Fuß total abdrückte. Die erste Hilfe brachte Dr. Schmid hier. Der Schwerverletzte wurde mit dem Krankenwagen ins Vezirkskrankenhaus nach Calw übergeführt.

Bad Liebenzell, 20. Juni. Nach dem überaus er­folgreichen Verlauf der vorjährigen ersten Liebenzeller Kurtheatersaison geht man daran, in wenigen Wochen, am 30. Juni, die zweite Spielsaison dieses- mal unter alleiniger Leitung des Direktors Carl Blumau zu eröffnen. Das ehrliche Bestreben der vorigen Saison, das Kurtheater und seine Dabietungen im gesellschaftlichen Leben des schönen Bades Liebenzell in die vorderste Reihe zu rücken, ist in jeder Hinsicht als gelungen zu betrachten. Diesem schönen Bewußtsein nicht nachzustehen, das wird das Ziel und das Trachten der diesjährigen Spielzeit sein,' die Direktion wird in dieser Hinsicht keine Mühe scheuen, um sich die künstlerische An­erkennung aller Kreise abermals zu erwerben, die im vorigen Jahr in einer Nummer des Kur- und Fremden­blattes mit schmeichelhaften Worten zum Ausdruck kam. Zu den bewährten, von den Kurfremden und Einheimi­schen geschätzten Mitgliedern der vorigen Saison, hat die Direktion in sorgfältiger Wahl eine Reihe tüchtiger Künstler und Künstlerinnen verpflichtet; weiter dann eine Auswahl interessanter Stücke der neuesten und der älteren Literatur, sowohl heitern als auch ernsten In­halts in genügend reicher Anzahl erworben, und hofft, in dieser Form gerüstet, willkommene und genußreiche Abwechslung in das an Unterhaltung gewiß nicht arme Kurleben der Saison 1914 zu bringen. Die städtische Kurkapelle wird an den Theaterabenden wieder wäh­rend der Sprelpausen für Zerstreuung sorgen, und dem jeweiligen Charakter des Stückes angepatzte Musikstücke vortragen; so wird dem Kurpublikum reiche Gelegen­heit, vergnügte Stunden in angenehmster Anregung zu verbringen, geboten werden.

Im Inseratenteil der heutigen Nummer des Kur­blattes finden unsere Leser eine Einladung zum Dutzend­abonnement, dessen vorteilhafte Bedingungen den häufi­gen Besuch der Theatervorstellungen gegen geringen Preis ermöglichen. Es wäre wünschenswert, wenn das Theater und seine guten und schönen Bestrebungen durch recht zahlreiche Beteiligung am Dutzenbilletverkauf unterstützt würde, wie es in der vorigen Spielzeit so ausgiebig der Fall war; denn nur der gute Theater­besuch macht das Theater, und sei es das der idealsten Bestrebungen, lebensfähig. (Einges.)

Pforzheim. 18. Juni. Heute fanden die Stadt­verordnetenwahlen der 2. Klasse (Mittelbesteuerten) statt. Sie zeigten mehr als in der 3. Klasse (bei wel­cher die Sitzverteilung gleichblieb) eine Zunahme der soz.dem. Stimmen, und zwar so, daß die Soz. diesmal 1 Sitz mehr erhielten als letztesmal (diesm. 4 soz. Sitze gegen 12 bürgerl., vor 3 Jahren 3 soz. Sitze gegen 13 bürgerl.) Bei der heutigen Wahl waren übrigens die Bürgerlichen in 2 Lager geteilt. Neben der Liste der 14 vereinigten bürgerl. Parteien und Gruppen gab es noch eine Liste der neugegründeten freien Bür­gervereinigung. Sie erhielt 2 Sitze, die 14 bürgerl. Korporationen 10. Die Stimmenzahl war: Ver­einigte bürgerl. Parteien 1761, Freie Vürgervereine 353, Soz. 828, zus. 2942 von 4272 Wahlberechtigten. Die Beteiligung war also flau.

Württemberg.

Die Unwetterschäden. Neue Verheerungen.

