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Nationalsozialistische Tageszeitung
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^Alleiniges Amtsblatt für alle Stadt- und Gemeinde-Behörden des Kreises Calw
Nr. 208
Talw, Samstag, 11. Juli 1S3S
S. Jahrgang
England hebt Sanktionen ans
And Frankreich betrachtet das Mittelmeerabkommen als erloschen
< ZI. London, 10. Juli.
Zwei politische Akte beschäftigten am Freitag die englische Öffentlichkeit — mehr, als man zugeben will: König Eduard Unterzeichnete lm Buckingham-Palast die Verordnung. mit der die gegen Italien verhängten Sanktionsmaßnahmen mit dem 10. Juli aufgehoben werden. Dem feierlichen Akt wohnten Lordpräsident Namsah Macdonald, Lordsiegelbewahrer Lord Halifax, Arbeitsminister Brown und der Haupteinpeitscher der Konservativen Partei. David Margessen. bei. Die Aufhebung der Sanktionen ist nunmehr von Großbritannien, der Schweiz, Schweden und der Türkei — Polen hat sie schon früher durchgeführt — offiziell beschlossen worden.
Gleichzeitig wurde bekannt, daß der französische Botschafter in London am Donnerstag dem britischen Außenamt mitgeteilt hat, daß nach Ansicht der französischen Negierung die Garantieverpflichtungen im Mittelmeer Hü bestehen aufgehört haben. Nach franzö- sischer Ansicht fehlt bei der Abschaffung der Sanktionen die rechtliche Grundlage für diese Vereinbarungen. Reuter meldet hierzu. daß das gleiche auch auf die gegenseitigen Beistandsabkommen zwischen Großbritan- nien. der Türkei. Griechenland und Süd- flawien zutrefse, Verpflichtungen, von,denen
Eden im Unterhaus erklärt hat. daß sie. soweit Großbritannien betroffen sei, fortbestünden.
England für vorläufige Aufrechkerhalkung der Abmachungen
Die Stellung der britischen Negierung zu der Frage, ob der sogenannte provisorische Mittelmeerpakt für Großbritannien noch gilt, ist erneut dahin festgelegt worden, daß nach englischer Ansicht diese Garantien bestehen geblieben sind, insoweit sie Großbritannien. Griechenland, die Türkei und Jugoslawien betreffen. Die Zusicherung gegenseitigen Beistandes wird demnach zwischen diesen vier Ländern weiterhin ..vorläufig" als gül'ig angesehen und durch das von Frankreich ausgesprochene Erlöschen seiner Beistandsversicherung nicht berührt.
Diese Tatsache wird vom diplomatischen Mitarbeiter von Reuter wie auch von Preß Association ausdrücklich bestätigt. Der diplomatische Reuterkorrespondent weist darauf hin, daß nach Ansicht der britischen Regierung die Zeit der Ungewißheit, die auf die Aufhebung der Sanktionen folgen müsse, noch Nicht beendet sei und daß daher auch die Abmachungen ans gegenseitigen Beistand gemäß Art. 1v Abs. 3 zwischen Großbritannien, Griechenland, der Türkei und Jugoslawien fortdauern. Die
Verlängerung der Zusicherungen, so schreibt er, sei zwischen Eden und den Vertretern der betroffenen Mittelmeerländer in Genf ausdrücklich besprochen worden. Die Vertreter dieser Länder hätten dabei erklärt, daß sie diese Abmachungen weiter bestehen zu lassen wünlckten.
Das erste italienische Echo
Der Beschluß des englischen Kabinetts, die Heimatflotte aus dem Mittelmeer nach und nach zurückzuziehen, findet in der italienischen Presse einen starken Widerhall.
„Corriere della Sera" schreibt, die Zurücknahme der englischen Seestreitkräfte aus dem Mittelmeer sei eine Geste, die Eindruck mache. Man beginne, wenn auch nicht in der Form, so doch wenigstens dem Inhalt nach Italien Gerechtigkeit widerfahren zu lasten. Die Turiner „Stampa" erklärt, die Sanktionspolitik habe in den letzten 24 Stunden einen harten Stoß erhalten. Man werde allerdings noch abwarten müssen, um eine Schlußbilanz der englischen Flottenverschie- bungen ziehen zu können. Es dürften keine verborgenen Rückstände der gegen Italien gerichteten Koalition erhalten bleiben. Erst dann werde man in die positive Phase des Wiederaufbaus eintreten können.
Hungersnot droht in USA.
Hilfsmaßnahmen der Regierung — Bis jetzt 3VV Todesopfer — Neuyork verödet
' ^ Neuyork, 10. Juli.
