Ausfüh­rungen des Vorsitzenden vollauf berechtigt seien und daß tatsächliche Mißstände vorliegen; die Bäcker­innung habe allen Anlaß, auf Lieferung guter und schmackhafter Vackware zu dringen. Gerügt wird ferner, datz das Brot sein Gewicht nicht habe, es sei konstatiert worden, daß an einem Zweipfünder bis zu 125 Gramm gefehlt hätten. Sodann wird ge­wünscht, daß beim Verkauf von Brot genaues Ge­wicht und der Preis angegeben werde, wie es in an­deren Städten überall üblich sei; auch wäre es zweck­mäßig, wenn die Innung von Zeit zu Zeit ihre Preise öffentlich bekannt machen würde. Der Ee- meinderat wird die Sache im Auge behalten und später weitere Beschlüsse fassen.

Durch die Verwendung des Feldschlltzen Wei- mert als Schutzmann ist der Feldschutz in Wegfall gekommen, lieber die Obst- und Kartoffelreife ist aber eine Aufsicht des Feldes dringend notwendig, weshalb Goldarbeiter Düttling zunächst auf zwei Monate als Feldhüter angestellt wird.

Für den zum Militär einberufenen Forstwart Winterle ist Förster Rüdinger als Stellvertreter eingetreten.

Die Gaswerksverwaltung teilt mit, daß noch ein Kohlenvorrat bis Ende Oktober vorhanden, be­reits ein Waggon Kohlen unterwegs und somit der Kohlenbedarf gesichert sei. Solange die Polizeistunde auf 10 Uhr festgesetzt ist, werden die Laternen um 11 Uhr ausgelöscht werden, dies bewirkt eine monatliche Ersparnis um 50 -li, die Laternen an den Straßen- llbergängen brennen wie seither die ganze Nacht.

Der Betrieb des Elektrizitätswerks ist ebenso vollständig gesichert, da ein Vorrat von Oel u.s.w. genügend vorhanden ist.

Der Vorsitzende der Ortsarmenbehördekommis- sion, G.-Rat Wagn e r, teilt sodann mit, daß in der Sitzung dieses Hilfsvereins beschlossen worden sei, aus freiwilligen Sammlungen and eventuell ans Mitteln der Armenbehörde zunächst jeder Frau 3 und jedem Kind 50 L wöchentlich zu verabfolgen, deren Ernährer in das Feld gezogen seien. Zu dieser Unterstützung tritt dann noch die Reichsunterstützung hinzu. An Beispielen wird gezeigt, daß die vorge­schlagenen 43 Familien dadurch einer nachhaltigen Unterstützung zuteil werden, so daß von einem Man­gel keine Rede sein könne. Es ist ferner beabsichtigt, wenn die Feldpost einmal in voller Tätigkeit be­griffen sei, hiesigen ausmarschierten Soldaten Klei­dungsstücke, Lebensmittel u. dergl. von hier aus je­dem einzelnen direkt zuzuschicken. Von einer Unter­stützung durch die Ortsarmenbehörde werden zunächst einige Familien ausgeschlossen, die aus einer Fabrik-, käste Unterstützungen erhalten; erfreulicherweise ha­ben alle Fabriken für ihre Soldaten und deren Fa­milien Unterstützungen ausgeworfen.

Den Schluß der Sitzung bildeten Mitteilungen von Erlassen, Dekreturen und Rechnungen.