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Nr. 28!

Amts- unä Anzeigeblalt für äen vberamtsbezirk dalw.

Dienstag, den 3. November 1925.

Wirtschaftsnot und Loearno-Pakt.

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99 Jahrgang.

Eine Rede des Reichsautzenministers

TU Dresden, 2. Nov. Reichsminister Dr. Stresemann sprach gestern in Dresden bei dem Jahresbankett in der Ressource" über das ThemaWirtschaft und Locarno." Er erklärte, die Gesundung der deutschen Wirtschaft könne nicht von Kartellen und Syndikaten, sondern nur aus dem gesunden Wettbewerb des einzelnen Wirtschaftlers kommen. Durch die Inflation wurde der Wirtschaft das Betriebskapital entzogen und sie wurde auf kremdc Kapitalien angewiesen.

Nationales Denken lasst sich mit internationalen Ver­pflichtungen der Wirtschaft sehr wohl vereinige».

Doch viele Milliarden von Kapital sind erforderlich, um die deutsche Wirtschaft wieder auf ihre alte Höhe zu bringen. Jetzt, wo unsere Diplomatie kein Heer hinter sich hat, müssen Mittel und Wege unserer Staatskunst andere sein, als in der alten Zeit. Wenn ich heute deutsche Politik so treiben würde, als ob ich noch eine große Armee hinter mir hätte, würde ich handeln wie ein Kaufmann, der sein Geschäft nicht umstellt, auch wenn er Millionen verloren hat. Es ist besser, wenn man auch manch­mal einen Einfall hat und ihn ausführt, als wenn man Jahre hindurch nur darauf wartet, ob Göttin Fortuna kommt und einem all das wiedergibt, was man verloren hat.

Der Zweck von Locarno ist, durch politische Verständigung eine friedliche Entwicklung Europas aus lange Zeit zu sichern. Wenn gesagt wird, ich hätte auf Krieg verzichtet, so trifft das ru. Ich habe das getan aus der vernünftigen realistischen Ein­stellung heraus, daß wir keine Kriegsmacht mehr haben.

Die Achtung der deutschen Grenzen soll darum internatio­nal sestgelegt, soll unter die Bürgschaft der europäischen Mächte gestellt werden.

Lhamberlain hat mir gesagt:Englands gesamte Marine und Heeresmacht steht zu Ihrer Verfügung, wenn Frankreich Ihre Grenzen überschreitet."

Erklärungen an die Presse.

TU Dresden, 3. Nov. Reichsaußenminister Dr. Stresemann «mpfing die Vertreter der Dresdener Presse, um sich über den Vertrag von Locarno zu äußern. Er betonte, daß die deutsche Note vom 20. Juli 1925 in allen Teilen als Unterlage für Lo­carno gegolten habe.

Das Ergebnis von Locarno

sei, daß einmal der BegriffAlliierte" aufgehört habe, daß England ferner erklärt habe, es stehe bei einer neuen französi­schen Invasion mit allen militärischen Mitteln hinter Deutsch­land, daß endlich drittens das Syst cmdes Vergleichsverfahrens kn den Schiedsverträgen angenommen worden sei. Würde der

Die Untersuchung

der Explosionskatastrephe.

TU Berlin, 3. Nov. Wie das Grubenunterhaltungsaint durch den amtlichen deutschen Pressedienst mitteilt, hat die bis­herige Untersuchung über die Schlagwetterexplosion auf Zeche Holland 1 und 2 folgendes ergeben:

Kurz vor der Explosion ist in einem tieferen Flöz eine starke Erderschütterung (Gebirgsschlag) erfolgt. Dadurch sind größere Schlagwetter ausgetreten und mit dem Wetterstrom in höher gelegene Strecken gezogen. Dort haben sie sich entzündet. Die Ursache der Entzündung ist mit Wahrscheinlichkeit darin zu suchen, daß durch den Gebirgsschlag in der elektrischen Loko­motivförderung Kurzschluß und damit Flammenbildung auf­getreten ist. Die Fortpflanzung der Explosion ist durch das Ge- fteinsbauverfahren aufgehalten worden, das sich hierbei vorzüg­lich bewährt hat. Im ganzen sind 17 Mann tödlich verunglückt tmd zwar teilweise durch Gasvergiftung, teilweise durch Ver­brennung und teilweise durch mechanische Verletzungen. Die Untersuchung, an der der Leiter des Grubenunterhaltungsam- «es, sowie der Unfallausschuß der Grubenunterhaltungskommis­sion Dortmund teilnimmt, wird fortgesetzt.