Die Hitzewelle, die bisher schon verheerende Folgen gezeitigt hat, scheint noch länger anzuhalten. Man rechnet für die nächsten Tage mit neuen Rekordtemperaturen. Am Donnerstag erlebte Neuyork den bisher heiße st enTaginseinerGeschichte. Auf dem Times-Square wurden in den Abendstunden 46 Grad Celsius im Schatten und 63 Grad in der Sonne gemessen, in den Wohnvierteln der ärmeren Bevölkerung betrug die Temperatur nach Sonnenuntergang noch 47 Grad im Schatten. Die glühenden Straßen waren völlig verödet. Aeber eine Million Einwohner verbracht« die Nacht am Ozeanstrand' auf Conney Island oder im Central-Park, wo besondere Polizeiaufgebot« für Ordnung sorgten.
Bisher hat die Hitzekatastrophe im ganzen Lande 300 Todesopfer gefordert. Die Zahl steigt jedoch stündlich.
Die Heuschreckenplage ist neuerdings auch in den Südstaaten in verheerender Form aufgetreten. Besonders Arkansas wurde von Heuschrecken heimgesucht. Ein Millionenschwarm vernichtete die ganze Umgebung einer Stadt und ließ kein grünes Blatt übrig. Sogar zum Trocknen aufgehängte Wasche wurde auf- gefreffen.
Die Bundesbehörden haben ihre Hilfsmaß- nahmen noch weiter ausgedehnt. Die Wieder- anstedlungsbehörde hat für sämtliche Wiederausbauanleihen der Bundesregierung für die Fsirmerfamilien in den Dürregebieten ein einjähriges Moratorium erklärt. Die Eisenbahntarife für Viehtransporte wurden in bestimmten Gegenden herabgesetzt, um den Abtransport des Viehes aus den Dürregebieten in fruchtbare Weidegeaenden zu erleichtern. Außerdem hat die Regierung die Nothilfeaktion, di« vorerst darin besteht, notleidende Farmer an öffentlichen Arbeitsprojekten zu beschäftigen, auch auf die von der Dürre betroffenen Südstaaten Nord- und Süd-Karolina, Tennessee, Kentucky, Virginia und Alabama ausgedehnt. Bisher wurden insgesamt 76000 Farmer bei Dammbauten und Bauten von Bewässerungsanlagen ,
eingestellt. Der Notstandsverwalter Iaes erklärte, daß ein großzügiges, sich über 20JahreerstreckendesProgramm gegen die Austrocknung des Bodens notwendig sei, um zu verhindern, daß die Prärie-Staaten in eine Wüste verwandelt würden.
Das unter Leitung Roosevelts zugunsten der von der Dürre betroffenen Farmer in Angriff genommene Nothilfeprogramm erheischt monatlich« Aufwendungen von etwa 1,7 Millionen Dollar. Außerdem werden Darlehen in einer Höhe von etwa 18,6 Millionen Dollar zur Durchführung des Erntehilfeprogramms einschließlich des Programms für erweiterten
km. Prag, 10. Juli
Die tschechoslowakischen Behörden haben gegen sechs reichsdeutsche Emigranten, dar« untervierJudenundeineJüdin, einen Ausweisungsbefehl erlassen, der nunmehr von der Prager Polizeidirektion vollstreckt worden ist. Die sechs Ausgewiesene« wurden an die österreichische Grenze gebracht. Sie hatten in Prag eine illegale Druckerei betrieben und nicht nur deutschfeindliche Hetzschriften hergcstellt. sondern sich auch in innere Angelegenheiten der Tschechoslowakei ein ge mischt.
Der Ausweisungsbefehl ist bereits vor einigen Wochen erlassen worden. Die Ausgewiesenen hofften aber immer noch, daß es den Prager Emigrantenvereinigungen gelingen werde, ihre „wertvollen" Persönlichkeiten der Tschechoslowakei zu erhalten. Ueber diesen „Wert" hat sich die „Obrana Naroda" kürzlich unzweideutig geäußert, als das Blatt kü^lich schrieb, daß der dauernde Zustrom von Emigranten die tschechoslowakische OeffeNtlichkeit ernsthaft zu beunruhigen beginn«. Das Tkckechentum könne nicht länger zmehen, wie dieses lästige, um- stürzleriiche und unerwünschte Element von überall her nach Prag komme. Nickt nur. daß
Futterrnittelanbau benötigt. Diese Beträge schließen die normalen Erntedarlehen ein.
Ackerbauminister Wallace erklärte, falls nicht größere Regensälle in den Mais erzeugenden Staaten während der Monate Juli und August niedergingen, würden 30 Millionen Dollar zum Zwecke von Viehaufkäufen in den von der Dürre betroffenen Staaten aus Bundesmitteln aufgebracht werden müssen. Der Minister bemerkte, daß das aufgekaufte Vieh geschlachtet und als Büchsenfleisch den staatlichen Nothilfestellen zur Weiterverteilung überwiesen werden würde.
die Emigranten den Tschechen das Brot wegnehmen, „sie füllen auch die Chro n i- ken der Sicherheitsorgane". Dieses „Chronikschreiben" scheint nun der Prager Polizei doch zu viel geworden zu sein; sie hat einen Anfang gemacht und die ersten sechs abgeschoben.