Stuttgart, 19. Juni. Eemeinderat Klein teilte in der gestrigen Sitzung des Eemeinderats auf An­

frage mit, daß sich nach einer Schätzung des Tiefbau­amts der Schaden, den die Stadt Stuttgart durch den Wolkenbruch am Dienstag erlitten hat, auf 70100 000 Mark belaufe. Das Neue Tagblat schreibt: Eine be­neidenswerte Phantasie entwickelt die Berliner Morgen­post vom 18. Juni in einem Artikel über Verwüstun­gen in Mittel- und Süddeutschland. Dort heißt es unter anderem:Die Eisenbahnschienen sind teilweise, beson­ders in der Umgebung von Stuttgart, auf Hunderte von Metern unterspült und hängen sozusagen in der Luft." Wir können allen, die durch diese Nachricht in Besorg­nis geraten, die Versicherung geben, daß die Eisenbahn- verwaltung selbstverständlich dafür gesorgt hat, daßdie auf Hunderte von Metern in der Luft hängenden" Eisen­bahnschienen keine Gefahr für den Verkehr bilden. Auf je 20 zu 20 Metern sind große Fesselballons stationiert, die die Schienen an starken Stahltrossen tragen! Außer­dem werden allen Passagieren, die über die gefährlichen Stellen fahren, auf Wunsch Flugapparate zur Verfügung gestellt. Schömberg OA. Rotttveil. Heute nach­mittag zwischen 2 und 3 Uhr setzte ein Wolkenbruch unsere Stadt unter Wasser. Außerdem fiel schwerer Hagel. Die oberen Straßen waren schnell zu Bächen geworden. Die Straße von Balingen nach Rottweil ist 1 Kilometer unterhalb der Stadt durch eine abge­rutschte Böschung verschüttet. Die Schlichem hat ihr Tal zu einem See angefüllt. Der Blitz hat in ein Haus ge­schlagen, ohne zu zünden. Der Wasser- und Hagelscha­den läßt sich heute noch nicht abschätzen. Bodels- Hausen OA. Rottenburg. Bei dem gestern nachmittag über unsere Gegend niedergegangenen schweren Gewit­ter ist der weithin bekannte 58 Jahre alte Schäfer und Oelmüller Michael Nill, der im Gewand Eaishalde auf dem Felde beschäftigt war und unter einem Baum vor dem Unwetter Schutz gesucht hatte, vom Blitz er­schlagen worden. Beunruhigt durch das lange Aus­bleiben des Vaters, der vor Ausbruch des Unwetters allein vom Hause fortgegangen war, suchten die Ange­hörigen die ganze Nacht und auch den heutigen Vor­mittag nach ihm, bis sie den Vermißten unter dem Baum tot auffanden. Der Blitz hatte ihn in den Hin­terkopf getroffen, die Brust verbrannt und auch den Hut und die Hose zerrissen. Brackenheim. Ober­regierungsrat v. Falch von der Zentralleitung für Wohl­tätigkeit hat sich heute vormittag nach Botenheim und Cleebronn begeben, um die Stätten der Unwetterkata­strophen zu besichtigen. Heute früh traf noch eine weitere Kompagnie des Infanterieregiments 122 von Heilbronn in dem am meisten betroffenen Cleebronn ein. Dort verlautet, daß der auf 300 000 °4l bezifferte Schaden noch viel zu nieder angegeben sei. Erst jetzt erfährt man, daß die Weinberglagen von Meimsheim völlig ver­hagelt sind. An einen Ertrag ist Heuer nicht mehr zu denken. Saulgau. Gestern mittag ging schon wieder ein schweres Gewitter über die Gegend nieder, das zahlreiche elektrische Entladungen mit sich brachte. Ein Blitzschlag traf in Ennetach die gerade beim Mit­tagessen sitzende Familie des Eisendrehers Johann Kö­nig. Sämtliche vier Personen wurden verletzt. Die Ehefrau hat an der Seite schwere Brandwunden er­litten und war längere Zeit bewußtlos. Man hielt sie anfangs für tot. Heute war sie noch teilweise ge­lähmt. Das Sprachvermögen kehrt langsam bei ihr zurück. Auch zwei von den Kindern haben erhebliche Brandwunden erlitten.

Reutlingen, 19. Juni. Als der König neulich zum Vundeskriegerfest hier war, soll er im Gespräch

u. a. geäußert haben, Reutlingen sei der Stolz seines Finanzministers. Das wird leicht verständlich durch die jetzt bekannt gewordene Tatsache, daß der Wehr­beitrag von Stadt und Bezirk Reutlingen, dessen end- giltige Feststellung demnächst bevorsteht, die Summe von einer Million Mark bereits überschritten habe.