Die Fürsorge für die Hinterbliebenen.

TU Gelsenkirchen, 3. Nov "iie Verwaltung der Zeche 1 und 8 Holland, hat heute an jede Familie der Hinterbliebenen eine besondere Unterstützung in Höhe von 150 RM. auszahlen las­sen. Die Stadt Gelsenkirchen hat den Betrag von 3000 RM. zur Verfügung gestellt, der auf die einzelnen Familien verteilt und morgen gleichzeitig mit der Ausgabe der Sterbegelder der Ruhrknappschaft von je 150 RM. ausgezahlt weiden soll. Die Beerdigungskosten hat die Zechenverwaltung übernommen. Die Knappschaftsberufsgenoffcnschaft hat die Feststellungen für die Rentenvcrsorgung der Hinterbliebenen sofort ausgenom­men. Die Rentenzahlungen, die für jede Witwe und jedes Kind je ein Fünftel des Jahresarbeitsverdienstes des Verun­glückten (im Höchstfall vier Fünftel) beträgt, wird für den Monat November gleichfalls morgen nachmittag überwiesen. Es ist Vorsorge getroffen, daß eine Notlage bei den Hinterbliebe­nen nicht eintreten kann. Die Toten sind im Knappschafts- «anrenhaus Gelsenkirchen aufgebahrt, wo auch der Schwerver- letzte untergebracht ist. Der Zeitpunkt für die Beerdigung ist stoch nicht festgesetzt.

Vertrag nicht unterzeichnet werden, so wür^c Pie Ablehnung für Deutschland dasselbe bedeuten, als wenn auf ernen schönen Maicntag die drei Eisheiligen folgten. Die gesamte Industrie habe sich für Locarno erklärt. Ter Locarnoer Vertrag sei der Ausgangspunkt einer europäischen Neuorientierung. Deutschland habe wieder angesangen, aktive Großmacht zu sein.

Die wirklichen Erfolge des Vertrages würden sich erst in den nächsten Jahren auswirken. Es sei notwendig, wenn wir nicht zu Grunde gehen wollen, daß wieder Milliardenkredite in unsere Wirtschaft gegeben würden. Die

Frage der Räumung Kölns

hält Dr. Stresemann für gelöst. Die Räumung erfolge in zwei Etappen, in einem Anfangstermin, der sehr bald sein werde, und einem Endtermin, der sich noch hinzöge. Es liege an den Ansprüchen der englischen Militärs, die es prinzipiell ablehn­ten, die Wiesbadener Quartiere ihrer französischen Kollegen zu beziehen, wenn sie nicht vorher renoviert worden seien. Es sei dringend notwendig, noch 14 Tage lang die Nerven zu behalten. Im Sinne unseres neuen politftchen Systems sei cs unmöglich, daß ein Reichskanzler, der die Verhandlungen in Löcarno führte, nicht auch den Pakt Unterzeichnete.

*

Der deutsch-italierr. Handelsvertrag.

TU Berlin, 3. Nov. An zuständiger Stelle werden zu dem deutsch-italienischen Handelsvertrag folgende Einzelheiten mit­geteilt: Nach den langwierigen Vorarbeiten ist der deutsch­italienische Handelsvertrag am Freitag nacht um 10 Uhr para, phiert worden. Samstag. 31. Oktober, erfolgte die Fertigstellung und Unterzeichnung des Vertrages, von italienischer Seite durch Mussolini und von deutscher Seite durch den Botschafter Neu­rath. Der Vertrag enthält als wesentlichen Bestandteil die un­eingeschränkte Meistbegünstigung. Alle Ausnahmen, die bisher noch bestanden haben, fallen nunmehr weg. Der deutschen Indu­strie kommen nunmehr alle Vergünstigungen zu, die die anderen ausführenden Staaten genießen chie bereits einen Handels­vertrag mit Italien abgeschlossen haben. Es sind dies gegenwär­tig Frankreich Belgien, die Tschechoslovakei und Oesterreich. Der Vertrag enthalt ferner Bestimmungen über die Freiheit des Handels, den Eisenbahnverkehr, das Recht des Erunderwerbs und der Niederlassungen, sowie auch die Meistbegünstigmrg für die Behandlungen deutscher Gesellschaften in Italien und den Grundsatz der Durchfuhrfreiheit für alle Waren. Der deutsch- italienische Handelsvertrag wird voraussichtlich erst am 15. No­vember in Kraft treten. Vis dahin ist eine Fortdauer des ge­genwärtigen Provisoriums auf der Basis des am 31. Oktober bestehenden Zustandes vorgesehen.