Wie man in Oesterreich über diesen Zuwachs denkt, darüber berichtete kürzlich das klerikale „Mühlhauser VolkSblatt" (Elsaß) in einem „Die Entwicklung in Oesterreich" überschriebenen Lagebericht, in dem daS Blatt wohl oder übel feststellen mußte: „Die Leute sehen ohne Mißbilligung, wie Hitler mit den Juden aufräumt, und wünschen für ihr Land nichts anderes. Eine ungeheure Flut von Ostjuden zehrt seit Kriegsende wie eine Schwäre am Bolkskörper. Hätte Dollfuß die Juden der Volkswut preisgegeben oder würde eS die Regierung heute noch tun, die Nazis hätten den besten Reklameartikel verloren."
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Die aus Genf ausgewtesenen italienischen Journalisten haben die Schweiz verlosten. Der Äweizeriscke Bundesrat hat den Zwischenfall damit für etlediot erklärt. ^^.
Die Tschechoslowakei weist jüdische Emigranten aus
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Völkerbundsfltzungen bringen es an und für sich schon mit sich, daß das politische Bild lebendiger wird, wenn selbst auch der Völkerbund als solcher im Sterben liegt. Zuviel hat in den letzten Wochen und Tagen der Genfer Völkerbund durchzumachen gehabt. Es war nicht nur das Ende der Sanktionspolitik, die jetzt offiziell abgeblasen wurde, es war die viel entscheidendere Frage noch, ob der Völkerbund sich selbst aus der schweren Krise hindurchrctten könnte. Wie sehr sein Ansehen in der Welt gelitten hat, zeigen nicht nur die bedenklichen Mienen und die zum Teil widersprechenden Reden seiner Mitglieder, sondern noch mehr Zwischenfälle wie die Vorgänge, die zur Ausweisung der italienischen Journalisten aus Genf führten und der tätliche Angriff ausländischer, vornehmlich jüdischer Pressevertreter auf Len deutschen Senatspräfidenten Greiser. Es mutet direkt eigentümlich an, wenn man erleben mußte, wie die großen Politiker der Westmächte einen Rückzug aus der unseligen Sanktionspolitik gegen Italien suchten und die Endlösung, die sie schließlich fanden: m i t den Sanktionen Schluß, aber keineAnerkennungderAnne xion. Glaubt man durch solche Halbheiten Italien- wirklich befriedigen zu können und es wieder auf seine Seite zu ziehen, um es dann in der Stresafront auss neue gegen Deutschland mißbrauchen zu können? Glaubt man. durch diesen Ausgang der Sanktionspolitik das Scheingesicht vom Schutz der Kleinen noch wahren zu können? Uns scheint vielmehr, daß d i e Recht haben, die vom Völkerbund nichts erhoffen, sondern die in ihm nur eine Ber- sammlung erblicken, in der die Großen allein Recht behalten, in der Gewalt vor Recht geht. Nie hat sich der Austritt Deutschlands aus dieser sehlgeborenen Institution mehr als berechtigt erwiesen, wie gerade in den letzten Lagen.
Ein Schuß fiel in dieser „denkwürdigen" Tagung: ein wirtlicher Schuß, mit dem sich ein überspannter tschechoslowakischer Journalist das Leben nahm. Der Grund ist nicht ersichtlich, wollte er daS Sterben dieses Völkerbundes nicht überleben? Aber auch ein moralischer Schuß, schon mehr das Platzen einer Bombe durch die Abrechnung, die der SenatSpXäsident von Danzig hier vor dem Forum des Völkerbundes über die verfehlte Politik und verfehlten Maßnahmen des Völkerbundskommissars in Danzig gab. Was er hier vorbrachte, war eine einzige Anklage nicht nur gegen den verfehlten Versailler Friedensvertrag, sondern auch gegen die verfehlte Bölkerbundspolitik, soweit sie sich durch und für den Völkerbundskommissar in Danzig auswirkte. Von der Bildfläche verschwinden, das wäre die einzige richtige Schlußfolgerung, weil die in Betracht kommenden Mächte Polen, Deutschland und der Danziger Freistaat viel schneller und friedlicher zum Ziele kommen als die „Schutz" verheißende Völkerbundseinrichtung. Die Ver- legenheit auf den Bänken der Delegierten bei diesem unerwarteten starken Auftreten des Danziger Vertreters war nicht gering. Man war nicht gewohnt, daß wohlberechtigte deutsche Wünsche mit so energischer Betonung vor die- 1 -m Forum vorgebracht wurden. Nun sucht man durch einenAusschußdenFallzu begraben, wie eS ja bei schwierigen Fällen immer Völkerbundstaktik gewesen ist. Ader man wird nicht umhin können, sich doch mit der Danziger Angelegenheit zu beschäftigen. Da ist nämlich das Interesse Polens und Deutschlands an einer friedlichen Beilegung viel zu stark.
^ ^ war auf dieser Tagung auch wieder viel von VolkerbundSreform die Rede.. Eine Losung konnte keiner geben und so hcch Man sie eben wieder einmal bis zum« Herbst verschoben. Frankreich hat sich natürlich für,