Grunbach OA. Schorndorf, 19. Juni. Bei dem gemeinschaftlichen Turnfest der fünf Gemeinden Grunbach, Geradstetten, Hebsack, Winterbach und Weiler ereignete sich hier ein bedauerlicher Unfall mit tödlichem Ausgang. Der Turner Christian Krauter von Weiler machte gleich zu Anfang eine ziemlich schwierige Uebung am Reck, glitt aber infolge eines Griffwechsels plötzlich aus und stürzte trotz Hilfsstellung so unglücklich auf den Kopf, daß der rasch herbeigerufene Arzt einen Wirbelbruch feststellte und seine sofortige Ueberführung in ein Krankenhaus anordnete, wo er jedoch tags darauf verstarb.

Mergentheim, 19. Juni. Der kath. Oberkirchenrat Johan Michael Zeller, Dekan, Stadt- und Garnisons­pfarrer, ist nachmittags 4 Uhr während einer Sitzung auf dem Rathaus von einem Schlaganfall getroffen worden, der alsbald zum Tode führte.

Au» Welt »rnd Jett.

Verschüttet Explosionen.

Nizza, 19. Juni. Auf der neuen Bahnlinie von Nizza nach Cunso (zwischen Bospel und Vrai) ist durch einen Erdrutsch ein Teil eines Tunnels einge- ftürzr, wobei 30 Arbeiter verschüttet wurden. Die Aufrüumungsarbeiten sind in vollem Gange. Bisher sind 12 Tote und 7 Verletzte aus den Trümmern hervorgezogen worden. Brüssel. Heute vor­mittag entstand in einem Schacht der Kohlengrube von Venne bei Lüttich aus bisher unaufgeklärter Ur­sache eine Explosion. Es entstand eine Panik, jedoch konnten alle Bergarbeiter bis auf einen, der getö­tet wurde, gerettet werden. In der Kohlengrube von Vieille Marihayan ist in etwa 640 Metern Tiefe ein Brand ausgebrochen. Um 2 Uhr mittags waren 300 Arbeiter aufgestiegen. Man weiß noch nicht, ob es den Arbeitern gelungen ist, sich zu retten. C al- gary (Staat Alberta, Canada.) In der Hillerest­kohlenzeche im Crowsnest-Paß-Distrikt in der Nähe von Fernie hat eine Explosion stattgefunden. Dem Schacht entsteigen riesige Rauchsäulen und Flammen. Die Schätzung der Totenzahl schwankt zwischen 200 und 600. Bis zum Abend waren 50 Leichen ge­borgen.

Durazzo.

Durazzo, 19. Juni. Heute früh 5f4 Uhr bedien­ten die Freiwilligen Ingenieur Haesler, der preußi­sche Rittmeister der Reserve von der Lippe und der Journalist Lorch (Lorch ist Württemberger) ein Skodageschütz, das sie hm Lauf der Nacht im Aufträge der albanischen Regierung an Bord des gecharterten DampfersHerzegowina" gebracht hatten. Die feind­lichen Stellungen bei Kawaja und Rastbul sowie der Bazar Schiak wurden mit 60 Schüssen beschossen, die sie mit gutem Erfolg abgaben. Auch im Laufe des Tages gab die Batterie gegen die feindlichen Stellun­gen Schüsse ab. Sonst verlief der Tag ohne besondere Ereignisse. In Durazzo hält die Panik an. Sehr viele Familien begeben sich nach außerhalb. In den Spitälern werden die zahlreichen Verwundeten aufs sorgfältigste verpflegt. In dem Gelände des gestrigen Kampfes wurden heute noch mehrere Tote und Ver-

Der rote Hahn.

23) Romanv. Palle Rosenkrantz. Deutschv. Jda Anders.

Frederiksen näherte sich der Gruppe. Hilmer sah ihn scharf an.

Sind Sie Herr Kriminalkommissar Frederiksen?

Frederiksen verneigte sich.

Was wollen Sie von meinen Arbeitsleuten? fragte Hil­mer wieder.

Ich habe Order von Herrn Kriminalassefsor Richter, die beiden Personen zur Stelle zu schaffen, lautete die kurze Antwort.

Hilmer wurde ein wenig ärgerlich. Sie sind nicht zum erstenmal hier. Vor ein paar Tagen verhafteten Sie eine Frau. Sie haben wiederholt meine Leute ausgefragt. Es wäre am passendsten gewesen, wenn Herr Richter sich an mich gewandt hätte. Er muß doch wissen, daß diese Leute bei mir arbeiten. Ich stecke mitten in dere Heuernte und brauche meine Leute, und den beiden da mag ein Tagelohn sehr nottun. Sie sind außerdem vom Bürgermeister verhört worden, und die Sache ist abgeschlossen.