Das Beileid des Reichspräsidenten.

(TU.) Dortmund, 3. Nov. Reichspräsident von Hinden- burg hat an das Oberbergamt Dortmund folgendes Beileids­telegramm gerichtet:Die Nachricht von dem schweren Explo­sionsunglück auf der Schachtanlage Holland hat mich tief be­wegt. Ich bitte Sie, den Hinterbliebenen der toten Bergleute den Ausdruck meiner herzlichsten Teilnahme und den Verletz­ten meine besten Wünsche zu deren Wiederherstellung zu über­mitteln."

Der Krieg in Marokko.

Vom Kriegsschauplatz.

TU London, 3. Nov. Die Berichte aus Syrien haben, wie die Blätter aus Tanger berichten, auf die Marokkaner einen sehr tiefen Eindruck gemacht, insbesondere auf die gebildeten Kreise der Rifleute. Man glaubt, daß die Anhänger Abd el Krims aus diesen Nachrichten Kapital schlagen werden und daß man vor einer neuen Hochflut antifranzösischer Propaganda steht. Gleichzeitig wachsen die Befürchtungen wegen der Abreise des Marschalls Lyauthey. Seine Anweseicheit wäre gerade im In­teresse der Eingeborenen in Marokko heute notwendiger denn je. Die Beschießung von Tetuan dauert an. Täglich fallen etwa ein Dutzend Granaten in die Stadt.

Umgruppierung der französischen Truppen.

TU Paris, 3. Nov. Aus Fez wird gemeldet, daß Marschall Petain, der die Rückreise nach Paris antrat, vorher einen Kriegsrat in F^ unter Teilnahme sämtliche rTruppcnführer ab­gehalten hat. Nach einer Aussprache über die Unterkunft und d ieVcrpflegung der Truppen während des Winters wurde eine Umorganisation der Front beschlossen, deren Einzelheiten ge- hcimgehalten werden. Indessen glaubt die marokkanische Presse Mitteilen zu können, daß die Nordfront in zwei Flügel, einen westlichen und einen östlichen, eingeteilt werden wird, und daß das System der kleinen Posten aufgegeben werden soll. Statt dessen sollen Garnisonen von mindestens einem Bataillon Stärke in alle Hauptpunkte gelegt werden.

Der Streit um Mofful.

Tiirkiche Truppenverbände auf dem Wege nach Mossul.

TU Paris, 3. Nov.Daily Mail" meldet aus Beirut, daß große türkische Truppenverbände nach Mossul unterwegs find.

Tages-Spiegel

Heute findet der Empfang der Parteiführer der im Kabinett vertretenen Parteien beim Reichskanzler statt. Vom Zen­trum nehmen an de» Verhandlungen die Abgeordneten Feh- renbach, Marx und Stegerwald teil. Tie Deutsche Volks- parket wird durch die Abgeordneten Dr. Scholz, Dr. Cnr- tius und Tr. Kempkcs, die Bayrische Volkspartei dnrch Graf Lerchenfeld und den Abgeordnclen Leicht vertreten sein.

Von der heutigen Besprechung des Reichskanzlers mit den Parteiführern erhofft man eine endgültige Klärung der parlamentarischen Lage. F

Dr. Stresemann machte in Dresden über das ThemaWirt­schaft und Locarno" bemerkenswerte Ausführungen.

Einer Rentcrmeldung zufolge werden die Unterausschüsse der Interalliierten Kontrollkommission in Frankfurt, Hamburg und Breslau noch in diesem Jahr zurückgezogen.

Der französische Ministerrat hat sich gestern mit der Ncgiernngs: erklärung des neuen Kabinetts Painleve beschäftigt, die heute vor dem Parlament verlesen wird.

»

Die Regierungserklärung des Kabinetts Painleve ist sehr kurz gehalten und paßt sich dem Rahmen des Kartellprogramms an. Man glaubt die Sozialisten dadurch gewinnen zu kön­nen, was für das Schicksal des neuen Kabinetts entscheiden^ sein wird.

Durch den Einbruch des Winterwetters in Syrien hat sich die Lage der Franzosen zusehends verschlechtert. Auf dem marok­kanische« Kriegsschauplatz sind keine Kampfhandlungen zu ver­zeichnen.

Das Foreign Office, so wird weiter gemeldet, hat vergangene Woche erfahren, daß die Türken von französischer Seite die Er­laubnis erhalten haben, ungefähr 6000 Mann durch Syrien nach Mesopotamien heranzuführen.

Nach einer Havasmeldung aus Aleppo find die türkischen Truppen, die nach den französisch-türkischen Abmachungen von Angora nach der Jrakgrenze befördert wurden, kaum 6000 Mann stark. Diese Truppen sind als Ablösung der Abteilungen be­stimmt, die beurlaubt werden sollen. Ein erster Eisenbahnzug mit Urlaubern hat heute Aleppo verlassen. Weitere Züge wer­den für morgen erwartet. Die französischen Behörden haben alle Maßnahmen getroffen, um zu verhindern, daß die Türken bei der Truppenablösung ihren Grenzschutz im Irak zu verstärken suchen.

General Laidoner in Mossul.

TU London, 3 .Nov. Der Beauftragte des Völkerbundes in der Mossulfrage, der estnische General Laidoner, hat die Unter­suchung der Mossulzwischensälle in Mossul ausgenommen.

Kemal Pascha über die Mossulfrage.

TU Paris, 3. Nov. Mustafa Kemal Pascha hielt gestern in der türkischen Nationalversammlung eine Rede, in der er er­klärte, der Völkerbund habe nach einer an Ort und Stelle durch- gefiihrten Untersuchung die türkischen Rechte auf Mossul gutge­heißen. Das Recht sei endgültig anerkannt. Die Türkei halte sich jedoch entschieden an die Bestimmungen des Vertrages von Lausanne. Die Türkei sei friedliebend und wolle mit allen Völ­kern freundschaftliche Beziehungen unterhalten.

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Ansiedlnug armenischer Flüchtlinge rm Kaukasus.

TU Paris, 3. Nov. Der Völkerbund hat beschlossen, eine Kommission nach Armenien zu entsenden, die die Ausgabe hat, die technischen und finanziellen Möglichkeiten einer Ansiedlung der armenischen Flüchtlinge im Kaukasus zu studieren. Ein tech­nischer Sachverständiger wird die Bcwässerungsmöglichkeiten ini Kaukasus prüfen. _

Die Wirren in China.

TU London, 3. Nov. Nach einer Reutermeidung aus Peking ist die Lage in China verworren und die Berichte über die Ereignisse an der Kampffront durchaus widerspruchsvoll. Es wird berichtet, daß eine Division von Tjchang Tso Lin-Truppen bei Futschaufu gemeutert und darauf den Rückmarsch angetreten haben. Hieraus hätten die gegen Tschang Tso Lin kämpfenden Truppen der verbündeten Provinzen den Vormarsch angetreten. Auch der Militärgouverneur von Honan hat sich, wie behauptet wird, der Allianz angeschlossen. Weitere Meldungen besagen, daß auch General Feng gegen Tschang Tso Lin den Krieg er> klärt habe.

Die Pekinger Zollkonserenz.

TU Berlin, 3. Nov. Die Morgenblätter melden aus Paris: Nach einer Havasmeldung aus Peking hat die mit dem Studium der Zollauiouom-ie beauftragte Kommission gestern ihre erste Sitzung abgehalten. Der japanische Delegierte erklärte, das prak­tischste Mittel zur Durchführung der Zollautonomie würde Auf­stellung eines Indexes sein. Der Vertreter der Vereinigten Staaten betonte die Bereitwilligkeit seiner Regierung, noch über den Washingtoner Vertrag hinauszugehen, doch müsse die Ab­schaffung des Linkins der chinesischen Binnenzölle mit der Zoll- tarifautouo-mie zusammenfallen. Man glaubt, Mitteilen zu kön­nen, daß die englischen Delegierten denselben Standpunkt ver­treten hatten.

Das Grubenunglück auf der Zeche Holland.