Frederiksen verneigte sich höflich, sagte jedoch bestimmt: Entschuldigen Sie, Herr Gutsbesitzer, aber das alles geht mich ja nichts an. Ich habe meine Order ...

Hilmer wurde hitzig. Ich kümmere mich den Teufel um Ihre Orders. Dies hier ist mein Hof, und ich brauche meine Leute. Heute haben wir alle Hände voll zu tun. Muß Ihr Assessor durchaus mit den Leuten sprechen, dann mag er bis Feierabend Watten.

Der Herr Gutsbesitzer fassen die Situation falsch auf, war alles, was der Beamte antwortete.

In diesem Augenblick kam der Schutzmann Jensen vom i Garten herein. Frederiksen winkte ihm zu.

Jensen, es sind die beiden, die da stehn, Mann und Frau. Wollt ihr beide mitkommen, sagte er zu den Häuslern gewandt.

Mitkommen? fragte der Häusler.

Frederiksen zeigte seine Medaille. Ja, es geht zur Po­lizei. Ihr seid verhaftet, alle beide. Kommt nun!

Hans Jepsen grübelte nach: Ja, Stine, darein müssen wir uns finden, es ist die Polizei.

Die Frau begann zu weinen.

Hans Jepsen sagte höhnisch, zu dem Beamten gewandt: Dann senden Sie wohl auch eine Droschke zu unsrer Hütte hinaus, da sind fünf Kinder, und das Jüngste ist erst acht Monate.

Für die Kinder wird gesorgt werden, sagte Frederiksen, aber da fiel Hilmer ein: Darin finde ich mich, hol mich der Teufel, nicht.

Das werden Sie, hol Sie. der Teufel, wohl müssen. Kom­men Sie jetzt, Jensen. Mehr sagte Frederiksen nicht, dann ging er zum Garten.

Hilmer wollte ihm folgen, aber in diesem Augenblick kam Seydewitz vom Hause hinaus.

Seydewitz war von Justesen mit der Situation bekannt gemacht worden. Er sah sofort, daß Hilmer im Begriff war, zu weit zu gehn, er schritt rasch auf ihn zu.

Herr Gutsbesitzer nehmen Sie sich in acht, Sie werden es bereuen, wenn Sie sich in die Geschichte hier mischen.

Hilmer blieb stehn. Die beiden Häuslersleute gingen vor dem Beamten aus dem Hofe hinaus.

Das ist doch, Gott straf mich, ein zu starkes Stück, sagte der Gutsbesitzer und schnappte nach Lust.

Seydewitz zuckte die Achseln.

Ja, es ist sehr hart, aber daran können weder ich noch Sie etwas ändern.

Hilmer knöpfte nervös seinen Rock über der Brust zu. Weil es bei einem armen Manne brennt, soll die Polizei ihn, ihn und seine Frau, von fünf kleinen Kindern wegschleppen dürfen. Nein, hören Sie mal, mein Lieber, das ist zu gemein.

Die Polizei muß ja eine gewisse Macht haben. Ich will das Geschehene nicht verteidigen, aber um das Rechtmäßige daran verstehen zu können, muß man mit der Sache vertraut sein, und das bin ich nicht.

Seydewitz freute sich, daß der Sturm vorüberge­gangen war.

Aber hat Bürgermeister Hansen nicht das Ganze unter­sucht und die Sache abgeschlossen? fragte Hilmer, während die Leute langsam wieder an ihre Arbeit gingen.

Seydewitz zuckte die Achseln. Sehr richtig, aber auf Wunsch der Feuerversicherungsgesellschaft hat der Minister diese Kommission eingesetzt, die berechtigt ist, diese Sachen wieder aufzunehmen.

Hilmer unterbrach ihn: Das heißt also, es kann mir ge­schehen, daß Sie eines schönen Tages Lust bekommen, auch meine Sache zu behandeln, den Brand hier im Oktober, nach­dem die Versicherungen und das Ganze bezahlt ist und die Scheunen wieder aufgebaut werden sollen. Dann kann es mir passieren, daß sich dieser Flegel von Kriminalgettchts- assessor über mich hermacht und in meinen Verhältnissen wühlt.

Das passiert Ihnen sicher nicht, Herr Gutsbesitzer, sagte Seydewitz beruhigend.

(Fortsetzung folgt.)